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FC – Hannover 96: Das eiskalte Händchen

Als der EXPRESS am Sonntagmorgen titelte, dass der effzeh “Bock auf Platz 4″ hat, dass man “die Serie ausbauen kann und wird” (zu Hause ungeschlagen), dass “man den nächsten Schritte gehen kann und sich in den Spitzenplätzen festsetzen kann“, ja, da war ja eigentlich schon klar, dass das nix werden wird an diesem Sonntag mit dem erhofften Heimsieg. Und als ich mich dann spontan auch noch aufgemacht habe, das Müngersdorfer Stadion zu besuchen, wird sich der liebe Gott gedacht haben, dass wir alle mal wieder runterkommen müssen nach dem Triumph auf Schalke. Dass man daran erinnert wird welch monströses Arschloch der Fußball sein kann. Hat er dann ja auch geschafft. Eine Cola, einen Kaffee und vier Zigaretten später hab ich nen Hals bis Kabul und zurück, fluche und zetere, habe Angst dass mein Auto abgeschleppt wurde und überhaupt. Mann, ehy.

Kurzer Einschub bevor es losgeht: Hörma, effzeh: Was ist denn das für eine Brühe, die Ihr als Kaffee verkauft? Wie ekelhaft ist das denn? Mir ist schon bewusst, dass Kaffee jetzt wahrscheinlich in den Top 50 der beliebtesten Stadiongetränke höchstens auf einem schlechten Mittelfeldplatz liegt aber wenn Ihr Geld dafür verlangt dann darf der auch nach Kaffee schmecken und nicht nach heißer Schlacke. Ehrlich, das geht nicht. Wenn man den Deckel vom Becher abnimmt kann man nicht mal riechen, dass es sich um Kaffee handeln soll. Ich mache mit Euch ne Wette dass bei einem Blindtest niemand auch nur ahnen könnte, dass er hier Kaffee riechen soll. Für mich roch das wie die Spülsuppe die aus der Maschine kommt, wenn diese -nun ja- eben gespült werden muss. Das ist ekelhaft. So. Das musste mal gesagt werden. Ich erwarte ja keinen mundgepflückten Hochland-Premium-siebzehnmal slow-rosted Premium-Kaffee aber ein stinknormalen Filterkaffee, der müsste doch drin sein. Ernsthaft. Macht das weg. Sind da überhaupt Bohnen drin? Bah.

Tja und dann war da noch das Spiel. Es lässt sich reduzieren auf drei Phasen und ein Ereignis.

Phase 1: Die erste Halbzeit bis zum Gegentor. Meiner Meinung nach ein richtig guter Auftritt des effzeh. Der Vortrag Richtung gegnerisches Tor war teilweise ansehnlich, vor allem über die linke Seite konnte die Abwehr ein ums andere Mal aus- bzw. überspielt werden. Die Zweikampfführung war gut, die Feldüberlegenheit deutlich. Hannover igelt sich ein, machte das, womit wir alle gerechnet haben und was ja auch in der derzeitigen Situation des Teams das einzig vernüftige ist: Die Null sichern, versuchen nicht ins offene Messer zu laufen. Das hat der effzeh aber wirklich ganz gut im Griff gehabt bis auf… das Tor. Das nicht geschossene. In diese Phase fällt auch die erste der merkwürdigen Dankert-Entscheidungen. Von meinem Platz in der Südkurve sah es nach einem glasklaren Handspiel von (keine Ahnung welcher Hannoveraner es war – und im Kicker wird die Szene erst gar nicht erwähnt) im Strafraum aus, doch der Schiedsricher lässt weiterspielen. Ein Fernschuss von Risse beendet die erste Phase.

Phase 2: Die erste Halbzeit nach dem Gegentor. Geschockt, wütend, im roten Bereich, beschreibt es wohl am besten. Man spürte den Spielern sofort an, dass sie diesen Mist wieder ausgleichen wollten aber sie überdrehten dabei, wurden hektisch, verloren viele einfache Bälle. Am Ende war ich froh, dass die Pause kam, denn noch zehn Minuten länger und wir hätten uns ein weiteres -dann möglicherweise sogar reguläres- Gegentor eingefangen.

Phase 3: Die zweite Halbzeit. Der effzeh versucht (mit seinen Mitteln) alles um das Spiel positiv zu gestalten. Es wird hoher Druck aufgebaut aber leider viel zu wenige über Außen gespielt. Hannover steht tief, macht die Mitte zu und verteidigt das durchaus clever. Immer wieder gibt es Ballgewinne, die dann über Kyotake dazu genutz werden Zeit von der Uhr zu nehmen. Da war der effzeh einfach zu doof, die durchaus schwache Hannoveraner Mannschaft zu überwinden, das kann man nicht anders sagen. Mit Modeste, Hosiner und Sörensen hatten wir richtig gute Chancen das Spiel zu drehen oder zumindest den Ausgleich zu schaffen aber es sollte wohl einfach nicht sein. Vielleicht hat der oben schon erwähnte liebe Gott einfach zu viel Schiss, dass wir doch noch alle abheben und hat es deshalb bei 14 Punkte gelassen.

Adieu Baku, es war schön solange wir uns hatten.

Das Ereignis: Das Tor, klare Sache. Dass es ein Handspiel, ein Volleyballmove war, hat im Stadion jeder gesehen. Außer Dankert. Und seinen Linienrichtern. Aber sonst wirklich jeder. Dicke Scheisse. Jetzt müssen wir hier eine Grundsatz-Diskussion führen. Ich weiß, wie egal mir das gewesen wäre, wenn ich auf der anderen Seite des Stadions gestanden hätte und wir durch so eine Aktion drei Punkte geschenkt bekommen hätten. Ziemlich. Vielleicht wäre es mir nach Außern ein klein wenig unangenehm gewesen aber tief drinnen, wär es mir vermutlich egal gewesen. Drei Punkte sind drei Punkte. Ich weiß, ich weiß, das ist nicht fair und das ist nicht nicht besonders dem olympischen Geist förderlich aber was soll ich sagen? So isses halt. Das ist die eine Sache. Ich kann doch Ansgar oder Klaas oder Tobi oder Julia nicht böse sein, wenn sie sich über den Auswärtssieg freuen. Aber…

…natürlich kommt ein Aber.

Aber.

Auf der anderen Seite bin ich natürlich wütend wie ein Dreijähriger der keine Quengelware bekommt. Andreasen macht das im vollen Bewusstsein hier regelwidrig und höchst unsportlich zu handeln. Das ist leider mittlerweile in der Natur des Fußballprofis nichts sonderlich verhaltensauffälliges mehr. Thomas Müller und Arjen Robben schwalben ja auch mehr als dass sie geradeaus laufen und das wird mittlerweile schulterzuckend zur Kenntnis genommen. Nein, Andreasen soll zwar der Arm abfaulen aber einen direkten Vorwurf mache ich ihm nicht. Der muss dem Schiedsrichtergespann gelten. Die Arroganz mit der die Entscheidung das Tor zu geben nicht mal hinterfragt wurde macht mich am meisten wütend. Dankert wiegelt sofort ab als die Kölner Proteste ihn erreichen und trabt zur Mittellinie. Bei einem darart massiven Protest, gehe ich doch wenigstens zu meinem Linienrichter und bespreche mich mit diesem. Und wenn der mir schon übern Kopfhörer gesagt hat, dass er auch ein reguläres Tor gesehen hat, dann gehe ich trotzdem hin, weil es in der Außendarstellung dann wenigstens nach Interesse aussieht. Mir fällt wirklich kein anderes Wort als Arroganz ein, wenn ich den spontanen Eindruck von Dankert beschreiben soll.

Weiterhin werfe ich Dankert vor, dass er Andreasen nicht gefragt hat ob es Handspiel war. Falls der Spieler dann lügt, dann ist man als Schiedsrichter wenigstens aus der gröbsten Kritik raus und wenn er das Foul zugibt, hab ich nix falsch gemacht. Was ist denn daran so schwierig? Da brauche ich doch keinen Videobeweis oder irgendwas, da brauche ich nur den Spieler zu fragen. Warum wird das nicht gemacht? Die gesamte Kölner Mannschaft war aufgebracht und wütend und das waren keine Manuel-Neuer-Reflexproteste, das war ehricher Ärger, der sich da Luft machte. Da mache ich doch was. Raff ich nicht.

Sich dann irgendwann nach dem Spiel hinzustellen und den Fehler zuzugeben ist übrigens auch keine Heldentat, das ist das Normalste der Welt. Wenn ich Scheisse auf der Arbeit baue, muss ich dafür auch gerade stehen und im Nachgang kommt niemand zu mir und feiert mich, weil ich meinen eigenen Mist wegmache. Kommt mal klar.

Die Nach-dem-Spiel-Zitate von Frontzeck unterstreichen ganz wunderbar meine Meinung zu dem Mann und Andreasen sollte einfach besser in den nächsten Wochen den Mund halten und sich nicht um Kopf und Kragen zu reden. Das war dann schon reichlich peinlich.

Aber es nützt alles nix. Das Spiel ist vorbei, die Punkte sind in Hannover und daran ändert auch mein Blog nichts mehr.

Leider.

Wir verschenken also zwei Punkte durch eigene Unfähigkeit und bekommen den letzten Punkt auch noch geklaut. Das ist bitter. Der nächste Schritt muss also auf sich warten lassen. Mindestens eine Woche, denn dann geht es nach München. Und da sehen wir ja traditionell ganz gut aus. Höhöhö.

Alles wird gut.

Und mein Auto ist auch nicht abgeschleppt worden.

Come on effzeh!

5 comments to FC – Hannover 96: Das eiskalte Händchen

  • […] grob unsportliche Aktionen mittlerweile als normaler Bestandteil des Spiels wahrgenommen werden. Der 4. Offizielle verdaut das nervenzehrende Spiel unter Zuhilfenahme des alten Hausfrauenrezeptes “Kaffee und […]

  • Sujo

    Sehr schön geschrieben 🙂 Und ein später Ausgleich für ein reguläres nicht gegebenes Tor 2011 in Köln, als angeblich (ich meine es war Ya Konan) ein hannoverscher Spieler im Abseits stand beim Schuss von Pinto.
    Auf die Idee, im Stadion einen Kaffee zu kaufen, bin ich Gott sei Dank noch nicht gekommen. Wundert mich nicht. 😉

  • Burkhard

    Es heißt nicht “Linienrichter”, sondern “Schiedsrichterassistent”…. ändert aber auch nichts an der Niederlage. Fehlentscheidung in Stuttgart, Fehlentscheidung in Köln ergibt: 2 von 2 Treffen waren irregulär. Da sollten unsere hochbezahlten Schiedsrichter mal drüber nachdenken

  • Max

    Naja, mit dem Abstand von 2 Tagen ist mein Puls wieder runter.
    Gegen den HSV bekamen wir einen Elfer geschenkt.
    Handreasen ist ärgerlich, aber es überwiegt die Freude, dass der Effzeh jetzt auch Ballbesitz kann und Mannschaften die Hinten drin stehen auch knacken will. Dass es gegen Hannover nicht geklappt hat: geschenkt. Das kommt noch.

  • […] irgendwo landen. Ich wollte was zur Entwicklung von Gerhardt vor der Länderspielpause schreiben. Zum Handreasen. Zur Niederlage gegen Bayern. Trotzdem. Jammern hilft […]

Haut rein, schreibt mir was!