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Wortwechsel #13: effzeh – Union Berlin

Heute bekommen wir Besuch aus der Hauptstadt und zwar in Person des Spielbeobachters, der dem geneigten effzeh-Blog-Leser ja eine bekannte Größe sein sollte. Martin nahm sich dankenswerterweise die Zeit mir vor dem Spitzenspiel gegen die “Eisernen” ein paar Fragen zu beantworten. Folgt ihm alle auf twitter unter @spielbeobachterund überdies empfehle ich jedem (nicht nur effzeh-) fußballaffinen Menschen dringend seinen Blog!

2Hallo Martin! Vielen Dank für Deine Teilnahme an meiner kleiner Interview-Reihe. Du bist ja in gewisser Weise ein Sonderfall, da Du nicht nur Anhänger von Union Berlin bist, sondern Deine eigentliche Fußball-Sozialisierung mit dem effzeh durchgemacht hast, oder? Erzähl mal bitte.

In Kurzform (weil ich das im Netz schon ein paar Mal erzählt hab): eigentlich und uneigentlich bin ich seit bald 35 Jahren effzeh-Fan, wohne aber seit 1994 in Berlin und hab irgendwann das Bedürfnis nach häufigerem Live-Fußball entwickelt. Die anderen Berliner Vereine sagten mir nicht so zu und eine Gruppe von Freunden fing an, regelmäßig zu Union zu gehen, also ging ich mit. Inzwischen seit gut 12 Jahren, seit vergangener Saison sogar mit der inzwischen notwendig gewordenen Dauerkarte.

In den letzten Jahren ist Union ja eher so lala durch die 2. Liga gegangen, vor dieser Saison hörte man von vielen Experten, dass es möglicherweise diesmal zu einer ernsthaften Rolle im Aufstiegskampf reichen könnte. Es müsste halt „Konstanz“ rein. Jetzt, nach 12 gespielten Spielen teilt sich Union die Tabellenführung mit dem effzeh. Passt es diesmal wirklich?

Erstmal eine kleine Korrektur an dem „so lala“: Union ist im fünften Jahr in der 2. Liga und hat sich von Saison zu Saison kontinuierlich verbessert, ohne je wirklich richtig in Abstiegsnot zu geraten. Das war schon alles sehr ordentlich. Aber in der Tat ist diese Saison mehr Konstanz da, unter anderem weil es gelingt, Auswärts mehr als ein Punktelieferant zu sein – in der vergangenen Saison gab es da kümmerliche drei Siege. Ob es am Ende reicht? Schwer zu sagen, ich denke allerdings nach wie vor, dass Union neben den großen Namen wie dem effzeh, Kaiserslautern oder Fürth und vielleicht St. Pauli eher Außenseiter ist.

Und Dein persönliches Befinden? Du müsstest doch gar nicht mehr von den Wolken herunterkommen, oder?

Allerdings. Das ist die luxuriöseste Situation eines Aufeinandertreffens der beiden Mannschaften, die ich mir vorstellen kann. Beide auf einem Aufstiegsplatz und, sollte es einen Verlierer geben am kommenden Montag, ist der Abstand groß genug, um auf diesem Aufstiegsplatz zu bleiben. Besser kann es nicht sein. Bei einem Aufstieg beider würde das Pendel allerdings umschlagen, da sich dann beide wohl gegenseitig die Punkte für den Klassenerhalt wegnähmen. Naja. Feiern wir den Spatz in der Hand.

Und wo wir vom feiern reden: Man hört ja viel über die Fans der Eisernen, von Stadionneubau über dauerhaften Support, wenig Randale, keine Berichte über extremistische Idioten auf den Rängen. Für uns Außenstehende: Was unterscheidet Union so sehr von Hertha oder dem BFC?

Zu Hertha: in erster Linie das Stadion. Dort ein selten gut gefülltes riesiges Stadion, in dem es unendlich viele Sitzplätze gibt, hier ein kleines, aber feines Stehplatz-Stadion (von der neuen Haupttribüne mal abgesehen). Das macht einen Unterschied wie Tag und Nacht aus im Stadionbesuchserlebnis. Irgendwer nannte Union mal „Fußball pur“. Das passt und kann man von Hertha, die sich halt auch immer als „Repräsentanten der Hauptstadt“ sehen, nun wirklich nicht behaupten. Vom BFC unterscheidet Union .. hm… sagen wir: alles. Vor allem ist das Verhältnis zwischen Nazis und normalen Zuschauern ein trilliardenfach besseres, was aber auch nicht schwer ist.

Gut, gut, dann lass uns mal auf das Spiel zu sprechen kommen. Nach dem 1:0 Sieg gegen Aue und dem 1:0 Sieg des effzeh in Bielefeld treffen nun also die beiden Spitzenverein der 2. Liga in Müngersdorf aufeinander. Was erwartest Du ganz generell von dem Spiel?

Puh, so ganz generell, ohne die kommende Frage vorweg zu nehmen? Hm, ein munteres Spiel ohne viele Torchancen.

Unions Trainer Uwe Neuhaus muss ja ein wenig improvisieren, weil Thorsten Mattuschka gesperrt fehlt. Sicher ein großer Verlust. Wer aus dem aktuellen Kader kann den Kapitän ersetzten? Geht das überhaupt? Und auf wen müssen wir ganz besonders achten, wer ist Liebling der Fans und mit wem ist nicht so gut Kirschen essen? Und: Wie macht sich Terodde?

Liebling der Fans ist eigentlich jeder, der das Union-Trikot trägt. Aber wie so oft ist einer gleicher als alle anderen, das ist in dem Fall Mattuschka, dessen Fehlen in der Tat eine schwere Bürde sein dürfte. Beim letzten Auftritt der Unioner in Köln fehlte er auch und damals war Union chancenlos. Tusche ist nicht nur neben Idrissou und Saglik der beste Scorer der Liga, sondern auch Antreiber und Rückgrat der Mannschaft, in jeder Hinsicht Kapitän. Ersetzen werden ihn wohl Martin Dausch und/oder Benjamin Köhler. Insbesondere letzterer ist mit seiner Spielstärke sicher jemand auf den man achten muss. Terodde hat die Saison auf der Bank begonnen, und seine regelmäßigen Einsätze nur als später Ersatz von Adam Nemec gehabt. Seit drei Spielen scheint er wieder die Nase vorne zu haben, da er in der Startelf stand. Was mich natürlich sehr erfreut.

Wie sieht es taktisch aus? Ohne Mattuschka fehlt die Bindung zur Spitze für ein 4-4-2 oder 4-2-3-1. Denkst Du dass Neuhaus die Defensive stärker betonen wird als in den letzten Spielen? Wobei man ja sagen muss, dass Union nun schon vier Spiele ohne Gegentor blieb und damit den Vereinsrekord bereits eingestellt hat. Am Spiel nach hinten liegt es also nicht.

Nun, wie gesagt, positionsgetreuen Ersatz für Mattuschka gibt es durchaus. Gut möglich allerdings, dass Neuheus den alten Kölner Michael Parensen, der vermutlich auch die Kapitänsbinde tragen dürfte, von links hinten auf die sechs neben den überragenden Damir Kreilach stellt und dafür auf einen Stürmer oder offensiven Mittelfeldspieler verzichtet. Zu den vier Spielen ohne Gegentore muss allerdings auch gesagt werden, dass sich die Gegner nicht gerade viele Beine ausrissen, Unions Abwehr ist nicht unbezwingbar.

Ein Wort noch zum effzeh: Die Entwicklung der letzten Monate ist an mir nicht spurlos vorbei gegangen, ich bin latent euphorisiert. Wie sieht es bei Dir aus? Bist Du am Montag eigentlich in Köln?

Leider bin ich nicht da. Ich bin eigentlich auf eine merkwürdige Weise relativ entspannt. Das liegt wohl einerseits daran, dass ich eine Krise und, damit einhergehend, einen Verlust der Ruhe sowie der Tabellenposition nach wie vor für gut möglich halte und andererseits die vergangene Saison bei weitem nicht so schrecklich fand wie Du oder andere. Und ganz ehrlich: ich hab ein bisschen Angst vor der ersten Liga, diese Mannschaft jedenfalls dürfte es da schwer haben, und ich kann jetzt schon hören, wie die Messer gewetzt werden. Aber gut, das sind wirklich noch ungelegte Eier.

Okay, dann bleibt nur noch die obligatorische Frage nach dem Tipp. Ich sage, dass der 1.FC Köln ungeschlagen bleibt und auch die Gegentorlose-Serie Unions durchbrechen kann. Der effzeh gewinnt zu Hause 2:0. Was tippst Du?

Da angesichts der oben beschriebenen luxuriösen Situation ein Unentschieden niemandem weh tun würde, würd ich mir das wünschen. Unterm Strich glaube ich aber, dass der Effzeh gerade zu Hause die besseren Waffen hat und gewinnt, sagen wir mal 2:1. Oder besser noch, ein denkwürdiges 5:4.

Das war es dann auch schon. Vielen Dank für Deine Zeit und Mühe und sicherlich mache ich mir in Dir keinem Feind, wenn ich uns wünsche, dass zum 34. Spieltag die Tabellenpositionen beider Mannschaften nicht wechselten!

Ich bin vollkommen einverstanden.

1 comment to Wortwechsel #13: effzeh – Union Berlin

Haut rein, schreibt mir was!