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FC – VfL Wolfsburg: Phaeton schlägt Ka

Soldo zeigte von Anfang an, dass seine Worte bei der Vorstellung zum neuen FC-Trainer mehr waren als leere Phrasen. Er scheint sich wirklich mit Taktik und Spielaufteilung zu beschäftigen, zeigt sich zudem lernfähig (anders als Daum, der wohl noch gegen
Frankfurt an Sanou festgehalten hätte) und stellte auf beiden Außenbahnen um: Über links kam wieder Fabrice Ehret zum verdienten Einsatz, über rechts wurde Brecko etwas nach vorne verschoben. Keine Spur von Chihi und Sanou. Man hat beide nicht vermißt.

McKenna spielte erneut für Pedro Geromel und machte seine Sache (wie gegen den BVB) auch recht gut. Man kann die Wolfsburger Offensive nie ganz aus dem Spiel halten. Wieder eine gute Vorstellung des flexiblen Kanadiers. Mohammad spielte seinen Part recht kompromisslos und sogar Pierre “Netto” Wome schien von der überbrodelnden Atmosphäre im ehemaligen Müngersdorfer Stadion angetan und machte einen zumindest engagierten Eindruck. Vor der Abwehr bot sich das gewohnte Bild mit Petit und Pezzoni, wobei der junge Kevin einen zwar anständigen, aber auch über Strecken reichlich phlegmatischen Eindruck hinterließ. Petit wie immer als Pitbull unterwegs.

Die signifikanteste Änderung war natürlich die -alles überstrahlende- Rückkehr des Prinzen in die heimatliche Burg. Poldi und Freis im Sturm, dahinter ein ca. 75%ig-fitter Maniche. Leider merkt man die Lücke, die Nova i.M. bildet, der Offensive doch recht deutlich an. LP kam (wie er es wohl die Restsaison über vor hat) als etwas hängende Kraft, eher von hinten, Freis spielte recht zentral, jedoch ohne ein wirklicher Stoßstürmer mit körperlicher Präsenz zu sein.

Der FC machte ein insgesamt gutes Spiel. Die ersten dreißig Minuten waren intensiv und leidenschaftlich, mit guter taktischer Ausrichtung, frühem Stören des Wolfsburger Spielaufbaus und engen, hart geführten Zweikämpfen, die in großer Mehrzahl, für den FC entschieden wurden.

Nach der ersten Euphorie konnte man aber an den Verschiebungen im Mittelfeld sehr deutlich erkennen, dass der VfL nicht wirklich geschockt war und mit großer Ruhe und Gelassenheit seine Angriffe vortrug. Gentner spielte einige recht brauchbare lange Wechsel, Grafite hatte eine Riesenchance zum 0:1 und beim FC klaffte eine Lücke von fünfundzwanzig Meter zwischen dem eigenem Strafraum und dem Mittelkreis. Diese Phase dauerte von der 35. Minute bis zur Halbzeit.

Maniche hatte einige gute (sogar recht kämpferische!) Szenen, indem man erkennen konnte, daß er im Kopf immer noch sehr schnell ist und seine Ideen meistens gute sind. Ich bin tatsächlich gespannt, wie unser Spiel in fünf, sechs Wochen aussieht (wenn dann auch mal schlagbare Gegener kommen).

Nach der Pause erwischten wir natürlich einen Traumstart, der allerdings durch ein
Katastrophen-Stellungsspiel von Madlung begünstigt wurde. Ehrte spielte seine Schnelligkeit aus und spitzelte den Ball über die Linie. Muß man so auch erstmal schaffen. Schönes Tor, das Stadion dreht durch und wir blicken in die Sonne um die Augen wieder auf ein Normalmaß schrumpfen zu lassen.

In der Folgezeit wurde der Druck der Wölfe jedoch zunehmend größer und es war (ähnlich wie in Dortmund) nur eine Frage der Zeit, bis der Ausgleich fällt. Doch, halt: Einen großen Unterschied zu dem ersten Saisonspiel konnte man ausmachen: Der FC spielte schnelle Konter, spritzte ein ums andere Mal gefährlich in die Wolfsburger Hälfte und setzte permanente Nadelstiche. Leider konnte Podolski seine Leistung nicht mit dem 2:0 abrunden. Er setzte den Ball aus seiner halblinken Lieblingsposition knapp am langen Pfosten vorbei. Fällt das Tor, hätten wir eine realsitische Chance gehabt.
“Hätte, wenn und aber”, der Roman einer Stadt und seines Fußballvereins.

Nachdem Veh mit Martins die vierte Spitze einwechselte, McKenna ein Mal zu spät kommt, die Vollstreckerqualitäten von Dzecko allzu deutlich werden und wir mit dem lässigen zweiten Eigentor im zweiten Saisonspiel auf Rekordjagd gehen, verlieren wir innerhalb von einer Minute das Spiel. Das 1:3 durch Martins spielte keine wirkliche Rolle mehr, da man nicht das Gefühl hatte, dass der FC da nochmal zurück kommen kann. Auch die Einwechslung von Ishiaku (wieder unterirdisch und ohne Wirkung) und Novakovic (fünfminütiger Einsatz ohne Szenen) konnten dem Spiel keine Wendung mehr geben. Zu gut, zu abgebrüht spielte der VfL seinen Stiefel runter.

Jetzt kann man natürlich von einem Fehlstart sprechen. Ich warte damit bis nach dem Frankfurt-Spiel. Ich habe eine deutliche Leistungssteigerung zu letzter Woche sehen können, einen cleveren FC, eine Mannschaft, der man die Niederlage nicht übel nehmen kann. Unsere Gegner in dieser Saison heißen nicht Dortmund, Wolfsburg, Bayern oder Schalke sondern Hannover, Frankfurt, Gladbach und Bochum.

Allerdings müssen am Samstag Punkte her, sonst kann man den Fehlstart wirklich vermelden.

Haut rein, schreibt mir was!