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FC – FSV Mainz 05: Happy Birthday

Um die 70. Minute, das Spiel war längst entschieden, die Spieler des 1.FC Köln schoben den Ball mehr oder weniger ohne nennenswerte Gegenwehr von Mann zu Mann, stimmte Müngersdorf ein Ständchen zu Ehren des Vereins an. Am 13. Februar 1948 wurde in der Gaststätte Mehring, mitten in Klettenberg, der Club gegründet. Heute, 63 Jahre später, gewinnt die erste Mannschaft des FC ein wichtiges Heimspiel gegen Mainz, verlässt damit die Abstiegsplätze und kann sich weiterhin berechtigte Hoffnung machen die Klasse zu halten. Das war dann wirklich ein “Happy Birthday” wert!

Schon in der vierten Spielminute wackelte das neue Stadion zum ersten Mal an diesem Nachmittag. Lukas Podolski schlenzt den Ball per Freistoß aus 35 Meter ins lange Eck. Lanig läuft in den Ball, sorgt somit dafür dass Müller im Mainzer Tor warten muss, bis es zu spät ist und hups, steht’s 1:0.

In der Folgezeit spielt der FC eigentlich sehr souverän, geht früh auf den Ball, hat gute Zweikampf-Statistiken und steht hinten eng. Auffällig war von Beginn an, dass der FC versucht Ballbesitz zu generieren und diesen auch zu behaupten. Mehr als einmal wurde -anstatt eine fragwürdige Flanke zu spielen- hintenrum und, wenn nötig, zurück zu Rensing gespielt. Das Ergebnis war offensichtlich: Mainz hatte große Probleme ins Spiel zu finden, versuchte mit langen Bällen Holtby und Allagui in Szene zu setzten und spielte dem FC damit in die Karten, der keine Probleme hatte diese Bälle zu verteidigen.

Leider dauerte diese dominante Phase nur bis zur 20., 25. Minute. Plötzlich wurde Mainz stärker, allerdings begünstigt durch eine Kölner Mannschaft, die das Mittelfeld immer mehr preisgab, sich zehn, fünfzehn Meter weiter zurück zog und nicht mehr den allerletzten Druck gegen den FSV ausübte. Auch hier dauerte es nicht lange, bis sich die Veränderung auf dem Feld auch auf das Ergebnis auswirkte. Nach einem Abschlag von Rensing kommt der Ball schnell zurück, wird von Matuschyk unglücklich bis fahrlässig Richtung eigenes Tor verlängert, Geromel steht durch diese Verlängerung falsch, hat zwei Schritte auf Holtby, die er nicht mehr aufholen kann, Mohammad kann auch nicht mehr entscheidend eingreifen und so kann Allagui den Ball verwerten, nachdem Rensing noch den ersten Versuch gehalten hat. Wieder ein dummes Tor…

…aber im Gegensatz zur Hinrunde, wo das Spiel mit ziemlicher Sicherheit verloren gegangen wäre, ist die Mannschaft gefestigt genug auch mal einen Nackenschlag hinzunehmen, wieder aufzustehen und animiert allein durch Körpersprache die Zuschauer dazu, sich nicht dazu sich hundertfach von der Brüstung zu stürzen. Malen wir uns mal besser nicht aus wo der FC heute stehen könnte, wenn wir von Anfang an mit einem Trainer in die Saison gestartet wären. Die Entwicklung, die der FC zur Zeit nimmt, muss fast hundertprozentig an Frank Schaefer festgemacht werden. Er hat es geschafft Podolski und Novakovic zusammen zu bringen, bringt die Mannschaft dazu mit viel höherer Disziplin zu spielen (unsere letzte rote Karte datiert vom ersten Spieltag, wenn ich transfermarkt.de glauben darf), lässt -endlich- wieder mutigen Fußball zu Hause spielen und scheint in der Mannschaft hohe Sympathien zu genießen. Wenn man sich nur mal anschaut, wie die Auswechselspieler mit ihm abklatschen, spricht das Bände. Zudem macht er auch in Interviews einen hervorragenden Eindruck, ist immer sachlich aber man merkt ihm trotzdem seine Emotionen an. Auf einmal steht auch wieder das Kölner Publikum wie ein Mann hinter dem Club. Wer hätte das unter Soldo noch für möglich gehalten? Im Moment fallen mir nicht genug lobende Worte für Schaefer ein. Hoffentlich kann ich am Ende der Saison immer noch nach weiteren Superlativen grübeln.

Zurück im Spiel kommt der erneute Wendepunkt drei Minuten vor der Halbzeit. Wieder aus einem Standard heraus köpft Novakovic aus kurzer Distanz das 2:1. Eine Minute später setzt sich Podolski auf links durch, nutzt die reichlich kopflose Mainzer Abwehr aus, flankt nach innen wo Peszko nur den Schlappen hinhalten muss aber von Fuchs entscheidend gestört wird. So geht es mit einem knappen Vorsprung in die Pause.

Der Knock-Out folgt dann aber in der 55. Minute als sich Nikolce Noveski überlegt mal einen auf Groucho Marx zu machen, über Ball und eigenen Beine stolpert, Peszko den Ball mitnimmt, nach Innen zieht, Podolski bedient, der mit zwei Hakenschlägen die Mainzer Abwehr inklusive Müller ins neue Jahr rutschen lässt und überlegt links unten einschiebt. Damit war das Spiel entschieden, denn Mainz ließ kollektiv die Köpfe hängen und im Gegensatz spielte sich der FC fast in einen Rausch.

Das 4:1 durch Nova machte dies nochmal deutlicher, denn er kann sich durch drei Mainzer Abwehrspieler durchsetzten, ein Übersteiger, ein Beinschuss, Tor. Müngersdorf darf zum ersten Mal in dieser Saison zwei Siege hintereinander bejubeln, man ist seit vier Heimspielen unbesiegt, hat nun 25 Punkte und damit eine kleine Lücke zu den direkten Abstiegsplätzen geschaffen. Immerhin sechs Punkte trennen uns von desertierenden Stuttgartern, neun Punkte sind es nun schon auf hoffnungslose Gladbacher. Es gibt schlechtere Ausgangspositionen am 22. Spieltag.

Wenn man der Mannschaft heute eins vorwerfen will, dann dass es genug Chancen gab noch etwas für das Torverhältnis zu tun. Sowohl Podolski als auch Clemens und Peszko hatten noch hochkarätige Chancen um das Ergebnis deutlicher zu gestalten. Dass in der 89. Minute noch ein Tor auf der falschen Seite fällt, ist ärgerlich aber, nunja, mehr auch nicht. Es verdirbt mir nicht den Sieg.

Gibt es sonst noch Lob oder Tadel? Na gut, auf besonderen Wunsch weise ich darauf hin, dass noch nicht mal Brecko heute schlecht war. Er war zwar in der Schlussminute wieder in seinem Element und hätte fast noch das 4:3 verschuldet aber vorher war’s eigentlich ganz in Ordnung.

Der Rest der Mannschaft kommt in einen Topf und der steht noch nicht mal auf dem Herd, sondern wird mit milden Blumen übergossen. Gute, geschlossene, leidenschaftliche Mannschaftsleistung, mit Toren zu den richtigen Zeitpunkten. Fußball kann ganz einfach sein.

Nächste Woche in Hoffenheim kommt es zum ersten Auswärtsspiel nach dem 0:3 gegen Pauli. Wird schwer, aber der FC muss sich in dieser Form auch nicht vor dem Hopp-Club verstecken…sag ich jetzt mal so in meinem jugendlichen Leichtsinn…

63 Jahre 1.FC Köln! Doch lohnt es sich nicht in der Vergangenheit zu leben, denn schon Franz Kremer wusste: “Tradition hat nur dann Sinn, wenn der Wille zu noch größeren Taten vorhanden ist Merk Dir das mal! Happy Birthday und Come on Effzeh!

Haut rein, schreibt mir was!