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Bayer 04 – FC: Crimson Tide

Hab ich’s nicht gesagt? Nach dem Debakel gegen Nürnberg folgt die grandiose Wiederauferstehnung gegen zuvor 15 Jahre – im eingenen Stadion – gegen uns ungeschlagene Leverkusener. Ein toller Tag im Ex-Haberland, mit einem überragenden Lukas Podolski und einer umfassend disziplinierter Mannschaftsleistung, deren Erfolg auch mit Umstellungen in der Aufstellung und in der taktischen Ausrichtung auf dem Platz fußte. Feinjustierungen durch Solbakken, die das enge Abwehr-Korsett ein wenig auflockert und 5.000 mitgereiste Fans in kollektiven Wahnsinn verfallen lassen. 4:1 in Leverkusen! Das muss man erstmal sacken lassen!

Durch die rote Karte für Brecko war Solbakken gezwungen die Abwehr erneut umzustellen. Für den gesperrten Slowenen stellt unser Trainer Neuzugang Sereno auf rechts, zieht mit Jemal den zweiten Außen-Neuzugang auf links und stellt McKenna neben Geromel in die Innenverteidigung. Eine Umstellung die sich auszahlte. Sereno machte auf rechts ein tolles Spiel, war sehr laufstark, dazu antrittsschnell und mit klugem Stellungsspiel gegen Schürrle, der sich nicht anders zu helfen wußte als immer wieder in die Mitte zu ziehen und dort gegen eine Mauer rannte. Jemal machte es auf links ebenso. Ganz starke Leistung unserer beiden Sommereinkäufe. Innen machte Geromel das beste Spiel seiner laufenden Saison und auch McKenna stand sicher in der Abwehrzentrale, neutralisierte jedes Kopfballspiel und muss ausdrücklich gelobt werden! Verdammt schade, dass sich Geromel am Ende des Spiels verletzte und sich einen Riss des Außenmeniskus zuzog. So wird nächste Woche gegen Hoffenheim wieder eine umformierte Abwehr auf dem Platz stehen müssen. Der einzige Wermutstropfen an diesem sonnigen Tag.

In der zweiten Kette wurde mein Flehen erhöht und Lanig endlich vom Platz genommen und durch die Doppelsechs Riether/Jajalo ersetzt. Der Effekt war von Anfang an zu sehen: Der Aufbau war viel sicherer als mit Lanig, die Ballannahme wurde nicht verzögert und das offensive Leverkusener Mittelfeld mit Ballack und Augusto hatte überhaupt keine Mittel gegen die extrem verengten Räume und das Verschieben der Ketten, die unterstützt von Peszko und Chihi dem Gegener schnell den Schneid abkaufte. Peszko mit einem kleinen Privatkrieg gegen Balitsch, Chihi in fast allen Duellen schneller als Schwaab. Das Leverkusener Aufbauspiel fand fast überhaupt nicht statt, da kaum Anspielstationen vorhanden waren und nichts anderes als der Pass in den freien Raum blieb, wo dann der erste Abwehrriegel wartete und Derdiyok verhungern ließ.

Die rautenförmige Rückwärtsbewegung mit einem etwas zurück gezogenen Podolski und den schnellen Außenbahnen wurde fast perfekt umgesetzt. Bei eigenem Ballbesitz wird der Raum breiter gemacht, Podolski spielt fast ‘ne 10, weil er immer den ersten Ball bekommt, dann entweder zurück zu Jajalo passt, der das Spiel schnell nach Außen verlagert oder direkt den Weg zu Peszko oder Chihi sucht, die dann meistens mit einem schnellen zweiten Pass ein Loch in die gegenerische Raumdeckung reissen. Das ist taktisch sauber, funktioniert aber tatsächlich nur, wenn die Laufwege verinnerlicht sind. Das war gestern deutlich zu sehen. Podolski wusste vor dem 0:1 genau den Weg, den Riether gehen wird, dieser wußte instinktiv, dass er nach Innen spielen kann, eben weil Podolski dort hinlaufen wird, Novakovic orientiert sich nicht zum Ball, wie er es letztes Jahr noch gemacht hätte, sondern sucht den freien Raum und Podolski weiß das, passt und wieder steht Nova frei. Das haben wir jetzt schon ein paar Mal gesehen, dieses Jahr und es drängt sich der Eindruck auf, dass das ein trainirter Spielzug ist.

Beim 0:2 sieht man wie Novakovic seinen Lauf verzögert um nicht Abseits zu stehen und ein wenig nach Außen zieht um Toprak keine Möglichkeit zum grätschen zu geben, Podolski spielt den Ball in den Lauf und orientiert sich sofort auf einen bestimmten Punkt im Strafraum. Er läuft nicht blind durch, sondern verlangsamt seinen Lauf sogar um eben auf genau diesem Punkt zu stehen, weil er weiß, dass Nova dort hin spielen wird. Der macht genau das, hebt noch nicht mal den Kopf, sondern flankt wie trainiert und Podolski netzt ein. Das war 1A mit Sahne oben drauf. Beide, Nova und Poldi mit einem guten bis tollen Spiel. So kann es gerne weitergehen!

Um die Superlativen ein wenig zu relativieren, muss man sagen, dass die Leverkusener Abwehr fürchterlich schwach war und sowohl das 0:2 als auch das 0:3 mit einem ordentlichen Stellungsspiel hätte verhindert werden können aber, hey, ist nicht passiert, also wurden die Chancen, die sich geboten haben eiskalt ausgenutzt. Das ist auch eine Qualität, keine Frage. Das 1:4 ist dann nichts anderes als eine komplette Demütigung der Leverkusener Mannschaft, die ohne Gegenwehr dem FC eine kleine Trainingseinheit im eigenen Strafraum erlaubt und Jajalo einen lässigen Lupfer schenkt.

Zu den umstrittenen Schiedrichter-Entscheidungen: Die Podolski-Aktion ist…nun ja…etwas ungeschickt. Er versucht den Ball wegzuhauen, trifft halt Schürrle. Über eine gelbe Karte hätte er sich nicht beschweren können aber glatt Rot hätte ich für überzogen gehalten. Genauso muss man nicht zwingend Rot gegen Schürrle geben, denn er geht klar zum Ball, trifft aber halt auch von hinten Eichner. Die Tatsache, dass dieses Foul in der 93. Minute geschieht, macht es dem Schiri einfach hier auf Frust zu deuten. Ob der Völler nach dem Spiel so ausratsen muss, sei mal dahingstellt, der Schiedsrichter war aber auf jeden Fall nicht Schuld an der Leverkusener Niederlage.

Fabrice Ehret auf Facebook!

Als Bayer-Fan wär ich bedient, keine Frage, deshalb (und es gibt noch tausend weitere Gründe) bin ich ganz froh, dass ich diesmal auf der richtigen Seite der Macht stehe und mich maßlos über diesen Sieg gegen den Pharmakonzern freuen kann. Und da bin ich zum Glück nicht alleine!

Nächste Woche geht es gegen eine andere Pest der Liga, zu Hause gegen Hoffenheim. Hoffentlich wird uns der Ausfall von Geromel nicht zu sehr schwächen. Auf die gestrige Leistung kann auf jeden Fall aufgebaut werden oder wie sagte es Lukas Podolski nach dem Spiel so schön:

“Wenn wir alle zusammen spielen und kämpfen, können wir gegen alle gewinnen. Egal ob Leverkussen, ob Hamburg, ob Bayern. Egal.”

Jawoll!

Haut rein, schreibt mir was!