Social Media:

Spaß mit der Post

Frohes neues Jahr erstmal.

Ich weiß ja, dass Ihr Bock habt immer mal wieder von der kleinen und großen Katastrophen zu lesen, deshalb heute mal wieder was lustiges. Und es ist wirklich einigermaßen lustig, wenn man nicht selbst betroffen ist, denn die Inkompetenz, mit der die deutsche Post im Jahr 2017-18 unterwegs ist, ist wirklich atemberaubend. Ja, mir ist klar, dass Logistik nicht einfach ist, dass Pakete noch und nöcher verschickt werden und überhaupt. Dennoch ist es ein Drama. Es geht ja nicht um Leben oder Tod, also können wir gemeinsam lachen.

Alles beginnt als ich die abwegige Idee hatte mir Büromaterial nach Hause schicken zu lassen. Briefmarken, Kopierpapier, diese Dinger für den Tacker, ihr wisst schon. Jetzt bietet die Post einen sogenannten E-Shop an. Früher gab’s da Drogen, heute steht das E wohl für “elektronisch” oder “eventuell”, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall kann man da Dinge bestellen.

Sagen sie.

Erster Akt: Irgendwann Ende November
Frohen Mutes versuche ich 20 Briefmarken zu bestellen. Die gibt es in 10er Blöcken. Leider kann man die Anzahl der Blöcke nicht ändern. Wenn ich also 20 Briefmarken haben will, dann muss ich 10 in den Warenkorb legen, der Warenkorb wird angezeigt, dann muss man zurück gehen und nochmal 10 in den Warenkorb legen. Das war vielleicht ein Feature um mit Klicks anzugeben, kann sein. Fand ich dennoch befremdlich. Kenn ich von anderen Shops eleganter gelöst.

Aber gut, es nützt ja nix, ich brauche das Zeug ja. Also stelle ich mir meinen Warenkorb zusammen. Irgendwann fühlt man sich geborgen, es erinnert alles an früher, als die Welt noch einfach und klein war. Ich kann meine Adresse eingeben, sogar meine eMail-Adresse nimmt das Formular an. Ich fühle mich dem Ziel ganz nah.

Jetzt muss es nur noch bezahlt werden. Der eigentliche Grund, warum ich nicht zur Post-Filiale gegangen bin: Die Möglichkeit der Zahlung mit Kreditkarte. Ja, es ist wahr, auch heute noch kann man bei der Post nicht mit Kreditkarte bezahlen. Ich kann in der Schweiz an jedem Kiosk ne Flasche Cola mit Kreditkarte bezahlen, wenn ich in Deutschland zur Post gehe und für 150 Euro einkaufen will, dann geht das nicht. Ich stelle mir ausländische Touristen vor, die völlig fassungslos ihre Briefmarken am Automaten mit Kleingeld bezahlen müssen und den Restwert in unbrauchbaren Kleinstbetrag-Briefmarken ausbezahlt bekommen. Was denken die sich? Aber egal, ich war ja beim “E-Shop”…

Schwupps, die Zahlungsoption Kreditkarte ausgewählt. Irgendwas lädt. Das Browserfenster wird weiß.

“Es ist ein unbekannter Fehler aufgetreten. Bitte kontrollieren Sie Ihre Zahlungsmethode”

Nunja. Mach ich dann mal. Leider war der Warenkorb gelöscht. Wie gesagt, man fühlt sich irgendwann zu Hause.

Das ganze Procedere also nochmal von vorne.

Klappt nicht.

Ich konnte keine Kreditkarte auswählen, ich konnte meine KK-Nummer nicht eingeben, nichts. Immer nur dieselbe Fehlermeldung. Bisschen blöd muss ich schon geguckt haben.
Leider hatte ich keine Zeit mehr für den Spaß, also bin ich am nächsten Morgen doch zur Post gefahren, hab da dann bar bezahlt und mal gefragt, ob die Mitarbeiter irgendwas über diesen merkwürdigen Fehler wüssten. War nicht der Fall. Den toten Augen nach zu urteilen, wusste die Dame nicht wovon ich spreche.

Zweiter Akt: Mitte Dezember
Ich weiß nicht mehr was mich geritten hat, ich glaube es war Abenteuerlust aber ich probierte es nochmal mit dem “E-Shop”. Vielleicht steht das E auch für “Entwicklung”? Hmm. Naja. Auf jeden Fall scheint ein Projekt-Team an der Seite gewesen zu sein, denn nicht nur kann ich beliebig viele Anzahl Produkte in den Warenkorb füllen, ich kann sogar meine KK-Daten eingeben. Es scheint zu klappen. Ich bekomme eine Auftragsnummer zugewiesen und eine eMail-Bestätigung. Ich bin begeistert und renne schreiend ohne Hose durch die Straßen. Fantastisch.
[Obwohl mich doch interessieren würde warum das “Novus Heftgerät B8FC Power on Demand schwarz” zwar bestellbar ist, die dazugehörigen Klammer aber nicht. Okay, man kann nicht alles haben…]

Egal.

Am 20.12. bekomme ich eine Sendungsbestätigung. Sollte das etwa noch vor Weihnachten bei mir eintreffen? ich war schon ganz wuschig.

Kam aber nix.

Na gut, ich verstehe das ja. Kein Problem.

Vielleicht kommt es ja nach Weihnachten?

Nö.

Hmm.

Okay, ich warte noch bis Anfang der Woche, dann guck ich mal nach. Dienstag nix, Mittwoch nix.

Verdammt.

Dritter Akt: Heute
Mit zittrigen Fingern wähle ich die Telefonnummer des Kundenservice der DHL. Eben sagt mir die Sendungsverfolgung, dass das Paket am 20.12. an mich übergeben wurde. Wo war ich da? Habe ich einen bösen Zwilling, der mich die Zeit vergessen lässt wie es weiland Edwad Norton in “Zwielicht” so brillant vortäuschte? Falls ja: Wo ist das Paket? Es muss doch hier sein? Vielleicht hilft mir ja irgendeine Beschimpfungsperson am Telefon.

Nach der Routing-Hölle gerate ich an einen leider nur sehr rudimentär deutsch sprechenden Mitarbeiter mit (geschätzt) russischen Wurzeln. Jedes Wort wie eine Salve aus der Kalashnikov. Leider mit ähnlich hoher Streuung. Er versteht die Sendungsnummer nicht. Nach ein paar Minuten langsamen Nummer eintippen sagt er mir dann, dass die Sendung ja bei mir angekommen sei. Ich verneine. Er bejaht. Eine Szene wie aus einem sehr schlechten deutschen Nachkriegsfilm mit lustiger Verwandten-Verwechslung. Heinz Erhard und Heinz Rühmann bumsen die gleiche Frau, alles lacht. Ihr wisst, was ich meine?

Ich hab mich bedankt und aufgelegt. Wenn ich ja eins gelernt habe, dann, dass es nichts bringt fremde Menschen am Telefon für irgendwas verantwortlich zu machen, was sie (höchstwahrscheinlich) nicht schuld sind. Die wollen auch nur nach Hause, da kann man auch nett bleiben.

Ich probiere es nochmal.

Diesmal habe ich eine junge Dame am Telefon. Sie klingt als ob ich ihr den Feierabend versaut habe. Niemals kurz vor halb oder kurz vor der vollen Stunde in einem Service-Center anrufen, es könnte das letzte Gespräch des Tages für den Mitarbeiter sein und Gott weiß, dass es ihnen scheißegal ist, was aus deiner dämlichen Sendung geworden ist. DU bist gerade das Problem, denn in fünf Minuten fährt mein Bus und wenn ich hier nicht pünktlich rauskomme, dann Gnade dir Gott. Es knisterte als quasi schon zu Beginn des Gesprächs zwischen uns. Haute Tension.

“Ja, das Paket ist bei Ihnen.”
“Nein, sonst würde ich ja nicht anrufen.”
“Also es ist abgegeben worden am 20.12. bei Herrn Bresza(?) am Mühlenbach 25”
“Hier wohnt niemand der so heißt”
“Nee, das ist ja auch die Post sehe ich gerade. Sie müssen zur Post am Mühlenbach”
“…”
“Hallo?”
“Äh. Ja. Also, der Mühlenbach 25 ist keine Post.”
“Kennen Sie das?”
“Naja, das ist meine Adresse. Ich lebe hier.”
“Und das ist keine Post?”
“Nein”
“Steht hier aber”
[angestrengtes Nachdenken, wie ich mich weiter auszudrücken habe]
“Nein, der Mühlenbach ist keine Post, das wüsste ich. Das Paket ist also bei der Post?”
“Das Paket ist am Mühlenbach 25 bei Herrn Bresza”
“Hier gibt es niemanden der so heißt und unsere Nachbarn kennen wir auch, da gibt es auch niemanden”
“Waren Sie denn schon bei der Post?”
“Nein”
“Dann gehen Sie doch mal zur Post, vielleicht liegt es ja da.”
“Das können Sie nicht sehen?”
“Hier steht: Brühl 4, Abgabe, Mühlenbach 25. Das heißt, dass die Postfiliale Brühl 4 am Mühlenbach 25 ist und da das Paket liegt”
“ooookay”
“Sonst müssen sie mal den Absender kontaktieren, der muss dann einen Nachforschungsauftrag machen”
“Der Absender ist die Post. Können Sie das dann direkt machen?”
“Nein”
“Warum nicht?”
“Wir sind ja der Lieferdienst, nicht der Versender”
“Sie sind doch Deutsche Post DHL, oder?
“Ja”
“Naja, dann sind sie ja auch der Absender”
“Nein”

Es ging dann recht schnell zu Ende mit uns. Bei Tinder hätten wir uns weggewischt.

Ich habe die Kontakt-eMails verglichen, es ist bei beiden impressum.paket@dhl.com. Jede Wette, dass die eMail mit der Nachfrage beim “Versender” im gleichen Service-Center landet.

Mein Paket ist also am 20.12.2017 von einem öminösen Herrn Bresza entweder hier bei mir zu Hause oder bei einer nicht näher genannten Post-Station entgegen genommen worden. Mehr weiß man nicht. Es lag keine Benachrichtigung im Briefkasten, es hat auch garantiert nie irgendjemand irgendwo geklingelt, denn hier in der Straße kennt man sich eigentlich und nimmt Pakete füreinander an. Ich bin gespannt wie es weitergeht. Die KK-Abrechnung ist allerdings schon da. Abgebucht wurde.

Ich geh morgen mal zur Post-Filiale. Vielleicht haben die ja ne Idee…

[Update 1]

Über Twitter meldete sich der “Social Media Kundendienst” der DHL. Ich soll die Sendungsnummer und meinen Twitternamen mailen, dann kümmere man sich. Hab ich gemacht. Hier die Antwort:

 

Kannste bekloppt werden.

[Update 2]

Bei der Post-Filiale das gleiche Spiel. Paket wurde abgegeben, yadda, yadda, yadda. Die gleiche Leier von vorne. Niemand kann weiterhelfen. Ich soll mich an die Post wenden. Auf meinen Einwand, dass ich das hiermit versuchen würde, wurde mir gesagt, dass das nicht vor Ort geht, das könne nur vom Versender (also dem E-Shop) weiter bearbeitet werden. Paket ist weiterhin nicht da.

Der Lösungsvorschlag des Post-Menschen war dann, dass ich zur Polizei gehen soll und dort Anzeige wegen Falsch-Beurkundung stellen soll, da ja offensichtlich sei, dass “irgendwas” nicht stimmen würde.

Bei der Polizei rät man mir einen letzten schriftlichen Kontaktversuch zu unternehmen und falls ich bis Mittwoch nichts hören sollte, soll ich wiederkommen, dann könne man das machen. Okay. Mach ich.

Es ist ein großer Spaß.

[Update 3]

Es gibt Neuigkeiten. Obwohl, eigentlich nicht. Mein “letzter” Versuch der Kontaktaufnahme ist wieder krachend gescheitert. Ich schrieb u.a. folgendes:

Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass es sich beim Absender ebenfalls um die Deutsche Post DHL handelt, also die eMail-Adresse

impressum.paket@dhl.com auch als Beschwerde-Kontakt für den Versender gilt. Bitte antworten Sie mir nicht mit:

  • Wenden Sie sich zur Sendungsverfolgung an den Versender       oder
  • Das Paket wurde am 20.12. bei einem Herr oder Frau Bryza abgegeben

Ratet mal, was als Antwort kam:

 

Übrigens: Über das Kontaktformular, sie nennen es “E-Mail-Kontakt”, des E-Shops gibt es gar keine Antwort und eine andere eMail-Adresse als impressum.paket@dhl.com scheint nicht öffentlich zu sein, ich finde jedenfalls keine.

[Update 4]

Ich hab echt keine Ahnung, wie das CRM-System der Post aussieht aber mir dünkt, dass man da mal ansetzten könnte. Ich hab jetzt geantwortet, dass man sich als Versender um die Maßnahmen kümmern möge. Dann kam das:

 

Ob da überhaupt jemand liest, was ich schreibe?

Ich hab das jetzt nochmal versucht zu erklären, bleibe aber einigermaßen skeptisch. Es kann doch nicht sein, dass da kein Vorgang angelegt ist. Oder doch?

[Update 5]

Anruf von DHL. Nette Dame erklärt mir, dass man nichts mehr machen kann. Alle Möglichkeiten seien ausgeschöpft. Ich soll mich “nach Weiden wenden”. In Weiden würde alles verschickt. Das ist das Kontaktformular des E-Shops. Eine Telefonnummer gibt es nicht. Die melden sich halt nicht. Ich denke, dass es das war. Das Ding wird nicht ankommen. Ich hab aber nochmal ne Mail geschrieben.

[Update 6]

Halleluja. In der Nacht zum Sonntag kam der entscheidende Hinweis:


Wäre ich im Leben nicht drauf gekommen, weil mir auch jemand gesagt hat, dass “Beyza” ein Vorname sei und entsprechend eine Nachforschung recht schwierig werden würde. Außerdem verstehe ich nicht, dass solche Hinweise von “normalen Menschen” über Twitter kommen müssen, statt dass mir die Post sowas steckt.

Whatever.

Ich also da heute morgen hin, mit der Dame hinter der Theke gesprochen.
“Nee, also Pakete verwahren wir hier sieben Tage, dann gehen die zurück.”
“Ich hab mir sowas schon gedacht aber warum sagt mir die Post denn nicht, dass es wieder zurück geschickt wurde? Ich bin echt frustriert.”
“Jaja, sie können sich nicht vorstellen, was hier über Weihnachten für ein Chaos war, das ist schlimm.”
“Wissen sie, das Paket kommt von der Post, wird durch die Post ausgeliefert und es klappt nichts. Nichts.”
“Das Paket kommt von der Post?”
“Ja”
“Was ist denn da drin?”
“Ach, Büromaterial, Briefmarken…”
“Warten sie mal”
[geht nach hinten]
“Wie heißen sie denn?”
“Goldmann”
[Ich kann nicht sehen, was sie macht, sie scheint etwas umzuräumen]
“Es ist doch da! Wo sie gesagt haben, das ist von der Post hat was geklingelt.”
“…”
“Sind zwei Pakete, ne?”
“Keine Ahnung wie die das verpacken.”
“Ja, sind zwei Pakete. Hier, gucken sie mal.”
[Eine einsame Träne läuft mir sehr langsam die rechte Wange herunter]
“Wie schön”
“Wäre heute mittag um zwei zurückgegangen. Hahahahaha.”
“Das wär es noch gewesen.”
“Ja. Hahahaha”
[kriegt sich gar nicht mehr ein]

Wir haben dann noch ein bisschen geschnackt, mit was die da alles zu kämpfen haben und dann bin ich mit meinen zwei Paketen abgedackelt. Ich habe nichts unterschreiben müssen, ich musste mich noch nicht mal ausweisen, dass ich das Paket auch berechtigt empfange. Nichts. Wäre ich ein Arsch, könnte ich das weiter treiben bis zum gehtnichtmehr und der Post gegenüber einfach weiterhin behaupten, dass ich nix bekommen habe und dass sie mir das Geld erstatten sollen. Es gibt keinen Nachweis, dass ich das Paket jetzt wirklich habe. Okay, vielleicht würde ich dann nicht darüber schreiben aber andererseits bin ich ja auch kein Arsch.

Naja, sei es wie es sei, das Paket ist da.

Die Geschichte wäre aber nicht rund, wenn nicht noch eine Pointe käme.

Jahaaa.

Natürlich fehlt ein Teil. Die Heftklammern sind nicht mitgeliefert worden, stehen aber auf dem Versandschein drauf. Gut, die kosten jetzt nicht die Welt aber ich glaub ich schreibe der Post doch nochmal.

Insgesamt ‘ne fantastische Erfahrung.

Danke an @trotzdemhier und @amfid für die Hilfe.

[Update 7]

E-Mail aus dem Post-Shop. Tut ihnen leid und alles. Hat bisschen gedauert, erhöhtes Verkehrsaufkommen.

Sie schicken mir jetzt die ganze Sendung nochmal!

Ich müsste auch nix mehr machen, “schon in wenigen Tagen” wird das neue Paket dann bei mir sein. Ich sach ja: Da weiß niemand nichts. Das Kiosk, wo ich das Paket abgeholt habe, hat also anscheinend nicht der Post mitgeteilt, dass das Paket abgeholt wurde. Vielleicht gibt es diese Möglichkeit auch gar nicht, was weiß ich? Wie gesagt, ich musste ja auch nichts unterschreiben. Es ist alles merkwürdig.

Der Shop bekommt auch keine Infos aus der ausliefernden Abteilung und jetzt muss ich dem Paketboten sagen, dass er das wieder mitnehmen soll, weil ich ja meine Lieferung dann doch schon habe.

Ich werde versuchen ihm das zu erklären, damit das anständig verbucht werden kann, bin aber skeptisch, dass da irgendwas funktioniert.

Ihr könnt Euch mein Gesicht vorstellen, als ich die eMail las, oder?

Auf meine Anfrage nach den Heftklammern kam aber bisher keine Antwort.

Es bleibt spannend.

4 comments to Spaß mit der Post

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