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Matt, Scheibe

Der effzeh verliert zu Hause gegen den FC Bayern München mit 0:1 und auch wenn man am Ende des Tages (gottverdammt!) von allen Seiten Lob für einen couragierten Auftritt bekommt, kann man sich dennoch nichts dafür kaufen. Was nützt dem bettelnden Mann ein Lob über seine frühlingsfrische Körperhygiene, wenn die Kohle stecken bleibt? Was ich sagen will: Eine Niederlage ist eine Niederlage, ist eine Niederlage und sie ist egal. Es geht in dieser Saison (keine Ahnung wieso ich mir hier keinen Textbaustein abgespeichert habe, der Satz kommt ja in jedem zweiten Blogeintrag vor) um eine spielerische Entwicklung, um die Einhaltung und Umsetzung der Lernkurve und um eine Qualitätsverbesserung. Das Klassenziel ist mMn jetzt schon erreicht aber die finalen Noten sind noch zu vergeben, denn nur bei Klassenerhalt ist der ganze Scheiss überhaupt erst was wert.

Wo war ich?

Achja, beim Spiel gegen die Bayern, was natürlich ein Muster ohne Wert ist, weil der FCB so weit über allem anderen (ja, auch der BVB kann mit wettbewerbswilligen Bayern genauso wenig mithalten wie ich in einem 100-Meter-Lauf gegen Usain Bolt) thront, dass das Ergebnis eigentlich von vorneherein feststeht. Jetzt waren sie wohl müde, die Rotation war umfassend und der effzeh ließ, bis auf den entscheidenden Fehler, nichts zu und darum wurde es halt nur ein 0:1. Auch weil die Bayern keinen Bock hatten, weil sie sich den Ball eher lustlos statt zielstrebig zuspielten und der effzeh halt nicht die Qualität hat aus anderthalb Chancen ein Tor zu machen. Jedenfalls nicht in jedem Spiel. Das ist aber auch okay so.

Natürlich wäre ein Punkt schön gewesen, natürlich wäre es auch ein goldener Punkt gewesen aber deswegen gräme ich mich doch nicht. Weitermachen, nix passiert. Nach der Länderspielpause in Hoffenheim wäre es allerdings schön wieder etwas zählbares mitzunehmen, weil man a) ja selbst noch nicht sicher ist und b) Hoffenheim schon ganz gerne verrecken kann. So rein fußballromantisch gesehen.

Jetzt hab ich doch wieder viel zu viel über den effzeh geschrieben. Wollte ich gar nicht, denn eigentlich wollte ich wieder mal meckern. Über ein Ärgernis, was mit am Wochenende wieder verstärkt die Laune verdorben hat. Spocht im TeVau.

Geht mir das alles auf die Eier.

Ich weiß ja nicht ob ich alleine mit dieser Meinung bin, meiner Filter-Bubble nach zu urteilen eher nicht, aber echt, liebe “Kreative”, liebe Programmdirektoren und Sportchefs, liebe Kommentatoren und Moderatoren und Redakteure, lasst mich nur eine Frage stellen:

Was -zur Hölle- läuft bei Euch falsch?
Und warum?

Ich raff das ja wirklich von vorne bis hinten nicht, das sind ja keine dummen Menschen die da die Entscheidungen treffen. Okay, vielleicht sind viele Entscheidungen durch BWLer mit Exceltabellen-Skills beeinflusst, das wird schon so sein aber wenn der Björn-Malte, Master of Commerce and Bullshittalk, wieder mal den Rotstift zückt, dann müsst ihr halt mal zeigen warum ihr “beim Fernsehen” angestellt seid und nicht bei den Stadtwerken.

Herrgott nochmal.

Ich rede ja noch nicht mal von so offensichtlichen Katastrophen bzw. Totgeburten wie Sport1 US, darüber müssen andere richten. Ich bin mir aber sicher dass an der Pforte die in den Medienschaffenden Himmel führt, ein sehr übellauniger Pfortenwächter seine Schildkrötenhorn-Brille nur mal kurz anheben wird und der Zugang nur durch ansonsten tadellosen Lebenswandel gewährt werden kann. Ab in die Hölle mit Euch.

Die Hölle ist übrigens eine Endlosschleife des Doppelpass. Bis in alle Ewigkeit diskutieren Thomas Strunz und Alfred Draxler über das gestrige Auslaufen an der Säbener Strasse. Dazu gibt es alkoholfreies Erdinger (Warsteiner? Krombacher? Wer ist da aktuell Sponsor?). Wem das keine Warnung ist, dem kann ich dann auch nicht mehr helfen.

Nein, nein, ich rede wirklich von der “etablierten” Sportberichterstattung. Nehmen wir SKY. Mal davon abgesehen, dass das aktuelle Abo-Modell mit “Sport” und “Bundesliga” immer noch ein unglaublicher Bullshit ist (macht halt ein Sportpaket, nehmt fuffzehn Euro und gut ist), ist die Qualität abseits des reinen Live-Bildes ein einziges Elend.

Ich will ja nicht gleich die ganz großen Geschütze auffahren aber Jessica Kastrop z.B. mag eine ganz toll vorbereitete Dame sein aber man bekommt es vor lauter Hohlphrasen und monothematischen Boulevardschnipsel (die Jacke von Spieler xy etc.) nicht mit. Mir erschließt sich nicht, wie die da sitzen kann und es den Verantwortlichen nicht literweise die Hirnmasse aus den Ohren schießen lässt. Muss irgendwas mit dem Teufelslispeln zu tun haben, das hat wahrscheinlich hypnotisierende Wirkung. Für mich kommt die Kastrop immer so rüber wie damals die Mädchen in der Schule, die alles auswendig gelernt hatten, damit die Mindestanforderungen immer schafften, also nie in Gefahr waren mal eine Klausur so richtig in den Sand zu setzen aber wenn es dann an die Anwendung des Gelernten ging regelmäßig mit Weinkrämpfen aus der Klasse rannten. Die Latte, die man in der deutschen Fernsehlandschaft überwinden muss liegt eben tief. Hast du einen einigermaßen anständigen Körper und kannst drei Sätze geradeaus sagen? Herzlich willkommen, du bist unser neues Kompetenz-Aushängeschild.

Das ist bei SKY nicht durchgehend der Fall, ich mag z.B. die eine Frau, die in der 2. Liga immer als Feldreporterin im Einsatz ist und so gut italienisch spricht. Wie heißt die denn noch? Ich komm nicht drauf. Nicht Esther Sedlaczek (obwohl die auch okay ist), nein, die andere. Ihr wisst schon. Egal. Auch Mit Thomas Wagner und Rolf Fuhrmann komm ich ganz gut klar, nur ist die wirklich prominente Position eben mit der Kastrop besetzt und ich kann mir kein Szenario vorstellen, wo man diese Personalentscheidung gut finden kann.

Der Auslöser für den heutigen Text kam gestern Abend bei der Halbzeitpause Augsburg gegen Dortmund. Da hat SKY irgendeinen Skifahrer als Halbzeitgast rangekarrt, der neben seiner Profession im Privatleben auch noch BVB-Fan ist. Da werden dann ein paar Phrasen rausgequetscht, die so auch in der Fanbox eines beliebigen Stadions hätten entstehen können. Wahrscheinlich können wir froh sein, dass er nicht YNWA gesungen hat. Hätte man bei SKY wahrscheinlich als emotionalen Moment verkauft. Was ich einfach nicht verstehen kann und will: Was denkt sich die zuständige Redaktion bei einem solchen -völlig mehrwertfreien- Halbzeitgast? Hauptsache irgendwas senden? Mehr Aussage sehe ich da nicht. Und das ist ein riesengroßes Problem für SKY.

Die Bundesliga-Rechte sind die Premium-Rechte auf dem deutschen Sportmarkt. Mit ihr stehen und fallen Geschäftsmodelle. Da muss ich doch alles, alles, alles machen um dieses in einem angemessenen Rahmen zu präsentieren. Was hindert SKY daran eine wirkliche Analyse zum jeweiligen Fußballspiel in der Halbzeit zu versenden? Wie wirkt sich der Wechsel von Hummels und Durm ins Spiel auf die Rückwärtsbewegung des BVB aus? Wieso konnte der FCA dennoch dauernd über die Flügel agieren und was sind das bitte für Laufwege von Castro, wenn der Ball aus dem BVB-Mittelfeld geführt wird? Was muss sich ändern und warum? Wie können beide Mannschaften in der zweiten Halbzeit zum Erfolg kommen? Danke, Werbung, Wiedersehen. Das ist doch nicht zu schwer. Man muss es nur machen. Stattdessen einfach nur belang- und sinnloses “Hoffentlich können wir[sic!] das Spiel noch gewinnen”. Na Danke.

Jetzt kann man natürlich argumentieren dass in der Halbzeit eh alle aufs Klo rennen und durch die 10 Minuten Werbung vor und nach der “Analyse” der Zuschauer eh schon so abgestumpft ist, dass alles andere als seichtes Dahingleiten zur Überforderung führen könnte aber auch das kann man ja konditionieren. Wenn erstmal ein Mehrwert geschaffen wird, dann wird dieser auch angenommen, da bin ich sicher. Aber wenn man es erst gar nicht versucht, dann kann man auch nicht lernen.

Dieses zutiefst lieblose Versenden zieht sich bei SKY (und bei allen anderen deutschen Sendern auch) wie ein roter Faden durch das Gesamtprogramm. Eine Sendung ASAT ist wirklich nur interessant, wenn man keine Ergebnisse kennt, denn ein Erkenntnisgewinn entsteht nie. Weder durch die viel zu kurzen Ausschnitte, die eigentlich nur die offensichtlichen Highlights zeigen, noch durch den einen Experten der da an den Stuhl gekettet wurde. Wie denn auch? Soll der Mann fünf Spiele gleichzeitig gucken? Da wird dann der Kicker runtergebetet und mit wichtigen Worthülsen Kompetenz vorgegaukelt. Grandios. Von dem Expertentisch beim Top-Spiel müssen wir gar nicht erst anfangen, oder?

Wer einmal MOTD mit Gary Lineker und Alan Shearer gesehen hat, der weiß wie gute Highlight-Berichterstattung aussehen kann. Und wer einmal Kenneth Wolstenholme gehört hat, weiß auch wie man Fußball zu kommentieren hat aber das ist eine andere Geschichte und auch etwas unfair, das sehe ich ein. War eine andere Zeit.

Die Reporter bei SKY sind übrigens mMn nicht das große Problem. Jeder, ja auch Lindemann, ist besser als alles öffentlich-rechtliche bzw. Sport1ige. Da darf es keine Diskussion geben. Über Marcel Reif kann man sicher streiten aber ich mag ihm immer noch ganz gerne zuhören. Besonders wenn er Cross-Promotion für Handball oder Fack ju Göhte 2 machen muss. Das ist dann schon sehr gut. Auch das ewige Rumgenörgel an Fritz von Thurn und Taxis kann ich nicht verstehen. Ich glaube (und das meine ich jetzt völlig ironiefrei) dass der Mann ein unglaubliches Fußballwissen hat, das Spiel lesen kann und einfach nur ab und an zu schnell für seine Zunge denkt. Ich mag auch (immer noch!) Wolff Fuss und Kai Dittmann auch wenn ich jetzt nicht genau festmachen kann warum. Bei Fuss war der Ratatatatata-Faktor zwischendurch zu hoch aber das hat sich in den letzten Monaten wieder etwas eingependelt.

Nein, über die eigentliche Reportage rede ich gar nicht, die kann ruhig so bleiben (auch wenn die Sportscast-Regie manchmal arg… nunja… experimentell rüberkommt).

Mensch, SKY, seid doch nicht so feige. Nehmt euer Publikum ernst und bietet mir etwas, denn -jetzt mal unter uns gutmütigen Bezahlengeln- ihr seid nicht allein auf der Welt. Ich kann mir ohne jeden Aufwand einen polnischen, amerikanischen, rumänischen oder tibetisch-chinesischen Stream über das Netz klauen und das Spiel für lau gucken. SKY bietet mir eigentlich nur einen Mehrwert, wenn da neben dem eigentlichen Spiel auch noch etwas Zusätzliches geboten wird. Und das ist einfach nicht der Fall, darum ist das Abo auch vorsorglich gekündigt.

Jaja, ich weiß, am Ende ist das eine leere Drohung weil ich doch irgendwann das Rückholangebot annehme aber was soll ich denn auch machen?

Jetzt kommt aber der wirklich traurige Punkt der ganzen Tirade: Bei allen halbgaren Mist den SKY da macht, sind sie immer noch so viel besser als alles andere in der deutschen TV-Sport-Landschaft. Ich meine, habt Ihr Euch mal einen Zusammenfassung auf Sport 1 angeschaut? Laura Wontorra anyone? Da hat das Meckern gegen SKY ein verdammt hohes Niveau.

Öffentlich-rechtliches Fernsehen gucke ich eh nicht mehr, weil, wenn ich nur Deutschland, Deutschland, Deutschland hören will, kann ich mir auch einen Parteitag der AfD streamen. Man nehme die Olympia-Berichterstattung. Oder jegliche Art von Wintersport. Geht einfach nicht. Da habe ich aber auch keinen Lösungsansatz, weil es mich auch nicht wirklich interessiert. Außer dass ich jeden Monat Geld für eine Leistung ausgeben muss, an der ich nicht interessiert bin, habe ich keine Berührungspunkte mit ARD und ZDF.

Jaja, okay, ist auch gelogen. Fußball-Länderspiele gucke ich ab und zu und WDR Sport Inside kann ab und an was. Und ZDFinfo hat ein paar sehr tolle Hitler-Dokus von 1999 im Programm. Das war’s dann aber auch wirklich.

Und jetzt?

Gibt es denn überhaupt so etwas wie Hoffnung für den deutschen TV-Sportfan? Ja. Zum einen Eurosport, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein differenziertes, größtenteils empathisch produziertes Programm machen und dann die Hoffnung auf den “weißen Ritter”, wie es Kai Pahl von AAS so schön ausgedrückt hat. Auf den Recken, der das Publikum aus der Umklammerung der Feigen und Dummen befreit.

Perform.

Die massiven Rechtekäufe in der jüngsten Vergangenheit sind der Anfang einer neuer Zeit im Bewegtbild. Noch wissen wir nicht wie Perform seine Rechte versenden wird, ob es zu einem “Netflix”-Modell kommt oder ob über zentrale Sublizensierungen ein TV-Sender zur Perform-Abspielstation wird aber es wird Bewegung in den Markt kommen und das ist verdammt gut so, denn so wie sich das alles im Moment darstellt, ist es nur deprimierend.

Mein Surrogat zur Zeit sind Podcasts, die mit Liebe und Sachkenntnis produziert, alles wegfrühstücken, was sich das deutsche TV so einfallen lässt. Ein Rasenfunk, ein Eintracht-Podcast, die Dailys und die Big Show auf sportradio360.de, to name a few. Hört Euch das an, wenn Ihr es nicht eh schon macht. Auf.

Und Du, deutsches Sport-TV: Komm mal aus’m Quark, Du bist nämlich im Moment so richtig kacke.

Mehr wollte ich eigentlich gar nicht sagen. Hätte auch ein Tweet gereicht, ne?
Verdammt.
Egal, das war’s. Zurück zur Werbung.

2 comments to Matt, Scheibe

  • hilm

    du hast patrick uwe mojela vergessen, grundsätzlich auf schlafpille
    und gestern habe ich zum allererstenmal die runde (nach dem dortmundspiel) geschaut, da war ich überrascht über das niveau, aber das mag an zorniger und reiff mit seinem süssen vogelschnäbelchen gelegen haben

    ansonsten FULL ACK

  • Burkhard

    Da sprichst Du mir ja mal echt aus der Seele… Jessica Kastrop… mein lieber Herr Gesangsverein. Dann doch lieber Vanessa Huppenkothen, der ich dann ein wenig seichtes Geseiere auch nicht sooo übel nehmen würde. Laura Wontorra ist immerhin die bessere Hälfte von unserem Simon Zoller, weswegen ich hier mal das ein oder andere Auge (Ohr) zudrücke (auch wenn’s schwerfällt). Schlimm finde ich, wenn so Artgenossen wie Olaf Thon und Thomas Helmer zur Spieltaganalyse bitten. Mal ehrlich, bei Olaf Thon stand die Schaukel doch früher auch ein wenig zu nah an der Hauswand… ich beschränke mich aktuell auch nur auf Podcasts, wobei ich den Bockcast echt vermisse. Wäre doch ein guter Zeitpunkt für ein kurzes Resümee in der Länderspielpause.

Haut rein, schreibt mir was!