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Augsburg – FC: Road to Nowhere

Ostermontag. 4°C, Regen in Brühl. Wäre mein Gemüt ein Wetterbericht, hätte ich die perfekte Vorhersage getroffen. So in etwa fühle ich mich, wenn ich an den aktuellen effzeh denke. Es ist kalt, es ist ungemütlich aber es ist eben kein Glatteis und auch noch kein Schneesturm. Man kann in dem Wetter überleben ohne sich allzu große Mühe geben zu müssen aber es ist noch lange keine Prophezeiung von Frühling und der Sommer am Meer liegt irgendwo in weiter Ferne. Vielleicht passt morgen noch besser, denn heute sind die Strassen menschenleer, man lässt die Türen zu, schließt die Welt aus, die nichts zu bieten hat außer Tristesse. Morgen dann, wenn eine missmutige Bevölkerung durch den Nebel zur Arbeit stapft, da kann man dann wirklich sehen, wie es um unser Seelenheil bestellt ist. Der effzeh entführt uns in eine Welt, die sich Aldous Huxley nicht trister hätte vorstellen können.

2:1 verliert die Mannschaft in Augsburg und losgelöst von dem Ergebnis, das schlimm genug ist, war das, was wir da am Samstag sehen mussten schon eine eher grenzwertige Veranstaltung. Die erste Halbzeit war wieder mal unfassbar schwach und reiht sich damit nahtlos in die -leider nicht kurze- Reihe von schwachen Halbzeiten in der Rückrunde ein. Wieder funktioniert die Raumdeckung bei Standards nicht, das erste Gegentor ist ein Musterbeispiel für eine unaufmerksame raumdeckende Abwehr. Hinteregger kommt aus dem Rückraum, niemand hat Augen für ihn, der rechte hintere Teil des Strafraums ist komplett verwaist und so hat der Mann Zeit und Platz eine Fernsehserie (die später von Damon Lindelof produziert wird, wir wollen ja nicht übertreiben) zu kreieren, sich Gedanken über das Casting zu machen und erste Verhandlungen mit einem interessierten Sender zu führen. Wenn man an der Stelle das Fernsehbild einfriert und sich mal genau anschaut, wie da die Zuteilung bei der Ecke ist, dann muss man ernsthaft konstatieren, dass da nichts aber auch gar nichts stimmt. Sörensen steht praktisch im leeren Raum, Klünter bewegt sich in die Mitte, von einer Absicherung durch Clemens ist nichts zu sehen und auch sonst gucken die effzeh-Spieler eher interessiert zu statt aktiv Teil des Geschehens zu sein.

So viel Spaß das Team uns auch in der Hinrunde gebracht hat, so frustrierend ist das Auftreten in der Rückrunde. Das zeigt sich eben nicht nur in dieser einen Szene, sondern auch in den nachfolgenden Minuten. Noch vor ein paar Monaten war ein Rückstand kein allzu großes Problem. Da wurde sich kurz geschüttelt und weiter gespielt. Heute ist die Körpersprache eine ganz andere. Das Gegentor wabert wie ein angstmachendes Virus durch die Köpfe der Spieler, es ist kein Selbstbewusstsein vorhanden, die Versagensangst (das ist jetzt hier Küchenpsychologie, ich weiß natürlich nicht wirklich was sich die Leute denken aber es kommt mir eben so vor…) kumuliert in immer größerer Unsicherheit, in sich summierenden Fehlern und schließlich in Panik, die dann dafür sorgt, dass nichts gelingen will.

Jetzt kann man natürlich sagen: Hey, stimmt doch gar nicht. Spielt Klünter den Ball von rechts nicht mit Torpedo-Geschwindigkeit und vor allen Dingen vor und nicht hinter Osako, dann steht es 1:1 und mal gucken wie Augsburg dann damit umgeht. Ja, stimmt. Die Krux ist: Hat er aber nicht. Osako hat ja schon die Reaktionsgeschwindigkeit eines hektischen Amazons-Insekts aber da kann er nichts machen. So schnell kann der Fuß sich gar nicht drehen.

Und so sehen wir dann das, was wir in den letzten Wochen immer häufigen sehen: Fehlpässe, Annahmefehler, Einzelaktionen, Ballverluste. Es ist wirklich nicht hübsch.

In der zweiten Halbzeit wurde es gefühlt etwas besser aber das lag zum einen daran, dass Augsburg nichts mehr für das Spiel tat und die Punkte sichern wollte, so dass der FC gefühlt deutlich dominanter auftreten konnte und zum anderen ganz einfach an der Tatsache, dass das Mittelfeld einen Kilometer höher stand als in der ersten Halbzeit ohne dass wir jetzt groß von spielerischer Überlegenheit sprechen müssen. Was da kam waren zum großen Teil wieder Einzelaktionen. Dabei ergaben sich ja sogar einige brauchbare Aktionen, die aber allesamt recht kläglich und resultatsneutral versandeten. Ich denke hier z.B. an Höger, der eine Flugzeugträgerbreite Platz hat, 20 Meter vor dem Tor nach innen zieht und sich dann in Rücklage begibt als würde er im Unkelbach noch ein letztes Bier bestellen wollen, bevor der Karneval endgültig vorbei ist.

Nein, es ist wirklich nicht schön.

So setzt es dann wieder eine Niederlage mit zwei Gegentoren gegen einen immens schwachen Gegner (Augsburg die letzten 60 Minuten ohne Torschuss), die komplett hausgemacht ist. Ja, wir können jetzt auch wieder, wie es gute Tradition gegen den FCA ist, über den Schiedsrichter diskutieren, denn zum einen sehe ich nicht dass Sörensen foult, weil er in der Bewegung von hinten geschubst wird und dadurch erst den Augsburger trifft und zum anderen gab es zwei (in meinen Augen) glasklare, elfmeterwürdige Vergehen der Augsburger gegen uns als jeweils im Strafraum gehalten wurde. Dazu noch der Rempler gegen Osako… achja… es nützt ja nur nix. Können wir uns den Mund fusselig reden. Nein, die Niederlage ist klar verdient, Ende. Mit einer solchen Leistung hast du gar keine Punkte verdient.

Dass wir immer noch auf Platz 7 stehen ist ein absoluter Treppenwitz. Alles spielt für den effzeh, wie eigentlich schon seit Wochen. Nur der effzeh eben nicht. Dass wir aber in der Form nicht von Europa träumen sollten, dürfte jedem klar sein. Nun gab es gestern einen Kommentar von Alexander Haubrichs im EXPRESS, der sich zu lesen lohnt, weil er schön die Frustration ausdrückt, die viele von uns aktuell fühlen.

Das Thema Frust ist etwas, was wir einmal näher betrachten sollten. Natürlich ist die Saison immer noch okay. Wir sollten gerettet sein, da müsste schon eine Menge schief laufen, dass wir noch absteigen und damit ist das Primärziel erreicht. Sogar recht komfortabel bisher und wir stehen nach dem 29. Spieltag immer noch auf Platz 7. Wie und warum spielt dabei ja erstmal keine Rolle, es zählen die Zahlen. Nur, es muss uns doch gestattet sein enttäuscht zu sein. Ich verstehe wo der 1.FC Köln herkommt. Ich war dabei, ich war immer dabei. Ich verstehe die Konsolidierung der letzten Jahre, ich begreife auch den guten bis überragenden Job, den Stöger und Schmadtke leisten, das ist doch gar keine Frage. Ich wertschätze das doch auch alles. Nur, natürlich bin ich enttäuscht. Natürlich habe ich mir Hoffnungen gemacht (immer doof, ich weiß) und natürlich frustrieren mich die Ergebnisse der letzen Monate. Sie nagen an mir. Das muss doch erlaubt sein. Wer jetzt mit heiligem Ernst darauf besteht, dass alles immer noch super ist, weil es sich gottergeben dem Verletzungspech hingibt und darauf verweist, dass wir doch von einer solchen Situation vor ein paar Jahren nur hätten träumen können, der verdrängt meiner Meinung nach die fast schon einmalige Chance, die der 1.FC Köln dieses Jahr hatte und anscheinend liegen lässt. Dass ist zwar argumentationstechnisch alles in Ordnung aber der Fußball ist eben nicht nur logisch und faktenorientiert, sondern auch emotional und irrational. Da muss man doch auch mal scheisse sagen dürfen. All diese Enttäuschung und Frustration ist doch kein Angriff auf Stöger und/oder die Mannschaft, sondern schlicht die Angst wieder mal zu scheitern.

Jetzt geht es weiter gegen Hoffenheim und Dortmund auch auch hier muss man kein Prophet sein um vorhersagen zu können dass mit den Leistungen der letzten Wochen nichts zu holen sein wird. Es muss sich etwas tun. Es reicht dann eben nicht wenn sich Lehmann wieder mal vor die Kamera stellt und sagt dass “er kotzen könnte” weil es so läuft wie es läuft. Da muss jetzt was passieren. Mir kommt es so vor als sei die Kuschelzone mittlerweile zu groß in Köln. Vielleicht ist zuviel Harmonie im Team. Das hört sich erstmal bescheuert an aber es muss auch mal krachen können. Wenn die Spieler alle Freunde sind und sieben Mal die Woche zusammen essen gehen ist das schön und gut aber sagt man sich dann auch immer noch die Meinung? Ist es vielleicht nicht eher so, dass Fehler zu leicht toleriert werden? Ich will jetzt nicht den Ausflug nach dem Augsburg-Spiel kritisieren, es sind junge Leute, die müssen auch raus, das ist doch ganz normal. Dass sie professionelle Fußballspieler sind ändert da erstmal nichts dran. Ich frage mich nur ob diese permanente gute Laune vielleicht auch Hemmungen auslösen kann. Ich weiß es nicht, dazu bin ich ja auch viel zu weit weg. Ich weiß nicht wie dominant Peter Stöger auftreten kann, ich bilde mir jedoch ein, dass er auch mal sehr deutliche Worte findet. Ich hoffe es.

Es ist schwer. Ich suche nach Auswegen, wo keine sind. Wie immer.

Come on effzeh!

1 comment to Augsburg – FC: Road to Nowhere

Haut rein, schreibt mir was!