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WM2010: Alles doof?

So, Leute, die WM hat quasi Halbzeit, Deutschland hat seine Gruppenphase überstanden,
Zeit eine erste höchst subjektive Bilanz zu ziehen.

1. Der Fußball

Größtenteils grottig. Wie immer bei einer WM-Hauptrunden-Gruppenphase. Das Leistungsgefälle zwischen den “Großen” und den “Kleinen” ist immer noch so groß, dass nur miese Spiele herauskommen können. Und sag mir jetzt bloß keiner, dass es “keine Kleinen mehr gibt”, denn das ist natürlich Quatsch. Klar gibt es die noch, nur hat die ganze Welt mittlerweile die Möglichkeit zur Video-Analyse und kauft sich im Zweifel Trainer mit Erfahrung ein. Heraus kommen dabei Spiele wie ARG – GRE, wo die Griechen mit zwei Viererketten spielen, eine im Strafraum, die Zweite zehn Meter vorgezogen. Dabei wird noch eine Mischung aus Raum- und Manndeckung praktiziert, so dass der ballführende Spieler immer mit mindestens zwei, meistens jedoch mehr Gegenspielern klarkommen muss. Dass da die Räume eng werden, ist klar und dass dabei eigentlich kein Fußball mehr gespielt werden kann halt auch. Die Griechen stehen hier auch nur exemplarisch. Algerien, Slowenien, Japan, Slowakei, Nordkorea, Honduras, Schweiz…die kann man alle in einen Topf schmeißen. Da wird zerstört auf Teufel komm raus und manchmal (Schweiz!) hat das sogar Erfolg. Nur ist es eben kein schöner Fußball.

Versteht mich nicht falsch, ich mache den Mannschaften nicht den geringsten Vorwurf. Diese Teams müssen so spielen, denn, wenn sie versuchen sich ihrer Haut zu wehren und ihr Heil im Angriff suchen, kommt sowas wie das 0:7 Nordkoreas gegen Portugal raus. Nach dem 0:3 versuchen die Koreaner das Ergebnis in Grenzen zu halten, vielleicht ein Tor zu schießen und  machen auf. Plötzlich sind die Räume da und alle fünf Minuten fällt ein Tor.  Also nehmen wir das als mahnendes Beispiel und mauern uns schön zum 0:1. Prima!

Dass die vermeintlichen Favoriten dabei nur schlecht aussehen können ist klar. Wir (Deutschland) heben letztlich mit drei ziemlich durchwachsenen Leistungen (auch das 4:0 gg. AUS war nicht so toll. Hätte eigentlich 9:0 ausgehen müssen!) die Gruppe gewonnen. Klar kann man gegen die Serben verlieren, klar hat Ghana gestern ganz gut gespielt aber im Endeffekt schießen die Afrikaner keine Tore und die Serben scheitern an sich selbst. Da muss der Jogi gar nicht viel machen. Das kann man übrigens für die Engländer copy´n ´pasten.

Die Ausnahme bildet (wie immer) Frankreich, die sich in einem aufopferungsvollen Akt Unterhaltung in die Vorrunde zu bringen selbst zerfleischt haben, wie ich es noch nicht gesehen habe. Ganz, ganz großes Kino der “Grande Nation”. Herrlich. Wie sagte schon Al Bundy: “Es ist falsch Franzose zu sein!”. Damit scheint er Recht zu haben.

2. Der Ball

Der Ball des Grauens

Scheint eine Katastrophe zu sein. Zu leicht, zu flatterig. Die häufigen Torwartfehler scheinen auch darauf zurück zu führen. Die Engländer sprechen bei den dieser Gelegenheit nur noch vom “Jabulani-Effekt”, obwohl, ganz ehrlich:  Das 1:1 der USA hatte nix mit dem Ball zu tun, das war einfach englische Torwartschule. Apropos: Hatten sich die Engländer nicht beschwert, dass die Deutschen schon “so lange” mit dem Ball trainieren konnten? Guess what Shitheads: Der Ball wurde in UK entwickelt
Im nächsten Jahr In der nächsten Saison werden wir noch ein paar Mal fluchen über das Geschoss, denn der “Jabulani” wird unser offizieller Ball für die Bundesliga. Sieht nur anders aus und heißt “Torfabrik”. Freuen wir uns also auf ein paar großartige Schüsse über das Tor.

3. Die Medien

Here we go: Dass ich kein wirklicher Freund des deutschen TV bin sollte hier keine Rolle spielen, tut es aber natürlich doch. Was ARD und ZDF abliefern ist nichts anderes als eine riesengroße Frechheit, eine Volksverdummung, eine Farce. Eine Bankrotterklärung und ein Fall für die Menschenrechtskommission.
Fangen wir mit den rühmlichen Ausnahmen an: Mehmet Scholl, Claus Lufen und Gerd Gottlob.
Mehmet war einer meiner Lieblingsspieler. Ein Fußballer, ein Clown, ein Genie. Viele andere wären an dem puren Talent und dem Pech was ihn seine ganze Karriere begleitet hat zerbrochen, lägen jetzt saufend auf der Couch oder würden den dritten oder vierten Versuch starten ihre Karriere neu zu beleben. Nicht so Mehmet. Er hat sein Talent nie dazu benutzt andere lächerlich zu machen, er hat den Übersteiger immer mit einem Augenzwinkern gespielt und als sein Körper nicht mehr mitgemacht hat, hat er es akzeptiert und ist kegeln gegangen. Kegeln! Bei den Bayern! Was´n Typ! Diese Lässigkeit transportiert er wunderbar in seine Analysen. Da stimmt der Schnitt, er gibt Beckmann schön Kontra, wenn der faselt, dass Italien sich blamiert und nur Glück hat und Scholl ihm dann erstmal klar macht, dass Italien so unglaublich überlegen war, nur halt das Tor nicht gemacht hat. Das ist erfrischend und klug und vor allen Dingen taktisch wertvoll, denn er erzählt halt auch mal was so funktioniert auf dem Platz bei einer hoch-professionellen Mannschaft und was halt nicht (Domenech!). Super.
Als Moderator gefällt mir Gerd Gottlob mit weeeeeeeitem Abstand am besten, denn er versteht das Spiel, kann taktische Änderungen erkennen, redet nicht von irgend etwas anderem, sondern konzentriert sich auf seine Aufgabe. Das ist, was ich erwarte und das ist, was er liefert. Gefällt mir sehr gut, der Mann.
Claus Lufen meldet sich für die ARD vom deutschen Quartier und irgendwie finde ich ihn sehr sympathisch, wenn er da steht und bei -35° in den Himmel guckt, darüber sinierend, dass “Südafrika 300 Sonnentage hat aber die (die Sonne) halt schnell untergeht, da nützt das auch nix”. Mehrwert ist da wenig, reicht aber immer noch um in die TOP3 zu kommen.
Ein Mittelfeld gibt es nicht, der Rest vom Schützenfest ist unterste Kanone. Das ZDF ist dabei noch deutlich schlimmer als die ARD, denn sowohl die “Experten” (KAHN!) als auch die Kommentatoren sind nichts anderes als Drittware.

Bartels: Mein aller-aller-aller-liebster Mensch, wenn ich ihn nicht hören muss. Langweilig, zuweilen völlig am Spiel vorbei, alles in einer Tonlage die…mich…schläfri….zzzzzz

Simon: Das Mädchen will Fußball spielen und verkackt gnadenlos. Kommt sich vor wie ein hipper twentysomething und redet doch zielgruppenkompatiblen Quatsch. Keinerlei Zusammenhänge zu erkennen, immerhin weiß er, dass man mit elf Mann spielen muss, wenn niemand herausgestellt wird. Danke, Anke.

Poschmann: Weiß nicht wovon er redet, hat keinerlei taktisches Verständnis, kennt die Spieler nicht, kennt die Ligen nicht, kann keine Zusammenhänge erkennen oder erklären und ist dann auch noch arrogant.

Schmidt: Laut, parteiisch, uninformiert. Soll wohl so etwas wie eine “Verjüngung” des ZDF darstellen. Verwechselt Spieler, kann Spielsituationen nicht analysieren, kennt manche Regeln nicht und beschwert sich dann über Schiedsrichterentscheidungen.

Réthy: Wurde 1956 in Wien geboren. Wien ist die Bundeshauptstadt von Österreich. In Wien sitzten die OPEC, die OSZE und die IAEO. Die IAEO erhielt 2005 den Friedensnobelpreis. Der Friedensnobelpreis wurde 1905 an Bertha von Suttner verliehen. Bertha von Suttner starb 1914 in Wien…

Zu SKY kann ich nix sagen, RTL fand ich von der Übertragung her gar nicht so schlecht, vor allem gefällt mir, dass sie einen Experten neben dem Kommentator sitzten haben. Klinsmann sagt zwar nicht viel aber was er sagt ist meistens nach zu vollziehen und bietet eine interessante Perspektive.

Im Netz bietet die BBC wieder die beste Performance, weitere Anlaufstellen sind zonalmarketing, die IMO die besten taktischen Nachbesprechungen seit dem zweiten Weltkrieg bieten, allesaussersport, wie immer in großer Form und für die sportpolitischen Fragen und die nettesten aller Hintergrundgeschichten Jens Weinreich.

4. Der Moment der WM.

Zu Vuzuelas und leeren Stadien und “this is africa” sag ich i.M. mal nix. Das kommt dann nach der WM, wenn
sich meine Ohren wieder erholt haben…

Übrigens:

(Im bin i.M. ziemlich eingespannt und stehe zwischen zwei Jobs, so dass der Blog ein wenig leidet aber es ist ja auch WM und spätestens zur neuen Bundesliga-Saison wird das auch wieder voller hier. Versprochen!)

1 comment to WM2010: Alles doof?

  • ChipImBall

    Ciao Bella sage ich nur, und wenn ich an 2006 zurückdenke, dann kann ich nur sagen:
    kleine Sünden bestraft der Gott sofort, grosse nach 4 Jahren.
    Wobei bei den Franzosen waren es nur 9 Monate 🙂

Haut rein, schreibt mir was!