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FC – Berlin: Die Hard 2

Himmel hilf. Da kommt die biederste und grauste Maus der Bundesliga an den Rhein und dem effzeh fällt soviel Neues ein wie Guido Cantz zu Karneval. Das kann doch nicht wahr sein, dass wir jetzt -so kurz vor dem Ziel sich im sicheren Mittelfeld zu etablieren- auf einmal nur noch mit braunen Unterhosen über das Feld laufen. Natürlich kann der Club nicht mit Hallo wach nach Vorne spielen und seine Tugenden komplett vergessen aber gegen diese Hertha, die eigentlich nur aus einer Ansammlung von dreckigen Profis besteht, deren einziger Zweck es ist den Ball irgendwie zu verwalten, dann hart in die Zweikämpfe zu gehen und auf Ibisevic zu spielen, gegen diese Hertha kannst du auch anders spielen lassen als das, was wir da über weite Strecken des Spiel gesehen haben. Himmel hilf.

Bitte seht es mir nach, ich bin auf 180. Eigentlich sogar drüber. Es läuft gerade gar nichts zusammen, meine Abendplanung ist kaputt gegangen und dann muss ich mir auch noch angucken wie Marcel Risse wieder und wieder zeigt warum das Youtube-Tutorial “Freistösse und Ecken präzise schießen” ohne ihn gedreht wurde. Mann, Mann, Mann.

Und, Andreas, hör mir bloß auf mit dem ersten Freistoß nach zwei Minuten. Da ist er weggerutscht, der war nicht geplant, guckt Dir das bitte nochmal an.

Das Spiel gewinnt die Hertha durch Cleverness und besseres agieren zum Ball. Ganz simpler Fussball. Nichts revolutionäres, nicht mal im Ansatz romantisch. Schnörkellos. Im Mittelfeld lösen sich sowohl die Sechser als auch die höheren Nummern immer einen Tick schneller als ihre Kölner Pendants, sind so einen Schritt schneller am Ball und können gefahrlos jeden Versuch des effzeh das Spiel zumindest mal unter Kontrolle zu bringen verhindern. Es lief wirklich nichts Richtung Berliner Tor.

Ja, Andreas, ich weiß, der Ball von Risse auf Modeste war super. Echt. Lass gut sein.

Hertha verschob beide Ketten stark Richtung Kölner Hälfte, setzte den ballführenden Spieler immer unter Druck und provozierte so Fehler, die halt passieren, wenn zu fehlender Präzision auch noch Zeitdruck hinzukommt. Man konnte deutlich erkennen dass Dardai seiner Mannschaft mitgegeben hat, dass der 1.FC Köln nicht die pass-sicherste Mannschaft auf Gottes grüner Wiese ist und dass es doch eigentlich gar keine schlechte Idee wäre, wenn man sie in der Vorwärtsbewegung unter Druck setzten würde. Jaja, hat er ganz gut erkannt, der Pal.

Leider waren sowohl Hector als auch Gerhardt und Lehmann dazu heute auch noch wirklich schwach. Hector hatte keine Akzente im offensiven Spiel, versuchte es im klein-klein und scheiterte ein ums andere mal an besagtem Druck. Gerhardt wollte mit dem Kopf durch die Wand, erkannte dass nichts geht und wollte das Glück erzwingen. Hat nicht funktioniert. Und Lehmann spielte den weisen alten Mann im Mittelfeld, der den Ball auch mal halten will während er den Kopf hoch nimmt um zu schauen wo sein nächster Pass hin soll. Dabei vergaß er aber das Tick-Tack der Hertha Gegenspieler, die ihn nicht diskriminierten, sondern genauso als ballführenden Spieler akzeptierten und angriffen wie alle anderen Kölner Spieler auch.

Tja.

Nach einer halben Stunde wurde es etwas besser, der effzeh versuchte sowas wie ein Gegenpressing und…

…ÜBERRASCHUNG! Das funktionierte sogar. Jaha, liebe Leute, die Hertha ist nämlich gar nicht so toll, die kann man auch mal unter Druck setzen und dann machen die auch Fehler. Ich meine, mal ehrlich, das ist eine Mannschaft die Michael Preetz zusammengestellt hat. Michael Preetz for heaven’s sake. Kommt mal klar. Kann ja wohl nicht wahr sein.

Und genau in diese Phase, als sich der effzeh so langsam an das Spiel gewöhnt hat, bringen wir hinten den Ball nicht raus und Ibisevic kullert das Ding rein. Ich könnte im Strahl kotzen. Den Ball musst du sieben Mal vorher klären aber irgendein blödes Berliner Bein war immer dazwischen und Heintz stolpert über Fata-Morgana-Maulwurfhügel in Müngersdorf. Ein völlig unnötiges blödes Gegentor aber so traurig es ist: Natürlich nicht unverdient, weil die Hertha einfach cleverer war. Abgezockter. Dreckiger.

In der zweiten Hälfte ändert sich das Bild nur unwesentlich. Natürlich zieht sich Berlin weiter zurück und überlässt dem effzeh mehr und mehr den Ball aber wir können nichts damit anfangen. Er springt von den Füßen weg wie weiland Jürgen Hingsen aus südkoreanischen Startblöcken. Vielen Dank, bitte erneut versuchen.

Klar hatten wir Chancen. Modeste spitzelt den Ball an den Pfosten, Hosiner überlegt -während er völlig frei steht- über seine Masterarbeit “Mitspieler in Szene setzen” nach und auch der Schiedsrichter hatte wieder einen Bock drin, als er ein klares Handspiel übersah. Aber das isses doch nicht, liebe Leute. Wir wollen doch etwas anderes sehen. Wir können doch Spiele verlieren, das ist doch gar nicht die Frage und auch ein 0:1 zu Hause gegen Berlin wird uns (hoffentlich) nicht aus der Bahn werfen aber wir wollen doch Mut sehen. Selbstvertrauen. Und das sah ich über weite Strecken nicht.

Ich kann auch den Wechsel von Hosiner für Mladenovic nicht nachvollziehen. Mladenovic war so ziemlich der einzige Kölner Spieler, der immer den Abschluss suchte und es wenigstens probierte. Ohne große Schnörkel, ab das Ding, mal gucken was passiert. Um ihm herum war Wasserballett und er macht ne Arschbombe vom Zehner. In einem solchen Spiel brauchst du doch so einen Mann. Dass Hosiner kam, bitte schön. Aber dann doch für Risse um Himmels Willen.

Ja, Peter Stöger hat immer Recht. Das stimmt.

Nur heute nicht.

Jojic kam dann auch etwa 10 Minuten zu spät ins Spiel, denn mit ihm entwickelte sich so etwas wie Zug zum Tor. Und der Mann kann Pässe schlagen. Zwei, drei Flankenwechsel die nicht im Aus gelandet sind. Das war gut. Gegen Ingolstadt (das nächste dreckige Spiel) darf er gerne mal von Beginn an zeigen, was er kann. Er scheint ja den Kampf in Köln angenommen zu haben. Nur sollte er sich nicht bei Leonardo Bittencourt nach der optimalen Stollenlänge erkundigen, der Mann rutschte wieder über den Platz als hätte er die guten Hallenturnschühchen an. Ihr wisst schon, die mit dem Klettverschluss. Noch so eine Sache die ich nicht voll-umfänglich verstehe aber was weiß ich denn schon.

Nach 94. Minuten wird abgepfiffen, wir bleiben nach der zweiten Niederlage in Folge auf 29 Punkten kleben, was immer noch ein komfortables Polster nach unten ist aber am Ende nicht zum Klassenerhalt reichen wird. Ich weiß, vielleicht bin ich zu sehr Pessimist aber ich denke wir sollten schon noch den Blick nach unten nicht vernachlässigen. Guckt mal nach Stuttgart wie schnell man da auch rauskommen kann und ruft mal in der 2011er Vergangenheit in Frankfurt an, wie schnell man alles mit dem Arsch einreissen kann, was man vorher mühsam aufgebaut hat.

Ich denke nicht, dass das passieren wird, versteht mich nicht falsch aber am Ende ist es immer noch der 1. FC Köln und wir wissen ja was passiert, wenn wir zu lange denken, dass jetzt alles gut werden wird, nicht wahr?

Dienstag gehts nach Ingolstadt. Fantastisch. Spiel des Jahres.

Herrgott.

Come on effzeh!

4 comments to FC – Berlin: Die Hard 2

  • Max

    Ich habe es wieder nicht gesehen, aber aufgrund von Ticker und Statistiken hatte ich eher den Eindruck, dass es 0:0 hätte ausgehen müssen. Nur hat die Hertha – wie die ganze Saison schon – das Glück auch ohne Chance ein Tor zu schießen.
    Der Effzeh war schlecht, ja, aber nicht verlieren schlecht.
    Was soll’s, das wird wieder. Weißt Du warum? Weil die Grundlage stimmt. Weil die Defensive eine der Besseren ist, weil die statistischen Werte stimmen. Klar, Abstieg ist prinzipiell möglich, aber extreeeeem unwahrscheinlich.
    Und das reicht im zweiten Jahr der Reise.

  • […] Wer Bock auf einen Text hat, der es was die Spielart und die Spielkritik ziemlich eindeutig in meinem Sinne ausdrückt und noch deutlicher beschreibt, der lese diesen Artikel  FC Berlin Die Hard2 beim Vierten Offiziellen. […]

  • Philipp

    Erst einmal vielen Dank für den tollen Blog, ich bin seit September begeisterter Leser. Nun aber zum FC:
    Ich bin ja total genervt von den ganzen Diskussionen in anderen Medien über den mal wieder nicht gegebenen Handelfmeter. Klar ist das ärgerlich, aber der FC hat tatsächlich einfach schlecht gespielt – der Elfer wäre ein Glücksfall gewesen, anders hätten sie am Freitag wohl kaum ein Tor hinbekommen.
    Was mich aber auch wundert: Der FC wird in den meisten Spielen erst zum Ende hin richtig gefährlich, hat ja auch schon viele späte Tore geschossen – in der Regel, nachdem Peter Stöger offensiv gewechselt hat. Anscheinend können Sie es ja, aber warum erst zum Schluss, wenn sie hinten liegen? Warum nicht schon früher mehr Mut zur Offensive? Ach ja, und Jojic hat mir auch gut gefallen, ich wünsche ihm mal ein richtig gutes Spiel, damit er Selbstvertrauen tanken kann. Er hat so viel Potential, das der FC gut gebrauchen könnte.

  • Max

    Hab mich weggeschmissen vor Lachen. Bester Artikel den ich seit langem gelesen hab. Tut mir fast schon leid, dass wir gegen euch gewonnen haben (aber nur fast) ;). #hahohe

Haut rein, schreibt mir was!