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Frankfurt – FC: Am Rippchen verschluckt

Ja, ich gebe es zu. Natürlich hab ich gerechnet. Natürlich hab ich hin und her laviert, bin vom Hundertsten ins Tausendste gekommen, habe das gute “wenn-dann”-Spiel und den Optimisten gespielt. Nach der Niederlage gegen Dortmund, als die Mannschaft an sich selbst zerschellte, an dem Willen das Spiel zu gewinnen, habe ich mich noch nicht davon abbringen lassen. Mainz? Stuttgart? Hamburg? Es waren nur sieben Punkte bei 13 Spielen. Natürlich geht da noch was. Guckt euch doch nur mal an, wie die Mannschaft gespielt hat. Los jetzt. Eine Woche ist das erst her aber wie das in Köln so üblich ist, können sich in den sieben Tagen ganze Universen verschieben. Scheiß auf Physik, wir leben woanders. War letzte Woche trotz der ärgerlichen Punktverluste noch alles im Lot, so schauen wir heute aus wie die Flache Erde Gesellschaft. Ein Haufen komische Leute, die an komische Dingen glauben und eigentlich Tag für Tag das Gegenteil bewiesen bekommen. Dass man verliert, dass man in Frankfurt (wieder) nichts holt: Geschenkt. Dass man aber sehenden Auges in das Unglück rennt und dann seine Theorien auch noch selbstbewusst als wahre Lehre verbreitet, das ist dann schon etwas anderes. Zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit bin ich richtig sauer.

Mann, ey.

Wenn ich mir die Spiele der Eintracht so anschaue und ich gehe davon aus, dass das beim 1.FC Köln zumindest in Teilen auch gemacht wird, dann sehe ich vor allen Dingen einen Erfolgsfaktor: Kampf und Einsatz, volles Tempo über 90 Minuten, keine Angst vor Zweikämpfen und keine Scheu auch hart zu spielen. Gute, alte Fußball-Tugenden eben. Die Eintracht ist kein Lachs-Häppchen mit Blattgold-Krümeln, die Eintracht ist eine dicke Rippe mit Kraut und Kartoffeln.

Was in dieser Liga übrigens mehr ist als die 08/15 Mikrowellen-Gerichte, die die anderen Teams so brillant verkörpern.

Da muss man mit Messer und Gabel dran, darf sich nicht vor fettigen Fingern scheuen, muss eine Serviette auf den Knien haben und die eigene Würde erstmal links liegen lassen. Da reicht es nicht im Abendkleid in den Raum zu schweben um mit spitzen Fingern an das Buffet zu schleichen.

Und doch ist es anscheinend das, was Ruthebeck vorhatte, wenn ich mir die Aufstellung ansehe. Matthias Lehmann mit Jojioc, Höger und Oözcan gegen da Costa, Boateng, Mascarell und Chandler.

Leute!

LEUTE!

Wie soll denn da unser Spiel aussehen, wenn wir allein in der Schaltzentrale läuferischen Nachteile haben, die in etwa so heftig ausfallen als würde ich da stehen? Der einzige, der da mithalten kann, ist Özcan, was aber nicht viel hilft wenn quasi immer, bei jedem Vortrag, ein Mann im Mittelfeld frei ist, weil wir eben nicht hinterher kommen und damit die Flügel komplett aufgerissen werden. Die Eintracht überrennt uns nach Belieben und das ist -verdammt nochmal- das normalste der Welt, wenn ich mit dieser Aufstellung spiele. Dazu kommt ein Auftritt von Jhon Cordoba, der mit phlegmatisch noch wohlwollend umschrieben ist. Geschenkt, dass er keinen Ball annehmen kann und Laufwege hat, die dem 123. Level von Pac-Man ähneln. Geschenkt, dass er im Zweikampf vom 45 Kilogramm leichteren Hasebe mit einem leichten Körpereinsatz weggeschoben wird. Alles geschenkt. Aber, dass er nach Ballverlust abdreht und nicht zurück arbeite, dass er anläuft wie Pierre-Emerick Aubameyang zum Dortmunder Konditionstraining, dass er sich nicht anbietet, sondern stehen bleibt, das ist schon arg merkwürdig. Vielleicht sollte man sich eingestehen, dass es weder für den Spieler, noch für den Verein ein glücklicher Transfer war und so schnell als möglich die Reißleine ziehen. Vielleicht findet sich irgendein britischer Club, der noch zwei, drei Millionen für ihn bezahlt. Ich wüsste zwar nicht warum aber auf der Insel ist ja nichts unmöglich. Sogar Simon Zoller war eine deutliche Aufwertung in unserem Spiel, weil er versucht hat Räume zu kreieren, mal die Position gewechselt hat, mal mit dem Ball ein paar Meter gegangen ist ohne über die eigenen oder fremde Füße zu stolpern. Herrjeh.

Natürlich ist Cordoba die Niederlage nicht schuld, versteht mich da nicht falsch. Das war schon eine Kollektiv-Leistung der gesamten Mannschaft. Das 1:0 wurde in der Halbzeitpause sogar vom 153 Jahre alten Charly Körbel auseinander genommen: “Da muss einer kurz zumachen, wenn ich da gestanden wär, wär das Tor nicht passiert.” No Shit, Sherlock? Hat bei uns nicht geklappt, weil Sörensen kurz dachte er müsse ins Tor laufen statt vor den Mann. Keine Ahnung warum, vielleicht wollte er auf Abseits spielen?

Die beiden nächsten Gegentore sind eine wunderbare Zusammenfassung unserer bisherigen Saison: Man ist zu langsam, kann dann nur Foul spielen, der Freistoß wird nicht verteidigt und plötzlich steht so ein Mann wie Marco Russ zwei Mal völlig mutterseelenallein im Strafraum rum und kann gar nicht anders als aufs Tor zu köpfen. Marco Russ. Es fehlt leider an allem: Individuelle Klasse, Schnelligkeit, Zweikampfstärke und Abstimmung. Dann bekommst du eben drei Tore in zehn Minuten und siehst aus wie eine Schülermannschaft.

Die Eintracht spielt bei weitem keinen fantastischen Fußball aber sie wichsen die Dinger halt rein, wenn wir zu doof sind die Minimalanforderungen, die man an einen Bundesligisten stellen darf, umzusetzen.

Dazu kommt ein sehr… nun ja… eigenwilliges Team-Management.

Spätestens nach dem 2:1 muss auch der Trainer reagieren. Was hilft mir ein Lehmann im Spiel, der a) keinen Ball sauber weitergeben kann und b) immer, wirklich immer einen Schritt zu spät ist und damit eine automatische Unterzahl bedingt? Da muss ich doch, gerade in unserer Situation, wo es halt langsam auch fast egal wird, einen höheren Einsatz spielen. Dann bring ich eben Koziello sofort und warte nicht noch dreizehn verdammte Minuten, bis es 4:1 steht und eh alles gelaufen ist.

Ich mein, vielleicht liege ich auch völlig falsch und bin nur zu doof für das Spiel, das ist ja keine Möglichkeit, die ich komplett ausschließen möchte aber – beim besten Willen – ich verstehe es nicht. Man möge es mir erklären. Alles. Die Gesamt-Gemengelage.

Den Vogel schoss dann noch die Social Media-Abteilung des effzeh ab, die sich beim Anschlusstor nicht zu doof war folgenden Tweet raus zu hauen:

Ich… ach, egal. Macht was ihr wollt, es ist ja alles nicht mehr feierlich.

Der FC verliert verdient gegen die Eintracht, es gibt genau nichts zu meckern an diesem Ergebnis. Das Problem ist: Auf einer Unnötigkeitsskala von 1-100 würde ich diese Niederlage bei einer guten 92 verorten. Alle Gegentore waren zu verteidigen, es war eine Mischung aus Bullshit und Unfähigkeit, die uns das heute eingebrockt hat. Ja, kann passieren, da gebe ich jedem Schreihals recht aber wenn es passiert, ist es deshalb ja nicht weniger scheiße.

Haken dran. Nützt ja nix.

Und jetzt? Sind es immer noch “nur” sieben Punkte bis zur Relegation. Es ist weiterhin nicht vorbei. Mainz? Hamburg? Stuttgart? Come on, wir sind doch nicht schlechter. Natürlich kann das immer noch aufgeholt werden aber dazu muss ein anderes Gesicht gezeigt werden als heute. Mehr Mut, mehr das Schicksal in die eigenen Hände nehmen wollen, statt wie paralysiert vor einem bestenfalls mittelmäßigen Team zu erstarren. Es ist doch auch egal ob wir mit 21 oder 29 Punkten absteigen, was haben wir denn zu verlieren? Die großen Reden von Ruthenbeck nach dem BVB-Spiel hörten sich super an, wurden aber heute von der Aufstellung, vom Matchplan, von den Auswechselungen von einfach allem ad absurdum geführt. Was wir brauchen, das einzige, was uns noch helfen kann, ist eine “Scheißegal”-Mentalität. Der Wille ist garantiert da, er darf nur nicht in ein Korsett geschnürt sein, das zu eng ist um sich zu bewegen.

Natürlich rechne ich immer noch. Ja, ich weiß, eigentlich sind wir weg. Ich habe meinen Frieden damit geschlossen.

Trotzdem bin ich heute sauer.

Und morgen geht die Sonne dennoch wieder auf.

2 comments to Frankfurt – FC: Am Rippchen verschluckt

  • Kann ich alles nur unterschreiben was du geschrieben hast. Cordoba, Lehmann und Sörensen haben in einer Bundesligamannschaft nichts, aber auch gar nichts zu suchen. Ich hoffe Ruthenbeck ist das jetzt endgültig klar und lässt diese Pappnasen jetzt außen vor und schmeißt sie für das Hannover Spiel aus dem Kader. Und die Social Media Abteilung des FC … dazu fällt mir eh nichts mehr ein. Erinnert mich an diese Mädels hier … https://twitter.com/EinfachWeil_/status/962351350301515777

  • […] ist jede Offensivbemühung erstmal brotlose Kunst. Wie offen wir hinten teilweise stehen, wie fuchsteufelswild nicht verteidigt wird und wie weit entfernt wir von Kompaktheit […]

Haut rein, schreibt mir was!