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Medienkritik: Dead Set

Eigentlich bin ich ja bei Zombiefilmen eher der lustige Typ. Mich haben die Italo-Hardcores nie wirklich interessiert, da ich mit der Botschaft irgendwie nichts anfangen konnte.
28 Days later” fand ich beim ersten Gucken ziemlich großartig aber das Sequel war dann schon wieder großer Mist.

Nö, ich mag “Shawn of the Dead“. Sprüche, lustige, völlig übertriebene Gewalt ohne einen Anflug von Ernst. “Zombies im Kaufhaus” fällt da auch noch drunter, aber weiter erstreckt sich mein Zombie-Horizont nicht.

Durch einen Kollegen sah ich mich aber genötigt die Mini-Serie “Dead Set” des britischen Pay-TV Kanals E4 anzuschauen und muß Abbitte leisten. Dead Set ist so ziemlich der großartigste Horrofilm den ich je gesehen habe. Tentakel, Monster, Außerirdische eingeschlossen. Und das wirklich erstaunliche. Lustig ist was anderes!

Natürlich gibt es auch hier zwei, drei Szenen die so überzeichnet dargestellt sind, daß man einfach lachen muß aber der Grundtenor ist doch äußerst pessimistisch und beängstigend real gehalten.

Das Setting spielt während der Aufzeichnung einer britischen “Big Brother” Staffel. Plötzlich kommt es zu einem Zombie-Ausbruch, der nicht weiter erläutert wird. Das ganze Land geht vor die Hunde, nur die Kandidaten der Show bekommen nichts davon mit, da man ja abgeschottet lebt. Dies ist die Grundlage für einen der bösesten Plots den ich je gesehen habe. Nicht nur daß die Gewalt, der “Zombieismus” sehr expliziert dargestellt wird, nein, auch die Kulturkritik kommt nicht zu kurz, denn die handelden Personen sind sehr detalliert skizziert und könnten durchaus von real lebenden Personen (vor und hinter der Kamera) als alter Ego erkannt werden. Das wirkt alles sehr durchdacht und ausgereift. Im Laufe der fünf Folgen wird die Klaustrophobie immer stärker zum tragenden Element. Die Peripetie kommt zwar erst im letzten Akt und stellt damit einen kleinen Stilbruch zum klassischen Drama dar aber das macht in diesem Fall nichts, da der Zuschauer bis dahin keine Ahnung hat wie man sich aus dem Schlamassel befreien soll.

Das wirlich bemerkenswerte an dem Teil ist erstmal daß es sich um eine Fernsehserie handelt, wenn auch Pay-TV. So etwas habe ich noch nie, nie, nie irgendwo im TV gesehen. Da es sich um eine Real-Serie handelt wird es warscheinlich sogar für den japanischen Markt knapp aber das kann ich nicht beurteilen, da ich das tägliche japanische TV-Programm nicht kenne. Noch nicht.
Zum anderen ist es natürlich auch außergewöhnlich daß der produzierende Sender E4 gleichzeitig der reale Haussender von “Big Brother” im UK ist. E4 ist eine Tochter von Channel 4, die die Sendung für das FreeTV ausstrahlt. Sogar die orginal Moderatorin Davina McCall spielt sich selbst und das mit heldenhaften Mut zur totalen Selbstverarsche.

Zarte Naturen machen bitte einen großen Bogen um die Serie, der Rest schaut mal bei den üblichen Anlaufstellen nach und besorgt sich die Folgen (1×45 min, 4×22 min).

Der Trailer kann nur unzureichend die Klasse der Serie wiedergeben, dennoch:

Ganz großes Kino!

90 von 100

Haut rein, schreibt mir was!