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FC – Borussia Dortmund: Karma is a bitch

Als Nuri Sahin mit 20 Metern Anlauf auf dem regennassen Rasen von Köln-Müngersdorf an Lukas Podolski vorbei schlitterte, Roman Weidenfeller das innerliche Äffchen frei ließ und Jürgen Klopp in der Coaching-Zone seinen guckt-mal-wie-toll-ich-mitgehe-bin-ich-nicht-ne-coole-Sau-Feixtanz aufführte, war es dann doch business as usual. Der BVB gewinnt in Köln mit 2:1. Zwar in letzter Minute, zwar etwas glücklich aber auf keinen Fall unverdient. Der FC mit der fünften Saisonniederlage nach acht Spielen da wo er aktuell hingehört. Am Boden.

Vor dem Spiel bewiesen die großartigsten Fans Deutschlands ein weiteres Mal, was diesen Verein ausmacht. Mit einer der schönsten Choreographien, die ich in den letzten Jahren in der Bundesliga gesehen habe, bewiesen sie der Mannschaft, dass Kredit da ist, dass weiter unterstützt wird, dass der Druck nicht die Beine schwer machen muss, dass keine negative Grundstimmung herrscht, dass das Spiel erstmal gespielt werden muss. Dass wir am Ende mit leeren Händen dastehen ist ja schon fast obligatorisch aber wenigstens war es kein Abschlachten obwohl mir das (vor dem Hintergrund der feststehenden Niederlage) deutlich lieber gewesen wäre. Ein umkämpftes 1:2 liefert leider nicht genug Belastungsmaterial gegen Meier und Soldo als es ein 0:7 getan hätte.

Das Spiel entwickelte sich zunächst offen. Die Borussia mit einem leichten Übergewicht im Mittelfeld, welches vor allen Dingen durch den enorm fleißigen Shinji Kagawa geschaffen wurde, der FC allerdings mit der richtigen Einstellung für ein Spiel der Fußball-Bundesliga. Zwei große Chancen, eine für den BVB durch Barrios (nach Flanke von Jakub Blaszczykowski, der Fabrice Ehret ein ums andere Mal daran erinnerte, dass dieser kein Mann für die linke Abwehrseite ist), eine für den FC durch einen fantastischen Schuss des Prinzen, der an das Lattenkreuz segelt. Dazwischen viel Kampf und deshalb eine ordentliche Vorstellung meiner Mannschaft.

Die Führung für den BVB war ein typisches FC-Gegentor. Auf der linken Außenbahn setzt sich Kagawa mit fast lächerlicher Leichtigkeit gegen den völlig überforderten Brecko durch, flankt ungehindert an den langen Pfosten, wo weder Ehret noch Geromel Lucas Barrios davon abhalten können den Ball gegen den Pfosten zu köpfen, Blaszczykowski steht einfach da, Abpraller, Wadenbein, Tor. So ist das in Köln: Ein Mischung aus Unfähigkeit und Pech und zack, der Gegner führt. Wenn´s ja einmal die Saison wäre, okay, aber wir bekommen ja in jedem Spiel so ein Ding. Achja: Miro Varvodić war auch irgendwo, irrte aber bei der Flanke von Kagawa im Strafraum rum, als sei ihm grad der Kopf abgeschlagen worden und konnte gegen den Kopfball auch nichts ausrichten.

Der Ausgleich für den FC durch einen strammen Linksschuss von Poldi, nachdem Lanig ein Kopfballduell am Strafraum gewann (ich glaube das einzige), Weidenfeller ohne Chance. Zehn Minuten später dann der Siegtreffer durch Sahin in der Nachspielzeit. Der Mann schiesst sich mit rechts an das linke Bein, der Ball rumpelt an den hereingrätschenden Geromel und von da ins Tor. Manchmal ist es einfach nur grotesk. So ein Tor kassierst du niemals, wenn du oben stehst, so ein Tor schießt du nie wenn du unten stehst. Aber so ist es. Dass Sahin vorher von Poldi freundlichst an die Niederlage der Türken gegen den DFB erinnert wurde macht das Tor umso lächerlicher. War ja klar! Letztlich kein wirklich schlechtes Spiel aber am Ende wieder keine Punkte. Auf der Süd wurde dann ein Plakat ausgerollt: “Wie oft wollt ihr noch verlieren? Hier muß endlich was passieren!”. Das kann man wohl sagen.

Bester Kölner war am Freitag Lukas Podolski, dessen Sportbild-Interview vor dem Spiel für Wirbel sorgte (dazu und zu Michael Meier morgen in einem eigenen Artikel mehr), der Rest der Mannschaft bemüht aber nicht in der Form wie gegen Hoffenheim.

Die Abwehr vor dem jungen Ersatz(?)-Torwart Varvodić stand nur zentral sicher. Über Außen kamen die Dortmunder ein ums andere Mal zu gefährlichen Flankenläufen. Rechts Brecko und links Ehret haben nicht die Qualität, die es braucht um in der Bundesliga zu bestehen. Ehret dafür mit deutlich stärkerer Leistung nach vorne. Brecko nicht.

Lanig, Petit und Matuschyk interpretierten das zentrale Mittelfeld auf drei verschiedene Weisen: Lanig mit hohem Laufpensum und dem Versuch die Bälle nach vorne zu verteilen, Petit, wie gewohnt, eher defensiv und Matuschyk fand überhaupt nicht statt. Ich hab eine Grätsche von ihm wahrgenommen, sonst nix. Christian Clemens spielte rechts vor Brecko, wirkte teilweise übermotiviert aber immerhin merkt man ihm an, dass er will.

Chihi und Novakovic wurden eingewechselt, Soldo hatte sogar schon Simon Terodde zum wechseln beordert als der Ausgleich fiel. Auf den jungen Mann kann man mal gespannt sein. Er trifft für die U23 i.M. wie er will. Hoffen wir, dass er den Sprung zu den Profis schafft, eine weitere offensive Alternative kann ja nicht schaden auch wenn das eigentlich nicht unsere Baustelle ist.

Was bleibt? Die Hoffnung, dass die Mannschaft im nächsten Spiel gegen Hannover 96 genauso auftritt. Nötig wär´s.

Haut rein, schreibt mir was!