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Tage des Donners

Und ein Unentschieden in Duisburg:
Tja, sowas passiert. Ein spätes Tor. Diesmal auf der Gegenseite. Statt eines sicheren Sieges kommt nur ein mickriger Punkt auf die Habenseite. Wenn der Trainer es für angebracht hält 79 Minuten ohne Stürmer zu spielen, dann ist das halt die logische Konsequenz. Vorne haste sieben, acht Riesenchancen, machst nur ein Tor weil Bröker mal wieder den Ball trifft, der MSV schießt zwei Mal aufs Tor und köpft halt in der Nachspielzeit den Ausgleich. Sonst machen wir halt immer das entscheidende Tor aber diesmal fangen wir schon in den 85. Spielminute an an der Eckfahne Mätzchen zu machen. Natürlich erfolglos. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich zufrieden bin, dass der effzeh noch einen auf’n Deckel bekommen hat aber es stört mich auch nicht so richtig. Man ist halt alles, alles, alles selbst schuld. Feierabend. Sollte man noch die Relegation erreichen und wirklich aufsteigen: Wunderbar. Kämpfen und wenigstens die Kohle, die die erste Liga für ein Jahr einbringt mitnehmen. Falls man aber dann doch nicht zum Aufstieg kommt, muss mal wieder ein Neuanfang her. Dass dieser mit Stanislawski nicht durchführbar ist, sollte mittlerweile allen klar sein, ich sag da jetzt nichts mehr zu, denn es gab auch noch andere Themen am Wochenende, die ich wenigstens kurz anschneiden möchte.

Machen wir heute mal einen Kessel Buntes draus:

Uli H., ein Abgesang:
Ich war nie feindlich gegenüber Uli Hoeneß. Ich habe ihn tatsächlich immer bewundert. Habe an sein soziales Engagement geglaubt, habe mich auf die vielen, vielen Medienberichte und Interviews verlassen, die das Bild eines sehr erfolgreichen Geschäftsmanns zeichneten, der in dieser kalten Zeit immer noch Platz für Menschlichkeit fand, über den Niemand, der privat mit ihm zu tun hatte ein schlechtes Wort sprach, der alte Weggefährten nicht vergaß, der jedem Benefizspiel zusagte und der mehr als einmal kluge Statements zur Lage der Nation, zum Zustand der Gesellschaft und zu den Ungerechtigkeiten in der Welt von sich gab. Alles hörte sich plausibel an und wohldurchdacht und ehrlich. Wenn er vom “Zurückgeben” an die Gesellschaft sprach, wenn er wieder einmal ein soziales Projekt mit begleitete. Ich habe ihm das abgenommen. Immer. Für mich war er der Prototyp der ausgestorbenen Spezies des Unternehmers mit sozialer Verantwortung. Dass er dabei den FC Bayern zu dem machte, was er heute ist, nunja, das war eben auch seine unternehmerische Brillanz. Das habe ich nicht in Frage gestellt, denn für mich war immer klar, dass das Ei in diesem Fall vor dem Huhn da war. Nur durch Erfolge kam Geld. Oder Sponsoren.

Das ist vorbei.

Mit seiner Selbstanzeige zerlegt sich Uli Hoeneß selbst in alle Einzelteile. Er hat Geld zur Seite gebracht, er war (oder ist?) Steuerflüchtling. Feierabend. Es gelten keine Unschuldsvermutungen oder Phrasen wie “unschuldig solange er nicht verurteilt wurde”, nein, der Mann hat bereits Geld gezahlt und will mit möglichst wenig Aufwand und Schaden aus der Sache rauskommen, geifert schon gegen Medien, die er “rechtlich in die Schranken weisen will” und sieht auch überhaupt nicht ein von seinen Ämtern beim FCB zurück zu treten. Mir kommt das so vor wie das Kind, dass mit Spickzettel erwischt wurde: Okay, die Klausur hab’ ich jetzt in den Sand gesetzt aber ist ja nix verloren, beim nächsten Mal darf ich mich eben nicht erwischen lassen.
Hoeneß hat jahrelang den guten Menschen gegeben. Hat sich mit hochrotem Kopf vor die Mikrophone gestellt und jede Ungerechtigkeit gegen ihn oder seinen Fußballverein löste einen heiligen Krieg aus. Jetzt hält er hoffentlich mal die Klappe.

In der Sendung SportInside im WDR wurde gestern ein Fachanwalt für Steuerrecht interviewt der anmerkte, dass ab einer Größenordnung von einer Million hinterzogener Euro das Gericht automatisch eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung auszusprechen habe. Da bin ich ja mal gespannt. Vielleicht macht Hoeneß demnächst noch einen Deal mit dem Land Bayern und liefert in Zukunft die Würstchen in die Stadlheimer Straße in Giesing. Klang das jetzt zynisch? Ja? Ach, was soll’s. Von mir aus. Warum sitzt er eigentlich nicht in Untersuchungshaft? Besteht nicht die erhebliche Gefahr der Verdunklung?

Nicht das “ob” wird interessant, sondern das “wie” und “womit”. Was liegen in der Schweiz für Gelder? Wo kommen diese her? Ist es ausschließliches Privatvermögen? Und wenn ja: Wo kommt dieses her? Gehalt vom FCB und Selbstentnahme Wurstfabrik? Oder liegen da auch ein paar “Gefälligkeiten”? Von Adidas zum Beispiel? oder von der FIFA? Ob wir das je erfahren werden?

Die Bayern haben es auf jeden Fall geschafft schnell zu reagieren und das Thema des Tages weit weg von Uli Hoeneß zu platzieren. Gestern Abend, lange nach dem Zweitligaspiel, platzt die Bild mit der Exklusiv-Meldung raus, dass Götze im Sommer vom BVB zu eben jenen Bayern wechselt. 37 Millionen Euro. Wunderbar.

Wa(h)re Liebe:
Ach Bayern. habt ihr das denn wirklich so dringend nötig? Anscheinend schon, die Geschichte mit Hoeneß ist zu eklig, nicht wahr. Heute spielt ihr ChampionsLeague-halbfinale gegen den FC Barcelona und das reicht nicht als Nebenkriegsschauplatz? Da muss die Bild nachts um zwölf noch eine Sondermeldung raushauen? Na gut, na gut, ihr werdet am besten wissen, was da noch alles auf Euch zukommt. Natürlich ist der Zeitpunkt schäbig gewählt, denn der BVB spielt ja morgen auch gegen Real und wenn man sich die Reaktionen auf Mario Götzes Facebook-Seite anschaut, dann wird das kaum für eine ruhige Vorbereitung in Dortmund sprechen. Ist die Angst so groß, dass der BVB Euch, den Überbayern, die Rekordsaison versauen kann, dass jetzt mit den ganz billigen Tricks gespielt wird? Scheint fast so, ne?

Vor Wochenfrist, als noch alles wunderbar war, forderte der heilige Uli “Solidarität” ein. Die Liga würde unspannend werden. Als nicht jeder Vereinsboss sabbernd und arschleckend angerannt kam und Watze sich genötigt sah zu sagen, dass er eine andere Meinung vertritt, zog der Fabrikant seine Überlegungen ganz schnell und sehr beleidigt zurück. Kaufe ich halt den Götze. Kennt ihr das hier?

So wird das sein. Langfristig ist die Liga tot. Die Entwicklung, die in England begann und dort gerade anfängt die ersten Opfer zu produzieren wird in Deutschland weitergehen. Nur schlimmer, weil wir ein vermeintliches Kontrollinstrument haben, welches sich aber nur als zahnloser Papiertiger entpuppt: Die 50+1 Regel. Solange “Vereine” wie die TSG 1899 Hoffenheim in der Bundesliga mitspielen dürfen und nicht im geringsten kontrolliert werden (wie war das damals mit dem Gustavo-Transfer?) hat der Rest der Liga gegen die Macht der Konzerne keine Chance mehr. Sei es Leverkusen, Wolfsburg oder eben Bayern München, die ja mittlerweile mit Geld aus allen Richtungen zugepflastert werden. Telekom, Audi, Adidas. Welche Gegenleistung dieses Partner erwarten weiß ich nicht aber eins dürfte doch klar sein. Das sind alles keine “guten Menschen” die Geld zum Fenster rauswerfen. Hinter jedem Euro steckt eine Kosten-Nutzen-Analyse. Und da haben dann Vereine wie Schalke, Dortmund, Frankfurt und ja auch Köln keine Chance mehr gegen anzustinken, weil es eben zu viele Menschen betrifft. Die Anzahl der Fans ist kontraproduktiv zu den Gestaltungsmöglichkeiten der Geschäftsführung.

Ob sich “der Fußball” erholen wird? Es wird immer kleine romantische Ausreißer geben. Der SC Freiburg spielt eine super Saison. Da sich der Verein aber durch diese eine Saison quasi selbst auflöst, weil alles was wichtig war weggekauft wird, wird das im nächsten Jahr nicht zu wiederholen sein. Klar, solche einzelnen “Wunder” wird es immer geben aber dieses Salz, was die Bundesliga-Suppe erst interessant macht, wird sehr sparsam verteilt werden, da werden die Bayern schon für sorgen.

Um die Kurve zu kriegen: Ich hab’ die Bayern nie sonderlich “gehasst” wenn man einen Fußballverein hassen kann und sollte aber mit den Ereignissen der letzten Tage, hadere ich wirklich mit mir ob ich ihnen einen Sieg gegen Barcelona gönne. Ich tendiere eher zum “Nein”.

Da war doch noch was in München:
Ja, richtig. Heute Mittag hat der jordanische Investor des TSV 1860, Hasan Ismaik, durch seinen Anwalt ein Schreiben übermitteln lassen, dass alle Darlehnsverträge aufgekündigt werden und zum 25.05.2013 zurückgezahlt werden müssen, da sie sonst tituliert werden.
Die Begründung ist eine wahre Wonne: Man hätte “Herrn Ismaik” nicht wie vereinbart in die Gespräche zur Personalpolitik mit einbezogen und habe zu wenig Einsichten in die Gesamtsituation der KG.

Damit können die Türen bei den Löwen auch abgeschlossen werden. Die Bayernliga freut sich grandiose Fanscharen und die “Freunde des Grünwalder Stadions” bekommen endlich, was sie sich so lange gewünscht haben: Heimspiele in Giesing! Doch halt…

…eine Möglichkeit hat der “Retter”, wenn man den Jordanier denn heute noch so nennen will, dem TSV noch gegeben um das finanzielle Engagement weiter führen zu können: Neuer Geschäftsführer nach seinem Gusto, finanzielle Aktivitäten nur noch über sein Büro usw. Schlicht: Erpressung. Wer sich das ganze epische Ausmaß durchlesen will, der möge nach dem Ticker der AZ googlen. Links gibt’s hier nicht mehr.

Das ist sie dann also die schöne neue Fußballwelt. Ein Steuerhinterzieher, ein Verbrecher (so muss man das sagen), sitzt heute in der Allianz Arena auf der Tribüne und wedelt mit der Klatschpappe (mal schauen wie weit Markwort entfernt sitzt), ein jordanischer Investor sorgt dafür dass der andere Münchner Verein handlungsunfähig wird, in Dortmund wird überlegt mit was man alles auf Götze schmeißen kann und in Köln überlege ich mir warum ich doch lieber nach München fahren würde als nach Aalen. Und ich habe keine Antwort.

2 comments to Tage des Donners

  • hilm

    bis gestern 20:15h war ich immer der meinung, dass du dem ösi-major gegenüber zu streng warst, wiel ich immer gedacht habe, der belohnt sich mit dem durchbruch, der reisst das steuer selber rum. dann war ich allerdings verwundert, dass der auf dem platz steht. war auf der einen seite so ne stani wirft plique ins hamburgerderby ding vom trainer und ging leider völlig schief. weil und ab sofort gebe ich dir recht, der gar nix kann (irgendwo im hinterkopf habe ich verlorene erinnerungen, die mir sagen, ich hätte ihn beim msv mal positiv gesehen). anyway pritsche hätte spielen müssen. aber der trainer leidet auch unterm thomas schaaf syndrom: aufstellungen und einwechselungen immer im minus. der lehmann hat seinen job und seine startaufstellungen glaubich auch in hamburg mal beim pokern gewonnen, kann ich mir nicht anders erklären.
    zum hoeness fällt mir nix dümmeres ein als http://www.youtube.com/watch?v=Nk0fzPfattk zum rest ist das ganze internet ja schon vollgeschrieben. die nummer mit den 60ern ist allerdings sehr interessant…

  • Malzi

    Der Maierhofer ist nur groß. Fertig. Hätte in der Halbzeit duschen können und sich schonmal am warmen Buffet anstellen.
    Und zwar zusammen mit Chihi, der auch gar nichts auf die Reihe bekommen hat. Dann hätten wir den Ishak eingewechselt – achso, den haben wir ja verliehen…
    Aber was soll´s, noch vier Siege und eine gefällige Niederlage von K`lautern – beispielsweise in Cottbus – und alles wird gut.

    Zum Thema Hoeneß: warten wir doch mal ab, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen. Diese medialen Hetzjagden gehen mir langsam schwer auf die Nüsse – egal ob bei Doktortiteln von Ministern, privaten Darlehen von Bundespräsidenten oder eben jetzt beim Hoeneß. Keiner weiß es genau, aber alle hauen erstmal drauf.

    Wie war das noch mit dem kehren vor der eigenen Tür?

    Come on FC!

Haut rein, schreibt mir was!