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FC – SGE: 4 Tore für ein Halleluja

1Rund um die 65. Minute schrieb ich in unserem Selbsthilfe-effzeh-whatsapp-Chat, dass ich den Punkt nehme. Zu stark war mir die Eintracht nach der Pause, zu schlecht war das Aufbau- und Umschaltspiel des effzeh, als dass ich noch große Hoffnung auf den so bitter benötigten Dreier hatte. Kevin Vogt verdaddelt mal wieder ein Ball, bekommt ihn aber Sekunden später zurück, fällt fast beim Versuch seine Beine um das ungeliebte Spielgerät zu schlängeln auf das Gesicht, kann das aber in letzter Sekunde verhindern und zu Marcel Risse passen, der kurz und trocken abzieht, wie Heribert Faßbender sagen würde, und der Rest ist Jubel. Unerwarteter, grenzenloser, Ausrast-Jubel. Bis, ja bis Verena (ja, Du bist schuld 🙂 ) die Frage nach der 4. Auswechslung stellt. Mir war kurzfristig sehr, sehr schlecht.

Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag, heute will ich euphorisch sein. Zumindest größtenteils.

Aber fangen wir doch mal vorne an. Nach der unnötigen aber völlig verdienten Niederlage beim SC Freiburg unter der Woche, dem daraus resultierenden Aus aus dem DFB-Pokal, war die Stimmung merkwürdig angespannt. Vereinzelt wurden schon die schweren Kaliber ausgepackt. Schicksalsspiel, Endspiel gegen Frankfurt, Must-Win und so weiter. Ist ja nicht so, dass noch 10 Spiele zu spielen wären. Aber, zugegeben, ich war auch schon ziemlich nervös.

Das erste Indiz für einen schönen Nachmittag war die Rückkehr von Miso Brecko auf die Bank. Der Puls fuhr etwas runter. Dazu nahm Peter Stöger Halfar aus der Mannschaft und setzte auf den Neuzugang Deyverson. Völlig verständliche Maßnahme. Halfar agierte in den letzten Spielen bestenfalls unglücklich und fahrig. Falls man es nicht gut mit ihm meint, könnte man sagen, dass er den Beweis geliefert hat nicht bundesligatauglich zu sein. Egal. Ich mag Halfars Spiel und in lichten Momente kann er mich begeistern, ich hoffe sehr, dass er stärker zurückkommt.

Ja, Deyverson. Hmm. Wie fange ich das jetzt an? Am besten mit dem Tor. Hat er ganz gut gemacht, Nerven behalten, technisch fein über den Keeper, prima Ding. Dazu dann noch eine gewisse…
…nennen wir es Zeckigkeit im Zweikampfverhalten. Achja und fleißig fand ich ihn auch. Er bildete mit Ujah die erste Verteidigungslinie und ging mit unserem Sturmtank im Wechsel immer auf den ballführenden Spieler, so dass den Frankfurtern mehr als einmal nichts übrig blieb als minutenlang quer zu spielen, dann einen langen Ball zu schlagen und auf Alex Meier zu hoffen, der aber in der ersten Halbzeit blass, ich möchte fast geisterhaft schreiben, blieb. Das war okay von Deyverson. Was aber gar nicht geht ist seine Theatralik, sein robbenneskes Verhältnis zur Schwerkraft und eine Schauspielkunst nach kleinsten Rempeleien, die Thomas Müller sicher anerkennend die Augenbraue heben ließ. Was für ein Scheißdreck. Jetzt haben ja Brasilianer eh ein wenig die Angewohnheit den Fußball als Kleinkunstbühne zu sehen, im Positiven wie im Negativen, das kann man wissen aber in dieser Form und in dieser Penetranz war das schon sehr störend und wurde auch zurecht vom –ansonsten sehr schwachen- SKY-Reporter Martin Groß mehr als einmal kritisiert. So gut mir Tore für meinen Verein gefallen, auf solche Spieler verzichte ich lieber. Mit aller Konsequenz. Darum würde ich nie einen Robben oder Müller in der Mannschaft haben wollen. Ich hasse diese Schinderei wirklich. Spielt Fußball. Also, lieber Herr Deyverson: Unterlassen sie das bitte. Danke.

Ich bin mir etwas unsicher ob der Einfluss meines Blogs ausreicht um ihm das klarzumachen aber sowohl Peter Stöger als auch Jörg Schmadtke scheinen die Szenen ähnlich wie ich gesehen zu haben und werden sicher das Gespräch mit ihm suchen.

Dadurch war aber wenigstens Zambrano dauerhaft aus dem Spiel, weil er halt echt andere Dinge zu tun hatte als etwas für das Spiel zu tun. War also doch gut.

Womit wir bei der Eintracht der erste Halbzeit wären: Himmelhergott wie schlecht. Keine Ballsicherheit, völlig ideenloses Spiel nach vorne, unkonzentriert, einfach schlecht. Es war schon wieder (wie im Hinspiel) ein Witz, dass der effzeh keinen Profit aus diesem blutleeren Auftritt der Gäste ziehen konnte. Ujah will auch lupfen, scheitert aber an den Go-Go-Gadgetto-Armen des Frankfurter Schlußmanns, Peszko dribbelt ziellos durch die Gegend als würde er einen neuen BH für seine Frau im Primark suchen, Risse spielt Flummi und Vogt stand halt orientierungslos im Mittelfeld. Hodor. Hodor. HODOR!

Man merkte halt wie sehr uns ein richtiger Zehner fehlt. Und vielleicht auch noch ein Neuner. Und jemand der Freistöße schießen kann. Und Ecken. Und einen für Einwürfe. Jaja, es war nicht alles golden.

Aber man führt. Zu Hause. Krass.

Achja, einen Elfmeter hätten wir auch noch kriegen können. Ich will mal nicht von müssen reden aber dass diverse vorher schon genannte Spieler den bekommen ist doch keine Frage, oder?

Egal, wir führen ja.

Tjoa und dann beginnt die zweite Halbzeit und ich habe sofort ein ungutes Gefühl. Die Eintracht geht früher auf den Mann, setzt sich in der Kölner Hälfte fest, holt Eckbälle, versucht das Offensivspiel anzuwerfen, das gelingt ihnen zwar nicht immer aber viel zu oft, der effzeh kann sich nur sehr punktuell befreien, verstolpert die wenigen kontrollierbaren Bälle auch noch und irgendwann ist auf links ein Loch in Bodenseegröße, ein kluger Paß in den Strafraum, Meier ist nicht zu halten, zack, Ausgleich. Dieser Alex Meier ist schon eine Granate. Frankfurts Lebens- Unfall- und Haftpflichtversicherung in einer Person. Da machste nix.

Und ab da hatte ich dann Schiss, weil man teilweise sah, wie unbedarft beim effzeh die Bälle verloren gehen und wie leicht Frankfurt zumindest bis 20 Meter vor das Tor kommen kann. Vielleicht ist das viel zu harsch und viel zu übertrieben aber so ist es halt. Ich bin effzeh-Fan, was bleibt mir übrig als mich in Über- und Untertreibungen zu flüchten, wenn es rational nicht erklärbar ist, dass jeder, wirklich jeder ruhende Ball völlig ohne Not zum Gegner gepasst wird. Spielt keine Rolle ob nach vorne, nach hinten oder zur Seite. Wir spielen den Ball zum Gegner. Na gut, vielleicht ist es Arroganz, was weiß ich denn…

Und mitten in diese Phase, des „wir-sind-so-schlecht“ nimmt sich Risse eben ein Herz. Siehe oben.

Ausrasten.

Die unerwarteteste Führung seit Daniel Brosinski in München den Madjer gemacht hat.

Und der Rest in Wohlgefallen. Die Eintracht untermauert eindringlich ihren Ruf der Diva. I don`t do steps. Kein Schritt mehr zuviel, keine Zuordnung und keine Gegenwehr. Ich kann mich spontan nicht an ein Spiel der jüngeren Vergangenheit erinnern, in dem es uns so einfach gemacht wurde Tore zu schießen. In Cottbus? Ja, okay, vielleicht. Aber sonst?

Und dann macht auch noch der Ujah sein Tor, nachdem er vorher zwei verballert hat (aber beim 1:0 den „Zweikampf“ gewann…), rennt zum Hennes, dreht mal kurzfristig komplett durch und jetzt haben wir den Salat. Das arme Tier. Spiegel Online, 1Live, WDR2, KStA, EXPRESS, sogar der freaking Guardian berichtet über das Zusammenkommen der beiden Helden. Ich hab nicht nachgeschaut was im Straubinger Tagblatt oder in der Kieler Nachrichten steht aber es wird schon ein Meldung sein. In den sozialen Netzwerken kam recht schnell der Tierquäler-Beißreflex auf, die Empörung war groß. „Wie kann er nur?“ „Dass es Leute gibt die diese Art von Tierquälerei lustig finden, macht mich nur noch wütend“ „Was ein dummes Arschloch“ (ich verlinke bewusst nicht, ich hoffe ihr versteht das) und so weiter und so fort. Es war schrecklich.

Ja, Ujah ist da zu grob, ja er reißt Hennes etwas zu fest und zu schnell an den Hörner, das Tier guckt auch doof. Aber, liebe Leute, kommt doch mal klar. Habt ihr schonmal gesehen was Böcke in der freien Natur anstellen wenn es um ein Revier geht? Jaja, ich weiß, das ist die Natur und der Mensch…ach, ich bin müde, ich kann das nicht mehr. Macht ihr mal. Hennes lebt, Ujah hat sich entschuldigt und Berti Vogts schlägt sicher eine Möhre extra vor. Damit sollte es dann auch gut sein.

Dass wir dann in der Nachspielzeit noch einen Elfer kassieren ist dämlich (auch wenn ich nicht zwingend Elfmeter sehe, denn wenn es ein Foul war, war der Kontakt doch zuerst außerhalb oder nicht? Wir sprachen da im Bockcast drüber) aber fast noch zu verschmerzen, im Gegensatz zu der komplett albernen roten Karte die Deniz Kircher Wimmer gab. Horn hatte den Ball schon in der Hand, da war der Zweikampf noch gar nicht beendet. Hört doch auf. Wir bekommen den Elfer nicht, Frankfurt schon und dann noch ne rote Karte. In der 92. Minuten bei 4:1. Mann, Mann, Mann.

Kevin Wimmer wird das Spiel in Dortmund aussetzen müssen. Es gibt tatsächlich schlimmeres aber dennoch ist es doof.

Und dass wir dann doch nicht vier mal gewechselt haben, beruhigt mich kolossal. Ich meine, wir sind immer noch der effzeh ganz ausgeschlossen ist das bei uns nie auch wenn ich Stöger und Schmadtke das tendenziell eher nicht zutraue aber man sagt ja immer dass das Umfeld den Menschen formt und darum…

Und so steht der effzeh auf einmal als Gewinner des Spieltags da. 28 Punkte, Platz 11. Großartig.

Und um Fußballkunst kümmern wir uns dann nächstes Jahr.

Come on effzeh!

3 comments to FC – SGE: 4 Tore für ein Halleluja

  • Malzi

    Tierquälerei? Das sagen dann die Leute, die sich vor´m Spiel beim angrillen die Schweinekotelettes für 2,99 €/Kg reingehauen haben!

    Diesmal hatte der Effzeh vielleicht auch mal das Glück, was bislang ein wenig gefehlt hat: vorm 1:0 kann auch Foul gegen Ujah gepfiffen werden; beim Tor von Osako ist auch mal schnell eine Abseitsentscheidung da…

    Aber über die Saison gleicht sich eben doch alles aus!

  • Max

    Ich hab den Spielbericht bei Sportschau gelesen, beim Kicker, beim Express und bei effzeh.com.
    Jetzt endlich der herrlich unsachliche, polemische und politisch fast völlig unkorrekte beim vierten Offiziellen.
    DDas Beste kommt eben manchmal wirklich zum Schluss.

  • Das Bild ist und bleibt einfach göttlich!

Haut rein, schreibt mir was!