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Fahr zur Hölle Hopp!

Es gibt Dinge, über die man eigentlich gar nicht sprechen muß. Wenn der BVB oder der HSV oder der VfB oder der KSC oder, oder , oder in ein fremdes Stadion einmaschiert, dann schallt es von den Rängen: “[hier Kürzel eintragen] Huuuhrensöhöne” Jap. Das ist das Wort. Hurensöhne!
Nenn mir einen Torwart in der Bundesliga der noch nicht “Arschloch, Wichser, Hurensohn” nach einem Abschlag in Front einer gegenerischen Kurve gehört hat. Ich denke nicht daß es den gibt.
Oliver Kahn wurde regelmäßig mit Bananen (oder Golfbällen) beschmissen.
Ich kann mir das Martyrium eines Andreas Möllers in fremden Stadien gar nicht ausmalen, so groß muß es gewesen sein.
Uli Hoeness teilt nicht nur gerne aus, nein er muß auch in praktisch jedem Auswärtsspiel einen Gang nach Canossa antreten.
Im Stadion der Freundschaft oder auf dem Betzenberg kann man eigentlich froh sein als Auswärtsfan nur beschimpft, bespuckt und von der örtlichen Polizei wie der letzte Dreck behandelt zu werden. Man hat schließlich für ein Fußballspiel eine Karte gekauft. Nicht für die Oper.
Wer schon einmal in einem Sonderzug der DB saß, der kennt das Ausmaß der Verachtung der Restmenschheit dem reisenden Fußballfan gegenüber. Viehtransport wär noch geprahlt.

Aber Schluß damit. Denn jetzt wird alles anders. Es brechen neue Zeiten an!
Gedankt werden muß der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH, ein Name wie Granit:
Die TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH spielt seit diesem Jahr (verdientermaßen) in der ersten Fußball-Bundeliga. Möglich macht dies ein Mann namens Dietmar Hopp. Geboren 1940 in Heidelberg, kam der kleine Dietmar fußballbegeister, wie er nunmal war, schnell zu einem Verein: Der Turn- und Sportgemeinschaft 1899 Hoffenheim e. V..

Mittlerweile ist der Dietmar groß und hat mit mittelmäßiger Software runde 6,3 Milliarden Euro verdient. Das ist kein schlechtes Startkapital um ein bißchen zu spielen.
Da der große Dietmar immer noch genauso fußballverrückt, ja fast schon crazy ist wie der kleine Dietmar, hat er sich also als Spielzeug die Turn- und Sportgemeinschaft 1899 Hoffenheim e. V. ausgesucht.
Schon im so schicksalsträchtigen Jahr 1989 begann er mit den Investitionen in eine bessere Zukunft der Fußball-Diaspora Kurpfalz. Daß Waldhof Mannheim damals noch nicht ganz in der Versenkung verschwunden war und vielleicht, mit ein bißchen Liebe oder Geld gerettet hätte werden können, interessierte den Dietmar nicht. Er hatte nur Augen für die Turn- und Sportgemeinschaft 1899 Hoffenheim e. V..
Na gut, da kann man nix machen. Ein jeder muß sehen wo er sein Geld läßt.
Oder? Ist der Dietmar etwa doch an die Waldhöfer herangetreten und hat ihnen ein unmoralisches Angebot unterbreitet? Und kam das nicht zustande, weil es damals noch keine DFL gab und der DFB sehr genau auf den Status des eingetragenen Vereins achtete? Damals? Ist ja alles schon lange her und jetzt ist wie es ist.
Er steigt also bei der Turn- und Sportgemeinschaft 1899 Hoffenheim e. V. ein.
Ich überspringe jetzt ein paar Jahre und wende mich wieder der Gegenwart zu. Von der Kreisklasse A schaffte die mittlerweile umbenannte TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH nun also den Sprung in die Bundesliga. Letztes Jahr noch aus der Regionalliga aufgestiegen, durch die zweite Liga durchmaschiert und aktuell den BVB aus Dortmund mit 4:1 zurück auf den Ruhrschnellweg gebracht. Ein schönes Märchen. Leider fehlt der Prinz.

Soviel zu dem warum es überhaupt einen Dietmar Hopp im Focus der Fußballfans hierzulande gibt. Warum nur sind alle so böse auf den Mann?

Weil er für das steht, was der gemeine Fan am meisten verachtet: Kommerz über allem.

Also wird der Dietmar in keinem Bundesliga-Stadion freundlich begrüßt. Überall nur Pfiffe und Schmähungen, nur Haß und böse Blicke. Kein nettes Wort kommt über die Lippen der Gegner. Und warum auch? Wir sind beim F-U-ß-B-A-L-L, um Himmels Willen!
Wird geklatscht wenn sich der o.e. U. Hoeness mal wieder mit hochroten Kopf gegen irgendetwas wehrt? ich glaube nicht.
Brechen Jubelstürme aus, nur weil der Sonderzug mit Leverkusenern grade in Müngersdorf eingefallen ist? Nein, mein Herr. Tausende Mittelfinger sieht man. Aus allen Blöcken. Und weil sogar die LEVs mittlerweile fast 300 Fans haben, winken diese fröhlich zurück. Auch mit dem Mittelfinger. Oder mit Doppelhaltern. Nicht weiter schlimm. Man muß sich nicht mögen. Wenigstens im Stadion. Wäre diese Explosion der Schimpftiraden jetzt lösgelöst vom Spielbetrieb geschehen, wäre die Causa eine andere. Ist aber nicht so. Punkt. Deckel drauf.

Und jetzt kommts:

Sonntag kam es zum o.g. Spiel des BVB in Mannheim (Hoffenheim hat kein eigenes Stadion, man spielt also in der nächsten Stadt) gegen die TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH.
Dabei hielt ein Fan der Dortmunder folgenden Doppelhalter hoch:

Erschwerend kommt hinzu daß es auch noch “Sprechchöre” gegen den Dietmar gegeben haben soll. Auweia.

Hopps Reaktion darauf ist eine Anzeige wegen Beleidigung (Mannheimer Morgen):
Ich mache das auf jeden Fall. So kann es nicht weiter gehen, sonst nimmt das Überhand“.
Dann mal los.
Jetzt könnte man die Akte schließen und denken: “Armer Irrer. Sieh zu daß Du Land gewinnst mit deinemr kleinen Drecksverein GmbH”, wäre da nicht die Führungsriege des BVB, der DFL, des DFB und die Mannheimer Polizei:
Der Mann mit dem Doppelhalter (19 Jahre, Sachsen-Anhalt!) wurde erstmal aus dem Stadion heraus verhaftet. Schön daß wir in Deutschland diese Spielräume einer willkürlichen Verhaftung haben und dem Typen keine Kugel in den Schädel gejagt werden mußte! Mittlerweile ist er aber wohl wieder frei. Da träumen sie in China von.
Natürlich wird er kein Stadion mehr von Innen sehen können, denn der BVB reagiert angemessen geschockt auf die Vorgänge:
Was in Mannheim passiert ist, war peinlich, beschämend und unwürdig. Wir werden alles daran setzen, dass Leute, die unter dem Deckmantel von BVB-Fans aus der Rolle fallen, nicht länger den Ruf des BVB beschädigen“.
Diese Worte sprach BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. (Pressemitteilung BVB)

Weil ein Fan einen Doppelhalter hochhielt. Ich komm nicht mehr mit. Wo leben wir überhaupt?

Dem ganzen die Krone setzt dann aber wieder mal die DFL auf (kümmert Euch lieber mal um das SIRIUS-Desaster) die (im Rahmen des DFB) künftig gegen Beleidigungen von Herrn Hopp “sportgerichtlich vorgehen möchte“! Kurzer Auszug:
Es reicht nicht mehr aus, wenn wir nun schon seit längerem ständig Fairness für Dietmar Hopp anmahnen, ein Teil der Stadionbesucher sein Verhalten aber nicht ändert. Zumal das von Dortmunder Anhängern gezeigte Transparent erkennen lässt, dass offenkundig die Beleidigungen und Verunglimpfungen immer übler werden.” (SpOn)

Ich bin jetzt kein Jurist aber wenn also Beleidigungen gegen einen Mann der einen Verein repräsentiert, der aber ohne jede Funktion in diesem ist(!) sportgerichtlich belangt werden können nur weil er Geldgeber ist, dann muß das doch für alle gelten, oder?

In diesem Fall zeigt sich die komplette Schwachsinnigkeit der deutschen Fußball-Funktionärs-Spitze. Es ist nur noch lächerlich und erbärmlich.

Und damit der DFB/ die DFL was zu recherchieren haben: Ich bin Fan des 1.FC Köln und ich hoffe Dietmar Hopp platzt der Arsch. Und zwar zügig! Das sind neue Dimensionen!

Achja: Kommt mir bitte keiner auf die Idee die ganze Kacke mit der Premier League zu vergleichen. Wir haben im Rahmen der DFL kein Eignerprogramm! Auch Schäng Löring mußte sich den Vereinsorganen stellen, wenn auch widerwillig…
Außerdem würden sie in England nur schallend lachen, wenn sie sehen würden daß die Hunnen plötzlich dünnhäutig werden. Können wir nur hoffen daß WSC keinen Wind von der Sache bekommt…

1 comment to Fahr zur Hölle Hopp!

Haut rein, schreibt mir was!