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TSV 1860 – effzeh: Do the Bardman

Um kurz vor drei am Sonntag war es mit meinem Nervenkostüm wieder mal vorbei. Bard Finne, der norwegische Neuzugang hatte seine zweite Großchance auf dem Fuß und vergab sie wieder. Wie gegen Paderborn, wie eigentlich in jedem Spiel, in dem er bis jetzt zum Einsatz kam. Finne der Chancentod. Kurz darauf steigt Ujah im Strafraum hoch als sei er im chinesischen Staatszirkus groß geworden, macht einen wunderschönen Fallrückzieher, den die doofe Schlabberbootz von Kiraly aber leider hält. Da war für mich klar: Das wird nix mehr, aber mit einem Unentschieden bei den Löwen kann ich leben. Haken dran. Zum Glück habe ich anscheinend irgendeinen riesigen Karmascheiß gemacht, denn letzte Woche bei Matuschyk war es schon so, diese Woche bei Finne auch: In dem Moment wo ich anfange zu motzen, denkt sich eine höhere Macht: “So, der Goldmann ist piefig, jetzt zeigen wir ihm mal, wie bescheuert er ist”. Vielen Dank dafür. Vielleicht sollte ich demnächst vor dem Spiel die ganze Mannschaft inkl. Peter Stöger für nicht würdig erachten, dann sollte der Meisterschaft im nächsten Jahr nichts mehr im Wege stehen.

Am Ende siegt der effzeh in der Allianz Arena mit 1:0. Ein wunderbarer Wochenend-Abschluss. Okay, gut, wir gewinnen ja eigentlich immer in München, daher war es jetzt nicht ganz so überraschend, völlig egal ob es gegen rot oder blau geht aber das wissen meine Nerven ja nicht. Nach der Steilvorlage der Konkurrenz war der Sieg umso knuspriger. Jetzt sind es sechs Punkte auf Fürth und Paderborn (Paderborn! Mann-o-Meter, das muss man auch erstmal dem asiatischen Bundesliga-Publikum beibringen…) und satte zwölf Punkte auf Lautern. In sechs Spielen. Da sollten wir nicht mehr drüber reden müssen, die Relegation ist eingetütet aber das will natürlich niemand. Alles andere als ein direkter Aufstieg wäre dann jetzt doch eine riesige Enttäuschung. Völlig egal gegen wen wir noch spielen müssen.

Im Gegensatz zum Heimspiel gegen Karlsruhe brachte Peter Stöger den halbwegs genesenen Risse von Beginn an, ich tippe mal er erwartete sich mehr Flexibilität im Spiel zum Tor, mehr Bewegung, mehr positionsunabhängiges Spiel. Das hat nur bedingt funktioniert. Man merkte Risse die fehlende Spielpraxis schon an. Zudem bekam er leider wenig Unterstützung aus dem dahinter gelagerten Mittelfeld. Matuschyk (in der ersten Halbzeit) mit vielen Schlampigkeiten. Na gut, ich hatte ja auch nicht über ihn gemotzt vor dem Spiel. Mein Fehler. Lehmann solide und kämpferisch stark aber wenig kreativ. Daniel Halfar ging wieder jedem Ball nach, eroberte auch verlorenen Bälle zurück und war die treibende Kraft im Spiel nach vorne…neben…Kazuki Nagawasa, der für mich der beste Mann auf dem Platz war. Ganz großartiger Auftritt des Japaners. Quirlig, frech, unbekümmert schnappte er sich Ball nach Ball, trieb das Spiel an, machte die Abwehr breit und sorgte so für Löcher in die er selbst die Bälle spielte. Das war richtig, richtig gut. Er hält den Ball für meinen Geschmack noch etwas zu lange und verpasst manchmal den richtigen Zeitpunkt zum Abschluss oder zum Pass aber das kommt noch. Ich habe da Gottvertrauen in Peter Stöger. Die Ansätze von ihm sind auf jeden Fall wunderbar und erinnern an glorreiche Zeiten, in denen sich der 1.FC Köln über kleine Mittelfeldspieler mit teilweise krumm gewachsenen Beinen definierte. Nein, ich vergleiche ihn nicht aber er macht mir im Moment großen Spaß!

Dennoch hatte der effzeh in der ersten Halbzeit Glück nicht in Rückstand zur geraten, weil die 60er schon ein paar Möglichkeiten hatten. Obwohl, fällt mir gerade ein, Glück vielleicht gar nicht das richtige Wort ist. Wir haben halt Horn im Tor stehen. Der Junge ist auch pures Gold.

In der zweiten Hälfte wechselt Stöger Risse aus, bringt den jungen Finne und man sieht direkt den Unterschied. Er macht das Angriffspiel des effzeh noch unberechenbarer als es eh schon ist. Durch seine -man möchte sagen unorthodoxen- Laufwege zaubert er der gegnerischen Abwehr mehr als einmal ein großes Fragezeichen auf die Stirn. Zudem macht er das Spiel von Helmes wenigstens ein klein wenig verträglicher. Helmes braucht jemanden an seiner Seite, das hat man in der ersten Halbzeit allzu deutlich gesehen. Er wird in jedem Spiel gedoppelt, hat immer die Innenverteidiger auf den Füßen stehen und ist halt kein Spieler, der sich mit großem Laufspiel aus deren Umklammerung lösen kann. Er wirkt dann meistens genervt, weil er eben keinen Platz hat. Finne zieht dann mindestens einen weiteren Abwehrspieler von Helmes ab, der dadurch freier steht. Dennoch kann man von Patrick noch ein wenig mehr verlangen. Er ist absoluter Star in der Mannschaft  und sollte seinem Anspruch als Führungsspieler gerecht werden. Im Moment ist er da ein wenig hinten dran. Aber wirklich nur ein wenig.

Der effzeh erspielte sich in der zweiten Halbzeit Chance auf Chance, besonders über die linke Abwehrseite der Löwen, die von Wojkowiak und später von Hertner gehalten wurde, kam es zu mehreren Durchbrüchen an die Grundlinie, die alle in gefährlichen Situationen endeten. Aber das Tor fällt nicht. Das verdammt Tor fällt nicht.

Doch dann kommt Finne, vernascht Schwabl, zieht mit rechts aus halbrechter Position ab und Kiraly bekommt nur die Fingerspitzen an den Ball. Ja, Mann! 1:0, 85. Minute! Großartig! Den Rest spielt der effzeh souverän runter, ein halbgarer Kopfball, den Horn problemlos hält, war die einzige nennenswerte Aktion der Münchener, die sich mit dieser Niederlage endgültig aus dem Rennen um die Aufstiegsränge verabschiedet haben. Peszko hatte sogar das 0:2 auf dem Fuß, konnte nicht abspielen weil Ujah in einer “wir-sind-dumm-wir-rennen-alle-um”-Mentalität zehn Meter ins Abseits gesprintet war und scheiterte leider an einem auf die Torlinie grätschenden Verteidiger. Egal. Komplett egal! Drei Punkte in München!

Da Paderborn auswärts in Frankfurt völlig ironiebefreit 1:3 gewann, war der Sieg nach viel wichtiger als eh schon. Die Mannschaft schafft sich Platz an der Spitze, zieht Selbstvertrauen und darf jetzt gerne gegen Bielefeld zu Hause nachlegen. Wir haben uns bisher in der Rückrunde sehr schwer getan aber ich bin jetzt wirklich vollkommen vom Aufstieg überzeugt. Gegen die Arminia wird es wieder auf das Tor ankommen (Okay, das war platt, sehe ich ein aber ihr wisst ja, was ich meine). Fällt das früh, dürfte sich der effzeh etwas leichter tun, fällt es nicht, wird es wieder zäh. Aber das ist sie nunmal, die zweite Liga. Lasst uns hoffen, dass wir sie so schnell wie möglich wieder los werden.

Und wer im Stadion demnächst pfeift, der blicke bitte mal voller Demut nach Düsseldorf und Kaiserslautern. Da kann man unzufrieden sein aber doch nicht bei uns. Wir sind die jüngste Mannschaft, der Verein erfindet sich gerade neu, es macht eigentlich Riesenspaß Fan des 1.FC Köln zu sein. Denkt da mal dran, ihr Pfeifen.

Come on effzeh!

4 comments to TSV 1860 – effzeh: Do the Bardman

  • stewan

    Dem Artikel habe ich tatsächlich nichts hinzuzufügen. Insbesondere den letzten Absatz kann ich genau so unterschreiben!

  • Andreas

    Ich war ja Sonntag im Stadion, und als Nicht-Effzeh-Fan muss ich hier mal meinen allergrößten Respekt zollen. Ich saß auf der Seite der Sechzger-Fans und trotzdem war die ganze Tribüne durchsetzt mit Effzeh-Fans. Riesige Unterstützung im Gästeblock und dann noch wunderschönes Wetter. Die Effzeh-Fans um mich rum haben in der 1. Halbzeit gegen Risse (verständlicherweise) geschimpft, blieben aber an sich sonst sehr geduldig.

  • pedi

    die ersten 30 minuten wie schon in den letzten spielen unsicher und nicht
    agressiv,dann aber deutlich besser als 1860.die chancenverwertung
    bescheiden.diese saison mach ich mir keine sorgen
    aber was wird in der nächsten?es sollen laut schmadtke 5 neue kommen
    warten wir mal wer das sein wird.

    mfg pedi

Haut rein, schreibt mir was!