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Statt Karten

Ja, der effzeh hat gut gespielt, ja, die taktische Disziplin hat gestimmt, mit ein wenig Glück und Abgezocktheit hätten wir sogar drei Punkte aus Dortmund entführen können, denn der BVB hat es über die gesamten 90 Minuten nicht geschafft den effzeh dauerhaft in Verlegenheit zu bringen. Natürlich kommen da ein paar Chancen raus und natürlich kann man den BVB auch -als objektiver Fußballfan- als die bessere Mannschaft benennen. Muss man aber nicht, denn wenn ich sehe wie teilweise hilflos, wie fahrig und unkonzentriert die Angriffe vorgetragen wurden, wie gut gestaffelt der 1.FC Köln stand und dann auch mal einen kurzen Blick auf das vorhandene Spielermaterial der beiden Mannschaften wirft, dann müssen sich die Spieler von Peter Stöger nicht grämen. Ich war vollauf zufrieden mit der Leistung und den Punkt nehmen wir auch gerne mit, denn jetzt sind es immerhin schon sechs Punkte und eintausend Tore, die wir Paderborn voraus sind.

Aber das ist Fußball. Unwichtig.

Jetzt wird es schwierig.

Am Freitagabend starb Klaus Ulonska, Präsident des SC Fortuna Köln völlig überraschend an einem Herzinfarkt. Unfassbar.
Jeder, der ein Herz für Fußball, nein, für Sport in dieser Stadt hat, kannte Klaus Ulonska. Ehemaliger Weltklasse-Leichtathlet, Europameister im Staffellauf 1962, Organisator des ASV-Sportfests, Vorsitzender des Kölner EK, des Stadtsportverbunds und Ratsmitglied der Stadt Köln.
Nein, Untätigkeit war seine Sache nicht und so ist es kaum verwunderlich, dass er sich von ein paar Verrücken 2005 dazu überreden ließ der Fortuna zu helfen als diese eigentlich schon tot und begraben war. Verbandsliga. Spiele in Merten und hohe Niederlagen in Brühl. Kein Geld für nichts und der Tunnel ist lang. Kein Licht.

Bis Klaus Ulonska das Erbe von Jean Löring antrat um die Südstadt zu retten. Mit seiner Macher-Attitüde, mit Energie und Mut schaffte er es dem Verein neues Leben einzuhauchen. Ohne ihn, das ist wohl nicht zu leugnen, gäbe es Fortuna Köln in seiner jetztigen Form nicht mehr. Er rettete nicht nur den Lebensinhalt von 500 durchaus behandlunsgwürdigen Fans, sondern auch einen Verein, der seit dem Schäng mehr war als nur ein reiner Leistungssportklub. In Hochzeiten gab es über 20 Kinder- und Jugendmannschaften, die das geschwungene F auf der Brust trugen. Und für die Pänz ging Klaus Ulonska bei jedem Heimspiel mit dem mittlerweile berühmten Ball spazieren. Freudig begrüßt von den Fans, bei jedem Halt für ein kurzes Schwätzchen zu haben. Immer strahlend und immer gutmütig und glücklich, wenn es wieder im Ball klimperte oder noch besser ein Schein in den Schlitz geschoben wurde. Und davon konnte man sich auch nicht entziehen. Sobald Klaus Ulonska um die Ecke kam, über die Bande stieg, wurden die Geldbeutel gezückt.

Man erkannte einfach die Leidenschaft mit der er sich diesem “Rentenprojekt” verschrieben hatte. Unvergessen seine Tränen nach dem dramatischen Aufstieg in München, als er nach dem Spiel völlig aufgelöst vor dem Gästeblock stand. Sein Verein war wieder im Profifußball angekommen.

Wer wird jetzt mit dem Ball spazieren gehen? Die Fortuna steht vor einer enormen Herausforderung. Ich wünsche dem Verein sehr, dass er einen ähnlich engagierten, positiv verrückten Menschen wie Klaus Ulonska finden kann, der die enormen Fußstapfen wenigstens ansatzweise füllen kann. Leicht wird das nicht.

Es ist immer noch ein Schock. Für die Fortuna, für unseren Sport, für unsere Stadt. Und es hätte dem effzeh vielleicht auch nicht geschadet in Dortmund mit einem Trauerflor aufzulaufen, denn Ulonksa war auch immer ein Freund des “großen” Kölner Vereins. Er hat mit Overath zusammen die Ausbildung gemacht und allein durch seine Tätigkeit im Rat der Stadt hatte er genug mit Müngersdorf zu tun. Darum, lieber effzeh: Versteh ich nicht. (Ich muss zugeben, ich hab da auch erst drüber nachgedacht, als mir das von versch. Fortuna-Fans “vorgeworfen” wurde…)

Klaus Ulonska wird am Freitag beerdigt. Gute Reise, Klaus. Es wird sich auch da oben was finden, was nicht ganz rund läuft.

ulonska

 

Und wer jetzt trotzdem noch etwas zum Fuppes hören will: Ich war nach dem Spiel bei Sport1.fm zu Gast. Sehr angenehmes Gespräch mit Oliver Fassnacht und Benni Zander.
Nachzuhören hier.

1 comment to Statt Karten

  • Max

    Als Zugezogener habe ich Klaus Ulonska nicht gekannt, aber mittlerweile Einiges gelesen. Ein tragischer Verlust für Fortuna Köln.
    Einen Verein, den ich durch Axel kennen lernte, durch den Aufstiegskrimi gegen Bayern II lieben lernte (jeder der den Bayern Krümel in den Käse macht ist bei mir willkommen) und der für mich persönlich in der dritten Liga das Loch füllt, das der 1.FC Saarbrücken hinterlassen hat.
    Ich hoffe, dass das Schaffen von Ulonska bei der Fortuna nicht vergebens war und gut fortgesetzt werden wird.

Haut rein, schreibt mir was!