Guten Tag. Ich gebe zu, mir fällt es einigermaßen schwer diesen Text zu schreiben, weil ich irgendwie noch nicht genau weiß, wie ich alle Kurven kriegen soll. Es ist Mittwochabend, 22:30 Uhr und der Tag war schon nicht so toll, da kann ich es auch gleich hinter mich bringen. Ich probiere es mal.
Seit heute gibt es oben rechts in der Sidebar einen “Spenden”-Button von PayPal. Spenden? Okay, ich gebe zu, ich bin kein hungerndes afrikanisches Kind und auch kein Opfer einer Naturkatastrophe. Spenden klingt immer so Katastrophen-besetzt in meinen Ohren. Nein, ich bin nur ein kleiner Blogger und (mittlerweile) Podcaster, der sich fragt, ob ein Blog, ein Podcast, immer und unter allen Umständen free-to-air sein soll, sein muss.
Ja. Eigentlich schon, denn es ist ein Hobby. Wenn es mir keinen Spaß machen würde, dann würde ich es nicht machen. Klare Sache. Und dass ich mein Hobby teile, hat bestimmt auch mit einem (hoffentlich kleinem) Anteil Narzissmus zu tun. Ich finde es gut, was ich hier mache, darum will ich auch, dass Ihr das hört, lest, dass es gefällt. Darin eingeschlossen sind natürlich auch alle Podcast-Gäste, die genauso ihre Freizeit opfern um dieses “Produkt” anzubieten. Das kann man nicht oft genug loben.
Aber, ich verliere mich. Um mal zurück zum Punkt zu kommen: Überall regiert der Streichstift. Die klassischen Nachrichtenwege, Zeitung und TV liegen im Wachkoma, es findet keine Innovation statt. Kein Geld. Im Netz regieren der Boulevard und irgendwelche Clickbait-Generatoren. Etwas anderes hat kaum noch Platz und wenn, muss es hinter eine Bezahlschranke, weil sonst schlicht kein Wirtschaftsmodell vorhanden ist. Oder man macht es wie die Huffington Post, lässt Leute für sich schreiben, die einfach geil darauf sind ihren Namen in einer halbwegs reichweitenstarken Publikation zu sehen und verzichtet von vornherein auf Gegenleistung. Kann man machen, muss man aber nicht.
Was ich sagen will: In den letzten Wochen habe ich, haben wir, viel Lob für den Podcast bekommen, sei es auf twitter, auf Facebook, per eMail. Das tut gut und macht Spaß. Es ist ein Antrieb weiter zu machen, keine Frage. Die Frage ist: Wie wichtig ist mir so ein Ding, wie wichtig ist mir die Zeit, die ich da reinstecke? Muss es wirklich jede Woche sein? Inklusive Vorbereitung, schneiden, editieren, Soundbearbeitung, hochladen, einstellen, gehen da mal locker vier Stunden drauf. Außerdem ein neues Headset, weil man will ja auch nicht klingen wie Oskar aus der Tonne, Webspace, ja das kostet alles Geld. Ich hatte den irritierend naiven Gedanken, dass ich mit einem flattr-Button vielleicht auf eine rote Null komme. Dass es ein paar Leute gibt, die das auch monetär würdigen. Nunja, ein paar gab es. Seit dem 7. Februar, der Premierenausgabe des Bockcast gibt es den Button und bis heute, 21. Mai sind es 12,17 Euro, die zusammengekommen sind. 71 Cent je Ausgabe. Hmm.
Ja, ich versteh das schon. Warum soll ich für etwas bezahlen, wenn es auch kostenlos geht? Kann ich absolut nachvollziehen. Muss ja auch niemand. Wäre aber schön. Den Bockcast hören jede Woche 300 – 1.100 Menschen (das ist natürlich nur ein Annäherungswert, weil ich nur die Statistik aus dem Blog und von Feedburner sehe und weder podcast.de noch itunes mir irgendwelche Abrufstatistiken zur Verfügung stellen. Aber irgendwas um den Dreh wird es sein. Kommt immer auf Verlinkung und Reichweite an aber mit den letzten Folgen stiegen die Abrufzahlen wieder beträchtlich (wobei der Relegationscast da leider eine Ausnahme ist, den scheint niemand wirklich wahrgenommen zu haben).
Irgendwas scheint also nicht zu funktionieren. Oder vielleicht doch, ich weiß es nicht.
Den Bockcast wird es (Stand heute) weiter geben, egal ob da jetzt was bei rumkommt, oder nicht, es ist keine Erpressung, sondern nur der Versuch etwas professioneller zu werden. Profi-Software, Podcaster-Headset, das wären Sachen, die ich mir wünschen würde, die ich aber im Moment nicht finanzieren werde. Dafür ist es eben ein Hobby und kein Beruf.
Vielleicht ist es ja wirklich nur naiv aber ich probiere es jetzt einfach mal mit dem Button und dann schauen wir mal, ob das was bringt. Wenn es Euch gefällt, dann sind 50 Cent oder ein Euro doch eigentlich gar nicht so schlimm, oder?
Mich interessiert auch Eure Meinung. Ist das jetzt doof? Warum will der plötzlich was dafür haben, wenn es bis jetzt doch auch gut war? Darum bezahl ich nix und fühle mich auch gut dabei. Interessiert mich alles. Ich werde da keine Bitterkeit zeigen, versprochen.
Aber freuen würde es mich doch, wenn es paar Markfuffzich dabei rumkämen. Einfach so. Weil man sich bestätigt sieht.
Puh, das war schwer, glaubt es mir. (Vielen Dank an Jürgen für den letzten Anstoß!)
Eine Art Spendenaufruf für eine größere technische Professionalisierung find ich völlig in Ordnung. Wer will, der kann, wer nicht kann, der muss nicht. So in der Art. Eine dauerhafte “Paywall” (wie auch immer die aussähe) fänd ich hingegen doof. Weil ich an diesem Internetz mag, dass es Menschen gibt, die tolle Dinge aus Spaß an der Freud und nicht aus allumfassenden Profitdenken heraus machen.
Das ist auch nicht geplant. Ganz sicher nicht. Dafür bin ich aber auch viel zu klein 🙂
Nee, nee, da kann ich direkt sagen, dass das nicht kommen wird.
Hi Axel,
auf der einen Seite kann ich gut verstehen, dass es dir schwerfällt die Hörer deines Podcasts um Spenden zu bitten (oder ihnen “anbietest” zu spenden, um es noch weniger fordernd auszudrücken, was dir ja – zu recht – wichtig zu sein scheint). Auf der anderen Seite finde ich es vollkommen berechtigt!
Denn es geht dir ja nicht darum Geld zu “verdienen”, sondern lediglich darum deine Unkosten auszugleichen, wenn ich dich richtig verstehe. Klar, es ist dein Hobby und es macht dir auch ohne Spenden Spaß. Aber wir Hörer und Hörerinnen profitieren ja quasi von deinem Hobby, deswegen können wir uns auch an den entstehenden Kosten beteiligen. Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, es ist nicht “dein” Hobby, sondern “unser” Hobby. Das Produzieren und Konsumieren des Podcasts sind ja zwei aneinander geknüpfte Handlungen, an denen wir alle gemeinsam Spaß haben. Das du jede Woche Leute zu deinem Podcast einlädst, verdeutlicht nochmal mehr, dass es ja nicht nur etwas von dir produziertem für us Hörer und Hörerinnen ist. Ich möchte hier in keiner Weise deine Leistung und deine bedeutende Stellung als Initiator und Moderator des Podcasts schmälern. An dieser Stelle nochmal vielen Dank dafür! Aber ein bißchen sehe ich den Bockcast als gemeinsames Hobby und Produkt der #effzeh-Community (vor allem im Netz, aber auch offline) und darüber hinaus anderer geneigter Hörer. Und für die Kosten eines gemeinsames Hobby, können wir auch gemeinsam aufkommen.
Allerdings finde ich es unter solidarischen Gesichtspunkten auch wichtig, dass du den Podcast zum kostenlosen Anhören anbietest. Und es sollte sich niemand aufgefordert fühlen zu spenden, der oder die am Ende des Monats nichts mehr übrig hat, was gespendet werden könnte. Da sollte auch kein schlechtes Gewissen entstehen. Wenn dafür diejenigen, die etwas mehr übrig haben, etwas mehr spenden, sollte das doch eigentlich klappen. Hoffe ich…
Schöne Grüße
Mo
Hallöchen!
Dein Text ist völlig verständlich und ich denke jeder kann das nachvollziehen, was du schreibst. Ich bin nur der Meinung, dass man vllt. an kreativeren Lösungen finden kann, um evtl. Leute zu animieren etwas auch finanziell zu unterstützen. Leider kenne ich deine Strukturen nicht und auch nicht, mit was und wie Du arbeitest, aber ich bin mir sicher da könnte man was machen ohne dass es nach Betteln klingt und die Leute “nervt” sondern, dass man auch als Zuhörer sich freuen kann die Bockcast Geschichte mehr zu unterstützen. Vllt. bin ich sleber da auch viel zu naiv dafür,..und unangenehm muss einem dieses Thema nicht sein, wobei ich ganz ehrlich sagen muss, dass ich absolut keine Ahnung davon haven was dieses Flattr sein soll…hm
@Mobody Du schreibst es besser als ich es ausdrücken konnte. Vielen Dank dafür und wie oben schon gesagt, natürlich wird es keine Bezahlpflicht geben. Wer nichts geben will, der soll auch nichts geben, kein Ding.
Hallo Axel,
ich finde es durchaus nicht doof oder gar unverschämt nach einer Donation zu fragen, bzw. auf die Möglichkeit derselben hinzuweisen.
Paywall oder ähnliches wäre wohl eher abschreckend (ist ja auch nicht von dir geplant), die Möglichkeit einen Betrag zu spenden der mir gerade auf den Kontoauszug passt hingegen ist doch für jeden Hörer/Leser machbar. Kleinvieh macht auch Mist.
Unterhaltung und Information bekomm ich draußen im RL ja in der Regel auch nicht für lau.
Hoffe es kommen ein paar Mücken zusammen. Verdient hast du es allemal.
Gruß SteveO
PS: Versauf nicht alles 😉
Hallo,
Ich war es der Axel anschrieb und ihn vielleicht ein klein wenig angeschoben habe. Ich betrachte den “Spendenbutton” weniger als Spende, ich betrachte ihn einfach als Wertschätzung. Für viele schöne Stunden die ich rund um den #effzeh mit dem Bockcast verbracht habe. Und Schönes weiss ich zu schätzen, in dem Fall einfach mit einem kleinen Betrag.
Ich höre einige Podcasts und habe per Flattr mein festes Budget das ich im Monat an die Podcasts “verteile” die ich gerne höre. Leider kommen da nicht so häufig höhere Beträge zusammen, da mein Monatsbudget durch die Anzahl der Podcasts geteilt wird.
Da aber viele Podcaster einen Spendenbutton oder eine Amazon Wunschliste haben (die auch ausgiebig genutzt werden) dachte ich mir das es nicht verkehrt sein kann, dies dem Axel vorzuschlagen.
Natürlich soll das freiwillig sein und niemals ein “Muss”. Aber ich denke das haben die Hörer schon richtig verstanden.
Ansonsten nochmal vielen Dank an Alex für den bockcast und noch viele schöne Episoden.
Nie mehr zweite Liga!.
grüße,
Jürgen
@desidora
Das ist Flattr http://www.youtube.com/watch?v=4Hcs7KDvDBo
Hallo Axel,
völlig legitimes Ansinnen, das Du da hast. Der Bockcast ist mir ein regelmäßiges Fest und dafür zahle ich gerne. Spende ist also “raus” 🙂 Nicht viel, aber vielleicht freut sich der Mensch …
Aber eins musst Du mir gelegentich erklären: “lostinnippes”?? In Nippes kann man sich doch weder verlaufen noch verfahren, wie konntest Du da verloren gehen? Absturz im Kappes wäre die einzige Erklärung.
Beste Grüße
Ranishee
PS: Der Relegations-Bockcast ist sehr gelungen – lasset uns beten, dass wir das NIE durchleben müssen.
@Ranishee Ich hab da mal gelebt und war sehr alleine, weil ich niemanden kannte und mein Lebensmittelpunkt immer Brühl war. Deshalb “lostinnippes” 🙂
btw: Vielen Dank! An Dich und auch an die paar Anderen, die sich haben animieren lassen. Freut mich sehr!
Mein Lieber,
ich finde diesen Aufruf mehr als legitim. Ich hatte sowas auch schon mal geschrieben, als es um Anerkennung für das Blog ging. Beim Podcast steckst du wohl noch viel mehr Arbeit rein. Fetten Respekt dafür. Der Bockcast ist großartig und ich finde es genial, dass du dich dem EffZeh-Podcast angenommen hast.
Honoration dafür hast du mehr als verdient.
Vielleicht hilft es hier ja, dass du es wie Colinas Erben machst. Einfach mal offenlegen, welches Headset du gern hättest (eventuell parallel dazu in einer von Jürgen vorgeschlagenen Amazon Wishlist) oder wie hoch die monatlichen Serverkosten sind. Dann ist es für viele sicher greifbarer und sie geben dann noch lieber ein paar Euro.
Mach weiter und verlier niemals den Spaß an all dem hier!!!
Liebe Grüße,
Andre