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Ein Sonntag im Wald

Ich hatte es ja schon eine ganze Weile vor aber diesen Sonntag bin ich dann auch wirklich dem Ruf der Cologne Cardinals gefolgt und habe mich in’s “Circlewood Stadium”, direkt gegenüber vom großen und mächtigen Müngersdorfer Stadion gelegen, gewagt um deutschen Bundesliga-Baseball zu schauen.

Um es vorweg zu sagen: Es war keine verschwendete Zeit. Ein richtig schöner Ausflug in den Grenzbereich des deutschen (Spitzen-)Sports, der ohne Enthusiasmus, familiäre Atmosphäre und einer schönen Portion Selbstironie niemals existieren würde. Allein die Musikauswahl des DJs zu den Spielsituationen sorgte für den ein oder anderen Lacher, doch fangen wir vorne an:

1Der erste Eindruck ist wie erwartet: Man ist mitten im Wald, allerdings hat dies den schönen Vorteil, dass das Stadion über eine genügende Anzahl von Parkplätzen verfügt, so dass der faule Zuschauersack nicht mehr als eine Gehminute zu verkraften hat. Fein.

Mit der Bahn reist man über die Linie 1 an, haut sich einmal links auf’s Ohr, damit der Kopf nach rechts schwenkt und schon sieht man den Eingang. Ich möchte nicht meckern.

 

2Nun gut. Also sind wir da. Gute 20 Minuten vor dem ersten Pitch. Völlig ohne lästige Polizei oder besoffenes Asipack zu einer Sportveranstaltung zu gehen ist in Deutschland ja mittlerweile so ziemlich die Ausnahme, macht also auch nochmal einen Pluspunkt für den Ausflug in den Westen der Stadt. Völlig ungehindert läuft man durch das Stadion, stutzt, warum kein Eintritt verlangt wird… (Heute war Sommerfest des Vereins, der dieses Jahr sein 30jähriges Dasein feiern darf – daher war der Eintritt wohl frei. Ich schreibe “wohl” weil sich niemand so richtig sicher war. Egal, man hat uns nicht nach einer Eintrittskarte gefragt, der Zugang zu der Tribüne war auch frei)…also rein.

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Rechts vom “großen Bundesliga-Feld” ist ein Softballfeld, wo heute die kleinen “Cards” ihr Spiel (ebenfalls gegen die Bonn Capitals, ganz wie die Großen) spielen durften und so natürlich auch eine gehörige Portion Aufmerksamkeit bekamen. Schön gemacht. Sogar die Mädchen durften mitspielen.

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Links neben dem Outfield ist eine kleine Snackstation, wo man sich seine Burger nach eigenem Gusto zusammenstellen kann, es aber auch Grillwürstchen, Salate und Kuchen gibt. Bierchen auch aber irgendwie hatte ich da heute überhaupt keinen Drang zu. Eine Cola und ein wirklich leckerer Cheeseburger für 2,50 € waren genug.

 

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Aber was wäre ein sonntäglicher Ausflug in das relaxeste Umfeld der Weltgeschichte, wenn dieser nicht doch durch ein wenig Eskalations-Thrill gewürzt würde. Jan und ich standen brav wie zwei Messdiener an der Futterausgabe an aber unsere weibliche Krawallbegleitung hatte “keine Zeit” und nahm einem ca. 5 jährigen, plötzlich sehr, sehr traurig guckendem Mädchen die Vorfahrt beim Bestellvorgang. Der Vater der Kleinen guckte wie Voldemort. Ein Traum.

Dass es im Anschluss an das Vordrängeln noch zur einer sieben-minütigen Diskussion um den Preis des Salats kam (gegen einen irgendwie überfordert wirkenden 12jährigen Jungen,  der nicht wirklich verstand, dass Christiane mehr Geld geben wollte, als er verlangte) machte die Sache nur noch schöner. Zum Glück hatte “Du-weißt-schon-wer” seinen Zauberstab nicht dabei und ließ uns mit dem blanken Leben entkommen. Glück gehabt!

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Auf dem Weg zum Sitzplatz kann man sich dann noch in das Vereinsoutfit werfen. Caps (offen: 15,- €, geschlossen: 20,- €), T-Shirts, Pullover, Jacken, Hosen, alles da.

Neben der Tribüne sitzt der PA-Mann, der sozusagen den Play-by-Play-Kommentator gibt. “So, das war jetzt nicht so gut, weil das war ein Double-Play der Bonner, weil der Läufer ja vor dem Ball wieder an der Base sein muss und das ist in diesem Fall nicht passiert“. Er versucht halt ein wenig dem Publikum jeden Spielzug zu erklären. Ich frage mich, ob das wirklich nötig ist, denn mit kamen die Zuschauer heute allesamt sachkundig vor.

Klar, was schadet es, wenn man den drei verirrten Ausflüglern auch erklärt, was hier eigentlich gerade passiert? Stimmt schon. Und gestört hat er auch nicht wirklich. Also gut.

7Das Spiel war übrigens (für mich) überraschend gut besucht. Ich tippe mal auf ~ 500 Zuschauer, davon allerdings auch eine ganze Menge aus Bonn. Zudem wohl noch der Anreiz Sommerfest, BBQ, Tombola und Doubleheader gegen einen nahen Gegner. Es war schon einigermaßen voll. Das ist dann natürlich nochmal doppelt schön, wenn auch wirklich geklatscht wird, ein Raunen durch das Publikum geht, weil ein schöner Schlag ins Outfield gelingt oder aufgestöhnt wird, weil der Läufer auf der 1st zu langsam nach einem Pop-Up zurück kommt und ins Double-Play läuft. Nee, da wurde heute alles geboten und der Kassenpatient kann nicht meckern.

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Zur Szene des Spiels kam es als wir grad’ neben dem Bonner Dugout (sowas wie die Trainer-Spieler-Ersatzbank) saßen und ein Bonner Spieler (ich tippe auf #27 Philipp Spade, weiß es aber ehrlich gesagt nicht genau) einen 3-Run-Homerun in die halbrechten Begrenzungsbäume drischte und von seinen Mitspielern mit lautstarken “Kai-Uwe“-Rufen gefeiert wurde. Die Markierung im Außenfeld zeigte 377 ft an, das ist dann schon mal ‘ne Hausnummer! Well done, Kai-Uwe!

 

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Das Spiel an sich (wir haben nur das erste Spiel gesehen) war recht eindeutig, da man schon einen Klassenunterschied zwischen den Capitals (aktuell 2. in der Liga) und den Cards (Vorletzter) ausmachen konnte.Nach sieben Innings griff die Mercy Rule beim Stand von 15:2 für die Bonner.

Letztlich war das Ergebnis aber keine wirkliche Enttäuschung für mich und anscheinend auch für die Cardinals-Spieler nicht, die anscheinend von Coach Apfelbaum erst an das Bundesliga-Niveau herangeführt werden müssen.  So blieb dann Zeit zwischen den Innings die Spieler beim Hot-Dog mampfen zu beobachten.

Leider ist der freche Bonner zu schnell wieder aus dem Bild gelaufen, als dass ich es beweisen könnte aber -glaubt mir- Manny Ramirez hätte seine Freude gehabt!

10Also: Ein wirklich schöner Tag beim Baseball. Solltet Ihr auch mal machen, ich kann es wirklich nur empfehlen. Obendrauf gibt es die schicke Stadionzeitung mit einer kleinen Erläuterung zu den Regeln.

Die Cardinals geben sich richtig Mühe und sollten dafür auch ein wenig Gegenliebe erhalten. Man kann des Ausflug zu den Spielen wunderbar mit einer Radtour oder einem Spaziergang durch den Grüngürtel verbinden. Macht das mal, Ihr werdet es nicht bereuen.

Das nächste Heimspiel findet am 28.07. gegen die Paderborn Untouchables (da muss man auch erst mal drauf kommen) statt, die Damen spielen in der Softball-Bundesliga nächste Woche (15.06.) gegen die Wesseling Vermins. Derbytime!

Hier kommen später noch ein paar Impressionen rein, die Christiane mit ihrer neunen Kamera geschossen hat aber die liegen leider noch nicht vor. Ich bedanke mich nochmal bei den Cards, bei Jan und Christiane für einen überaus lässigen Sonntag. 5 Sterne!

4 comments to Ein Sonntag im Wald

  • bummbummbömm

    Schöner Bericht. Klingt so, als müsste man da mal hin 😉

  • Max

    Sorry, ist off-topic, aber es brennt mir unter den Nägeln.
    Noch gar keine Meinung zu Peter Stöger? Zu Maxi Thiel, zu Risse, Bruno etc.?

  • Doch, doch. Meinung schon aber noch keine richtige Zeit (und ich muss gestehen Sommerpausen-bedingt auch Lust) gehabt da was zu zu schreiben.

    Ich habe erstmal einen guten Eindruck von Stöger, finde Risse sehr okay und muss mit über Thiel noch Gedanken machen. Das als Kurzform.

  • Max

    Okay, das hört sich ja schonmal vielversprechend an, ich freue mich auf Deinen Bericht. Bei mir hat insgesamt das Managment des Effzeh bei der Handhabung der Trainerfrage einen guten Eindruck hinterlassen. Die Herren waren aktiv, haben die Möglichkeiten abgeklopft, haben sich von Widrigkeiten nicht vom Weg abbringen lassen und haben keine überhastete Entscheidung getroffen. Das ist mehr, als ich erwartet hatte.

Haut rein, schreibt mir was!