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FC – Augsburg: Schwarzbrot, trocken

Man kennt das ja: Nach dem Rausch folgt der Kater, nach jedem Festschmaus ein Reste-Essen. Und wenn nichts mehr da ist und man zu faul ist nach Alternativen zu suchen, sich nicht mehr bewegen kann ob der ganzen Völlerei, dann muss es halt auch mal ein trockenes Stück Brot tun. Es mag nicht gut schmecken, es ist kein Genuss, am Ende hustet man sogar noch, weil man sich an einem dieser alten, grob verarbeiteten Körner verschluckt hat, aber es ist immer noch besser als hungernd auf die Wand zu starren. Ein bisschen jedenfalls. Nicht viel aber ein bisschen.

Nach dem Derbysieg waren wir eine Woche gedankenbesoffen, liefen wie ferngesteuert durchs Leben und gingen innerlich immer wieder diesen Moment durch, diesen ekstatischen Jubel, dieses Gefühl dass die Welt uns zu Füßen liegt, ungeduldig unsere weiteren Anweisungen erwartend. Und wir freuten uns auf Samstag, auf ein neues Heimspiel des 1.FC Köln, der seit April in Müngersdorf nicht mehr verloren hat, der uns so viel Spaß macht, der uns so zufrieden selig lächeln lässt. Mit dem FC Augsburg kam zwar ein Gegner, der uns in den letzten Jahren gar nicht lag, der auch auf meiner persönlichen Sympathie-Skala irgendwo zwischen Kaiserslautern, Freiburg und Ingolstadt angesiedelt ist aber es nützt ja nix, sie sind nun mal da, dann müssen wir leider auch irgendwann gegen sie spielen. Die DFL ist da gnadenlos. Dennoch freuten wir uns. In der WhatsApp-Selbsthilfegruppe war der Optimismus groß, der Konsens, dass der alte effzeh nicht mehr existiert und dass wir nicht mehr zwangsläufig mit dem Arsch einreißen, was wir zuvor mühsam mit den Händen aufgebaut haben. Nee, die Freude war aufrichtig und auch nicht grundlos.

Sie hielt etwa 20 Minuten.

Der effzeh begann das Spiel nämlich durchaus druckvoll und strukturiert. Man wollte die Verschlafenheit der vorangegangenen ersten Halbzeiten ablegen, zeigte schönes Spiel, verlagerte über Außen, rannte, kämpfte, kam zu Chancen und ließ Augsburg nicht die Möglichkeit wirklichen Zugriff aufzubauen. Das Team von Peter Stöger wollte früh Nägel mit Köpfen machen, aber das Tor fiel leider nicht. Osako und Modeste hatten gute Chancen aber… nunja… ich schrieb es letzte Woche schon: Im Fußball gibt es keine B-Note. Keine Tore, keine Kekse.

Nach etwa einer Viertelstunde ließ der Druck des effzeh nach, der FC Augsburg konnte etwas höher stehen und hatte früher Gelegenheit das Spiel zu zerstören. Was sie höchst effektiv machten. Man muss das nicht mögen, man kann sogar über die (ja, mir geht es gegen uns auch auf den Sack, keine Frage) ziemlich dreckige Zweikampfführung meckern, immer ist eine Hand am Trikot, es wird immer ein bisschen getreten und gezogen, es wird alles getan um den Rhythmus des Gegners zu stören aber und jetzt kommt das große “Aber”: So ist das nunmal. Das ist ein völlig legitimes Mittel im Fußball, der Kampf ist ein Teil des Spiels und wenn ich dem Gegner Kopfschmerzen bereite, weil ich destruktiv bin und das funktioniert, dann ist das eben so. Da muss dann eine Lösung gefunden werden und das ist eine Aufgabe für die spielstärkere Mannschaft. Wenn diese dann keine anbieten kann: Pech gehabt. Der effzeh spielte vor nicht allzu langer Zeit genau diese Art Fußball auch wenn ich mir einbilde, dass wir nie wirklich dreckig waren aber das kann subjektive Verklärung sein. Muss man mit klar kommen.

Und das gelang uns gestern nicht. Zwar waren wir sicher die bessere Mannschaft, hatten mehr Ballbesitz und mehr Möglichkeiten aber am Ende war das ertragslos und Augsburg hatte ebenfalls Chancen das Spiel per Last-Minute-Treffer zu entscheiden. Vielleicht ist das die größte Erkenntnis aus diesem Spiel: Der “alte” effzeh hätte wahrscheinlich 0:1 verloren, hätte sich eine Unaufmerksamkeit geleistet, die durch (ziemlich sicher) Altintop bestraft worden wäre. Ist aber auch nicht passiert und so teilen wir uns halt die Punkte, blicken missmutig in den Brotschrank und kauen wütend in den Abend.

Solche Spiele gibt es, solche Spiele musst du auch mal verkraften, es ist ja nicht so, dass wir aktuell auf tönernen Füßen stehen würden, es ist ja alles gut.

Zum Spiel vielleicht nur noch ein paar Anmerkungen:
– Jonas Hector hat mir in seiner zentralen Rolle nur mittelmäßig gefallen. Es wurde besser mit der Zeit aber es waren viele unsaubere Anspiele dabei, der Spielaufbau durch ihn war recht eindimensional. Höger hat dann wenigstens mal versucht die Außen einzusetzen, das kam bei Hector so gut wie nie vor. Dazu ziemlich viele Risikopässe, die Mitspieler in Bedrängnis brachten und oft zu direkten Ballverlusten führten. Eventuell ist hier eine Diskrepanz zur Nationalmannschaft, wo diese Anspiele verwertet werden können. Muss man mal beobachten aber da geht noch was.

– Simon Zoller mit fürchterlich fahrigem Spiel. Er hatte große Probleme mit dem Spielgerät, kein Ball wurde sauber gestoppt, dadurch keine Zeit zum kontrollierten Spiel sondern mehr Gestocher und Kampf.

– Yuya Osako nach 70 Minuten völlig mit den Kräften am Ende, er stolperte nur noch über den Platz. Die Auswechslung kam zehn Minuten zu spät.

– Rudnevs komplett wirkungslos. Keine Bindung zum Spiel, wirre Laufwege. Überhaupt die Auswechslungen: Diesmal bin ich anderer Meinung als Peter Stöger. Ich hätte für Höger Salih Özcan gebracht (und erst recht vor Marcel Hartel) aber gut, wer bin ich denn? Stöger wird sich was gedacht haben. Osako auf die Sechs zu ziehen hat einen ziemlichen Bruch ins Spiel gebracht.

So haben wir dann Anfang Dezember 22 Punkte auf dem Konto, haben aber auch ein knackiges Restprogramm in der Hinrunde: Nächste Woche in Hoffenheim, dann kommt der BVB nach Köln, auswärts in Bremen, zu Hause gegen Leverkusen und als erstes Spiel im neuen Jahr muss der effzeh nach Mainz. Wenn wir aus diesen 5 Spielen, sagen wir mal sieben Punkte holen würden, dann hätten wir zum Abschluss der Hinrunde 29 Zähler auf dem Haben-Konto und wären ziemlich sicher auf Kurs Europa.

Da. Ich habs gesagt. Europa.

Ja, ich weiß, es ist zu früh, es kann noch alles ganz anders kommen und die vielen Verletzen machen die Sache nicht einfacher aber die ganz großen Sorgen, wie, sagen wir mal der HSV, die haben wir ja aktuell nicht. Da kann man dann schon mal den Gedanken freien Lauf lassen.

Ich guck jetzt mal ob ich noch etwas von dem leckeren Hummersüppchen eingefroren habe und wenn nicht: Schwarzbrot hab ich immer im Haus.

Come on effzeh!

1 comment to FC – Augsburg: Schwarzbrot, trocken

  • Hätte nicht gerechnet, dass man ausgerechnet gegen den FCA zu Hause Punkte liegen lässt nach den letzten Wochen. Bitter ist vor allem die Tatsache, dass man die Patzer des BVB und 1899 nicht genutzt hat. Da oben geht es mittlerweile immer enger zu und die SGE mischt nun auch mit…

Haut rein, schreibt mir was!