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Kinotag: Tropic Thunder

Tropic Thunder, USA 2008, DreamWorks

Ahjo, ich weiß, ich bin spät dran. Eigentlich läuft der Film ja schon gar nicht mehr in den Kinos aber bei uns in Nippes gibt es da so ein klitzekleines Hinterhofcinema mit nur drei Sitzplätzen und da lief halt gestern Abend “Tropic Thunder”.

Ein Film vor dem ich mich gefürchtet habe. Ich hatte wirklich keinerlei Lust mir das anzutun, weil ich echt dachte daß nicht Gutes passieren kann wenn Ben Stiller (!) und Jack Black (!!) zusammen einen Film machen. Tja, so kann man sich täuschen.

Ich muß gestehen: Ich habe mich sehr gut amüsiert!

Das lag zum einen am sehr derben Humor, am sehr spooky auftretenden Nick Nolte und an ein paar wirklich guten Einfällen. Nicht zuletzt sind die Bezüge zu den “realen” Kriegsfilmen nicht slapstikhaft sondern durchaus witzig und mit einem feinen Gespür für den Score durchsetzt.

Worum geht´s? Drei hochbezahlte Hollywoodstars wollen ein Vietnam-Epos drehen. Der Actionheld “Tugg Speedman” (Stiller), der Blödelkomödiant “Jeff Portnoy” (Black) und der fünfmalige Oscarpreisträger “Kirk Lazarus” (Robert Downey junior).
Man möchte das Buch des Vietnamveteranen “Four Leaf Tayback” (Nolte) verfilmen, der auch als Berater am Set anwesend ist.
Schon das Intro ist einigermaßen großartig, weil man die Hauptprotagonisten in Form von Trailern vorgestellt bekommt. So sieht man Speedman in seiner Paraderolle als Weltenretter, Portnoy als furzende Großfamilie und Lazarus als schwulen Priester im Mittelalter, der mit Tobey Maguire (!) Händchen hält:

Das ist tatsächlich lustig gemacht und macht vor Allen Dingen wirklich Appetit auf den Film an sich, denn wenn schon die kleinste aller kleinen Rollen mit einem sich sehr tapfer selbst verarschenden Spiderman besetzt ist, dann wird da sicher noch was kommen…doch zurück zum Plot:

Die ersten Drehtage werden zum Desaster. Die Schauspieler sind eitel und nicht lernwillig, das Set ein einziges Chaos und dem Produzenten (sehr derb: Tom Cruise) reißt der Gedultsfaden. Um ein realistisches Setting zu erreichen und seine Akteure zu Spitzenleistungen anzutreiben, läßt sich der junge (britische) Regisseur “Damian Cockburn” von Tayback überreden die Jungs im Dschungel auszusetzten, ihnen ein paar Regieanweisungen mit auf den Weg zu geben und die Aufnahmen von -im Dschungel verstecken- Kameras durchführen zu lassen. So als würden sie wirklich eine Operation in Vietnam durchführen. Natürlich funktioniert das nicht wirklich. Die örtliche Drogenmafia beobachtet das Absetzten der Crew, denkt an ein reales amerikanisches Antiterror-Kommando und schon sind wir mitten im Krieg.

Also zum einen: Die Schauspieler agieren tatsächlich auf hohem Niveau, allen voran Downey junior der den eitlen -zum Method Acting neigenden- Lazarus überaus brilliant in Szene setzt. Klar, Ben Stiller ist Ben Stiller, ist Ben Stiller. Da passieren keine Überraschungen. Man muß ihm jedoch zu Gute halten, daß er seine Rolle nicht übermäßig in den Vordergrund geschrieben hat (er zeichnet mit Etan Cohen verantwortlich für das Drehbuch). Über Jack Black kann man lachen, er ist aber wie in jedem seiner Film leider irgendwann zu anstregend. Sehr geil ist aber Nick Nolte als Ramboverschnitt. Muß man gesehen haben, ist schlecht zu beschreiben. Der Rest des Cast ist bis in die Nebenrollen exzellent besetzt. Nein, da kann man nicht meckern.

Weiter: Die Geschichte ist so richtig schön bescheuert, nimmt sich aber natürlich selbst kein bißchen ernst.
Das ist erfreulich und vergnüglich.
Die Produktion ist ebenfalls sehr gut. Allein eine Szene wo der Trupp sich durch den Dschungel schlägt und im Hintergrund laufen die Stones mit “Pleased To Meet You” während sich die Jungs über die Vorteile von Blue Ray unterhalten, soll als Beispiel genügen. So geht das in einer Tour.

Alles in allem war ich baff erstaunt daß ich den Film so gelungen fand. Ich finde wirklich kein Haar in der Suppe. Klar, es ist kein Top5-Meisterwerk aber ein sehr gelungener Abschluß eines (für mich) äußerst mauen Kinojahrs 2008.

Ein Wort noch zur FSK-Freigabe: Ich bin ja wirklich kein Freund von Bevormundung und übermäßiger Zensur. Aber in den ersten drei Minuten fliegen die Gedärme durch die Gegend, es werden gezielte Kopfschüsse gesetzt und der Zwölfjährige an sich, der die filmischen Vorbilder mal (hoffentlich) nicht kennt, kann keinen Bezug herstellen und muß das Gemetztel einfach mal so hinnehmen. Spätestens wenn Tom Cruise per Videokonferenz fragt: “Welcher von Euch Fotzengesichtern ist Cockburn?” wäre ich mit dem Kind raus aus dem Film. Da muß man sich über die Verrohung der Jugend und deren Sprache weiter keine Gedanken mehr machen, wenn das angemessenes Unterhaltungsprogramm für dieses Altersgruppe sein soll.
Natürlich ist der Spruch (im Zusammenhang) lustig und natürlich ist das alles eine Karikatur, nur bezweifele ich daß ein Zwölfjähriger den unmittelbaren Bezug herstellen kann. Die hören das Wort und am nächsten Tag ist der Lehrer das “Fotzengesicht”…

Trotzdem: Ein netter Film, der mich überraschte und vergnügte. Empfehlung!

75 von 100

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