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Eishockey revisited - Haie ziemlich zahnlos

“Dingeling”. Da denkt man Freitags Morgens nix böses, arbeitet ganz brav sein Wochenpensum zu Ende, da klingelt das Telefon und eine SMS fragt, ob ich denn nicht mal wieder Bock hätte die Haie zu besuchen. Puh. Die Haie? Da war doch mal was? Achja, deutsches Eishockey, Pleite- und Dilettanten-Liga, aber eben auch eine kölsche Institution, die -ziehen Sie bitte hier Ihre Parallele- seit Jahren nicht recht vom Fleck kommt. Also spontan zugesagt und nach kleineren organisatorischen Problemchen gegen 14:30 Uhr die Bestätigung bekommen: Der Axel geht mal wieder in die Kölnarena LanxessArena. 22 Tacken, Unterrang. Na gut.

Früher war ich zwar ziemlich oft an der Lentstrasse aber die Haie habe ich das letzte Mal in der Saison 02/03 gegen die Hannover Scorpions gesehen, also vor fast einer Ewigkeit. Das Spiel sollte um 19:30 Uhr beginnen, wir waren aber schon ´ne gute Stunde vorher da, schnell noch eine letzte Zigarette vor dem Eintritt in die Nichtraucher-Arena.

Kurz vor halb acht dann ein Moment des Fremdschämens: Auf das Eis kommt “Sharky”, das Maskottchen der Haie und über die (sehr laute) Anlage wird das neue(?) Haielied eingespielt:

Uuuuh. Ganz, ganz schrecklich. Dazu geht dann das Licht aus und ein paar Wunderkerzen an und mir zieht es alles zusammen. Was war früher für ne geile Stimmung als 5.000 Leute aus voller Brust “Wir sind die Haie, wir fressen alle auf” gesungen haben, in der engen kleinen, uralten Eishalle in Nippes. Jetzt ist das alles sehr amerikanisch, sehr klinisch und eigentlich ohne wirkliche Atmosphäre. Schade.

Das Spiel an sich ist…nunja…wirklich Ahnung habe ich nicht…aber, sagen wir mal “langsamer” als ich es in Erinnerung habe. Die Haie verlieren gegen Augsburg, den Vizemeister der letzten Saison deutlich mit 1:4, das letzte Tor war übrigens gar keins, der Schiedsrichter entschied auf “technisches Tor”. Das ist dann auch so eine Sache die mir diesen Sport abspenstigt macht. Wie lächerlich ist das denn? Ein Augsburger läuft auf´s leere Tor zu, wird gefoult, ich rechne mit Penalty und dann gibt es “technisches Tor”? Eine Liga, die dem Schiedsrichter die Möglichkeit gibt nach Gusto Tore zu vergeben? Ähm. Tja, DEL. Macht Ihr mal schön Euren Kram alleine.

Tut mir leid aber mir fehlt viel zu sehr das Wissen um sagen zu können ob das jetzt ein gutes deutsches Eishockey-Spiel war oder nicht, Augsburg schien mir der verdiente Sieger zu sein, nur das zweite Drittel ging an die Haie. Die Tore für die Gäste sahen auch vermeidbar aus, alle drei “normalen” Tore fielen nachdem ein gegnerischer Stürmer reichlich unbedrängt durch das Kölner Drittel marschierte und dann einschlenzen konnte. Zwei der Dinger gingen dem Haie-Torwart (der wohl nicht das uneingeschränkte Vertrauen der Arena-Besucher genießt) durch die Schoner, damit war die Messe gelesen. Das Tor für die Haie, zum zwischenzeitlichen Ausgleich, fiel nach einem schönen Fast-Break über links, Zwei-auf-Eins-Situation, kluger Paß in die Mitte, Dennis Endras diesmal ohne Chance. Der deutsche Nationaltorhüter hielt übrigens zwei Mal unglaublich, der hat mich wirklich überzeugt. Das sah sehr gut aus. Leider halt nur für die falsche Mannschaft.

Eine Minute vor Schluss wurde es dann nochmal lustig, eine kleine Prügeleinlage sorgte für ein “versöhnliches Ende”. Der Augsburger kassierte zwei, drei Wirkungstreffer, zwei Eismeister mussten das Blut vom Eis kratzen und dann kam die Schluss-Sirene.

Ich würde jetzt nicht sagen, dass es auf jeden Fall mein letzter Besuch bei den Haien war, aber wirklich begeistert hat mich das Erlebte nicht. Klar, kann man mal machen, aber man kann auch mal zu den Cologne Cardinals zum Baseball gehen oder zu RW Köln zum Feldhockey. Ist halt wie ein Ausflug und für mich nicht zu vergleichen wie ein Spiel vom Effzeh, es fehlt halt irgendwie das Herzblut.

Eine letzte Anmerkung noch zur Arena. Als Raucher hat man es ja perse schon mal nicht leicht aber so etwas hab ich tatsächlich noch nicht gesehen: Weil in der ganzen Arena nicht geraucht werden darf, muss man in den “Raucherkäfig”: Das ist ein abgezäuntes “Freigehege”, ich schätze mal 40 Quadratmeter klein. Da drängen sich dann in den Drittelpausen ca. zweihundert Menschen zur Suchtbefriedigung. Das von außen keine Bananen reingeschmissen werden ist alles. Ich hab dann in der zweiten Pause verzichtet, das fand sogar ich dann ´ne Spur zu demütigend.

Zum guten Schluss noch ein paar Impressionen vom Spiel und dann machen wir den Deckel drauf und denken an Müngersdorf…

2 comments to Eishockey revisited – Haie ziemlich zahnlos

  • Ric

    Naja…das sehe ich als Haie Fan nicht so….
    Wir haben nur 20 Minuten gut gespielt…allerdings war Dennis Endras sau stark…
    Und sich über Sharky lustig zumachen finde ich nicht in Ordnung, denn Haie Fans oder sonst wer kann sich ja auch über den Geisbock lustig machen….
    Dazu 22€ Unterrang…ist viel billiger als beim Fussball….aber iwo müssen die Vereine auch das Geld hernehmen…Basketball und Handball is sicher auch net viel billiger…

  • Nee, Ric, das haste falsch verstanden: Ich mache mich nicht über “Sharky” lustig, sondern ich fand die Hymne ganz, ganz schlimm. Dass da ein Maskottchen über´s Eis läuft ist schon in Ordnung so.

    Sicher hast Du auch Recht, dass 22€ jetzt nicht übertrieben teuer ist aber es ist halt die Frage was es mir wert ist und da sind 22€ mindestens zehn zuviel. Das wäre beim Handball oder Basketball aber genauso.

Haut rein, schreibt mir was!