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Serientäter: Sons of Anarchy

© FX Networks

Sons of Anarchy, FX Networks, USA, 2008

Irgendwo hatte ich es schon einmal erwähnt, nun ist mit Ende der dritten Staffel eine ausgewachsene Empfehlung fällig: “Sons of Anarchy” ist pures Drama, spannende Unterhaltung und einfach brillantes Fernsehen!

Schon seit 2008 ist SoA beim US-Kabelsender FX (einer Tochter von FOX) zu sehen. Verantwortlich zeichnet Kurt Sutter, der vorher mit “The Shield” eine der spannendsten und kompromisslosesten Cop-Serien entwickelte. Sutter selbst schreibt das Script, ist ausführender Produzent und spielt eine (eher kleine aber wichtige) Rolle im Cast. Man kann schon sagen, dass es sein Baby ist. Und was er da für einen Balg produziert hat. Wahnsinn!

Im Mittelpunkt der Serie steht das Leben des Motorrad-Clubs-Chapters der “Sons of Anarchy” in Charming, einer fiktiven Kleinstadt in Kalifornien. Es gibt weitere Chapter der Sons aber Charming ist die Zentrale, der Dreh- und Angelpunkt der Serie. Der Fokus liegt auf dem jungen Vize-Präsidenten Jackson “Jax” Teller und seiner Familie, der Mutter Gemma Teller-Morrow und seinem Stiefvater Clarence “Clay” Morrow. Gemma war zu Jacksons Geburt mit dem besten Freund Clays, John Teller verheiratet. Beide waren “First 9” also Gründungsmitglieder des Clubs, nur John starb unter (bisher) ungeklärten Umständen, Gemma heiratete Clay, Jax wuchs unter beider Fittiche auf. Zusammen betreiben sie in Charming “Teller-Morrow Motors” eine Auto-Werkstatt, die auch als Hauptquartier des Clubs dient. Die meisten Club-Mitglieder sind bei Teller-Morrow angestellt. Das ist erstmal das Grundgerüst der Serie.

Die Geschichte ist nicht in abgeschlossene Episoden unterteilt, sondern ist ständig fortlaufend. Es dreht sich um Waffengschäfte, Drogen, Pornos, Menschenhandel. You name the crime. Alles was sich zu Geld machen läßt ist gerne gesehen, jedoch liegt der Fokus ganz klar auf den Waffen. Der Grund ist die Geschichte von Samcro (Sons of Anarchy Motorcylce Club Redwood Originals) der 1967 von Teller und Piermont “Piney” Winston, zwei Vietnam-Veteranen gegründet wurde und deren bis heute bestehenden Kontakte zur “Real IRA” und Belfast. Man schmuggelt die Untergrundwaffen von Nordirland in die Staaten und wäscht damit das Geld der IRA um den Kampf in Europa zu finanzieren. Im Verlauf der dritten Staffel werden hierzu einige Fragen geklärt, nur ist der Text hier spoilerfrei, das müsst ihr Euch schon selbst anschauen.

Das Leben in Charming ist für Samcro eigentlich recht sorgenfrei. Mit dem örtlichen Polizeichef Wayne Unser verbinden Clay und Gemma eine langjährige Freundschaft, die Leute in Charming sind dem Club gegenüber loyal, was zum Einen darauf beruht dass die Sons keine Geschäfte in Charming selbst machen, als auch mit der Schutzfunktion die sie einnehmen wenn es darum geht andere Gangs aus der Stadt fern zu halten. Man hat den Eindruck dass der Club einen ganz guten Job macht, es scheint keine wirklichen Verbrechen in Charming zu geben. So sauber ist das Städtchen, dass es noch nicht mal ein eigenes Sheriff-Department hat. Praktisch ist dies vor allen Dingen, wenn die eigentlichen “heißen” Gebietschaften außerhalb der Stadtgrenzen liegen, da hat das Charming PD nämlich keine Zuständigkeiten mehr. Etwas Ärger gibt es mit dem jungen Nachfolger vom krebskranken Unser, dem Deputy Chief David Hale, der moralisch komplett gegen Samcro ist, jedoch von Unser immer wieder ausgebremst wird.

Im Laufe der Staffeln lernt man dann das Leben des Clubs kenne, ihre Feinde (andere MC’s wie die “Mayans” oder die “Aryan Nation”), ihre Freunde/Verbündete inner- und außerhalb von Gefängnissen, die Versuche des ATF (Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives) des Clubs habhaft zu werden und erfährt nach und nach mehr über die komplizierte Familiengeschichte von Jax, der mittlerweile selbst Vater eines kleinen Sohns geworden ist.

Das ist alles recht kompliziert und lebensnah aber man verliert nie den Überblick. “Sons of Anarchy” ist bestes Erzählkino, ja Kino, weil es so weit über dem TV steht, dass ich es eigentlich als langen Film betrachte. Nach Ablauf der letzten Staffel muss ich sogar sagen, dass SoA noch ein Stückchen stärker als Dexter ist und das will was heißen!

Wie eben schon geschrieben, das muss zum anfixen reichen, mehr erzähl ich nicht…ach doch, eine Sache noch: Die letzten Minuten der dritten Staffel waren das krasseste, wahnsinnigste, bewegenste, over-the-top-out-of-superlative Finale das ich jemals gesehen habe. Das einzige Problem ist, dass ich jetzt schlappe 10 Monate auf die Fortsetzung warten darf. So, mehr aber wirklich nicht.

Ich muss aber noch ein Wort zum Cast verlieren. Mit Ron Perlman (Hellboy) als Clay und Katey Sagal (Peggy Bundy) als Gemma hat Sutter den ganz, gaaaanz großen Wurf gelandet. Beide spielen ihre Figuren als seinen sie nie etwas anderes gewesen. Dass weder Perlman noch Sagal bisher einen großen Award abgeräumt haben ist nicht zu begreifen. Eventuell spielt da auch die Bruch mit den moralischen Vorstellungen des Publikums eine Rolle, keine Ahnung. Verdient hätten sie es allemal.

Der Rest der Schauspieler, angefangen vom immer besser werdenden Charlie Hunnam als Jax bis hin zur völlig degenerierten, psychopathischen Figur des “Tig”, gespielt von Kim Coates ist aber ebenfalls exzellent. Nochmal: Das ist kein 08/15-TV, das ist Charakterentwicklung bis ins kleinste Detail. Die Veränderungen sind den Personen anzusehen, anzumerken. Jeder ist auf seine Weise paranoid und verletzlich aber eben auch stark und voller Ecken und Kanten, die man erst nach und nach erkennt. Da wird ein Member zum liebevollsten und ängstlichsten und fürsorglichsten Vater, Ehemann und Freund von dem man es eigentlich nie in dieser Art und Weise erwartet hat aber die Geschichte klärt es auf und lässt das Publikum verstehen. Natürlich hilft ein gutes Script aber dennoch ein ganz großes Lob an das gesamte Ensemble. Auch die Nebenrollen sind gut bis fantastisch besetzt, ich sag nur Steven King in einer unglaublich spookigen Kleinstrolle als Cleaner…uh. Nein, hier gibt es nichts aber auch gar nichts zu meckern!

Die Produktion ist, wie sich das für gutes Cable gehört, auch erstklassig, das scheint mir fast schon unnötig zu erwähnen. Der OST ist natürlich an den 70er Rock angelehnt, das ist nicht mein Fall aber etwas anderes passt hier nicht.

Sutter schreibt in seinem Blog, dass er die Serie auf sieben Satffeln angelegt hat. FX hat die Vierte bestellt, hoffen wie dass es dazu kommt, denn ich bin verdammt gespannt wie es weiter geht. Die Zeichen stehen nicht schlecht, denn SoA konnte bisher in jeder Staffel an Publikum dazu gewinnen. Sahen die ersten Folgen nur (was heißt “nur”, das ist für’s Kabel schon ein ganz guter Wert)  2,21 Mio. sind es mittlerweile 4,9 Mio. Zuseher. Dazu kommen noch ausnahmslos gute Kritiken. ich bin optimistisch das Sutter “all the way” gehen kann.

In Deutschland läuft das Ding selbstverständlich nicht, in der Schweiz hat TSR die Recht, wer grenznah zu Holland wohnt kann ja mal schauen ob er RTL 7 (vormals Veronica) empfangen kann. Ansonsten verweise ich pflichtbewußt auf Amazon…ihr wisst schon wie man US-Serien sehen kann, oder? Also: Angucken. Aber sofort!

★★★★★

4 comments to Serientäter: Sons of Anarchy

  • Steve

    In der Tat eine super Serie. Selber seit über 20 Jahren auf dem Bike unterwegs, hab ich mich lange gefragt warum das Thema nicht aufgegriffen wird.
    Zu wenig Biker-Filme, schon gar nicht über und mitten aus der Szene. Spitzen Serie, die sich zwar nicht immer an die 10 (Biker)-Gebote hält und auch
    nicht wirklich als Spiegel der Sezene zu werten ist (allein seine weißen Basketball-Stiefel … naja … ^^)

    Ich hoffe ein deutscher Sender kann sich begeistern und holt die Serie “rüber”.

  • Freut mich, dass die Serie noch weitere Fans findet.
    Ich kann zu den Geboten oder der Szene als solche gar nix sagen, da ich mich nicht darin befinde aber ich hatte immer das Gefühl das die Personen authentisch sind. Ob realistisch oder nicht ist mir in dem Moment egal. Mir gefällt das Setting und der Plot.
    Ich frage mich jedoch ob ich wirklich eine deutsche Ausstrahlung brauche. Schau mal, Steve: Falls das Ding im dt. TV läuft (völlig egal ob Free oder PayTV) wird es hundertprozentig geschnitten und über die “Qualität” des dt. Synchronhandwerks müssen wir nicht streiten, oder? Ich freue mich wie Bolle auf die vierte Staffel. Im Herbst. Auf FX…oder so… 🙂

  • Thomas

    Moin,
    bin ebenfalls aus der Bikerscene und auch mal im Ausland unterwegs. Weiße Basketballstiefel—– geht nicht??
    In USA ist alles nicht so “schwarz” wie hier! Mal aufgefallen? Wir tragen hier ja fast schon Uniform!
    Die Serie? MEGAHAMMER! Und dicht an der amerikanischen Realität! Top Besetzung! Top Story! Top Team!
    Mal ehrlich: Wer hätte Katey Segal das zugetraut nach Peggy Bundy?!?

  • unknown

    Die vierte Staffel ist schon lange draussen, hab sie alle auf meinem PC.
    im September kommt dann die 5te raus.

    Die Serie ist ja, an die Hells Angels Geschichte angeknüpft wie Kurt Sutter einmal erwähnte.

Haut rein, schreibt mir was!