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MGladbach – FC: Close but no Cigar

Es hat nicht gereicht. Derbysiege sind immer wunderschön, genauso wie Derbyniederlagen das Herz zerreißen. Fühlte ich mich nach dem Hinspiel wie ein kleines Kind auf der Hüpfburg musste ich gestern schon arg mit mir kämpfen den Abend noch in geordnete Bahnen zu bringen. Dabei war es eigentlich ein ganz normaler Spielausgang. Eins zu Null auswärts in Gladbach kannste mal verlieren, darüber sollten wir uns überhaupt keinen Kopf machen. Die Sache ist nur die: Es war ja was drin. Es war ja nicht so als ob der effzeh völlig hilflos vor einem Berg gestanden hätte. Am Ende wäre ein Unentschieden (anhand der Torchancen) vielleicht sogar gerecht gewesen aber es hat nun einmal nicht gereicht. Machste nix.

Es gibt aber dennoch ein paar Punkte, die angesprochen werden müssen. Diese erste Halbzeit zum Beispiel. War es vielleicht die schlechteste Halbzeit unter Peter Stöger? Ich müsste jetzt wohl lange, lange kramen um einen Vergleich zu finden. Die erste Halbzeit in Frankfurt? Nee, sehe ich nicht, denn auch wenn wir dort einen Haufen Tore bekommen haben, war diese geprägt von individuellen Fehlern aber ansonsten einer ganz passablen Präsenz. Ich weiß es nicht aber das was da gestern die ersten 45 Minuten abgelaufen ist, war eines Derbys unwürdig. Natürlich musste Risse ersetzt werden, natürlich war Zoller verletzt, die Umstellung auf ein handelsübliches 4-2-3-1 darf aber ja für eine Profi-Fußballmannschaft nicht zu einer euklidschen Relations-Aufgabe werden. Das kann man mir doch nicht erzählen.

Der effzeh hatte von Beginn an kein Konzept wie man die 60 Meter zwischen eigener Abwehr und gegnerischem Strafraum einigermaßen unbeschadet überbrückt. Es gab keine Verteilstation, die Sechser versuchten entweder Bittencout und Osako möglichst zentral anzuspielen, damit diese nicht sofort mit dem Ball ins Aus laufen mussten oder spielten den Ball Gerhardt zu, so dass dieser den Ball treiben konnte. Hat beides aus sehr unterschiedlichen Gründen nicht funktioniert.

Ich will mich nicht allzu sehr aufregen aber was Yūya Ōsako da gestern abgeliefert hat war schlicht nicht bundesligatauglich. Er hatte nie Kontrolle über den Ball, rannte sich entweder fest oder verstolperte alles, gewann keinen Zweikampf und hatte im Verlauf der Halbzeit dann auch immer mehr mit sich selbst zu kämpfen als alles andere. Das war leider gar nichts und dementsprechend kam dann auch die Auswechselung zur Pause fast schon zu spät. Es tut mir ja wirklich leid für ihn aber ich fürchte, dass er auf kurz oder lang keine große Chance mehr beim effzeh hat, wenn die Kadersituation es nicht unbedingt vorschreibt. Seine fehlende körperliche Durchsetzungskraft, seine Hektik, dazu die absolute Tor-Ungefährlichkeit, das passt alles nicht. Natürlich hatte er auch ein paar gute Auftritte aber zählt das noch? Gerade in einem Derby darf ich mich nicht so völlig unterlegen präsentieren. Es tut mir furchtbar weh das so zu schreiben, kein Quatsch.

Es wäre jedoch viel zu einfach diese katastrophale erste Halbzeit allein an Ōsako festzumachen. So einfach können wir es uns nicht machen. Der gesamten Mannschaft fehlt es am entscheidenden Faktor: Der Biss, die Zeckigkeit, der Wille den Ball zu bekommen, das Spiel selbst zu gestalten, es war nichts davon zu spüren, dass es sich um ein Derby handelt. Die Zweikämpfe wurde in Reihe verloren, das Pressing der Gladbacher wurde achselzuckend hingenommen, nur damit ein hoher Ball ins Nichts gespielt werden konnte. Die Ketten verschoben gar nicht, die Rückwärtsbeqwegung war zumeist nur ein Zurücktrotten und gucken was passiert und ein Spiel nach vorne fand erst gar nicht statt.

Das war schlimm, effzeh.

Ganz, ganz schlimm.

Als Dahoud im Zentrum seinen LKW in die 25 Meter große Parklücke abgestellt hatte, ausstieg, sich die Hose hochzog und sich dabei kurz am Sack kratzte um dann völlig allein gelassen den Pass von Raffael (der sich an der Tanke noch schnell eine BiFi gekauft hat) ins Hornsche Tor zu befördern saß ich vor dem TV und hab den Mund nicht mehr zugekriegt. Was war denn das? Also ehrlich. Drei Mann gehen auf Raffael, niemand, wirklich niemand orientiert sich in den Raum und dann gucken wir blöd weil der Typ nicht alleine durchgehen will, sondern den ganz einfachen Querpass spielt? Leute! Geht’s noch?

Das darf nicht passieren. Ernsthaft nicht. Das war ballorientiertes Hirnfurzen. Aber gut, das sind Fehler, die einer Mannschaft wie dem effzeh halt noch ab und an passieren. Peter Stöger wird die Szene aufarbeiten lassen und dann passiert es halt nicht mehr. Es ärgert mich dennoch maßlos, weil es ja letztlich den Unterschied ausmachte.

Dass die Borussia durchaus nicht so gut ist, wie in den letzten Jahren sahen wir dann in der zweiten Halbzeit als der effzeh endlich mehr Zugriff auf das Spiel bekam. Wir hatten gute Chancen, setzten den VfL besonders in den letzten 20 Minuten mächtig unter Druck und hätten uns durchaus ein Tor verdient gehabt. Modeste zwei Mal mit dem Kopf, der Schuss von Lehmann, der Schuss von Jojic, die verpasste Durchsteckmöglichkeit von Heintz auf Gerhardt usw usf.

Es kam sogar mal eine scheiß Flanke an! Eine Flanke!

Es sollte aber gestern nicht sein und damit wir uns nicht falsch verstehen: Der Sieg der Borussia geht vollkommen in Ordnung. Allein die erste Halbzeit hätte den effzeh von jedem Punktgewinn disqualifizieren müssen. Aber es war eben auch nicht alles schlecht. Die Mannschaft kam in der zweiten Hälfte zurück, zeigte ihr wahres Gesicht, kämpfte endlich um den Ball, hatte viel mehr Tempo in den Aktionen und auch die Körpersprache war in Ordnung. Können wir uns nur leider nichts für kaufen.

Zum Glück für uns sind die Mannschaften ganz unten so doof, dass der Abstand immer noch gleich geblieben ist. Bremen verliert gegen Hoffenheim (wenn die da wirklich nochmal rauskommen sollten und die Klasse halten, eskaliere ich aber mal so richtig – der Scheißdreck da) und wer am Freitag die Frankfurter Eintracht bei ihrem “Do-or-die”-Spiel gegen den HSV gesehen hat (und sich dabei die Augen nicht mit einem stumpfen Löffel ausgehöhlt hat), der darf keine Angst um den Klassenerhalt des 1.FC Köln haben. Wir sind weiterhin auf einem richtig guten Weg und da macht auch eine Niederlage im Derby keinen Unterschied.

Am Freitag geht es schon weiter, das Heimspiel gegen die furchtbar biedere Hertha steht an und ich freue mich drauf.

Come on effzeh!

Teaser: Am Mittwochabend gibt es einen neuen Bockcast mit u.a. einer Nachbetrachung des Derbys.

1 comment to MGladbach – FC: Close but no Cigar

  • Max

    Derby grandios verkackt. Aber wenn man ehrlich ist: ZWEITE BuLi Saison. Und Abstieg (fast) schon kein Thema mehr!!!!!! Dass da manchmal die Abgebrühtheit, die Coolness fehlt: geschenkt. Da brauchst du noch ein bisschen Zeit.
    Ich nehme einiges positives mit.

Haut rein, schreibt mir was!