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SV Werder Bremen – FC: Ein Sonntag im Herbst

Ich will nicht kleinlich sein, wir sind immer noch ein Aufsteiger, daher kann man in Bremen mit 1 zu 3 verlieren. Man kann. Man muß nicht.

Ich fürchte, daß der FC gestern einfach Angst vor der eigenen Courage hatte, denn Werder war wackelig ohne Ende und hat nur mit Mühe die Nadelstiche die der FC über links (Frings! Prödl!!!) zu setzen versuchte abwehren können. Die Tore fielen alle reichlich dämlich. Das 1:0 durch einen (in meinen Augen berechtigten) Elfmeter nachdem unsere IV mal eine ihrer seltenen Auszeiten nahm und Baumann ungedeckt etwa 18 Meter vor dem eigenen Tor pasieren ließ, wo dieser dann schön angespielt wurde. Womé kommt zu spät und kann Baumann nur noch von hinten so schwer behindern daß er (im Zusammenspiel mit Mondragon) fallen muß. Elfter. Diego. Tor.

Danach machte eigentlich der FC das Spiel. Ab der 25 Minute kam von Werder rein gar nichts mehr. Novakovic wechselte oft nach links, Vucicevic versuchte es über rechts, blieb aber erneut den Beweis hoher Fussballkunst schuldig. Der letzte Paß kam nicht an und somit kamen wir nur auf eine Chance von Nova, die jedoch von Wiese vereitelt wurde. Wie der alte Fortune manchmal aus seinem Tor kommt, kann einem ja schon Angst machen auch wenn letztlich nix passiert ist aber mit so einem Grätsche wird er irgendwann einen gegnerischen Angreifer köpfen. Und dann Cantona als T-Shirt-Motiv ablösen.

Nun ja, das 2:0 fiel aus Kölner Sicht denkbar ungünstig in der ersten Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Ecke von rechts, Naldo kommt mit Urgewalt angerauscht, Geromel sieht ihn nicht kommen da er hinten leider keine Augen im Kopf hat, Naldo springt Geromel in den Rücken, köpft, Brecko auf der Linie reichlich unkoordiniert und der Ball ist im Netz. Schade. Der Einsatz von Naldo war übrigens schon in Ordnung, da war kein Foul im Spiel.

In der zweiten Hälfte kommt der FC hervorragend aus der Kabine und Nova erzielt nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff den Anschluß. Dieses Tor sollten sich Thomas Schaaf und Klaus Allofs nochmal genau anschauen, denn es steht exemplarisch für die derzeitge Bremer Schwäche: Die Abwehr läßt sich mit einem schönen Paß ausspielen, die IV ist wie gelähmt und mit einer Körpertäuschung steht unser Goalgetter frei vor Wiese und schließt kaltschnäutzig ab.
In den nächsten Minuten ging die Lutzi ab. Ein völlig offenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten, bis…ja bis…Almeida den Hammer rausholte und mit einem wunderbaren Linksschuß den Ball mit gefühlten 200 km/h aus 20 Metern in die Maschen drosch.
Was mich an diesem Tor so ärgert ist die Vorgeschichte. Im Mittelfeld kommt es zu einem Kopfballduell zwischen Brecko und -ich glaube- Naldo. Brecko sieht den Ball von links kommen, steht ca 5 Meter von der Außenlinie entfernt und springt hoch. An der Außenlinie sieht auch Naldo den Ball kommen, läuft auf Brecko auf, springt in dessen Rücken ebenfalls hoch und fällt dann hin. Schiedsrichter Schmidt aus Stuttgart pfeift sofort Freistoß für Bremen. Häh? Und während ich noch hadere bolzt Hugo A. schon aufs Tor. Kacke, verdammte.

Von diesem Schock hat sich der FC leider nicht mehr erholt. Radu und Sanou blieben nach ihren Einwechslungen wirkungslos, uns wurden zwei schöne Angriffe wegen Abseits -das keins war- zurückgepfiffen und der FC handelte sich vier Gelbe Karten vom schwachen Schiedsrichter ein. Bitte nicht falsch verstehen, der Schiri war nicht schuld an der Niederlage, pfiff aber äußerst kleinlich und reagierte sehr dünnhäutig auf das (durchaus harte) Kölner Spiel.
Was der FC gezeigt hat war ein verbissenes Kampfspiel ohne große spielerische Momente aber mit enormen Einsatz. Daß es nicht gereicht hat ist schade aber kein Beinbruch. Wie gesagt in Bremen kann man verlieren. Man muß nur nicht.

Dann noch ein kurzer Exkurs für die Humorpolizei:
Ich durfte gestern zum ersten Mal einem Stream von bwin.com beiwohnen, die ja die internationalen IPTV-Rechte an der Bundesliga haben. Um es kurz zu sagen: Ganz großes Tennis. Der Kommentator ist Österreicher, heißt Markus (kein Nachname…just Markus) und hat sicher einen anderen Hauptberuf. Das hoffe ich jedenfalls, denn was der Mann über 90 Minuten für einen Sinn- und Spielflußbefreiten Stuss erzählte kann man gar nicht wiedergeben. Anscheinend begleitet er während des Spiels auch den bwin-Chat, denn er reagiert zum Teil erstaunt (“hmm…was sie nicht sagen“) während auf dem Spielfeld eine Ecke für Bremen ausgeführt wird, teilweise wird einfach mal gelacht. “Da fragt doch glatt einer: Wer ist Markus? Mensch. Markus, das bin doch ich” und als ein User sich offenbar genauso fremdschämt wie ich und einfach mal unverholen fragt “Wie lange machst Du das eigentlich schon” antwortet er auch brav: “Naja, hmm …also….jetzt….fast…schon….hmm…zweieinhalb Jahre. Ja. Genau. Zweineinhalb. fast.” Manchmal wird er aber auch mitgerissen, so zum Beginn der zweiten Halbzeit als zwischen der 48. und 54. Minute das Spiel auf der Kippe stand: “Jetzt gehts aber ab, was? Geil, geil, geil! So ein Fußball ist geil! Mensch ist das jetzt krass“. Das schönste war jedoch wie er eine gefühlte Minute versuchte den Namen eines Chat-Users auszusprechen: “Ksch..mon…Nee…Käschmonbr…Mann das ist aber ein schwerer Name. Kasmenbr…also…Cäshmn…ach soooo. Ja! Danke! Jetzt seh ichs auch: CashMoneyBrother. Jaha, wenn mans erstmal weiß ists einfach“. Da hatte ich mir aber schon den Kiefer ausgerenkt.
Nicht das ich dünnhäutig bin was Kommentatoren angeht, ich hab Tom Bartels schon über 90 Minuten ausgehalten, aber das? Naja, der Österreicher ist halt lockerer als der Marmeladinger. Vielleicht zu Recht. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß am “Markus” und damit hat der Mann eigentlich alles richtig gemacht. Insgesamt ein feines Beispiel für einen Sieg im Scheitern.
Höchste Empfehlungsstufe für die nächsten Spiele. Anleitung für das Empfangen von streams über bwin.com bitte ergooglen.

Haut rein, schreibt mir was!