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Bochum – FC: Schritt Eins

Der FC startet mit einem Sieg in Bochum in die ungeliebte zweite Liga, macht damit am Ende alles richtig und setzt so ein erstes Ausrufezeichen in Richtung Aufstieg, der, man muss es noch einmal betonen, da das ja vor allem in den sozialen Medien ab und an falsch verstanden wird, völlig alternativlos ist. Dieser Sieg war aber einem guten Stück auch der Unfähigkeit des Gegners geschuldet, die vielen, vielen Räume, die sich ihnen boten und die Chancen, die sich dennoch boten, zu nutzen. Bochum hatte, besonders in der ersten Hälfte, genug Möglichkeiten dem FC den Saisonstart zu verhageln aber sowohl Robbie Kruse als auch Lukas Hinterseer erwiesen sich als gute Gastgeber und wollten die Geschenke nicht anbieten, die unsere Verteidigung so freimütig anbot. Dann reicht es eben am Ende zu einem Auswärtssieg. Muss man so annehmen. Der Leistungsunterschied zwischen der ersten und der zweiten Liga ist tatsächlich einigermaßen signifikant, denn, so viel ist sicher, mit der Leistung von heute hätte der FC in der Bundesliga gegen einen beliebigen Gegner nicht gewonnen. Es reicht aber eben für das Unterhaus.

Die Aufstellung von Trainer Anfang war überraschungsfrei aber dennoch mMn diskutabel. Dass Salih Özcan alleine auf de Sechs und ohne “Achter”-Unterstützung (in Person von Vincent Koziello) den Spielaufbau übernehmen sollte, war ambitioniert und leider auch nur mäßig erfolgreich. Es fehlte, wie in den letzten Jahren schon, immer wieder das Bindeglied zwischen Defensive und Offensive, so dass es kaum zu einem wirklichen Aufbauspiel kam. Entweder wurde der Ball im Alleingang nach Vorne getragen oder es kam der lange Schlag auf die Außen. Ein Kombinationsspiel fand nicht statt. Ich bin nicht im Training, ich bin nicht in der Position irgendwas zu kritisieren und am Ende steht halt der Sieg, der alles Gesagte und Geschriebene obsolet macht, aber ich sehe es dennoch so, dass mir dieser rein kämpferische und simple Ansatz nicht wirklich gefällt. Zudem waren mir die Rollen von Louis Schaub und Sehrou Guirassy nicht klar. Sollte Guirassy immer wieder in die Mitte ziehen ohne dass es auf links einen einlaufenden Spieler gab? Warum? Man macht das Spiel dadurch unnötig eng und nimmt sich selbst Optionen. Und warum lief Schaub dauernd in den Laufweg von Cordoba? War er als zweite Spitze vorgesehen? Falls ja, war das reichlich wirkungslos, denn er hatte einige unglückliche Aktionen. Später übernahm Dominick Drexler mehr als einmal die Guirassy-Position, agierte aber auch eher unglücklich oder eben auf Zweit- bis Drittliganiveau. Muss sich vielleicht noch finden aber das Duo Drexler-Cordoba kann und darf nicht unsere Hoffnung auf viele Tore dieses Jahr sein. Cordoba mit drei Chancen und weiterhin keinerlei Gefahr. Dass Terodde (und Zoller) über 90 Minuten auf der Bank saßen, lässt mich ratlos zurück aber auch hier gilt: Alles egal, drei Punkte sagen, dass der FC alles richtig gemacht hat.

Ein bisschen müssen wir noch über die Defensive reden, die genau die Sollbruchstellen offenbarte, die wir erwartet haben. Auf rechts klafften teilweise eklatante Löcher, die Bochum ständig zum Durchbruch nutzen konnte. Kruse und Danilo hatten wenig Mühe Clemens und Risse zu überlaufen und bis zur Grundlinie durchzugehen oder bereits vorher in den Strafraum zu flanken. Praktisch alle Möglichkeiten des VfL ergaben sich über diese Seite. Hier hätte viel aktiver geholfen werden müssen aber dadurch dass die Sechs nur einfach besetzt und die Innenverteidigung mit Stellungsspiel beschäftigt war, war Hitzefrei auf rechts.

Über die Innenverteidigung gibt es nix zu meckern, Jorge Meré und Rafael Czichos machten wenig falsch, vor allen Dingen war das oben erwähnte Stellungsspiel bei Standards durchaus gut. Allerdings muss Anfang spätestens nach 65 Minuten Meré vom Platz nehmen, denn es war sehr deutlich, dass er Gelb-Rot gefährdet war, weil er immer mehr die Aufgaben des Ausputzers übernahm, weil bei Risse die Kräfte deutlich nachließen. Stattdessen wechselt der Trainer erstmal Jannes Horn für Özcan ein und löst damit quasi offiziell das Mittelfeldspiel komplett auf und macht dann Sekunden vor der gelb-roten Karte einen Wechsel, den ich gar nicht verstand. Hauptmann für Schaub macht für mich keinen Sinn. Spätestens da muss Sobiech ins Spiel um nachher noch eine Option zu haben im Sturm zu wechseln. So musste Sobiech dann für Guirassy ins Spiel kommen und man beraubte sich allen Plänen B, C und D. Immerhin waren noch 20 Minuten zu spielen und es gab nur noch Plan A: Hinten dicht. Ende.

Die letzte Viertelstunde musste der FC dann in doppelter Unterzahl über die Bühne bringen, denn Jhon Cordoba war völlig aufgebraucht und konnte dem Team auf dem Platz nicht mehr helfen. Mehr als einmal stützte er sich auf die Knie, ging den Bällen nicht mehr nach und konnte auch mit Bällen, die ihm in den Fuß gespielt wurden, nichts mehr anfangen. Das ist dann schon sehr ärgerlich, dass Anfang nicht mehr wechseln konnte. Naja, Bochum profitierte auch davon nicht.

Also können wir ein erstes Fazit ziehen: Etwas glücklicher Sieg (es hätte ja auch durchaus Elfmeter für Bochum geben können aber der VAR ist ja in der 2. Liga nicht dabei), Tore waren keine Zückerchen, sondern eher so Zweitliga-Magerquark (Eigentor ohne Not und Abstauber nach Torwartfehler), dazu viele Fehler im Spielaufbau, sehr fahriges Passspiel und ein einigermaßen simpler Spielplan. Aber es reicht eben und das ist alles, was zählt. Der FC ist individuell gut genug für die zweite Liga aufgestellt, das Spiel und die Automatismen werden sich im Laufe der Saison verbessern und es werden auch kreative Fortschritte kommen, da bin ich sicher. In dieser Saison zählen eh nur die Ergebnisse, was soll’s also? Sieg nehmen wir mit.

Kurzer Hinweis noch, für die, die es noch nicht über Twitter und/oder Facebook mitbekommen haben: Drüben bei effzeh.com ist der Bockcast wieder aufgetaucht und zum Comeback durfte ich mit Thomas über die anstehenden Aufgaben sprechen. Hört mal rein.

Noch 99 Punkte.
Come on effzeh!

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