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Kleine Kneipenkritik: Dicker Hund, Köln

In (sehr) loser Folge schreibe ich ja gerne mal über Kölner Kneipen und Restaurants, die ich gut finde, wo ich Spaß hatte, wo es lecker war. Ich bin mir gar nicht sicher ob ich schon mal einen Verriss geschrieben habe. Hmm. Muss ich mal nachschlagen. Jedenfalls, heute soll es dann soweit sein. Ich hatte gestern den schlechtesten Burger seit McDonalds das Afrika-Special bei irgendeiner Fußball-WM hatte (ich meine der hieß sogar McAfrika, oder? Das Ding in dem Fladenbrot… naja, egal, das auf jeden Fall). Und da ich ja ein guter Mensch bin, will ich Euch vor Schaden bewahren und meine Erfahrungen aufschreiben. Also:

Dicker Hund, Neusser Str. 87, Köln, Agnesviertel.
Seit Juni unter neuer Führung, streng hipster-kompatibel aufgestellt. Keine Chili-Cheese-Fries mehr, kein Pulled Pork (dazu später mehr), keine Sandwiches mehr. Burger sollen weiterhin bestellbar sein, was ich seit gestern Abend aber nur für einen schlechten Marketing-Gag halte. Dafür viel veganes Zeugs und Preise als ob es sich lohnen würde. Als Fleischgericht wird Spaghetti Bolognese, Pasta mit Tomatenpesto und Kokos-Hähnchen-Gemüse angepriesen. Normalerweise hätte wir direkt wieder rauslaufen müssen aber man will ja aufgeschlossen sein, nicht wahr? Nachdem die Bedienung dann acht, neun mal an unserem und den anderen leeren Tischen vorbei gelaufen war, kam dann jemand anders (keine Ahnung ob er da arbeitet, wir haben ihn danach nicht mehr gesehen) und hat die Getränke-Bestellung aufgenommen. Da saßen wir aber auch schon knapp zehn Minuten. Naja. dafür hatte er einen sehr schönen Bart. Muss man ja auch mal sagen.

Wir waren kuschelig zu zweit unterwegs und bestellten:
– 1 Weizen 0,5
– 1 Radler 0,3
– 1 Cheeseburger
– 1 Pulled Pork Burger
– 1 normale Fritten
– 1 Süßkartoffelfritten
– 1 kl. Beilagensalat

Hört sich erstmal machbar an, oder?

Dazu gab es “frisch selbstgebackenes Brot”, welches quasi zeitgleich mit dem Essen auf den Tisch gestellt wurde, eine halbe Stunde nachdem wir das Lokal betreten hatten. Man kann sich als hipper Laden nicht um Gäste kümmern, das sehe ich ja ein, man muss schon gut aussehen und sich an der Theke oder an einem Tisch verquatschen, klar. Für Gäste die nicht dem inner circle angehören ist das aber natürlich doof.

Nach einem Biss in der “Brot” konnte man ahnen wie sich der Abend entwickelt. Es staubte im Mund. Dazu gab es eine undefinierbare hellgrüne Masse, die entfernt an Kräuterbutter erinnert aber wahrscheinlich irgendwas ohne Butter war. Hat auf jeden Fall geschmeckt als wäre dem Teufel langweilig gewesen. Furchtbar. Zum Glück (wir waren ja so naiv) kam dann aber auch das reguläre Essen 30 Sekunden später an den Tisch. Das heißt, stimmt nicht, es kam erst mal der falsche Burger. Aber gut, das kann passieren, wenn man so viel andere Dinge zu tun hat.

Fangen wir mal mit dem Cheesburger an, den ich mir bestellt hatte. Sieht okay aus, oder? Das erste, was auffällt ist die kleine Bun-Größe. Es ist mehr ein Slider als ein Burger, dafür wird das Fleisch halt als Frikadelle gereicht. Muss man mögen. Das Brötchen an sich ist dann schon der erste Super-Gau. Ich weiß nicht was die da verbacken aber es muss ein sehr, sehr trauriges Schauspiel sein. Sagen wir mal, es schmeckte gesund. Wenn Ihr schon mal mit Germanwings geflogen seid, denn kennt Ihr bestimmt die kleinen Snacks, die auf Kurzstrecke gereicht werden. Diese eingepackten Brote mit der einen traurigen Scheibe Käse oder Pute dazwischen. Wo man nach dem ersten Bissen denkt: Herrjeh, hiermit kannste auch erdbebensicher bauen. Diese Dinger, sind pures Gourmet-Brot gegenüber der Frechheit, die da gestern aufgetischt wurde. Ernsthaft, das kann man nicht servieren. Ein Stück Pappe wäre fluffiger, leckerer und wahrscheinlich auch einfacher zu essen gewesen, als diese Ausgeburten der Brot-Hölle. Weiteres Problem: Nimmt man das Brot weg, nimmt man gleichzeitig auch 100% der Soße weg, weil nichts am Fleisch haftete, sondern sofort von der Teigmasse absorbiert wurde. Hat bestimmt was mit Physik zu tun. Wahrscheinlich habe die Teile einen eigenen kleinen Ereignishorizont aus dem nichts entfliehen kann.

Das Fleisch an sich machte einen okayen Eindruck, war aber viel zu durch gebraten und hat Salz wahrscheinlich nur als der Entfernung kennengelernt. Das Ding hat nach nichts geschmeckt. Ich mein, es ist ein frickin’ Burger, das ist ja nicht so schwer. Die einsame Scheibe geschmacklosen Käse, die halb angebacken auf dem Fleisch ihrem Ende entgegen sah, müssen wir hier gar nicht weiter erwähnen. Der Salat lag neben dem Burger, Gurken und Zwiebelringe habe ich nicht finden bzw. identifizieren können und eine dicke Scheibe Tomate quälte sich neben dem Fleisch den Abhang zum Teller runter. Lieb- und geschmacklos. Das ist gut, wenn Du für den DFB arbeitest aber eher schlecht für ein Restaurant.

Der Pulled-Pork-Burger bestand aus den gleichen Zutaten mit ein paar Stückchen Pulled Pork on Top. Ihr hättet mal unsere Gesichter sehen sollen. Nach der Karte gingen wir davon aus, dass es sich um Pulled-Pork im Brötchen handelt, nicht um eine, mit ein wenig PP drapierte, Frikadelle. Dafür hat der Käse auf dem Burger gefehlt. Gut, ist eins von vier Elementen, das kann passieren. Leute, Leute… Für uns machte die Kombination “Burger plus Pulled Pork” überhaupt keinen Sinn, weder geschmacklich noch sonst irgendwie. Es wird auch nicht mit Coleslaw angeboten, es gibt das Pulled Pork nur in diesem Burger. Auf Nachfrage am Ende der Reise wurde dies aber als normal und dem Konzept angemessen bewertet. Gut, wenn das Konzept ist keine Gäste zu haben, mag das stimmen.

Die Pommes waren nicht anständig ausgebacken, und bestenfalls mittelmäßig, Salz auch hier nicht vorhanden. Keine Knackigkeit, kein Crunch, nur Kartoffelmasse (hoffentlich waren es Kartoffeln und kein Ersatz-Produkt) in Form. Die Süßkartoffel-Pommes waren hingegen gut, die Dinger sind eigentlich nicht meins aber die haben selbst mir geschmeckt, waren schön kross gebacken und haben einfach lecker geschmeckt. Dazu gab es vier Soßen (2×2).
Curry: Zum vergessen. Hat geschmeckt wie angerührtes Curry-Pulver. Keine Nuancen drin, einfach nur volle Pulle Currypuler ins Maul
BBQ: Ebenfalls mies: Sehr süß, sehr dunkel. Kein Rauchgeschmack. Mehr eine Marmelade.
Majo: Handelsübliche 10-Liter-Eimer Mayo. Bisschen dünn, wahrscheinlich hat man das ein wenig gestreckt.
Fat Dog: Gut. Eine Art Majo / French Dressing Hybrid. Alles in allem das Highlight des Abends.

Der Salat: War halt ein Salat.

Fazit: So leid es mir tut, der Laden ist echt schön und hätte besseres verdient aber die “neue Führung” macht im Moment alles, dass man schnell wieder verschwindet. Das Brot ist eine Abscheulichkeit, das Fleisch geschmacklos, der Service und die Gastlichkeit lässt schwer zu wünschen übrig und die Preise sind hipster-heftig. Wir haben jetzt für unser Menü 38,- Euro bezahlt. Das ist dann schon ärgerlich, wenn wirklich gar nichts geschmeckt hat.

Vielleicht ist das Konzept ein “veganes und omnivores” Restaurant gleichzeitig betreiben zu wollen einfach zu anspruchsvoll. Vielleicht sind die veganen Gerichte der Hit, kann ja sein. Vielleicht ist das Brot das, was Veganer als leckeres Brot empfinden, ich weiß es nicht. Für Fleischfresser ist es auf jeden Fall ein Debakel, so viel kann ich sagen.

2 von 10 (die Fat-Dog-Soße und die Süßkartoffelfritten haben es rausgehauen)

Guten Appetit!

2 comments to Kleine Kneipenkritik: Dicker Hund, Köln

  • Mal abgesehen vom Rest finde ich es total okay wenn ich selber entscheiden kann wieviel Salz an meine Pommes kommt und diese daher ungewürzt serviert werden.

    Süßkartoffel-Pommes kross zu servieren hingegen ist schon bemerkenswert, denn das ist tatsächlich nicht so einfach.

    Pulled Pork als Topping auf einem Burger anstelle des Burgers ist wiederum sehr merkwürdig und mutet ein wenig befremdlich an. Außerdem gibt es zu viel schlechte BBQ-Sauce auf der Welt.

    Komplett durchgebratene Burger (ohne das ich jemals gefragt werde, ob ich ihn evtl medium haben möchte) lässt mich übrigens automatisch mutmaßen das die kein frisches Hack verwenden.

  • Max

    Du treibst Dich ja echt oft bei mir in der Gegend rum. Wir sollten uns mal im echten Leben treffen. 🙂
    Meine Empfehlung: ein Cocktail bei Toddy Tapper in der Schillingstr. Ist zwar sauteuer aber richtig gut.

Haut rein, schreibt mir was!