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Nach Finke

Gestern trennte sich der 1.FC Köln von seinem Sportdirektor Volker Finke. Ein Move, der mich völlig unvorbereitet trifft, den ich auf den ersten Blick überhaupt nicht nachvollziehen konnte und der wieder mal das Bild vom Chaos-Klub, vom Karnevalsverein unterstreicht. Ist das wirklich so? Ich bin weit davon entfernt nachzutreten, denn Finke hat sicherlich einen guten Kontrapunkt zum kölschen Klüngel, zum “mit Hätz un jäje d’r Kopp” gesetzt aber damit ist er halt auch mehr als ein Mal gegen eine Mauer gelaufen. Zudem steht Finke immer im Verdacht ein Königsmörder zu sein, ein Ränkeschmieder und ein Napoleon, der niemand gleichwertiges neben ihm akzeptieren kann. Mach wir uns nichts vor: Ich kenne den Mann nur aus der Presse, ich kann mir darüber keinerlei Urteil erlauben, ich kenne die Abläufe bei einem Bundesliga-Verein nicht, ich kann nur interpretieren was ich sehe und lese. Meine Interpretation der ganzen Sache ist die, dass die Geschäftsführung eine Entscheidung pro Solbakken und Fanseele getroffen hat, dass man Finke nicht mehr über den Weg traut und nun frühzeitig die Reißleine zieht bevor es in der Kaderzusammenstellung zur neuen Saison wieder zu so einem Abstimmungsdesaster wie im Fall Chong Tese kommen kann.

Es gibt natürlich auch andere Sichtweisen. Mit der rosarotesten aller rosaroten Effzeh-Brillen ist es eine Entscheidung in Abstimmung mit Lukas Podolski, der ja auch kein allzu herzliches Verhältnis zu Volker Finke haben soll. Heißt: Poldi bleibt doch noch in Köln, weil Finke weg ist. Das ist für mich so weit weg wie der Mond aber, hey, this is Cologne, hier kotzen die Pferde nicht nur vor die Apotheken, hier schliessen die Pferde danach selbige auf! Dennoch, Chance: 1%

Weiterhin fragt man sich ob das gestrige Spiel eine Entscheidung in die eine oder in die andere Richtung war. Vielleicht stand schon vorher fest: Gewinnt der FC bleibt Solbakken und Finke geht, bei einer Niederlage oder einem Punktverlust übernimmt Finke sofort wieder bis Saisonende die Trainerposition. Hmm?

Hat Finke vielleicht sogar selber hingeschmissen? Glaube ich nicht. Allein dass er für den Sonntag noch im Doppelpass zugesagt hat spricht dagegen. Außerdem -und das ist natürlich wieder eine völlig freie Interpretation- halte ich ihn für zu resistent um einfach aufzugeben.

Für mich ist die plausibelste Erklärung, dass es wirklich im inneren Kreis des Vereins, in der Mannschaft im Trainerstab und auch in der Geschäftsführung zu viele Reibungspunkt gab, die nicht mehr produktiv waren. Zudem kann es natürlich sein, dass es zwischen Trainer/Geschäftsführung und Finke deutliche Unterschiede in der Auffassung  gegeben haben mag wie mit den Podolski-Millionen umgegangen wird. Keine Ahnung. Wie auch immer, nun ist die Ära Finke in Köln vorbei, jetzt müssen wir schauen wie es weitergeht.

Der erste Sieger des Tages ist natürlich der Trainer. Er beschwerte sich in den letzten Wochen zunehmend über den Umgang mit ihm und über die vielen, vielen unnötigen Interviews von Volker Finke. Zu jedem Thema fand man Finks Statement in der Presse und nicht selten war die Kritik am Trainer nicht sonderlich gut zwischen den Zeilen versteckt.

Besteht hier eine Chance, dass wir das englische Modell umsetzen, d.h. Solbakken mit weiteren Befugnissen ausstatten und hier einen richtigen Team-Manager installieren? Glaube ich nicht, denn gerade in Köln gibt es (leider immer noch) zu viele Eitelkeiten innerhalb des Führungskreises und ganz besonders denke ich, dass Horstmann nicht jemand ist, der einen Trainer mit mehr ausstattet als nötig ist. Doch, als erste Neuerung aus dem Ausscheiden von Finke ist nun (lt. PK) das SportsLab in Zusammenarbeit mit dem Trainer für die anstehenden Transfers verantwortlich.

In der Kölner Presse ist natürlich schon die Suche nach dem Nachfolger im vollen Gang. Andreas Müller, Oliver Kahn, Didi Beiersdorfer,  alles was bei drei nicht auf den Bäumen ist, wird jetzt erstmal durchgenudelt. Sebastian Hellmann (SKY) bringt gerade im Doppelpass eine interessante Eingabe: Lt. seinen Informationen soll Frank Schaefer eine  wichtige Rolle innerhalb des “Neuanfangs” spielen. Hmm. Auf den ersten Blick könnte ich mir das ganz schön gut vorstellen. Aber, erstmal muss Solbakken natürlich den Klassenerhalt schaffen, damit nicht schon wieder alles über den Haufen geschmissen wird.

Der Verein ist bei weitem nicht so kopflos wie das im Boulevard dargestellt ist. Gut, wir haben keinen Präsidenten und dann auch ab Heute keinen Sportdirektor aber das ist ja kein Grund zur Panik. In den nächsten Wochen passiert ja eh nichts, was man noch -abseits den Platzes- beeinflussen könnte. Bis zur Kaderplanung der neuen Saison vergehen noch mindesten sechs, eher acht Wochen. Bis dahin kann man in Ruhe den Markt analysieren und dann schauen ob es wirklich eine externe Lösung geben wird oder ob man die Eier hat mit Schaefer als neuen starken Scouting-Mann versucht die Mannschaft zu ergänzen. Bis dahin ist ja vielleicht auch jemand gefunden, der sich auf den Präsidenten-Thron setzt, was weiß ich denn?

So, mehr hab ich nicht. Eure Meinungen sind gefragt. Feuer frei…

8 comments to Nach Finke

  • Ich möchte an dieser Stelle gar nicht so sehr auf das Geschehene eingehen, daran ändert von uns hier niemand mehr etwas. Dass es offensichtlich nicht lief zwischen Herrn Volker Finke und Teilen des Vereins ist nur die logisch Ursache des einvernehmlichen Rücktritts. Sei es drum.

    Woran ich mich persönlich allerdings sehr störe ist die Art und Weise wie Presse und Fans mit dem Geschehen umgehen. Auf der einen Seite haben wie eine so ausgeprägte Messianisierung wie kein anderer Club der Welt. Egal ob es sich um Christoph Daum, Lukas Podolski oder Frank Schaefer handelt (nur um die jüngsten Fälle zu nennen). Ebenso hat es sich in den letzten Jahren dazu entwickelt das Gegenstück zu haben und offen anzugehen. Die mediale Hetzjagd auf Wolfgang Overath, begründet auf persönlichen Präferenzen, ist ein sehr gutes Beispiel.

    Dieser Wolfgang Overath hat in seiner Zeit als Präsident beim 1. FC Köln sehr viel Gutes getan, nachweislich. Alleine durch seine Kontakte in die Wirtschaft sind Gelder in den Verein geflossen, die kaum jemand anderer hätte beschaffen können. Dass er selbst seinen Nutzen aus der ehrenamtlichen Tätigkeit gezogen hat ist zwar verwerflich, ging aber nicht zu Lasten des Vereins. Nur eines kann man ihm durchweg vorwerfen, auch wenn er ohne großes Aufsehen jahrelang seinen Job gemacht hat, er ist kein großer Sympath und kein Mann für die Medien.

    Ähnlich verhielt es sich meiner Ansicht nach mit Volker Finke. Ich glaube niemand kann ernsthaft behaupten, er hätte keine Fehler gemacht. Alleine seine stetige Präsenz in den Medien, bei denen er sich zu jeder Kleinigkeit geäußert hat, war eher kontraproduktiv. Allerdings war Volker Finke auch in Freiburg schon kein Mann für die Medien, hat zeitweise bewusst gegen sie gearbeitet. Nun ist Freiburg im Gegensatz zu Köln ein kleinerer, vielleicht provinziellerer Verein mit weniger Unruhe, eine gewisse Grundlage für einen medialen Rachefeldzug in einer Stadt in der die Medien den Herzschlag diktieren scheint aber nicht ausgeschlossen.

    So oder so, in Köln hat man keine Chance, wenn der Boulevard (in erster Linie die Redaktion im Glashaus an der Amsterdamer Straße) einen nicht haben will. Und dabei spielt, in meinen Augen zumindest, die mangelnde Sympathie einzelner die größere Rolle als das tatsächlich Geleistete. So haben Michael Meier und Wolfgang Overath nur den Verein kaputt gemacht und Schulden aufgebaut (die keineswegs in einem kritisch hohen Maße vorhanden sind) und nicht den Verein wieder in der ersten Liga etabliert. So wird Volker Finke auf ewig derjenige sein, der den Verein entkölscht hat, Trainer aus dem Amt ekelte und versucht hat den Verein kaputt zu machen, nicht derjenige, der Rensing, Sereno oder Riether verpflichtete, die alle einen guten Job machen. Vielmehr ist er für den Transfer von Tese verantwortlich, den der Trainer nicht wollte aber gerne einsetzt und der nebenbei auch noch einigermaßen beliebt bei den Fans ist. Außerdem hat er Freis verschenkt, der in Freiburg (sic!) Tore macht. Genau den Sebastian Freis, den der Trainer nicht mehr einsetzen wollte und den jeder Kölner in den letzten Jahren immer wieder zum Teufel gewünscht hat.

    Für mich bleibt festzuhalten, dass das Umfeld des 1. FC Köln eines mit Sicherheit nicht kann: Objektivität. Und es gibt Zeiten in denen ich mich schäme von Fußballdeutschland in ebendiese Masse eingeordnet zu werden.

  • Dornenboy

    Der Text vom Vierten Offiziellen gibt die allgemeine Ratlosigkeit gut wieder. Ich glaube, dass es besser gewesen wäre, wenn man auf der Pressekonferenz konkreteres zu den Trennungsgründen gesagt hätte, statt nur ein paar Standardfloskeln abzugeben. So überlässt man dieses Feld Dumont und Springer Verlag die fleißig spekulieren werden. Und keiner weiß welche strategische Entscheidung hinter der Finke Trennung gesteckt haben soll. Auch den Auftritt von Horstmann im Doppelpass fand ich bedenklich. Einfach so zu tun als sei einen Trennung vom Sportdirektor mitten in der Saison nichts ungewöhnliches. Der scheint sich mit dem Chaos und im Verein irgendwie schon abgefunden zu haben. Abschließend möchte ich sagen: Ich bin so schlau als wie zuvor.

  • […] Mehr Gedanken zu Finkes Rücktritt findet ihr auch beim vierten Offiziellen. […]

  • Max

    Ich habe auch in diesem Blog Volker Finke stets in Schutz genommen. Er hat tatsächlich als Sportdirektor einige hervorragende Transfers auf den Weg gebracht, wie Dominik treffend feststellte, er hat einen hervorragenden Trainer nach Köln geholt. Ebenso hat er ein paar Pfeifen verliehen (Terodde spielt in Berlin wahrlich nicht überragend, Freis ist in Freiburg auch noch nicht eingeschlagen, Matuschyk gibt in der zweiten Liga nur den Ersatzmann – da hat Finke das (nicht vorhandene) Potential dieser Spieler sehr gut beurteilt.)
    Allerdings hat er aber sich in den Medien immer wieder so negativ geäußert, dass er meine Symphatien für ihn unterhöhlt hat. Als er sich mit Schäfer anlegte, wollte ich ihm noch zu Gute halten, dass er als Freiburger nicht wissen konnte, wie es in Köln läuft. Mittlerweile sollte er es wissen.
    Mein Fazit: Finke ist ein kompetenter Fußballlehrer, er hat Ahnung, ist gut vernetzt und war – rein sportlich – eine echte Bereicherung für den Effzeh. Leider hat es menschlich nicht mehr hundertprozentig gepasst. Positiv ist, dass Solbakken bleibt.

  • hilm

    finke hinterlässt bei mir einen sehr zwiespältigen eindruck. sein erster toptransfer war makino, der härteste verteidiger japans und irgendwie habe ich fortan finke an makinos qualität gemessen. dann diese ständigen unnötigen äusserungen, seine flappe die er auf allen pressefotos bei der vorstellung vom neuen ausstatter erima gezogen hat und nicht zuletzt der wirre blick, wie er nach dem radkappenspiel auf dem wolfsburger bahnhof über den bahnsteig irrte – ich glaube irgendwas ist bei dem faul. ich will ihm nix böses, aber hinterherweinen wäre auch quatsch.

  • Malzi

    Ob Meyer, Finke, Rettig oder sonstwer (selbst ein Uli Hoeneß): die hatten alle mal nen Treffer und genauso den ein oder anderen Griff ins Klo. Wenn´s aber tatsächlich zwischen Solbakken und Finke nicht gestimmt hat, dann doch lieber Adieu Volker.

    Das einzige was wirklich nervt ist, dass beim fc echt nie Konstanz Einzug hält – wenn man konstantes Chaos jetzt mal ausschließt…

  • Mich würde mal interessieren, ob man die Wintertransfers 10/11, die den Verein ja in der Tat nach vorne gebracht haben, wirklich mit Finke in Verbindung bringen kann. Offiziell trat er den Dienst erst im Februar 2011 an. War er vorher schon involviert? Wie weit war er involviert? Hat er die Verhandlungen geführt? Danach kam nämlich nicht mehr wirklich viel…
    Ich bin genauso ratlos wie alle anderen: War die Trennung von Finke und das All-in auf die Karte “Solbakken” jetzt eine gute oder eine schlechte Lösung? Es war immerhin eine Lösung; manchmal reicht das ja schon!

  • @Malzi:
    Ich glaube, dass Konstanz nur möglich ist, wenn aufhört ständig für irgendetwas einen Schuldigen zu suchen und den zum Teufel zu jagen. Wenn man nur mal über die jüngere Vergangenheit nachdenkt: Michael Meier wurde geopfert weil die Fans einen Sündenbock wollten. Wolfgang Overath ist zurückgetreten, wahrscheinlich weil er genug von der Hetze hatte und/oder eingeschnappt war. Jetzt ist Volker Finke, offiziell aufgrund unterschiedlicher Einstellung zur sportlichen Ausrichtung, von den Medien vorher wie nachher als Gegner oder gar Erzrivale des Trainers bezeichnet, nicht mehr im Amt.

    @Hennes:
    Ich frage mich regelmäßig wie man überhaupt einordnen möchte, wer für was verantwortlich ist und wer woran maßgeblich oder überhaupt beteiligt war. Dass der EffZeh Schulden hat lag, je nach dem wer gerade der Buhmann war, zeitweise ganz alleine an Meier, Overath, Horstmann, Daum …
    Ich unterstelle hier einfach mal, was seinerzeit von Medien und Verein angedeutet wurde: Finke stand einige Wochen vor seiner Verpflichtung bereits als SD fest und hat während seines auslaufenden Vertrags in Japan bereits beratend zur Seite gestanden. So kann man ihm eine Mitschuld an den Transfers geben, muss ihn aber auch nicht alleine für (ausnahmsweise) gute Arbeit loben. Damit ist doch jedem gedient, oder?

    Und ganz generell frage ich mich jetzt schon, wer alles dafür verantwortlich gemacht wird, dass/wenn Lukas Podolski zu einem anderen Verein wechselt. Macht das ebenso wie die finanzielle Situation (die in Wahrheit beileibe nicht so schlecht ist, wie von den Medien dargestellt) einfach die Runde bei jedem, der in der Zeit +-3 Jahre mal am Geißbockheim zu Besuch war?

Haut rein, schreibt mir was!