Als Dominic Maroh und Daniel Halfar nach dem Spiel vor der SKY-Kamera ihre -mehr oder weniger imposanten- Oberlippengestrüppe zur Schau stellten und dem erstaunten Zuseher die Aktion Movember vorstellten, musste ich wieder an die Red Sox denken, an die “Bruderschaft der Bärte”, an Mike Napoli und wie aus einer fixen Idee eine Bewegung wurde
(übrigens: versprochen, das wird jetzt für lange Zeit die letzte Baseball-Analogie bleiben, es bot sich nur verdammt noch mal so aufdringlich an, dass ich nicht daran vorbei schreiben konnte).
Es geht hier im Moment zwar “nur” um Charity aber vielleicht kann sich ja in Köln genau das auch entwickeln. Eine verschworene Gemeinschaft, die dem gemeinsamen Ziel alles unterordnet, vielleicht sogar die Ästhetik.
Mit 4:0 schickt also der 1. FC Köln den Zweitplzierten der Liga, Union Berlin, nach Hause. Ein Statement-Sieg? Ja! Aber nicht wegen der Höhe, sondern wegen der Souveränität, wegen der Unzweifelhaftigkeit. Und wegen dem Plan der dahinter steckte.
In den ersten Minuten versuchte Union den Ausfall von Kapitän Mattuschka durch zeckiges Zweikampfverhalten zu vertuschen, doppelte im Mittelfeld und ließ so nur sehr begrenzt Kölner Spielwitz zu. Das änderte sich aber schlagartig als die sechs Mittelfeldakteure des effzeh (Lehmann, Gerhardt, Peszko, Risse, Halfar und…ja…Helmes zähle ich auch mit dazu) ihre Rochaden aufzogen. Plötzlich war Halfar auf rechts zu sehen, Lehmann 20 Meter weiter vorne als vor einer Minute, Helmes kreuzte nach links, Risse spielte Stoßstürmer und Gerhardt sicherte kurzfristig nach hinten ab. Das dauerte wie gesagt ein paar Minuten aber ab dann konnte man sehen, dass Union komplett überfordert mit dem Kölner Spiel war.
Man konnte die kleinen Rauchwolken aus den Köpfen der Köpenicker förmlich sehen.
Das war richtig, richtig, richtig gut, lieber effzeh. Das war Fußball. Das war geplantes Spiel, das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es ließ mich lächeln. Und nicht um zu verdrängen! Beim einem Spiel, wo Du lieber effzeh dabei bist! Weißt Du, was das heißt? Vermutlich nicht. Ist aber auch egal, jetzt da Du immer schöner wirst, musst Du auch nicht mehr anfangen zu denken.
Zurück zum Montagabend.
Eigentlich muss Peszko schon nach dem Helmes-Freistoss von halblinks das erste Tor köpfen aber Zielwasser hatte der Pole gestern eh nicht in Gallonen getrunken, er schuftete mehr, als dass er zum gefeierten Held werden konnte. Ist er bei mir aber dennoch, denn genau wie Helmes ist die Arbeit neben dem Ball ein ganz wichtiger Baustein im System von Peter Stöger. Helmes und Peszko binden beide Abwehrspieler, reissen durch bloße Anwesenheit Lücken und mit beiden beginnt das Spiel nach hinten. Warum hat der effzeh in mittlerweile 13 Saisonspielen nur 5 Gegentore kassiert? Weil wir so eine überragende Abwehr haben? Nein. Weil die gesamte Mannschaft verschiebt, die Räume eng macht, den Gegner in die Mitte zwingt um dort dann abgeräumt zu werden. Das ist Teil des Gesamtkonzepts.
Sicher wird es im Laufe der Saison Spiele geben, wo das nicht hundertprozentig hinhaut und mal ein paar mehr Räume bleiben aber bisher ist das so wunderbar anzusehen, dass ich mir darüber gar keine Gedanken machen will.
Nehmen wir mal exemplarisch Lehmann. Im letzten Jahr war er sklavisch an die Doppelsechs gebunden, hatte keine Freiräume und dementsprechend war sein Bewegungsradius in etwa so groß wie mein Schreibtisch. Außerdem musste er sich dem Tempo von Matuschyk anpassen, was es auch nicht einfacher machte. Heute hat er hinter sich Hector und Wimmer stehen, die auch mal rausrücken können, Gerhardt so halb neben sich -aber weit von einer eigentlichen Doppelsechs entfernt- laufen und dementsprechend kann er sich der Spielsituation anpassen. Kreuzen Risse und Halfar kann er sich als flexible Anspielstation in die Mitte begeben und schon weiß keine Abwehr (zumindest nicht in der 2. Liga) was sie machen soll. Und was kommt dabei heraus? Ein toller Pass auf Risse zum Eisbrecher 1:0. Geil!
Genauso kann sich Brecko ohne Probleme in das Spiel auf dem Flügel einschalten. Das hat er zwar letztes Jahr auch gemacht aber wie oft hat dann hinten jemand gefehlt und Maroh musste praktisch zwei Positionen abdecken? Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Ich könnte dann jetzt noch die anderen Tore abarbeiten aber die hat ja jeder gesehen und ich bin nicht der Kicker, darum lass ich das auch sein.
Was heißt dieser Sieg jetzt für den effzeh?
– Nun, zum einem bringt er wohl die Erkenntnis, dass im Moment die Mannschaft mit einer “Spitze” besser dran ist. Diese sollte unangefochten Helmes heißen, er ist deutlich fleißiger und flexibler als Ujah.
– Die Liga darf sich warm anziehen, ich sehe den effzeh wirklich außerordentlich stark und außer Lautern (die unter Runjaic deutlich stärker und stabiler auftreten), sehe ich niemanden, der uns zur Zeit zwingend in Schwierigkeiten bringen muss.
– Auf der anderen Seite müssen wir uns darauf einstellen, dass die kommenden Gegner versuchen werden mit neun Mann auf dreißig Meter zu stehen um nichts zu zu lassen. Da muss für jedes Spiel ein neuer Matchplan her aber das Vertrauen habe ich in Stöger. Zur Not wird in der Pause nachgebessert.
– Der effzeh macht weiter unfassbar viel Spaß. ich kann mich an keine Spielzeit der jüngeren Vergangenheit erinnern, die mich optimistischer hat in die Zukunft blicken lassen. Es ist zwar immer noch zweite Liga und es ist erst Anfang November aber bisher läuft wirklich alles in die richtige Richtung! Oder wie Freund Christoph gestern nach dem Spiel whatsappste:
“Baku wir kommen!”
– Nächste Woche bekommt der VfL Bochum Besuch vom Tabellenführer. Auch so ein Duell, dass man schon mehr als einmal gesehen hat. Ich hoffe der Schnürres von Herrn Neururer ist schon aufgeregt. Bis dahin gilt aber…
– Ruhig bleiben. Gaaaaaanz ruhig bleiben!
Come on effzeh!
Und nachdem Fürth (6 Tore) und K´lautern (4:1 in Pauli) sich am Wochenende auch von Ihrer Schokoladenseite gezeigt haben, war das echt ein super Konter. Von daher war das nicht nur “wegen der Souveränität,” und “wegen der Unzweifelhaftigkeit”, sondern auch wegen der Höhe hervorragend!
Einverstanden 🙂
Ich wollte es eben nicht auf die Höhe reduzieren.