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Aus den Fugen geraten

Sommerpause. Die WM ist vorbei, die Aufregung über das Gauchogate ebbt langsam ab, übermorgen startet die 3. Liga in die neue Saison und so langsam kommt wieder dieses Kribbeln zurück. Vereinsfußball. Aber der Fußball hat Probleme. Richtig massive Probleme. Unser aller Lieblingsspiel, “the beautiful Game” liegt noch nicht auf der Intensivstation, ist jedoch auf dem besten Weg dorthin. Irgendetwas muss sich ändern aber ich bin mir sehr unsicher ob lebenserhaltende Maßnahmen nicht schon zu spät kommen könnten. Es ist alles komplett aus den Fugen geraten.

Fangen wir mal mit dem offensichtlichsten Wahnsinn an. Gestern bestätigt Real Madrid die Verpflichtung von James Rodríguez. Der Kolumbianer, der uns bei der WM schon so viel Freude bereitet hat, wechselt von der Mittelmeerküste in die spanische Hauptstadt. Transfersumme: 80 Millionen Euro! 80 Millionen. Toni Kroos ist ja schon seit ein paar Tagen dort. Schlappe 42 30 (Fehler, Danke für den Hinweis @schnumbi hier habe ich das Gehalt mit dazu gerechnet, sorry) Mio. € machte Real für den Ex-Rostocker locker. Da kann Barcelona ja nicht hinten anstehen, oder? Luis Suarez (zu dem ganzen Komplex kommen wir gleich nochmal) wird aus Liverpool für 81 Mio. € geholt, dazu dann noch Kleinvieh wie Rakitic aus Sevilla und ter Steegen aus Gladbach (18 bzw. 12 Mio. €). Jetzt nehmen wir mal nur diese paar Spieler aus den zwei Topklubs Spaniens und rechnen mal: 80+30+81+18+12 = 221 Millionen Euro. Für 5 Spieler.  Der 1.FC Köln hat i.M. einen ungefähren Marktwert von 44 Millionen Euro. Okay, vielleicht nicht das beste Beispiel aber trotzdem.

Spanien hatte 2012 ein Bruttoinlandsprodukt von 1,349 Billionen $, das sind 1,002 Billionen €. In Relation gesetzt sind das schon mal 0,024% des gesamten verdammten BIP. Und nicht von Burkina Faso sondern von Spanien, Herrgott nochmal. 47 Millionen Einwohner, 50% Jugendarbeitslosigkeit, 958,7 Mrd. Euro Auslandsschulden in 2013. Na herzlichen Glückwunsch Real Madrid und FC Barcelona. Das ist ja Wahnsinn.

Natürlich ist Spanien nur das extremste Beispiel dieser völlig lebensfernen Welt, zu der der professionelle Fußball mittlerweile mutiert ist. Chelsea gibt mal locker 100 Mio. für neue Spieler aus, Manchester United ist sich nicht zu blöde 37,5 Mio. Euro für einen 18jährigen Linksverteidiger (Luke Shaw aus Southampton) auszugeben und selbst Hull City, deren Stadion, Anlaby Rd. (oder jetzt KC) in der letzten Saison mit knapp 13.000 Zuschauern pro Spiel “gefüllt” war, kann mal eben 18 Mio. Euro für Livermore und Snodgrass klar machen. Da werden die Augen groß.

Und irgendwie muss das Geld ja wieder reinkommen, denn da sitzen ja keine dummen Menschen an entscheidenden Positionen. Und wie mache ich es am einfachsten? Klar, Ticketpreise. In England kostet eine mittelmäßige Dauerkarte mittlerweile um die 1.500 €, in Italien sind wir schon bei knapp 2.000 Euro. Kein Wunder, dass in der Serie A die Stadien aussehen als würde 1984 Uerdingen gegen Homburg spielen. Wollt Ihr die Leute zurück haben, die das Spiel zu dem gemacht haben, was es heute ist? Dann dreht diesen Irrsinn zurück. Macht das Erlebnis Fußball wieder zu dem, was es einmal war. Wo auch Väter ihre Kinder mitnehmen können, ohne eine neue Hypothek aufnehmen zu müssen. Um Nachwuchs in die Stadien zu bekommen, musst Du diese auch reinlassen. Denn irgendwann, es kann nicht mehr lange dauern, ist nichts mehr da von diesem Zauber, der ein Fußballstadion ausmacht. In England ist bei einem willkürlich ausgewählten Ligaspiel weniger Stimmung über 90 Minuten als beim Schützenfest in Brühl-Heide. Und das Schützenfest in Brühl-Heide ist klein. Sehr klein. Und von übersichtlicher Schönheit.

Dieser Transferwahnsinn ist natürlich die Folge von Angebot und Nachfrage aber letztlich muss es in den Ligen “klick” machen. Die UEFA und ihr “Financial Fairplay” erweist sich als völlig zahnloser Tiger (jajaja, jetzt also 2015 – is klar), die FIFA ist eh nicht ernst zu nehmen. Nein, die Clubs und die Ligen müssen Regeln aufstellen, die dieses obszöne Geldausgeben -jedenfalls teilweise- wieder in geordnete Bahnen lenkt. Ist das realistisch? Wohl eher nicht. Gerade in der Premier League und in der Ligue 1 stehen Investoren bereit, für die Geld einfach nur Zahlen sind, mit denen rumgespielt werden kann. Und die PL wird einen Teufel tun und es sich mit diesen Personen/Unternehmen zu verscherzen. Die ganzen schönen 2 Komma irgendwas Mrd. GBP Umsatzerlöse sollen ja schön weiter fließen.

Kann man da froh sein, dass es in der DFL noch die 50+1 Regelung gibt? Ja, im Prinzip schon. Wenn es denn für alle Vereine gleichermaßen gelten würde. Schon heute ist es doch so, dass SAP, Red Bull, Bayer und VW Vereine besitzen, nur auf dem Lizenzpapier eben nicht in die Kategorie Eigentümer fallen. Bayer gibt es schon seit ewigen Zeiten, die sind fast raus aus der Sache auch wenn ich als FC-Fan natürlich immer noch null komma null Respekt vor dem Gesamtkonstrukt Bayer 04 Leverkusen haben kann. Aber das steht ja auf einem anderen Blatt. Volkswagen hatte irgendwann in den frühen 90ern mal die Idee den VfL Wolfsburg etwas breiter unter die Arme zu greifen und ist mittlerweile zu 100% Inhaber der ausgegliederten VfL Wolfsburg-Fußball GmbH. Hier geht nichts mehr ohne das Ja aus dem Werk. Dazu ist VW noch Premiumpartner des DFB-Pokals und in der DFL natürlich auch nicht sonderlich schlecht vernetzt. Aber Interessenkonflikte sind da ausgeschlossen, oder? Für die Telekom und die Bayern gilt natürlich das gleiche. Aber scheiß drauf, so ist’s Business, würde der Kaiser sagen. Das sind Geister, die wir nie wieder loswerden.

Bizarrer wird die Sache, wenn wir uns nach Sinsheim oder Leipzig wenden. Hier hat sich der Hopp Dietmar einen Lebenstraum erfüllt und einen (seinen?) Dorfverein mit Millionen und Abermillionen in die Bundesliga gehievt. Dort hat der Mateschitz Didi gedacht, dass seiner Gummibärchen-Limonade noch ein Bundesligist ganz gut tuen würde, hat sich umgeschaut, sieht ein brachliegendes Stadion in einer Stadt mit großer Fußballtradition, öffnet das Säckerl und schwupps, haben wir den Salat. Beide Szenarien sind fürchterlich aber nur die Vorboten von dem, was kommen wird.

In den “großen, alten” Vereinen ist es für Investoren, die immer investieren und nicht gönnen, schwierig bis unmöglich derartige Machtstrukturen aufzubauen. Dafür gibt es zu viele Interessen. In Köln, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart (um nur ein paar zu nennen), wäre es schlicht unmöglich, dass man die Vereinsmitglieder aus der Verantwortung, aus der Pflicht nimmt, das Schicksal des Vereins mit zu gestalten. In Leipzig war das kein Problem. Mit der Aussicht endlich wieder Spitzenfußball in ihrer Stadt zu sehen, das Stadion nicht vollkommen verkommen zu lassen und mit der Hoffnung auf frisches Geld für Zulieferer und Infrastruktur gab man alles aus der Hand. Laut Ulrich Wolter (GF) hat der Verein RB Leipzig ca. 250 Mitglieder. Stimmberechtigt sind diese aber eher nicht. Der Aufsichtsrat wird angeführt von Walter Bachinger, seines Zeichens Leiter der Finanzabteilung der Red Bull GmbH. Im Ehrenrat sitzt Volker Viechtbauer (Leiter Rechtsabteilung Red Bull GmbH). Zur Zeit kann man nur Fördermitglied bei RB werden. Ab 70 Euro im Jahr darf man dafür auf eine Saisoneröffnungsparty gehen. Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn.

In welchem “normalen” Verein mit gewachsenen Strukturen ist das möglich? Und damit sind wir beim Punkt: Die Bundesliga bescheißt sich selbst. Solange dieser Art von 50+1 die Tür geöffnet wird, soll man sich nicht wundern, wenn die ganzen jungen Fans, die Ultras der etablierten Vereine, immer mehr die Schnauze voll haben und das Produkt ablehnen. In Hamburg hat gerade die Chosen Few ihren Support-Abschied aus Stellingen bekannt gegeben, da sie sich mit der Ausgliederung der Profi-Abteilung nicht anfreunden können und ihren e.V. in Gefahr sehen. Sicherlich ein krasser Schritt aber aus Sichtweise der 22C-Leute absolut verständlich. Auch hier muss es in der Liga “klick” machen. Solche Projekte bringen kein “neues Leben” oder “frischen Wind” in unseren Sport, sondern sind einzig und allein eine Anpassung an internationalen Größenwahn. Und irgendwann spielt Hoffenheim gegen Leipzig um die Meisterschaft und SKY hat 20.000 Zuschauer. Hoffentlich kommt es mal soweit, dass allen wirklich großen “Volksvereinen” die Luft ausgeht, denn nur wenn es allen schlecht geht, kann sowas wie Solidarität aufkommen. Wir (der effzeh) können bei diesem Spiel doch eh nicht mithalten und ich für meinen Teil will das zu diesem Preis vielleicht auch gar nicht.

Im Ringen um mehr Kohle hat sich dann gestern auch noch das Land Bremen zu Wort gemeldet und will ab sofort für Risikospiele die Einsätze der Polizei bezahlt bekommen. Was ein groteskes Ansinnen. Die Vereine veranstalten ein Fußballspiel, die Polizei rückt mit ein paar Hunderschaften an, weil sie von einer Gefahrenlage ausgeht und schickt die Rechnung dann an den jeweiligen Verein? Hallo? Jemand zu Hause? Über diesen Hirnfurz müssen wir nicht weiter sprechen, oder? Sogar die GdP(!) hält es für bescheuert und das sagt ja nun wirklich alles.

Also, das Thema Geld ist sicher das, was den Fußball irgendwann vollständig in sich zusammenfallen lässt (und ich hoffe das passiert früher als später) aber es ist längst nicht alles, was im Argen liegt.

Oben hatte ich ja schon mal Suarez angesprochen. Der Beißer. Der Vampir. Er bekommt von der FIFA für sein wirklich gestörtes Verhalten auf dem Spielfeld eine viermonatige Sperre. Die FIFA nimmt hier also konkreten Einfluss auf nationale Ligen und auch auf kontinentale Wettbewerbe. Mit welchem Recht? Sie kann ihn von mir aus für alle FIFA-Events sperren solange sie will aber für Ligabetrieb gibt es doch eigene Schiedsgerichte oder täusche ich mich da? Außerdem ist natürlich die Frage ob 4 Monate in irgendeinem Vergleich zu Ellbogenstößen und Grätschen, die andere Spieler außer Gefecht setzen, stehen. Wahrscheinlich eher nicht. Dass hier ein Spieler dem sämtliche Aktivitäten im Fußball verboten wurden zu einem Verein wechselt, dem sämtliche Transfers, die nicht die Erlöse decken, verboten worden sind…ihr denkt Euch Euren Teil, ne? Ja, ich weiß, 2015…

Die FIFA ist ja eh so ein Thema. Ticketing, WM-Vergabe, vollumfassende Korruption. Da wäre ich aber noch stundenlang dran und verweise da lieber auf Jens Weinreich, der kann das besser. Aber Achtung: Nicht nach dem Essen lesen, sonst kommt alles wieder hoch.

Ich freue mich wie Bolle auf die neue Saison in der ersten Bundesliga. Ich kann es kaum abwarten. Aber trotzdem, Fußball, mach was. Lass dich doch nicht so gehen. Werde wieder das was Du mal warst: “The beautiful Game”. Komm mal klar.

Und verbiete bitte, bitte sofort alle bunten Schuhe. Danke. Beste Grüße, ich mag Dich immer noch, Du Doof.     

20 comments to Aus den Fugen geraten

  • Dietmar Hopp, bunte Schuhe… ich finde das alles super! Weiter so Bundesliga!!!

  • Dazu drei Anmerkungen:
    Die SAP besitzt keinen einen Bundesligaverein, was du später schließlich auch selbst relativierst. Mir ist bewusst, dass es die Dramaturgie einer Aufzählung steigert, aber es bleibt Unsinn.
    Was allein die lösgelösten Zuschauerzahlen von RB Leipzig betrifft, habe ich bisher nichts Besorgniserrregendes auf dem Schirm – wenn man jeden Besucher diskrediert, bleiben natürlich nicht mehr viele übrig. Selbst Leverkusen-Hoffenheim wollten zuletzt eine halbe Million Menschen auf Sky sehen.
    Die TSG ist letztlich zudem kein melodramatisches “Ich führ mal eben meinen Dorfverein in die Bundesliga”-Projekt. Das erkennt man bereits an den ursprünglichen Pläne um den FC Heidelberg 06, der diese Prämisse ad absurdum führt. So wie Franz Kremer mit der Fusion zum 1.FC Köln ein Mittel für einen größeren Zweck (konkurrenzfähiger Verein in Köln) gefunden hat, hat Hopp letztlich auf Hoffenheim zurückgegriffen, um dieses Ziel zu verwirklichen (man ersetzte Köln durch Region).

  • *keinen Bundesligaverein natürlich.

  • […] dabei verliert man noch kein Wort über die anderen Auswüchse, die diesen Sport wirklich existentiell […]

  • Lenny Nero

    Es ist ja nicht die Schuld von Leverkusen und Wolfsburg, dass sich kein großer Sponsor seit 20 Jahren beim effzeh engagieren wollte. Dann würde die 50plus1 Regel auch für Köln nicht gelten. Außerdem sieht man ja am HSV was der große Einfluss von Fans auf den Verein hat: Misswirtschaft und Randale. Wer die sozialromantische Ader hat und glaubt, dass bei den Traditionsvereinen die Frau vom ehrenamtlichen Trainer die Trikots wäscht und die Spielerfrauen auf der Gegengeraden im Nieselregen die Stadionwurst verkaufen, sollte mal aufwachen. Ich will erfolgreichen und guten Fußball in einer starken Bundesliga sehen, nicht Vereine, die ihre Existenz und Anspruchshaltung daran ausrichten, 1955 mal Meister geworden zu sein.

  • uff… also von den Transferausgaben von Barcelona auf RB Leipzig zu kommen… ist schon ein gewagter Sprung… Ich behaupte ja immer: diese Angst vor RB kommt immer von Leuten von Außerhalb, die halt nicht damit klar kommen, dass ihr Traditionsverein von inkompetenten Leuten geführt wird. Ich sag das mal so: Dass Vereine wie 1860 München, Kaiserslautern und letztes Jahr Köln in der 2. Liga spielen, hat nichts mit den Retorten-Vereinen aus Wolfsburg, Sinsheim und Leverkusen zu tun… als Totschlag-Argument nenne ich da einfach mal Mainz, die sich ohne große Investoren aber mit viel Kompetenz in der Bundesliga etabliert haben… solange die (und Augsburg, und Freiburg…) vor den Kölner stehen, liegt das Problem in Köln…

    Es gibt bestimmt viele gute Argumente RB Leipzig kritisch zu sehen. Folge einfach den von mir angegeben Link zu einem etwas älteren Beitrag meinerseits. Die Ablösesummen, die Real Madrid und Barcelona auf den Tisch hauen, gehören definitiv nicht dazu…

    Nebenbei ist es auch nicht korrekt, die Ausgaben von Real Madrid und Barcelona mit dem Brutto-Inlandsprodukt der Spanier zu vergleichen… weil relativ viel von dem Geld, dass die da verschieben, nicht aus Spanien kommt… kannst du dir alleine vorstellen, wie viel James Trikots die in Asien, Südamerika und den USA verkaufen werden?

    Wo du nebenbei die Fans ansprichst, die in England und Italien mehr und mehr “ausgeladen” werden… RB Leipzig wird dieses Jahr mehr Zuschauer ins Stadion ziehen, als 1860 München. Weil man zwar 70 Euro für eine sinnlose Veranstaltung zahlen muss… aber halt auch nur 6 Euro um ins Stadion zu kommen… Die Stadt Leipzig hat in Sachen RB definitiv mit den Füßen abgestimmt, in dem sie zahlreich (bester Zuschauerschnitt der Dritten Liga… mit 4.000 Gästen Vorsprung) ins Stadion gegangen sind… Die werden dieses Jahr schon einen besseren Schnitt als manche Bundesligisten auffahren… nach deiner Fan-Logik müsstest du die also Willkommen heißen…

    Und wo ich schon mal warm bin: Dass RB so viel in die Infrastruktur investiert, dass selbst der Kreisklasse-Fußballer davon profitiert, ignorierst du auch vollkommen… Sie sind eben kein Raubtier-Investor… und selbst wenn RB wegen der Lizenzprobleme morgen abspringen würde, würde die Fußball-Stadt Leipzig in der Breite immer noch besser da stehen als vor 4 Jahren…

  • Ich checke nicht, wie Ihr darauf kommt, dass ich die Aussagen aus dem ersten Teil in irgendeinen Zusammenhang mit dem Teil um RB oder “Retorten-Vereine” bringe. Das sind zwei völlig losgelöste Konzepte. Und nochmal: Es geht nicht um das Konstrukt RB Leipzig, das ja durchgewunken wurde und damit legitim dort steht, wo sie stehen. Das stelle ich überhaupt nicht in Abrede. Es geht um die schwammige, völlig windelweiche Nichtlösung 50+1, die es anderen, großen Vereinen völlig unmöglich macht mitzuhalten und von diesen Konstrukten einfach umgangen wird, weil die DFL es zulässt.

  • […] sich diesbezüglich sogar einiges. Auch manches, über das man den Kopf schütteln möchte, wie es der vierte Offizielle vehement […]

  • dan_schn

    Schöner Beitrag, ich bin absolut der selben Meinung!

    Du hast aber meiner Meinung nach ein paar ganz entscheidende Aspekte vergessen wie man die Kommerzialisierung noch besser ausdrücken kann: Beispiel Cardiff City, eigentlich sollte ich Dir nicht mehr sagen müssen, aber ich sage nochmal für jeden das Problem dort. Es hat ein Asiate (ich meine aus Singapur, bin mir bei der Herkunft aber nicht so sicher, außer dass er aus Asien kommt) den Verein mit einem “blauen Vogel” als Logo gekauft. Da sich aber bekanntlich, Drachen und die Farbe rot in Asien deutlich besser vermarkten lassen, hat er kurzerhand das Logo abgeändert. <- Vergleichbar mit RedBull (!!!!!) Leipzig. Sie haben auch das Vereinswappen benutzt um ihre Marke stark zu machen.
    Und als weiteren Aspekt sollte man noch erwähnen, dass der größte Markt für Trikotverkäufe leider leider leider in Asien liegt. So hat die BPL oder LaLiga dort verdammt großen Anhang. Und den Fans dort ist es, 'tschuldigung für die Ausdrucksweise, schei@ egal ob der FC Barcelona in Barcelona oder in Tel Aviv spielt. Sie haben keinerlei Bindung. Wenn sie Mitglied sind, haben sie aber leider das selbe Stimmrecht wie die ganzen treuen Fans in der Kurve. Da die ausländischen Fans (natürlich nicht alle) lieber spektakulären Fußball sehen wollen, als die Jungs aus der eigenen Jugend, fordern sie teure Verpflichtungen. Da dieser Wirtschaftsraum das meiste Geld für den Verein bringt, wird das auch gemacht. Dadurch müssen die Kurvengeher überhöte Eintrittspreise zahlen und man erreicht bewusst eine Stimmung wie bei WOB-HOF! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch Deutschland erwischt und wir dieser Spirale nichtmehr entkommen.

    @PassivesAbseits: Doch, Hoppenheim, Redbull und Golfsburg (Bayer tendenziell ausgenommen) sind die Hauptschuldigen, dass mein TSV 1860 oder unsere Freunde vom Betzenberg nicht in der BuLi spielen. Natürlich haben wir aber auch die Lauterer große Fehler gemacht, bestreite ich garnicht. Datschiburg und Mainz haben vieles richtig gemacht, stimmt auch. Aber je mehr "Eignervereine" es gibt, desto weniger Traditionsverein gibt es in der BuLi. Ich glaube die meisten hier, würden lieber Fußball von meinem TSV gegen (die mir so ungeliebten) Kölner in der BuLi sehen als WOB-HOF, weil da immer eine Bombenstimmung ist. Zumindest die jenigen, die mit Fußball noch viel mehr verbinden als reine kommerzialisierung. Diejenigen, die selber ins Stadion gehen und in der Kurve stehen. (Abgesehen von unseren Heimspielen in der fuc@ing Arroganz Arena, Verbrecher Arena, Schieber Arena, Kloschüssel, wurscht wie ihr sie nennt). Ein richtiges Traditionsduell um die Meisterschaft ist einfach etwas ganz besonderes. Da lebt die Stadt. Den Unterschied, wieviel ein Traditionsverein im Vergleich zu RedBull etc. ausmacht, würde man sehen können wenn der TSV aufsteigt. Da ist die Meisterfeier von den Seitenstraßlern garnichts!

  • JuergenL

    Das Traditionsvereine ihren Niedergang selbst zu verantworten steht ausser Frage. Es geht noch nicht mal um “Retortenvereine”, ich bin da völlig bei Axel, mich stört die Selbstbeweihräucherung der DFL und die Strukturen die dahinter stehen.

    Es kann was nicht richtig sein, wenn ein Verein wie der 1.FC Köln in der 2.Liga wenig bzw. so gut wie überhaupt kein Geld verdienen kann. Wenn ein Verein abgestiegen ist, sollte er auch die Möglichkeiten haben in der zweithöchsten Spielklasse, in Deutschland, Geld zu verdienen um sich finanziell zu sanieren. Mit einem Billigkader steigst du nicht mehr auf, dazu ist Liga 2 mittlerweile auch zu gut. Sich mit einem Zweitligakader dauerhaft in 1.Liga zu halten, geht schon mal überhaupt nicht. Sicher gibt es ordentlich mehr Fernsehgeld. Aber gute Bundesligaspieler gibt es a.) nicht wie Sand am Meer und b.) bekommst du nicht genügend trotz der Mehreinnahmen. Was soll ich davon halten wenn z.B. ein Verein wie der VFL Wolfsburg, trotz sportlichem Misserfolg erstmal eine komplett neue Truppe shoppt. Allein Luis Gustavo und de Bruyne haben ungefähr 50 Millionen zusammen gekostet. Damit entschulde ich den 1.FC Köln komplett und kaufe für 20 Millionen noch Spieler ein.
    Ja besorgt euch eben auch einen grossen Sponsor, höre ich die Rufe. Haben wir, sogar einen finanzstarken. Der darf im Verein eben nicht mitreden und kürzt seine Zahlungen bei Misserfolg oder droht bei Problemen mit dem Weggang. Sowas habe ich von VW noch nie gehört.

    Ich sehe die generelle Entwicklung im Vereinsfussball eher negativ. Nehmen wir mal die Champions League. Dort gibt es richtig Kohle abzugreifen, 8 Millionen nur für die Qualifikation (8 Millionen bekommt der Sieger ! der Euroleague, nur um mal die Relationen darzustellen). Dann spielt dort jedes Jahr ein Verein wie Arsenal der 10 Jahre in England nichts gewonnen hat, ist egal Hauptsache die Grossen, die Finanzstarken sind dabei. Stimmen über Setzlisten im DFB Pokal gibt es auch schon mehr als genug. Man ist eben gerne unter sich. Wo steht eigentlich Werder Bremen zur Zeit, die jahrelang in der Champions League spielten. Teurer Kader muss dafür sein, dann spielen sie 2 Jahre nicht international, Spieler müssen verkauft werden und der Niedergang beginnt.
    Das wird bei “Sponsorenvereinen” nicht passieren. Und das macht es langweilig. Aber nochmal, gefordert ist hier ganz klar der Verband. Einen Verein wie RB Leipzig hätte man schon im Entstehen verhindern müssen, sie in die 2.Liga kommen zu lassen und dann erst über eine Logoänderung zu debattieren ist schlicht dilletantisch. Aber man sonnt sich gerne im Erfolg der Bundesliga und feiert sich selbst. Ist ja alles so schön Weltmeisterfussballland.

  • Dornenboy

    Eine kleine Anmerkung: Du schreibst dass Bayer und Wolfsburg “nur auf dem Lizenzpapier eben nicht in die Kategorie Eigentümer fallen.”
    Das ist nicht der Fall. Beides sind 100% Töchterunternehmen von jeweils Bayer und VW. Die 50+1 Regel gilt für diese Vereine anders als für Hoffenheim nicht, wo Hopp nur der de facto aber nicht der de jure Eigentümer ist.

  • @Dornenboy: Joa aber in den Lizenzunterlagen steht doch eben “VfL Wolfsburg-Fußball GmbH” und nicht “Volkswagen Deutschland AG”. Das meinte ich damit.

  • Lenny Nero

    Was soll eigentlich das ganze Gelaber, dass in Wolfsburg keine Stimmung ist? Warste schon mal da @dan_sch? 1860 kommt ja nicht so häufig vorbei… Und wer sagt, dass eine Bundesliga mit Traditionsvereinen besser, beliebter, schöner wäre?! Wäre RW Essen gegen Preußen Münster so viel attraktiver? Die Traditionsvereine hatten ihre Chance und haben größtenteils versagt, Steuergelder verschwendet und mit Gewaltfans Schlag-Zeilen gemacht. VW ist seit den 50er Jahren Hauptsponsor beim VfL. Am meisten hat die Judoabteilung profitiert. Vier Jahre nach dem Aufstieg 1997 hatte Wob noch einen Etat unter Lautern, 1860 und Rostock! Da hat nie einer was zu meckern gehabt. Kaufste heutzutage de Bruyne bist du gleich der Untergang der Bundesliga. Das ist doch bullshit, billiges Klischee und Halbwissen.

  • Dornenboy

    @Axel OK. Denke schon das auch der Eigentümer einer Lizenspieler-GmbH (also meinetwegen der 1. FC Köln 01/07 ev.) in den Lizenzunterlagen auftaucht. 🙂
    Aber theoretisch könnten die Hoffenheim Mitglieder Hopp in den Wind schießen und es in der Regionalliga Süd versuchen. Auch wenn das Hoffenheim Stadion seinem Golfclub gehört. Alles sehr absurd.

  • dan_schn

    Lenny, in Wolfsburg war ich nicht nein. Ich war in Sinsheim, in Dortmund, bei Bayer, in Gelsenkirchen und bei mittlerweile 13 der 18 Bundesligsten im Stadion. Ich war bei Derbys (Braunschweig gegen Hannover) ich war bei Hoffenheim gegen BMG. Entweder sind die Stadien in Sinsheim und in Leverkusen absolut falsch geplant, sodass keine Gänsehaut Stimmung aufkommen oder es liegt an den Fans. Ich war bisher leider weder in Essen noch bei Münster im Stadion. Ich war allerdings schon beim KSC in der dritten Liga, ich war in Rostock und Aachen und überall gab es “besonderere” Momente als bei den erwähnten Clubs. Wenn die ganze Kurve anfängt zu singen, ist es einfach etwas ganz besonderes.
    Eine kurze Bemerkung zu “Gewaltfans”. Das sind meistens die sogenannten Fans, die Polizisten beleidigen oder verletzen. Dass da in den meisten Fällen die Polizei selber daran schuld ist, wird nie erwähnt. Kommt es zum Gerichtsverfahren etc. sind die Entscheidenden 10 Sekunden nicht auf Band sondern die Kamera zeigt auf den Boden. Ja, selber zu Hauf erlebt. (Nicht persönlich aber ich habe mit dutzenden gesprochen, egal ob Kölner, Dortmunder, Sechzger etc.) Mir persönlich ist es egal, wenn sich 200 Männer in einem Wald verabreden um sich die Birne einzuschlagen. Ob mans glaubt oder nicht, bei solchen “Schlachten” gibt es auch Regeln die von beiden Seiten zu 90% eingehalten werden. Ich kann den Begriff Gewaltfans nicht hören.

    Wie komme ich darauf dass Traditionsteams beliebter sind? Hast du schonmal erlebt, dass 15.000 Wolfsburg Fans nach Hamburg gefahren sind? Also ich nicht wirklich. Bei Dresden sind immer mindestens 15.000 Fans nach München gekommen. Wenn Lautern in Karlsruhe spielt, gibt es Sonderzüge und es sind weit über den Gästebereich hinaus die Lauterer. Sie reißen sprichwörtlich das Stadion ab und die Stimmung ist bombastisch. Und ganz zu schweigen davon, dass HOF, WOB und Bayer immer relativ niedrige Einschaltquoten bei Sky haben. Gut, Braunschweig hatte auch eine sehr niedrige, stimmt!

    Bezeichnend für die Fankultur von Hoffenheim ist doch, dass Angestellte/Mitarbeiter des Vereins mit einer “Lärmmashine” versucht wurde, die Fangesänge der Dortmunder im Keim zu ersticken. Ich weiß nicht was dir lieber ist, aber lieber stehe ich auf einer Betontrebüne und merke den Boden unter meinen Füßen sich bewegen, weil 30.000 Menschen springen als dass ich an einer “Lärmmaschine” stehe.

  • Darf ich das hier noch mal auf das WIRKLICH wichtige Thema bringen: Bunte Schuhe!!!

  • Viktor

    Zu dem Punkt mit Real/Barca nur ein kleines Beispiel, da du zu dieser Thematik anscheinend keinen wirklichen Bezug hast:
    http://fanfeed.de/6217/real-madrid-verkauft-345-000-james-trikots-in-24-stunden/
    32 Mio Umsatz! In 48 Stunden!
    Ich will darauf gar nicht näher eingehen, es sei nur so viel gesagt: sowohl Real als auch Barca handeln im Rahmen ihrer Möglichkeiten absolut wirtschaftlich, welche sich einfach, selbst im Vergleich zu den deutschen Supermächten aus München und Dortmund, noch einmal in ganz anderen Sphären bewegen. Leider ist dieses Denken in vielen deutschen Fußballköpfen fest verankert, sodass man bei Transfers wie denen von James und Suarez gerne mal die Verschuldungs- und Verschwendungskeule schwingt. Mit qualitativem Journalismus, den du hier hoffentlich gewährleisten willst, hat dies dann selten etwas zu tun..

  • Jan Blurr

    Axel, sorry, aber “It’s a business. Live with it.” Wenn man unbedingt Fußballromantik haben will, muss man eben ein paar Ligen tiefer gehen. Ich glaube, wir hatten die Diskussion scho0n einmal. (^_^)

  • JuergenL

    @Victor. Der Schuldenstand von Real Madrid beträgt zur Zeit etwas 500 Millionen Euro. Soweit ich weiss haben sie gigantische Steuerschulden, aber beim Fussball wird in Spanien gerne darüber hinweg gesehen. Vor ein paar Jahren haben sie ihr Klubgelände verkauft, genau für den Preis der ihrem Schuldenstand entsprach. Was ein Zufall. Klingt nach einem seriös geführten Verein und Financial Fairplay ist da kein Thema. Ein Schelm wer böses dabei denkt. Barca ist da auch nicht anders.

    Schauen wir doch einfach mal nach Italien. Was passierte mit den grossen Mailänder Klubs seit dem die grossen Gönner nicht mehr die Riesensummen in die Vereine pumpen? Sie dümpeln international im Nirgendwo. Es ist doch auffällig wie schnell diese Topklubs in der Versenkung verschwinden, wenn seriös gerechnet werden muss.

    Im Grunde soll es mir egal sein. Aber wenn ich die Offiziellen der DFL höre, wie toll in D alles ist und das hier Financial Fairplay herrscht, dann kriege ich zuviel. Die lügen sich in die eigene Tasche. Und heute kommt heraus das RB Leipzig 9 Millionen Transfersumme gezahlt hat. Durchaus übliche Summe für einen Aufsteiger in die 2.Liga. Wird doch in der dritten das Geld quasi gescheffelt. Ich kann da nur noch lachen.

  • Bahrenfeld. Nicht Stellingen.
    Ansonsten ein richtig guter Text.

    Ich kann empfehlen mal die Gründungsgeschichte vom FC United of Manchester zu lesen.

    Es passiert grad was mit dem Fußball, was mir überhaupt nicht gefällt

Haut rein, schreibt mir was!