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Übermeier

Er ist schon ein komischer Kauz, unser Manager. Michael Meier macht immer den Eindruck als sei die Welt gegen ihn, als müsste er sich permanent verteidigen, als würde niemand sein Genie genug würdigen. Er ist der Prototyp eines hoch-bezahlten leitenden Angestellten, hat nur das Pech mit vollem Umfang in der Öffentlichkeit zu stehen und damit einer Rechtfertigungspflicht zu unterliegen, die er so nie will.

Ich schrieb vor Wochen etwas über seine Auffassung von Öffentlichkeitsarbeit aber nach diesen zwei Wochen im Herbst ist es an der Zeit nach zu legen. Meier ist in meinen Augen nicht mehr tragbar für den FC. Er ist in erster Linie schuld an der Kaderzusammenstellung und am fetshalten an Trainer Soldo, der keinen Gegenpol darstellt und damit die schlimmst mögliche Konstellation am Geißbockheim komplettiert.

Die Joghurette erklärt die Welt

Fangen wir mal mit dem Offensichtlichen an:
Die Personalpolitik, die diesen Sommer in Köln betrieben wurde, kann nur mit viel Humor überhaupt als solche betrachtet werden. Der KStA und der EXPRESS berichten unisono von Angeboten, betreffend die Spieler Kagawa und Holtby, die dem Management im Sommer unterbreitet wurden. Beide sind in ihren jetzigen Vereinen voll eingeschlagen. Ob das in Köln auch so gewesen wäre, weiß man nicht, da muss dann ja auch der Übungsleiter mitspielen aber einen Versuch wäre es ja allemal wert gewesen. Stattdessen wurde in der Pause der -eh schon mit unnützen Spielern aufgeblähte- Kader weiter mit Neuzugängen belastet, die den FC keinen Schritt weiter bringen und eigentlich nur Geld kosten. Das herausragende Beispiel dieser Transferperiode ist das sicher der Grieche Konstantinos Giannoulis, der zwar keine Unmengen an Kohle bekommen dürfte aber halt überhaupt nichts im Kader eines Bundesligisten zu suchen hat, denn er stand nicht einmal in dieser Saison überhaupt in der 18-Aufstellung. Bei der dünnen Personaldecke des FC spricht das schon Bände. Was haben wir uns totgelacht als beim ersten oder zweiten Training nach dem Vorbereitungslager (also wieder in Köln) eine Hüpfbahn aufgebaut wurde und Giannoulis am zweiten Hindernis hängen blieb, hinfiel, wieder aufstand, wieder hinfiel, wieder aufstand, wieder hinfiel, einen Schluck Wasser trank und die Übung abbrach. Da hätte es in Sport-Leistung nicht mal ´ne “Fünf” für gegeben, so was gibt es eigentlich gar nicht. Die Frage, die man sich stellen muss: Wie kommt der FC an diesen Mann? War der Meiersche Frisör wieder in der Ägäis in Urlaub und hat da “was eingefädelt”? Soll mir bitte mal jemand erklären.

Als “Herausforderung” für Miso Brecko verpflichtete Meier den Brasilianer Andrézinho, der nach Vorne ein paar Ansätze mehr zeigte als unser etatmäßiger Slowene (was nichts heißt, denn dieser hat gar keine fußballerischen Kennzeichen), dafür aber hinten, also da wo er ca. 90% seines Arbeitslebens verbringt, noch fahriger und unsicherer erschien als der Master of Disaster himself. Haben wir also schon mal zwei Vögel, auf die der alte Spruch bestens paßt :“Sie sähen nichts, sie ernten nichts“.

Um den Weggang von Zoran Tosic (den ich bedauere aber der wohl unvermeidbar war) zu kompensieren, hat sich die sportliche Leitung für eine Doppellösung entschieden. Zu dem, bereits im Winter fix gemachten, Rumänen Ionita kam noch der Kroate Jajalo vom Serie A-Absteiger Siena auf Leihbasis mit Kaufoption. Inonita spielte in den ersten Saisonspielen kaum eine Rolle, wurde nur spät als letzte Option eingewechselt und blieb völlig ohne Wirkung. jetzt ist er erstmal verletzt. Jajalo wirkte am Anfang behäbig und langsam, hat sich aber einigermaßen berappelt und ist wohl mittlerweile im Kader gesetzt. Das macht immerhin Eins aus Vier. Naja.

Zusätzlich zu der verfehlten Einkaufspolitik wurde verzweifelt, dennoch erfolglos versucht Manasseh Ishiaku zu verkaufen, der seit Jahren keinerlei Rolle mehr spielt aber beim FC einen Vertrag bis 2025 zu haben scheint. Nach dem Abgang vom Womé und Maniche war klar, dass der Fokus auf den altbekannten Baustellen liegen muss: Außenbahnen und offensives Mittelfeld. Nichts, aber auch gar nichts wurde unternommen um hier für Entlastung zu sorgen. Man verließ sich auf die eigene Jugend. Taner Yalcin, Christian Clemens und Stephan Salger sollten die Mär der jungen Mannschaft weiter vorantreiben. Ob hier die nötige Klasse vorhanden war, spielte anscheinend keine Rolle. Jetzt bin ich ja durchaus ein Verfechter von Einsatzzeit von jungen (am liebsten aus der eigenen Jugend stammenden) Spielern aber eine ganze Saison auf dem Rücken der Talente austragen zu wollen erscheint mir doch ein wenig optimistisch. Eine ausgewogene Mannschaft setzt talentierte Neulinge so ein, dass keine Last entsteht, sondern dass sie die Möglichkeit zur Entwicklung haben, von Routiniers lernen können und nicht von der ersten Minute an die Angst haben müssen, dass sie für jeden Fehler die alleinige Verantwortung tragen. Hier kommt dann auch wieder Trainer Soldo in´s Spiel, der schon vor der Saison angekündigt hat, dass er nicht allzu viel vom FC-Nachwuchs hält und so einen vollkommen unnötigen Druck aufbaut. Ich verstehe die Strategie hinter einer solchen Aussage nicht. (Ich finde den link nicht mehr aber seine Aussage war dass er zwar notgedrungen ein paar junge Spieler mit ins Trainingslager nehmen wird aber nicht jeder dieser Spieler es schaffen wird, denn so gut seien sie nicht).

Zusätzlich sieht man ja die Konsequenzen, die der Trainer zieht: Taner Yalcin spielt in der Saison keine Rolle (oder hat das andere, möglicherweise taktische Gründe?) weil er in den ersten Saisonspielen nicht die spielentscheidenden Mittel fand, die anscheinend von ihm erwartet wurden, auf links kassierte Salger bei seinem Debüt eine „fünf“ beim EXPRESS und schwupps, keine Einsatzzeit mehr. Stattdessen versucht Soldo krampfhaft Fabrice Ehret umzuschulen und scheitert damit grandios.

Zur Gesamteinschätzung der Meierschen Leistung in Köln gehört aber auch die Außendarstellung, sowohl den Fans, als auch der breiten Öffentlichkeit gegenüber sind wir hier an einem Punkt angelangt, der mit lächerlich nur unzureichend umschrieben ist. Dies gibt er in der heutigen EXPRESS sogar unumwunden zu, gibt die Schuld dafür aber natürlich Soldo, statt sich selbst einmal in Frage zu stellen.

Meier macht sich vor den SKY-Kameras jede Woche mehr und mehr zum Affen. Diese Woche hakte sogar der äußerst devote Wasserzieher mal nach, als er die Antwort als offensichtlichen Unsinn erkannte. Was war passiert? Patrick Wasserzieher versuchte Meier ein wenig zu locken, indem er die Namen Kagawa und Holtby in´s Spiel brachte. Diese wären dem FC ja angeboten worden, warum man denn nicht zugeschlagen hätte. Meier konterte mit den Namen Yalcin, Clemens, Schorsch und Pezzoni. Ja, tatsächlich, er sagte Pezzoni. Das seinen alles junge Spieler auf die man seine Hoffnung gesetzt hätte und die würden ja auch „alle spielen“. Wasserziehen machte Augen wie Spongebob, zählte im Geiste mal durch, kam zu dem Ergebnis, dass -außer Clemens- niemand auf dem Platz stand und kam mit einem etwas zaghaften „Äh“ zurück, während Meier wohl in kurzer Zeit ein paar Promille ausgedünstet hatte und nachschob: „Fast. Spielen ja alle fast!“ Das ist Slapstick pur.

Seine Aussage zu dem vielzitierten Podolski-Interview waren auch eher dämlich. Man habe einen Plan, dieser sei mit Poldi abgesprochen und Poldi sein „ein Rädchen“ in diesem Plan und „wenn er funktioniert, funktioniert auch der Gesamtplan“. Nun, Podolski sagt dazu etwas komplett gegenteiliges: Man habe ihm einen Plan vorgelegt, der auch die Verpflichtung weiterer Leistungsträger beinhaltete. Das sind schöne Worte aber wie unser Stürmer treffend bemerkte ist „davon nichts zu sehen“. Was Meier macht ist schon unanständig. Er schiebt die Verantwortung für sein Scheitern auf Podolski zurück, denn der Umkehrschluss seiner Aussage ist ja der, dass es bisher nicht funktioniert hat, weil Podolski nicht funktioniert hat. Das ist verantwortungslos und mies im Stil. Außerdem ist es natürlich gelogen, denn Podolski spielt um ein mehrfaches besser als letztes Jahr (was natürlich zugegebenermaßen auch an seiner Position liegt).

Dass der Rest des Interviews auch komplett auf einer anderen Wahrnehmungsebene spielte als bei mir, zeigt sich bei Meiers beleidigter Reaktion auf einen SKY-Einspieler, der mangelnde Spielkultur beim FC ausmachte. Der Mundwinkel ging nach unten als hätte man ihm den Lutscher weggenommen und sofort kam sein altes Gerede vom begeisternden Spiel gegen Pauli und Hoffenheim und dass der FC dieses Jahr schon sehr, sehr schönen Fußball gespielt hätte. Wasserzieher beließ es dabei und verhielt sich damit journalistisch korrekt, denn er beobachtete nur, griff nicht ein und überließ es dem Zuschauer entweder in lautes Lachen auszubrechen (ganz Deutschland) oder sich mit offenem Mund zu schämen (Kölner).

Als letztes Beispiel für seine ganze Unsouveränität sei noch seine Reaktion auf den Daumschen Vorwurf, dass nichts passiert sei in den letzten fünf Jahren in Köln. Das ist ja nun nicht ganz von der Hand zu weisen und auch wenn ich Daum da durchaus Fahnenflucht vorwerfen könnte muss ich etwas anderes zu sagen haben als „Sehr interessant, der Herr Daum“ um mich danach sofort in mein Schneckenhaus zurück zu ziehen ohne wenigstens den Ansatz einer Verteidigung auf zu bauen. Es sei denn, man ist sich selbst über die Stimmigkeit im klaren, dann ist klar, dass man das aussitzen muss.

Ich fang ja schon gar nicht von der nicht-existenten Mitglieder- bzw. Fankommunikation an, das würde den Rahmen sprengen und meinen Puls nur noch weiter nach oben treiben. Die Trikotdiskussion hatten wir ja schon und das Ergebnis sieht man jeden zweiten Spieltag auf fremden Plätzen. Natürlich wird da kein Wort drüber verloren.

Leider ist eine Demission sowohl von Meier als auch von Soldo äußerst unwahrscheinlich. Es fehlt schlicht das Geld um die Abfindungen zahlen zu können. Die einzige Lösung wäre tatsächlich die Installation eines Sportdirektors (der aber auch nicht umsonst auf Bäumen wächst) und eine Degradierung Meiers zum Grüßonkel. Ob uns ein Sportdirektor weiter helfen würde? Es wär ein longshot, der Geld kosten würde. Ich kann mich nicht entscheiden aber ganz ausschließen möchte ich es (unter einem neuen Präsidium) nicht. Ich bin auf jeden Fall mal auf die JHV gespannt, zu bereden gibt es schließlich genug. Bis dahin ist Overath vielleicht auch wieder aus dem Urlaub zurück…

5 comments to Übermeier

  • Ich habe vor fünf Jahren geschrieben: Was dem FC fehlen, das sind Vision und Strategie. (http://blogs.23.nu/bubbleboy/0000/00/antville-7783/) Inzwischen ist das sogar Poldi aufgefallen, der ja nun wirklich nicht für Managementerkenntnisse zuständig ist, aber mehr davon zu haben scheint als Meier und Overath zusammen.

    Der FC braucht einen Sportdirektor. Der FC braucht aber auch einen fähigen Manager. Ich habe wirklich keine Ahnung, was Meier und Overath so den ganzen Tag denken. Jedenfalls fragen sie sich nicht, warum seit Meiers Wechsel nach Köln beim FC unterm Strich nichts passiert ist, beim BVB aber sehr viel.

  • Malzi

    Neben Meier und Soldo und einigen bereits von dir genannten Spielern sollte man vielleicht auch den Schwaatlappen von der rechten Rheinseite nicht vergessen. Der gute Herr Weltmeister hat sich bisher auch noch nicht mit Ruhm bekleckert (ich sage da nur Zypern…)
    Vielleicht sollte ein Neuanfang beim FC nicht immer mit dem Austausch der halben Mannschaft versucht werden. Vorstand raus!
    Mir fällt nur keiner ein, der´s machen kann? Tünn for President und Calli als Manager?
    Schau mer mal. Und zweite Liga ist doch auch ganz schön.

  • rulles

    tatsächlich ist dem bericht nix hinzuzufügen, aber es wird sich nix ändern in der geschäftsführung…aber so langsam wird soldo dann als schuldigen ausgemacht…
    doll wird ja dann wohl neuer trainer oder was liest man so heute..
    nix mit schäfer als trainer
    icke als co und tün als sportdirektor…

    mal sehn was am wochenende geht…

  • Nur der Ordnung halber: Lanig wurde auch geholt.

    Aber Meier ist im Moment der Knüller. Ihn sehe ich als größeres Problem, als Soldo an sich. Doch am Ende wird Meier Soldo entlassen, um vorläufig seinen eigenen Kopf zu retten. Spätestens dann muss er beweisen, ob er tatsächlich eine Vision hat.

    Den Weg mit den Talenten finde ich durchaus in Ordnung. Gerade, wenn man die finanzielle Seite sieht. Ein FC kann sich nicht ständig teure Leistungsträger leisten. Diese Zeiten sind schon lange vorbei. Wir müssen beginnen wieder eigene Führungspersönlichkeiten zu fördern. Nur muss man denen dann auch die Chance geben. Matuschyk hat gezeigt, dass er in die Rolle schlüpfen kann, wenn man ihm den Rücken stärkt. Clemens steigert sich auch… gerade bei Salger hätte ich mir ebenso viel Vertrauen gewünscht… bei Yalcin auch.
    Hier ist es Zeit, einen Yabo endlich vollwertig einzubauen.
    Solchen Spielern verzeihe ich später auch viel leichter einen Fehler und eine Niederlage…

  • Sehr interessanter Beitrag! Schadet wohl nicht, sich damit näher zu befassen! Freu mich auf die nächsten Posts!

Haut rein, schreibt mir was!