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FC – HSV: Zurück in die Zukunft

2Um kurz nach 10 klingelte das Telefon. Na gut, es gab einen dieser neumodischen Klingeltöne ab, die anzeigen dass eine internetbasierte Textnachricht eingetroffen ist. Ob ich Zeit und Lust und überhaupt hätte zum effzeh zu gehen. Karte wäre übrig. Ich hab ja jetzt schon seit vielen Jahren keine Dauerkarte mehr und die Stadionbesuche werden echt deutlich weniger, als es früher der Fall war, also ließ ich mich herab -nachdem ich ca. 3 Minuten kreischend und mit dem Hemd über dem Kopf durch’s Haus gelaufen war- die Karte abzunehmen. Man muss ja nett sein zu den Leuten…

Vor dem Spiel ein kurzes Treffen am Neumarkt (“an der Sparkasse links” – wenn Ihr den Neumarkt kennt, dann wisst Ihr wie viele Sparkassen da sind…) mit kölscher Twitter-Elite und sehr netter Hamburger Gefolgschaft und ab nach Müngersdorf. Folgen Sie dem Mann mit dem Hut, er weiß, was er tut!

3Kurz nach 15 Uhr kam dann auch meine Karte angeschlendert und ab ging es in die Warteschlange. Schwer lustig: Nicht mal in den Rucksack meines Begleiters und Kartenspenders wurde geschaut. Er hätte alles darin haben können, hat keinen Menschen interessiert. Hmm. Egal. Pünktlich zum Anpfiff (ich glaube ich war noch nie so spät im Stadion) waren wir auf unseren Sitzen und freuten uns auf die Bundesliga. Lange genug hat es gedauert!

Ja, das Spiel. Ich sagte es vorher schon jedem der es nicht wissen wollte: Ich wünschte es wär schon vorbei. Ich hatte seit Mittwoch richtig Schiss, dass das nix gibt. Das konnte ich an nichts bestimmten festmachen, vielleicht ist es einfach diese jahrelange Konditionierung auf die Beschissenheit der Dinge beim effzeh, ich weiß es nicht aber irgendwie war es in mir. Lass es bloß schnell vorbei gehen und lass es uns nicht verkacken. Komm schon effzeh, ich brauche das echt nicht mehr.

Wo war ich? Achja, das Spiel. Puh. Stöger bringt Risse für Olkowski und Wimmer für Mavraj, lässt die Mannschaft aber sonst im Vergleich zum Pokalspiel unangetastet. Also wieder Lehmann und Matuschyk auf der Schaltstelle. Die Kombination die mir von allen am unsinnigsten erschien (erscheint!) ist also anscheinend eine, die dem Trainer gefällt. Jetzt kann man natürlich sagen: Komm, ist erstes Saisonspiel, da will man sicher sein, da will man nicht viel zulassen, da nehme ich mir einen gestandenen Profi (Lehmann) und einen Spieler der die “Sechs” eher defensiv interpretiert (Matuschyk) und schaue mal dass ich damit Ruhe in’s Spiel bringe. Klar, kann man machen.

Man kann aber auch sagen: Gut, wenn Du nicht gewinnen willst, willst Du nicht gewinnen.

1Über 90 Minuten kam aus dem offensiven Mittelfeld viel zu wenig um ernsthaft von geplantem Angriffsspiel zu sprechen. In der ersten Halbzeit zwei Fernschüsse, nach dem Seitenwechsel eine Kopfballrückgabe von Ujah und eine ziemlich chaotische Chance von Osako, die von der Tribüne vermuten ließ, dass sich unser Neuzugang bei der Schussabgabe den Fuß mehrfach gebrochen hat. Sah zum Glück nur so aus.

Mehr Ordnung und mehr Sicherheit kam mit Kevin Vogt in das Kölner Spiel. Er hat mir echt ganz gut gefallen auch wenn auch bei ihm nicht alles geklappt hat, merkte man, dass er eine andere Abgeklärtheit an den Tag legte als Osako. Aber natürlich war das auch ein Wechsel, der einen “Play-it-safe”-Stempel mittig auf der Stirn aufgedrückt hatte.

Nach vorne ging also nicht allzu viel beim 1.FC Köln aber, das muss man schon sagen, die Abwehr stand ziemlich gut, ließ so gut wie keine Hamburger Chancen zu (eine Doppelchance kurz nach der Halbzeit) und verteidigte die vielen, vielen Freistöße aus dem Halbfeld immer wieder gut, weil auch Ujah immer im eigenen Strafraum war und dort mit wuchtigen Befreiungskopfbällen für Entlastung sorgte. Nach ungefähr 10 Minuten wusste der effzeh aber auch, was er von diesem HSV zu erwarten hatte: Lange Bälle in den Strafraum, kaum Spiel über die Außen. Das war dann doch recht eindimensional was die Slomka-Truppe da mit nach Müngersdorf brachte. Und wenn doch mal ein Ball durchkam, dann stand da immer noch Timo Horn, der sich keinen Fehler leistete…okay, einmal hätte er den Ball festhalten können, statt zur Ecke abzuwehren aber das ist nur das Haar in der Suppe suchen. Alles okay.

Gestern war ich nach dem Spiel echt enttäuscht, weil ich den effzeh in Teilen etwas feige fand. Vielleicht auch mit zuviel Respekt vor einem Gegner, der durchaus Schwächen hat. Heute sehe ich das ein wenig positiver. Auftakt nicht verloren, kein Gegentor kassiert, Ansätze waren da, die Abwehr stand gut organisiert und die Mannschaft zeigte sich geschlossen. Darauf kann der Verein aufbauen. Muss er aber auch, denn irgendwann werden Tore für den Gegner fallen und dann muss man in der Lage sein zu reagieren. Das wäre wohl gestern noch nicht möglich gewesen.

Woran sich die Mannschaft auch bitte schnell gewöhnen muss, jeder sagt es, jeder weiß es auch eigentlich: Das viel, viel höhere Tempo in der ersten Liga. Man sah gestern viele Abspielfehler bzw. unsaubere Pässe, weil die Hamburger oft ein Bein zwischen die Bälle bekamen. Ja, Du hast halt jetzt nicht mehr 2,5 Sekunden Zeit bis ein Gegenspieler kommt, es ist jetzt nur noch eine Sekunde, vielleicht eine halbe. Und gleichzeitig, wenn dann Ballverluste, meistens im Halbfeld, passieren foulst Du vielleicht, bekommst einen Standard gegen Dich und schenkst so dem HSV die Möglichkeit billig in den Strafraum zu kommen. Aber auch das wird sich mit der Zeit einspielen. Wir sind eben immer noch ein Aufsteiger. 

Ein Satz zum HSV: Gut gestaffelt, reifere Spielanlage, routinierter, cleverer im Zweikampf, teilweise uninspiriert und völlig auf van der Vaart zugeschnitten, in der zweiten Halbzeit mit riesengroßen Lücken auf rechts, die vom effzeh nicht ausgenutzt werden konnten. Wird die erwartet schwere Saison…

…genauso wie für den 1.FC Köln

Aber das wussten wir ja vorher und niemand hat uns versprochen, dass es einfach werden würde.

Come on effzeh! 

4 comments to FC – HSV: Zurück in die Zukunft

  • Moin,
    ich war auch enttäuscht, allerdings von der Kulisse. Das Intro war bock stark, aber dann war es nicht viel anders, als in der Versicherungsarena in Fröttmaning. Waren das die runter gedrehten Sky Mikros?

    Zum Spiel: safety first Duell. Beide wollten dieses Spiel nicht verlieren und nahmen daher keinerlei Risiko. Und es war auf Augenhöhe, was bedeutet, daß wir ziemlich genau auf die Ergebnisse des jeweiligen Teams gucken werden müssen.

  • Stimmung: Ich saß sehr nahe an der Südkurve und die hat über 90 Minuten Rabatz gemacht, dazu ab und zu Wechselgesänge, “steht auf wenn Ihr Kölner seid” usw. Stimmung war mMn gut, muss an SKY gelegen haben.

  • Max

    Ich war gestern auch zuerst enttäuscht, wenn ich das Spiel auch nicht gesehen habe – ich war beschäftigt mit meinem schreienden Sohn Kindersitze für’s Auto auszuprobieren. Heute denke ich mir dann auch: kein Gegentor, keine Niederlage, hätte schlimmer kommen können. Über Lehmann und Matuschyk war ich auch erstaunt. Ich würde aber wetten, dass sich die Doppelsechs im Laufe der Saison noch ändern wird, wenn sich die Jungs besser eingespielt haben.

  • Hier wird aber nicht Stimmung anhand der Tonkulisse bei Sky beurteilt, oder?

Haut rein, schreibt mir was!