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439 für 196

Niemand schoss mehr Tore für den 1.FC Köln. Zwischen dem 5. September 1964 und dem 29. April 1978 waren es 196. Insgesamt 439 Mal hatte er das Trikot mit dem Geißbock auf dem Herzen dazwischen übergezogen. Er hat den Bundesliga-Rasen nie mit einem anderen Trikot betreten. Er kam zurück als Trainer, Manager und wieder als Co-Trainer. Er war ein Teil dieses Vereins. Und auch wenn ich ihn nie habe spielen sehen, so erfährt man doch aus alten Erzählungen immer wieder von seiner Genialität. Von seinem blinden Verständnis mit Wolfgang Overath, Carl-Heinz Rühl und Heinz Hornig. Von seinem absoluten Willen den Ball über die Linie zu bringen. Sechs Mal führte er uns in das Pokalfinale und gewann es drei Mal für diesen Verein und zum Abschluss seiner Karriere holte er die (bis dato) letzte deutsche Meisterschaft in die Stadt. Das Double sogar. Er schenkte sich und seinen Fans einen Abschied wie er ihn verdient hatte.

Ein Abschiedsspiel schenkte man ihm im gleichen Jahr. Vor 25.000 Menschen (eine heute wie damals aus unterschiedlichen Gründen unfassbare Zahl für ein Nicht-Punktspiel) durfte er noch einmal sein Trikot anziehen. Gegen die Nationalmannschaft, die ihn nie wirklich gewürdigt hat. Er ging kurz vor der Halbzeit vom Platz, schaute auf sein Stadion, sein Publikum, hob noch einmal die Arme. Und dann war es vorbei. Er war stets pragmatisch. Sein Körper zwang ihn dazu.

Aber er ging nie wieder weg aus dieser Stadt. Er lebte in Junkersorf und war stets auf der Tribüne. Wie oft sah ich ihn morgens beim Bäcker (ich habe in Junkersdorf, eine Querstr. von seinem Wohnhaus meine Ausbildung gemacht) und bekam doch nie mehr als ein schüchternes, in den Raum geworfenes Guten Morgen heraus. Mein Chef kannte ihn sehr gut und erzählte manche private Anekdote, die das Bild abrundeten, was ich von diesem Mann bisher hörte. Immer freundlich und zuvorkommend, mit feinem Witz und unantastbarem Gefühl für Situationen. Und immer noch vernarrt in seinen Verein. Mit Dauerkarte und Schal. Nie mit dem Auto, sondern immer zu Fuß. Den Kirchweg runter, rechts über den Römerhof und den Olympiaweg zum Stadion. Wo er zahlreiche Hände schütteln musste und dies -ich bin mir sicher- bestimmt gerne tat.

Im letzten Jahr hatten wir große Sorge um ihn. Er hatte eine Lungenentzündung und einen Schlaganfall. Doch, er erholte sich. Er konnte dabei sein wie seine Tochter heiratete und er durfte Opa werden. Er machte wie immer das beste aus der Situation. Bewegen konnte er sich und sprechen, nur golfen ging noch nicht wieder. Er wollte dies dieses Jahr wieder in Angriff nehmen. Gut Clarenhof liegt ja nur einen Steinwurf entfernt. Aber natürlich war er schon wieder im Stadion. Er begleitete wohlwollend die kleinen Schritte seines Clubs zu alter Stärke. Er sprach über Jörg schmadtke und Peter Stöger wie wir. Wie jemand der die Sehnsucht nach besseren Zeiten nie aufgegeben hat, der immer mit seinem Club in Kontakt stand. Der Club der ihm so wichtig war.

Er freute sich auf Olympia weil erstmals seit 1988 eine deutsche Fußballmannschaft dabei sein durfte. Er holte damals Bronze in Seoul als Trainer.

Er hatte noch viel vor.

Gestern war er noch bei den Haien.

Heute starb Hannes Löhr mit 73 Jahren.

Der 1.FC Köln verliert einen seiner Größten. Ich bin fassungslos.

Mach et joot, Hannes. Luur ens avv und zo wie et dingem effzeh jäht. Schmiess ens mol ene Wind von bovven, wenn dr Risse widder am Kaste vobeijzielt.
Un wenn mer dann ens die Schaal huhrecke, dann luurste zoh und wenn et rähnt wisse mer Bescheid…

Haut rein, schreibt mir was!