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Gladbach – FC: Der Charme des Nutzlosen

Das erste Spiel der Saison wird ja gerne mal als “Gradmesser”, als “Standortbestimmung” bewertet. Offizielle, Spieler und Fans können die Vorbereitung auch nur als Indizienprozess für den tatsächlichen Leistungsstand des Teams nehmen. Und dann musst du nach Gladbach und bist nach dem Spiel auch nicht viel klüger als vorher. Es ist jedes Jahr so: Die Stärke des Teams wird sich Ende September herauskristallisiert haben, bis dahin ist das alles nur Kaffeesatzleserei. Natürlich ist eine Derbyniederlage nie schön und natürlich stellt man sich den Saisonauftakt anders vor aber auf der anderen Seite müssen wir uns auch immer wieder vor Augen führen, dass Borussia Mönchengladbach ein paar Jahre Vorsprung in der Entwicklung hat, dass der 1.FC Köln völlig natürlich nicht auf Augenhöhe mit Borussia ist. Sein kann. Es benötigt kein Geheimwissen um zu verstehen, dass die letzte Saison ein Ausreißer war, sowohl im positiven vom effzeh als auch im negativen von Gladbach. Als effzeh ist es eigentlich völlig natürlich auswärts in Gladbach zu verlieren, da können wir Zeter und Mordio schreien, wie wir wollen, da können wir von Freistoßtoren träumen und beten und uns selbst geißeln, es ist schlicht und ergreifend keine Überraschung, dass die Saison 2017/18 mit einer Niederlage startet.

Trotzdem tut es natürlich weh. Wenn ich die Hand in kochendes Wasser halte, dann ist es keine Überraschung, wenn mir danach die Haut in Fetzen vom Fleisch hängt, es soll niemand sagen, dass es nicht abzusehen war. Aber gut, Schmerzen hat man dennoch. Nehme ich an, ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen.

Die Borussia war bis zum 1:0 die spielbestimmende Mannschaft, sie hatte die besseren Ideen, mehr Ballbesitz, kamen mir auch giftiger und entschlossener vor als der 1.FC Köln. Sie hätten in der ersten Halbzeit schon ein paar Tore schießen können, wir hätten uns über einen Pausenrückstand nicht beschweren dürfen auch wenn auf der anderen Seite Cordoba ein paar Chancen hatte, die aus Kontersituationen entstanden aber nicht verwertet wurden.

Ich habe mich schon geärgert, das muss ich ja zugeben, weil eben die Chancen nicht genutzt wurden aber mir liegt es fern die Schuld an der Niederlage an Cordoba fest zu machen. Ich sage aber (und ich denke einfach, dass das auch gar nicht so falsch ist), dass ein Stürmer eben daran gemessen wird, was am Ende rauskommt und wenn er sieben Torchancen hat und dabei kein Tor schießt, dann ist das eben keine richtig gute Leistung für einen Stürmer. Da kann er Räume schaffen wie er will, da kann er arbeiten und rackern und laufen wie ein Zucht-Kaninchen, wenn am Ende nur Fehlschüsse rauskommen, dann kann man das ruhig ansprechen.

Natürlich hängt die geisteskranke Ablöse wie ein Damoklesschwert über ihm aber das ist dann eben auch Teil des Geschäfts, da kann ich ja nix für, dass die Erwartungen an ihn andere sind als an… sagen wir mal… Christian Clemens. Mainz wie es singt und lacht. Aber so ist es nun mal. Die Angst, dass der effzeh einen engagierten, jungen aber völlig nutzlosen Spieler gekauft hat, ist einfach da. Ich hoffe einfach, dass das nicht so ist, denn natürlich ist es bei allem Ärger um nicht genutzte Chancen schon mal ein gutes Zeichen, dass er die Chance überhaupt hatte. Gegen einen starken Gegner, der nach dem Führungstreffer zugegebenermaßen ein wenig passiver wurde und in der letzten Viertelstunde in den Heckingschen Überlebensmodus überging (was übrigens der Grund sein wird, dass die Borussia auch dieses Jahr keine große Rolle in der Liga spielen wird – vielleicht reicht es für Europa aber nicht für mehr. Man gab das Spiel völlig unnötig aus der Hand, zog sich viel zu weit zurück und eine bessere, bzw. abschlusssicherer Mannschaft bestraft das).

Nein, eigentlich kann man Cordoba gar nicht viel vorwerfen. Außer dass er halt sieben Chancen hatte und am Ende dennoch die Null steht. Am Ende ist das aber gar nicht so tragisch, denn Tore werden kommen, wenn die Chancen weiter so kreiert werden. Irgendwann kommt das eine Prozent mehr Entschlossenheit ganz automatisch. Jedenfalls wünsche ich mir das und mit Peter Stöger an der Linie haben wir natürlich genau den richtigen Mann zur Spielerentwicklung.

Auffällig war mMn auch wie sehr Yuya Osako dem Team im offensiven Mittelfeld gefehlt hat. Jonas Hector, der versuchte sich mehr und mehr in der Spielgestaltung einzubringen und dabei ein ums andere Mal etwas fahrig wirkte. Bälle in den Rücken, falsche Pass-Entscheidungen, ein paar Stockfehler in der Ballannahme. An dieser neuralgischen Position an der Hector agierte, ergaben die aus den Fehlern resultierenden Ballverluste immer wieder gefährliche Umschalt-Situationen für den Gegner, die dann wenig Mühe hatte unsere Außen zu überspielen, weil ja alles in der Vorwärtsbewegung war. Osako hätte Hector eine völlig andere Entlastung in der Zentrale und im Spiel nach vorne geben können.

Ach scheisse, es hat mich trotzdem geärgert wie nichts gutes. Am Ende hatte Gladbach Glück. Mann ey.

Naja. Wie sagte Lothar Matthäus gestern so schön: “Wäre, wäre, Fahrradkette”. Machste nix.

Am Freitag startet die Saison dann auch in Müngersdorf, der HSV ist zu Gast und wir haben in allen Mannschaftsteilen Luft nach oben. Ich hoffe die Mannschaft nimmt die positiven Aspekte des Spiels mit, erkennt, dass die Chancen ja da waren und einfach nur mal genutzt werden müssen. Das hört sich jetzt nach einem Spiel harscher an, als es gemeint ist, das müsst ihr mir glauben. Risse und Jojic haben ebenfalls noch etwas Platz auf der Leiter in den Legendenhimmel aber auch hier ist es viel zu früh zu meckern, deshalb lass ich das auch sein. Wir sind die bessere Mannschaft, davon bin ich fest überzeugt.

Ebenfalls am Freitag findet die Auslosung zur Europa League statt. 13 Uhr. Vielleicht freue ich mich darauf sogar noch mehr als auf das Spiel. Ich kann es kaum abwarten.

Damit ist die neue Saison auf dem Weg, es wird sich schon alles ausgehen, da bin ich sicher, viel zu groß ist mein Vertrauen in die Mannschaft und den Trainer. Das Spiel in Gladbach wird keinen roten Faden für die Saison starten. Im Gegenteil, manchmal hat das Nutzlose ja sogar einen gewissen Charme.

Come on effzeh!

Haut rein, schreibt mir was!