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BigScreen: Kick-Ass

Kick-Ass, USA 2010, © MarvFilm & Lionsgate

Matthew Vaughn liefert nach dem wunderschönen Stardust einen weiteren Beweis seiner Fähigkeiten. Selten war ein Superheldenfilm kurzweiliger als dieser völliger überzogene aber niemals ins banale abweichende Streifen.

Dave Lizewski ist ein Nerd. Comicbook-kid-kind-of-guy. An seiner Highschool hält man ihn für schwul, er hat zwei männliche Nerdfreunde und holt sich gern mal einen -auf einen Naturstamm im Discovery Channel- runter. Alles mehr oder weniger spät-pubertär. Die Mutter früh tot, der Vater irgendwie anständig aber langweilig, das Leben an sich hat wenig zu bieten für Dave. Er ist ein leichtes Opfer für Straßenräuber und Bullys, träumt aber davon es der Welt zu zeigen und mit Zivilcourage ein Vorbild zu sein. “Kick-Ass” ist geboren. Nach ein paar Fehlschlägen und einer Lehrphase die durch die ebenfalls maskierten “Hitgirl” und “BigDaddy” (Tochter und Ex-Cop-Vater) unterstützt wird, erlangt der Teen schnell Ruhm und erregt die Aufmerksamkeit der Unterwelt. So weit, in sehr groben Zügen, die eigentliche Story. Natürlich fügt sich alles zusammen, die Helden müssen/wollen den Unterweltboss besiegen, der kontert mit dem eigenen Sohn als Spion-Superheld “Red Mist” und irgendwann…aber ihr werdet es ja sicher selber sehen wollen, nicht wahr?

Die erste große Überraschung ist die Charakterbildung, für die sich Vaughn ausführlich Zeit nimmt. Man lernt die Protagonisten kennen, ihre Motive und Träume, man fühlt sich verbunden und erlebt praktisch die Metamorphose zum selbst ernannten Helden mit. Das ist außerordentlich klug inszeniert. Der Film nimmt nach einer halben Stunde dann aber so richtig Fahrt auf. Die Kampf- und Gewaltszenen sind natürlich völlig überzogen aber das macht nichts. Richtig ernst nimmt sich der Film zum Glück nämlich nicht, auch wenn man ab und an ein kleines Plädoyer für ein wenig mehr Zivilcourage erahnen kann, der erhobene Zeigefinder bleibt stecken. Der gesamte Film ist in kühlen blauen Farben gehalten, hier bildet die sehr stylische Comicrückschau zur Vorgeschichte des tödlichen Vater-Tochter-Duos die Ausnahme. Sonst, wie gesagt eher kühl und funktional aber immer überzeugend und einfach gutes Handwerk.

Die Schauspieler sind anständig, Nick Cage ist Nick Cage, ist Nick Cage, da kann man nichts machen. Er ist aber bei weitem nicht so nervig wie sonst, was aber natürlich auch daran liegt, dass seine Rolle nicht die Allergrößte ist. Die Sensation schlechthin ist Chloe Moretz, die die elfjährige “Hitgirl” mit einer Verve spielt, die einen sofort gefangen nimmt. Sie schlachtet mit einem süßen Augenaufschlag innerhalb einer Minute einen ganzen Raum Junkies -brutalmöglichst- ab und man wünscht sich umgehend so eine Tochter! Grandiose Leistung! Sie wird übrigens beim US-Remake von “Let the right one in” (unsinnigerweise in den Staaten nur “Let me in” betitelt) Eli (oder hier: Abby) spielen. Spätestens danach wird sie ein Star sein. Mark my words.

Insgesamt haben wir also eine Mischung aus Leon (besonders die Erstürmung des Hauptquartiers erinnert sehr stark an Luc Bessons Klassiker), einer kleinen Coming-of-Age-Geschichte, John Woo und Tarantino (vor allem der Sprache wegen), die immer unterhält und einfach viel Spaß macht zu schauen. Dem Ende nach wird es einen zweiten Teil geben, ich setzt den kommerziellen Erfolg einfach mal voraus. Dieser wird dann eher in Richtung Spiderman 2 gehen, nehm´ ich mal an.

Eine absolute Empfehlung für ungetrübtes Kinovergnügen ohne große Interpretationsmöglichkeiten. Keine Kunst aber gutes Kino. Und das ist doch auch was wert, nicht wahr? Ab morgen im deutschen Kino.

★★★★☆

Haut rein, schreibt mir was!