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FC – BVB: The Maze Runner

Tjo. Wer hätte das gedacht? Nach den blöden und teilweise auch unverdienten Niederlagen gegen Hannover, Bayern und Frankfurt kommt der angeschlagene BVB nach Müngersdorf, präsentiert Reus, Mkhitaryan und Gündogan frisch genesen, haut uns Piszczek und Immobile in die Startformation und hat damit das 3-4fache Humankapital allein mit Rückkehrern auf dem Platz, als der effzeh als Aktiva in der Bilanz stehen hat. Und dennoch müssen auch solche Spiele erst gespielt werden. Denkt man sich so. Um Hoffnung zu haben. Um eine Ausrede zu haben, sich trotz aller Minderwertigkeitskomplexe auch solche scheinbar aussichtslosen Spiele zu geben. Und um am Ende sagen zu können: Geil! Namen sind halt doch Schall und Rauch. Ich hab’s immer gewusst!

Der erste Heimsieg in der Bundesliga seit dem 10. März 2012 kam ohne große Vorwarnung für mich. Samstag morgen wunderte ich mich von Stunde zu Stunde mehr über die aufkommende Vorfreude und den latenten Optimismus in meiner Twitter-Timeline. “Heute ist was drin”. “Das wird ein guter Tag”, “Der BVB bekommt heute auf die Mütze” usw, usf. Fand ich merkwürdig. Ich hatte irgendwie gar keine Erwartungen an das Spiel. Dortmund kommt mit einer Niederlage gegen den HSV (okay, das machen sie jedes Jahr aber dennoch…) an den Rhein, dazu die Comebacks der oben genannten Spitzenspieler, Klopp steht ein bisschen unter Druck, der Abstand nach oben, yadda, yadda, was soll der glorreiche 1.FC Köln da ausrichten können? Hinten reinstellen und möglichst auf ein 0:0 hoffen?

Vielleicht.

Vielleicht nimmt man aber auch die richtig guten Ansätze aus Hannover und Frankfurt mit, erkennt, dass der BVB große Probleme im Spielaufbau und in der Rückwärtsbewegung hat, rennt halt mal nicht wie das Kaninchen vor der Schlange kreuz und quer und wild über den Platz und versucht einfach mal sein Glück.

Vielleicht eine Mischung aus beidem.

Die erste halbe Stunde entwickelt sich zu einem furchtbaren Fussballspiel. Der effzeh, wie man ihn kennt, versucht das Spiel langsam zu halten, stand recht tief in der eigenen Hälfte und wartete auf die Angriffsbemühungen der Dortmunder, die mit ihrem Super-Duper-Über-Mittelfeld die Bälle nach vorne tanzen wollten und dabei so kreativ vorgingen wie ein Finanzbeamter an einem Migräne-Montag. Immer wieder wurden in der Mitte Lücken gesucht, die einfach nicht da waren, Piszczek und Großkreutz verschoben zwar immer wieder hoch, stolperten dann aber Olkowski und Hector vor den Füßen, und im Zentrum stand Immobile doof rum und wartete auf fallende Grundstückspreise. Das war für die Ambitionen des BVB viel, viel, viel zu wenig. Dazu kamen zum Teil katastrophale Fehlpässe, die eine Mannschaft mit Drang zum Tor (sowas soll es auch geben) sicher genutzt hätte und hanebüchene Stockfehler. In der ersten Halbzeit gab es genau einen halbwegs anständigen Angriff des BVB, der Reus links im Strafraum einen Schuss ermöglichte, der aber meterweit vorbeigeht. Sonst war da ein schwarz-gelbes Loch aus Nichts.

Leider kam aus der rot-weißen Ecke nicht viel besseres. Der effzeh konzentrierte sich auf die Verhinderung, das wussten wir vorher, lehnte aber zudem auch jede Art von Ruhe und Präzision im Vortrag nach vorne vehement ab. Die wenigen Situationen, die den Ball ein wenig Nordkurven-Luft schnuppern ließen, sahen furchtbar hibbelig und nervös aus. Olkowski und Svento machten da noch den besten Eindruck, weil sie wenigstens versuchten die Bälle irgendwie Richtung Strafraum zu bringen. Halfar war wieder ziemlich neben der Spur und Zoller vorne drin erinnerte mich an Jürgen Hingsen. Der lief schon ins Abseits als die Dortmunder noch den Ball hatten. Dazu stand er in vielen Situationen falsch, mit dem Rücken zum Tor ohne den Ball halten zu können. Und verteilen ging ja auch nicht, weil sonst war da ja niemand. Nee, Zoller hat mir wieder nicht gefallen. Ich weiß, da gibt es andere Meinungen zu, die den enormen Einsatz und die Laufbereitschaft loben aber da kommt mein altes Argument, dass Fussball eben ein Ballspiel und keine Leichtathletik ist. Dass er dann am Ende genau richtig steht und das Siegtor macht, zeigt nur wie unrecht ich damit habe. War ja klar.

Jetzt habe ich die Pointe verraten, verdammt.

Der Rest des effzeh sah ein wenig aus wie die Mäuse im Labyrinth. Immer engagiert das Stück Käse zu finden aber doch sehr Instinkt-gesteuert. Das ist sicher auch nicht einfach für eine Mannschaft, die eben auf dem Papier so dermaßen unterlegen ist, das verstehe ich schon. Da denkste halt, verdammt, da kommt der Reus oder der Gündogan und ich bin Matthias Lehmann, herrjeh, was mache ich jetzt? Klar, sehe ich ein. Aber irgendwann muss man dann auch erkennen, dass das was der BVB da macht weit entfernt von internationaler Klasse ist und einfach mal die Scheuklappen ablegen. Mitspielen.

Zum Glück kam diese Situation in der ersten Halbzeit dann doch als Vogt einen Kasatschok-artigen Zweikampf im Mittelfeld gewinnt, sich die Dortmunder Abwehr in der Mitte auftut, als würde Moses mit dem Stock über den Müngersdorfer Rasen stolzieren und ein Kopfball in diese verwaiste Stelle ausreicht um eben jenen Vogt, der sein Glück auch erst im Verzögerung fassen konnte, auf die Reise zu schicken und das 1:0 für den effzeh in das Tor von Tim Wiese Roman Weidenfeller einzunetzen. Huch. Was war denn jetzt passiert? Schnappatmung im Whatsapp-Chat und auf Twitter. Das arme Herz.

In der Pause mussten wir dann erstmal unsere Gedanken sortieren. Der effzeh führt. Gegen Dortmund. Rache für Jürgen Kohler! Unbezwingbar. Champions League. Ich hab es immer gewusst.

Das hielt dann genau drei Minuten, weil Vogt und Olkowski den Ball im Mittelfeld blöd herschenken, Lehmann noch überlegt, was wohl das Geheimnis des neuen Schlafanzugs ist und schwuppdiwupp ist Überzahl auf links, eine Lücke, ein Schuss, individuelle Klasse, Ausgleich, Tschö mit Ö.

Wir haben es ja mehr als einmal leidvoll erfahren müssen, Gegentore sind nicht so unser Ding. Gerade gegen “große” Gegner. Da knickt der effzeh dann schon mal gerne ein. Gestern war es auch manchmal knapp. Zwei, drei Situationen gab es schon, die der BVB zu Toren hätte verwerten können, wenn denn dann… ach was, hätte, wenn und aber. Ist nicht passiert. Feierabend.

Stattdessen ändert sich das Bild im Spiel nicht grundsätzlich. Dortmund immer noch recht unterdurchschnittlich und der effzeh nicht willens das Korsett aus Respekt, Disziplin und Scheu abzulegen. Nochmal: Das ist kein Vorwurf. Als Aufsteiger musst Du so spielen aber vor dem TV denkt man sich halt manchmal: Jetzt geht doch, mach mal, da ist doch Platz, UND PASS DEN SCHEISS BALL DOCH BITTE NICHT IMMER IN DEN RÜCKEN DEINER MITSPIELER! Mann.

Doch, diese Gedanken sind da. Manchmal.

Dass am Ende des Tages (ist ja gut, Herr Rummenigge, ich unterschreibe die Unterlassungserklärung ja schon) doch drei Punkte herausspringen (ha!) ist einer feinen Einzelleistung des blökenden BVB-Schlussmanns zu verdanken. Weidenfeller will immer den Olli-Kahn-Psychopathen-Level knacken aber irgendwas fehlt ihm, ich weiß nicht genau was. Kahn hätte beim herauslaufen bei der Osako-Flanke für Blut und Gemetzel unter den drei Feldspielern im Strafraum gesorgt, Weidenfeller springt halt einfach an allem vorbei was aus Fleisch und Leder ist. Das war auf der einen Seite sehr lustig weil Zoller halt da stand, wo er stehen muss und nicht genug Zeit hatte den Ball an die Latte zu dreschen, auf der anderen Seite sah der gute Roman danach schon ein wenig zerknirscht aus. Fast traurig. So wie Frodo Beutlin als Gandalf der Graue in den Spalt gefallen ist. Jemand hätte ihn in dern Arm nehmen sollen. Echt.

Naja. Und so kommen wir zum Ende der Geschichte. Der effzeh belohnt sich für einen durchaus couragierten Auftritt gegen allerdings schwache Dortmunder. Es war kein rauschendes Fest, keine Ballnacht im Venedig, eher ein Kneipenabend in Bottrop aber auch der kann ja zufriedenstellend verlaufen. Mit den richtigen Leuten. Und so kommen drei enorm wichtige Punkte auf das Konto, mit denen ich nie gerechnet hätte. Juhu.

Freitag geht es gegen Werder weiter, die sich gestern die obligatorische Schlammpackung in München abgeholt haben und sicher auch heiß darauf sind ihrem Publikum zu beweisen, dass sie gar nicht so hoffnungslos kaputt sind, wie alle glauben. Der Spielplan des effzeh ist wieder mal direkt aus der Hölle. Aber auch das Spiel muss erst gespielt werden. Denk ich mir jetzt mal so.

Nachklapp
Noch ganz kurz in eigener Sache: Du bist Fan des effzeh? Du willst Deine Geschichte erzählen und zu einem schönen Querschnitts-Buch durch die Fanszene des 1.FC Köln beitragen. Du hast ne Stunde Zeit um einen kleinen Text zu schreiben? Ja? Dann schreib mir mal ne mail, ich arbeite da gerade an so einem Ding und suche noch Autoren, die eben das von sich behaupten können. Wie ist die Liebe zum effzeh entstanden? Warum ist sie immer noch da? Was macht genau Dein Fansein aus? Alles weitere per eMail, ich freue mich auf genau DEINE Geschichte!

2 comments to FC – BVB: The Maze Runner

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