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Von Missverständnissen, Lügen und vom Scheitern

Der Sonntag ist golden, denken wir uns. Endlich kommt wieder Ruhe in den Verein, endlich sind wir das leidige Thema Vorstand los, endlich sind wir befreit von Egomanen und Lautsprechern. Endlich wird es besser.

Endlich.

Es ist der 8. September 2019 und mit großer Mehrheit wird der neue, vom Mitgliederrat vorgeschlagene, Vorstand mit dem Präsidenten Werner Wolf und den Vizes Eckhard Sauren und Jürgen Sieger in Amt und Würden gewählt. Wir klatschen uns ab und gehen gut gelaunt unserer Wege.

Endlich.

Jetzt wird alles besser.

Heute stehen wir da wie ein Kronzeuge, dem vor Gericht die Lüge, die den Fall entscheidet, nachgewiesen wurde. Wir winden uns und haben keine Worte, keine Erklärung für das Dilemma in dem wir uns befinden. Wochen-, nein, Monate-lang trommelten wir für die Abwahl von Ritterbach und Schumacher, machten Werbung im Freundes- und Bekanntenkreis für einen Neustart. Schrieben Text, machten Podcasts, tauschten uns über Strategien aus und versuchten uns so zu koordinieren, dass dieser Sonntag nicht zum Debakel für uns werden würde.

Wurde er nicht.

Wurde er doch.

Vier Monate später stehen wir vor den Trümmern unserer Lobbyarbeit. Wir sind gescheitert. Und zwar krachend. Ich bleibe dabei, dass es richtig war den alten Vorstand nicht neu vorzuschlagen und einen Neustart zu forcieren. Die Gründe dafür sind bekannt und wurden ausdiskutiert. Nein, das große Debakel ist, wie leicht wir uns hinters Licht haben führen lassen. Nichts von dem, wofür Wolf und Sauren angetreten sind wurde in Angriff genommen, geschweige denn umgesetzt. Die erste Konsequenz zog schon Mitte Dezember Jürgen Sieger, der nach nicht ganz 100 Tagen bereits zurück trat. Mit Wolf und Sauren ist kein Krieg zu gewinnen, hörte man über drei Ecken. Im Geißbockheim herrscht weiter das Mantra “lieber nichts machen, als irgendwo unter die Schränke gucken, wer weiß wie dreckig es da ist”. Wolf und Sauren haben in ihren Bewerbungsreden ein falsches Spiel gespielt, haben uns umgarnt mit Versprechungen und Änderungsplänen, haben Nägel mit Köpfen versprochen und Dialog. Nichts davon ist eingetreten. Wolf und Sauren haben uns verarscht, haben unser Vertrauen missbraucht uns in eine Falle getrieben, die uns nun dastehen lässt wie Idioten.

Nichts ist zu sehen von der versprochenen Neustrukturierung, vom Umbau und Umbesetzung der Abteilungen. Wir müssen uns immer noch für so ziemlich jede Kommunikationsart für unseren Verein schämen, müssen immer noch, und fast schon stärker als vorher, aufpassen wo welche Texte lanciert werden und müssen uns mit den Kritikern auseinander setzen, die, völlig zurecht, nun sagen können: Seht ihr? Hab ich es nicht gesagt? Das sind Blender. Welche Argumente haben wir denn? Gar keine. Wir können nur eingestehen, dass es ein Fehler war Wolf und Sauren zu hofieren.

Das Kind ist jetzt in den Brunnen gefallen und wir haben keine Möglichkeit daran etwas zu ändern aber wir müssen versuchen unsere Fehler wieder gut zu machen.

Screenshot Facebook-Seite “Der FC-Stammtisch-Talk”

Der aktuelle Anlass für diesen Text ist der Skandal (ja, das Wort ist mit Absicht gewählt) um den gestrigen FC-Stammtisch im Brauhaus Stüsser. Zur Jubiläumsausgabe von Ralf Friedrichs Talk-Institution war mit Eckhard Sauren ein Vorstandsmitglied eingeladen. Außerdem sollte mit Thomas Reinscheid ein Mitglied der Redaktion von effzeh.com am Gespräch teilnehmen. Die Zusagen waren da und mindestens am 15.01 waren alle Beteiligten über die Zusammensetzung der Runde informiert.

Am Montag informierte Sauren Ralf Friedrich, dass er nicht an einer Talk-Runde, die auch Reinscheid zu Gast hat, teilnehmen werde und verlangte, dass Friedrich Reinscheid auslädt, da sonst er, Sauren, nicht erscheinen werde.

Das lassen wir jetzt erstmal so stehen.

Und atmen ganz ruhig weiter.

Das ist Stand der Dinge im Sonnenkönig-Land 1.FC Köln. Der Vizepräsident gibt nur noch Audienzen, die ihm behagen. Es gibt ja schon lange die Gerüchte vom Mitgliedertalk, der den Herren nicht gefallen hat, weil man sie angeblich nicht wertschätzend genug angesprochen hat. Ich habe damals mit dem Kopf geschüttelt und hatte zugegebenermaßen schon ein eher mulmiges Gefühl, als ich von Anrede-Gewogenheiten im GBH hört, als ich hörte wie sehr sich Wolf und Sauren in ihren neuen Rollen sonnten und regierten. Aber das? Alter Verwalter.

Das ist so unwürdig diesem Verein und seinen Fans gegenüber, so unter aller Sau, so fern ab von dem, was ein offener Dialog zwischen Verein und Mitgliederschaft bzw. Fans sein sollte, dass mir die Spucke wegbleibt. Da erdreistet sich der Vize-Präsident einem Medienvertreter vorzuschreiben, wer neben ihm an einem Gespräch teilnehmen darf? Da wartet man (mindestens) fünf Tage um dann einen Tag vorher Friedrichs vor vollendete Tatsachen zu stellen, so dass auch nuja keine Zeit mehr bleibt um zu reagieren? Das alles im vollen Bewusstsein, dass bei dieser Veranstaltung auch finanzielle Risiken im Raum stehen? Das schlägt ja selbst die Schumacher-Skala.

Nein, meine Freunde, das ist ein nicht-hinnehmbares Verhalten, ein Arschtritt in die demokratischen Weichteile, die, welch Ironie, immer noch der USP unseres Vereins ist. Da haut man einen hochnotpeinlichen Imagefilm (Pyro! Fans! Jefööhl!) raus um einen Woche später so ein Ding abzuziehen? Diese Posse ist ein Angriff auf die Mitglieder, auf die Fans, auf uns alle, die es mit diesem Verein halten.

Ja, ich höre es schon: “ach Mensch, Axel, häng es doch nicht so hoch, das ist doch wirklich nur eine Bagatelle, wir haben doch ganz andere Probleme.” Ja, klar haben wir auch andere Sorgen und auch für mich steht der sportliche Erfolg, der Klassenerhalt vor dem Gebumse hier, aber dennoch ist dies ein Punkt, dessen Relevanz nicht untergehen darf. Sauren sagt hier ganz klar:
Ich bestimme wer mit mir reden darf.
Ich entscheide wo und wann.
Ich bin Vizepräsident, Du bist nichts.
Ich bin der 1.FC Köln.

Nein, Mann. Bist Du nicht. Du bist ein Blender und im schlimmsten Fall mehr.

Die Konsequenzen aus diesem Drama sind bisher noch gar nicht abzusehen. Ralf Friedrichs denkt offen darüber nach, ob das Format noch Sinn hat. Seine Erklärung zu den Vorkommnissen findet Ihr hier. Das Vertrauen, die Hoffnung in einen Neustart, ist verflogen. Wir sind gescheitert. Es ist so bitter. Die Stellungnahme auf effzeh.com ist hier zu lesen.

Wir sind es selbst Schuld, wir dürfen das nicht abstreiten. Wir haben den neuen Vorstand gewollt. Auch ich. Und ich kann mich nur bei allen Mitgliedern, Fans und Freunden des 1.FC Köln für diese Fehleinschätzung entschuldigen.

Aber nicht nur wir sind gescheitert, auch das Präsidium ist jetzt schon gescheitert. Es gibt für mich hier nur eine Lösung: Sauren muss sofort und ohne Verzögerung zurücktreten. Dieser Mann ist in unserem Verein nicht einen Tag länger haltbar. Wer ein solches Verständnis von Miteinander und Kommunikation hat, darf nicht den 1.FC Köln repräsentieren, er darf nicht mal in die Nähe eines Gremien-Tisches kommen.

Wird nicht passieren, ist mir klar. Hier wird dann wieder wachsweich irgendwas von Missverständnis und “uns war nicht klar, dass…”-Bullshit formuliert, dann lacht man ein bisschen über uns Idioten und schon ist wieder gut.

Ja, isso. Aber zum Glück können wir denken und werden es nicht vergessen.

Welch Debakel.

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In anderen Nachrichten: Der sportliche FC macht tatsächlich richtig Spaß. Vier Siege in Folge, eine junge Mannschaft, Kampf, Einsatz, Wille. Geil!

5 comments to Von Missverständnissen, Lügen und vom Scheitern

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