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Mavraj, Kühne und das Fliewatüüt

Ich hab eben mal kurz auf Twitter reingeschaut, das Büro ist eh leer, da kann man es ja mal ein wenig entspannter angehen lassen. ich las einen Tweet der (sehr geschätzten) Tanja, HSV-Fan, Bloggerin und universal nette Person zum Transfer von Mergim Mavraj zum HSV

und widersprach diesem.

Im folgenden brach eine wilde Diskussion aus, an der alle Beteiligten, das ist jedenfalls mein Gefühl, mehr oder weniger aneinander vorbei redeten. Damit ich das mal geordnet kriege und weil es mir zu mühsam ist das in x Tweets mit 140 Zeichen zu quetschen also das was ich sagen wollte:

1. Aus Sicht des effzeh: Es gibt (kolportierte) 1,8 Million Euro Ablösesumme, dazu Sonderzahlungen, wenn der HSV die Klasse hält (was Gott verhüten möge aber sich wohl leider nicht vermeiden lässt). Natürlich muss der effzeh dieses Geld nehmen, da die Vertragsverlängerungsgespräche nicht fruchteten, der Spieler weg will und im Sommer dann also ablösefrei gewechselt wäre. Keine Widerrede, das ist sinnig und stimmig und muss getan werden. Allein: Ist das sportlich verkraftbar und wäre ein störrisches Beharren auf Vertragserfüllung nicht eine Option gewesen? Wahrscheinlich nicht. Ich tue mich da -wie gesagt- sehr schwer mit, weil ich die 1,8 Millionen in den heutigen Zeiten nicht mehr als fantastische Summe im Fußball sehe. Bekommen wir dafür gleichwertigen, sofortigen Ersatz? Eher nicht. Wir können nur hoffen, dass die Verletzungsseuche aufhört und wir mit Maroh und Heintz die Innenverteidigung dauerhaft besetzen können. Ich bin wirklich der festen Überzeugung, dass das halbe Jahr weiter in Köln uns eher geholfen hätte als die 1,8 Millionen Euro aber der effzeh handelt wirtschaftlich korrekt und es ist eh ein fifty-fifty Gefühl bei mir.

2. Der Spieler: Klar kann ich verstehen, dass man ein Angebot annimmt, das einem das Jahresgehalt verdoppelt oder gar verdreifacht. Mein Chef könnte gar nicht so schnell “Moment mal” rufen, wie ich weg wäre. Um Himmels Willen, ich kritisiere Mavraj keine Sekunde. Der Mann ist Profi und verdient Geld mit dem Fußball.

3. Der HSV: Dem HSV kann halt alles egal sein. Bilanzen spielen keine Rolle, Transfers müssen sich nicht selber tragen, denn der “Kreditgeber”, wie Kühne in Hamburg ganz gerne mal genannt wird (man will ja nicht mit Red Bull und / oder SAP in einen Topf geschmissen werden, obwohl man die beiden Konstrukte von der Arschigkeit her schon fast überholt hat), bezahlt halt immer brav die Rechnungen, die Beiersdorfer oder jetzt Bruchhagen vorlegen. Klar, kann man machen. Sportlich macht der Transfer absolut Sinn und da Geld halt egal ist, ist der Wechsel aus HSV-Sicht völlig legitim. Und bitte, Tanja, komm mir nicht mit “wurde aus Cleber-Geld bezahlt”. Nichts, absolut gar nichts, nicht ein Kuli, nicht ein weißes Blatt Papier auf der Geschäftsstelle wird mit Cleber Geld bezahlt, denn der HSV hat 75 Millionen Euro Verbindlichkeiten und ein operatives Minus vor Steuern von 19,1 Millionen Euro. Jeder Transfergewinn geht erstmal da rein und um den Rest kümmert sich Kühne. 38 Millionen im Sommer, was soll’s, ist ja ein “Kredit”, ne? Belügt Euch doch nicht selber.

Das Problem: Ja, es ist der Lauf der Zeit. Der effzeh kann -als wirtschaftlich von Einzelpersonen unabhängiger Verein- das Geld nicht aufbringen mit diesen Konstrukten mitzuhalten. Thomas merkte an: Dann frag doch mal bei Fürth nach, wie die das fanden als der effzeh Mavraj abgeworben hat. Ja, völlig legitimer Einwand aber mit einem großen Unterschied zum jetzigen Transfer nach Hamburg: Der effzeh konnte dem Spieler wirklich eine sportlich bessere Perspektive bieten als dies der HSV heute kann. Beim heutigen Transfer ging es rein ums Geld (s.o., völlig in Ordnung), das sich noch nicht mal erwirtschaftet werden muss, weil es halt eben unbegrenzt zur Verfügung steht. Der HSV kackt halt auf alles mit dieser Politik der Verschwendung, es werden die stützenden Grundpfeiler des Wettbewerbs genauso ausgehoben wie bei Werksvereinen und Marketingkampagnen. Das macht auch völlig Sinn, weil die DEL DFL (Danke, Christian, nicht dass die DEL da anders wäre aber es geht schon um Fußball) ja alles mit sich machen lässt und wie ein lahmer Auerochse am Nasenring über das bereits bestellte Feld gezogen wird, beziehungsweise, sich auch furchtbar gerne ziehen lässt, das Geld kommt ja, egal von wem. Aber dieses bigotte Bestehen auf der 50+1 Regel, macht dann eben einen nicht auszugleichenden Unterschied aus, der “normale” Vereine, zu denen ich den effzeh diesmal bizarrerweise zählen möchte, daran hindert wettbewerbsfähig zu bleiben.

Tja. Machste nix.

Mehr wollte ich eigentlich gar nicht sagen. Wäre bei Twitter reichlich unwirtschaftlich gewesen. Und so schließt sich der Kreis zum HSV.

Wir werden Mavraj kompensieren können, es ist nicht der wichtigste Spieler im Kader. Ich wünsche ihm persönlich alles Gute, soweit ich das beurteilen kann, hat er sich hier in Köln tadellos benommen, war immer da, wenn er gebraucht wurde und hat eine wirklich gute Hinrunde gespielt. Es gibt nicht mal eine hochgezogene Augenbraue in seine Richtung. Er setzt sich auf das Fliewatüüt und ist weg. Gute Reise.

That’s the way the Cookie crumbles.

Come on effzeh!

6 comments to Mavraj, Kühne und das Fliewatüüt

  • […] man noch immer auf’s Geld schauen kann, dann muss man in den sauren Apfel beißen. Dass man für zwei Millionen eher keinen direkten Ersatz findet. Mag sein. Wobei ich die Ablösesummen von Bittencourt und Jojic noch immer nicht nachvollziehen […]

  • pedi

    mit allen möglichens spielern hat man bis 20 oder 22 verlängert,bei mavraj war das wohl nicht möglich.(gehalt)?
    was soll das rumm geheule? gute reise und auf wieder sehen!

    mfg pedi

  • pedi

    a pro bo ,ich will auch in drei neunzig beschimpft werden!!!!!

  • pedi

    und in vier neunzig und fünfneunzig auch

  • Moin,
    ich muss gestehen, dass ich eher ein „heimlicher“ Leser deines Blogs bin. Dabei ist mir aufgefallen, neben deinen zahlreichen Tweets, dass scheinbar ziemlich viel Frust in Deinen Beiträgen vorhanden ist, wenn es um den HSV geht. Kühne hier, Kühne da. Geld würde nur rausgeschmissen ohne Sinn und Verstand. Also sehr viel Polemik in meinen Augen. Ich kenne Deine „Geschichte“ nicht, nur dass Du scheinbar den HSV mal als Deinen „Zweitverein“ doch ziemlich nah gestanden bist. Ich vermute, im Zuge der Ausgliederung im Mai 2014 hat sich das dann geändert. Da der #effze ja bereits 2002 (?) ausgegliedert hat, wird es sicher andere Gründe haben als die reine Ausgliederung. Vermutlich die Möglichkeit der Anteilsverkäufe? Nun gut. Das ist Spekulation meinerseits.
    Jetzt zu Deinem heutigen Blogbeitrag: Punkt 3: Da stellst Du so viele Behauptungen auf, die einfach absolut unwahr sind:

    * Bilanzen spielen keine Rolle. Doch, natürlich spielen die eine Rolle. Wie jede andere AG ist auch der HSV verpflichtet, mit seinem
    Geld zu haushalten. Wettstein hat zur finanziellen Situation ein interessantes interview ( http://www.finance-magazin.de/finance-tv/wie-hsv-cfo-frank-wettstein-die-finanzen-des-klubs-sanieren-will-1393421/ ) gegeben.

    * „Kühne zahlt die Rechnungen“ Polemik in Reinkultur und absolut übertrieben. Bei den Transfers in der aktuellen Saison hat KMK dem HSV einen sehr guten Kredit angeboten. Bei Erreichen des europäischen Wettbewerbs, muss der HSV diesen auch mit Zinsen zurück zahlen. Wenn er nicht erreicht wird, wird er auf eine Rückzahlung irgendwie verzichten. Ja. Das ist toll für uns. Die Transferausgaben werden nicht ausschließlich durch KMK gedeckelt. Das Volumen setzt sich aus Transfereinnahmen, den geplanten Investitionen UND dem Kredit von KMK zusammen. (im Übrigen nutzen diese Form der Investitionen auch andere Bundesligisten. Es ist also keine Erfindung des HSV) Diese Vereinbarung galt übrigens für die Sommertransfers. Für den Winter gab es noch keine klare Aussage. Es wurde lediglich in den Medien (Bild) von einem erneuten Kredit von bis zu 20 Mio Euro spekuliert. Der AR hat dagegen mitgeteilt, dass man bereit sei, ins finanzielle Risiko zu gehen, um im Winter die Lücken im Kader zu schließen. Daher ist die Aussage von Tanja korrekt: Das Geld für Mavrej stammt aus dem Verkauf von Cleber…

    Natürlich hat Klaus Michael Kühne uns den Arsch gerettet. Mehrfach. Er hat den HSV durch seinen Anteilserwerb, dem Kauf der Namensrechte am Volksparkstadion und einigen Zwischenkrediten (die deutlich günstiger waren als zB Kredite bei den Banken) geholfen. Verdient hat und wird er nie am HSV. Mit seinen jetzt 79 Jahren müsste er wohl noch um die 50-60 Jahre leben um etwas zu „verdienen“. Bei einer Gesamteinlage von ca. 90 Mio Euro und ca. 1-2 Mio „Zinsertrag“ über ca. 5-7 Jahre ist der Zinssatz doch sehr sehr gering. Sollen wir uns deswegen vom HSV abwenden? Der HSV wurde bis 2014 als eV geführt. Mit einem enormen Einfluss der Mitglieder. Es wurden Leute in die Führungsregie gedrückt, die dazu nicht geeignet waren. Es wurden Schulden um die 90 Mio Euro angehäuft. Und genau diese Schulden haben den Verein dahin gebracht wo er jetzt finanziell steht. Hinzu kam dabei auch, dass alle Kredite innerhalb von ca. 2-3 Jahren fällig waren… Ohne der großzügigen Unterstützung von Herrn Kühne würden wir jetzt vermutlich in der 2., 3. Oder 4. Liga spielen. Ob man es mag oder nicht: Kühne ist Anteilseigner des HSV ohne rechtliches Mitspracherecht. Diese angebliche Mitsprache wurde durch die Presse suggeriert. Fakt: Es gibt keine. Es wurden auch keine Spieler von KMK durchgedrückt wie immer schön berichtet wurde. (Ausnahme vielleicht die Rückkehr von van der Vaart 2013 mit Unterstützung von Hilke, der ja inzwischen auch weg ist…) Ich schweife etwas ab. Sorry…

    Die Verbindlichkeiten belaufen sich aktuell auf ca. 75 Mio. Das bedeutet eine Reduzierung um ca. 15 Mio in den vergangenen Jahren. Immerhin.
    Das Volksparkstadion gehört uns jetzt. Nicht so schlecht. Einnahmen fließen direkt in den HSV. Weiterhin fällt keine Miete an. Die Rückzahlung der gesamten Kredite ist auf einer langfristigen Basis aufgebaut. Herrn Kühne schuldet der HSV den Kredit aus der jetzigen Transferphase. Der Vergleich mit Wolfsburg / Leverkusen / RB Leipzig zum HSV ist auch nur emotional aus Enttäuschung / Neid nachvollziehbar. Die 3 genannten spülen jedes Jahr etliche Millionen in den Verein. „Getarnt“ als Werbung.
    Irgendwie bin ich etwas abgewichen, aber es ist ein kompliziertes Thema… Jeder kann KMK gerne als bösen Investor darstellen. Oder als was auch immer. Es entspricht aber nicht der Wahrheit.

  • Der Steff

    Hallo Krischan1887,

    Der HSV ist mir ziemlich egal, bitte nicht böse sein aber das ist numal so 😉
    Aber ich finde es sehr seltsam was du da von Dir gibst:
    Auf der einen Seite schreibst Du “Bei den Transfers in der aktuellen Saison hat KMK dem HSV einen sehr guten Kredit angeboten. Bei Erreichen des europäischen Wettbewerbs, muss der HSV diesen auch mit Zinsen zurück zahlen. Wenn er nicht erreicht wird, wird er auf eine Rückzahlung irgendwie verzichten” um dann im nächsten Absatz “Verdient hat und wird er nie am HSV” wieder ein paar Zeilen später “Ohne der großzügigen Unterstützung von Herrn Kühne würden wir jetzt vermutlich in der 2., 3. Oder 4. Liga spielen.”. Hiermit gibst gibst Du mi eigenen Worten wieder was Axel “anprangert” …
    Von daher versteh ich nicht was Du zum Ausdruck bringen willst?

    Cheers
    Steff

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