Ich bin so ein wenig hin- und hergerissen, wenn ich das gestrige Spiel werten soll. Auf der einen Seite sahen wir einen 1.FC Köln, der völlig chancenlos war, auf der anderen Seite stimmte der Einsatz, wurde ein klarer Elfmeter nicht gegeben, hatte Podolski die Chance uns in Führung zu schiessen und zeigte die Mannschaft, dass sie sich nicht kampflos in ihr Schicksal ergibt. Reicht das um das Spiel versöhnlich zu sehen? Ich bin mir immer noch nicht sicher.
Bayer schien zu Beginn des Spiels auf Mission zu sein das 1:4 im Hinspiel vergessen zu machen. Sie spielten schnell und präzise Richtung Rensing, versuchten die komplett auf dem Kopf stehende Kölner Mannschaft kalt zu erwischen und hatten schließlich Erfolg als nach einer Ecke die Zuordnung nicht stimmte, Clemens nicht mal den Versuch machte hochzuspringen und im Fünfer drei Leverkusener Spieler völlig ohne Kölner Schatten frei standen. Nach dem Tor jedoch machte die Werkself nichts mehr um das Spiel zuzumachen, zog sich zwanzig Meter tiefer zurück, kontrollierte das Spiel aber weiterhin, weil der FC nicht in der Lage ist das Spiel zu machen, keine Ideen aufbringt und die einzigen Aktionen das Spiel schnell zu gestalten vom jungen Roshi ausgingen, der diese Verantwortung aber selbstredend nicht tragen kann.
Nach der Halbzeit kommt es zum Debüt von Chong Tese, der sich hochmotiviert ins Spiel wirft, für fünf Minuten Unruhe sorgt, weil er schnell kreuzt und auch zwei Mal schöne Lücken reißt, zwei Torschüsse abgibt und immerhin auf sich aufmerksam gemacht hat. Ob er eine dauerhafte Alternative für Nova abgeben kann, können wir vielleicht schon nächste Woche sehen, denn der effzehsche Flurfunk meldet, dass unser Spaß-Slovene wieder Hüftprobleme hat und wie schon Shakira wußte: Hips don’t lie!
Dass jedoch nach fünf Minuten alles vorbei war, war wieder einer jener wundervollen effzeh-Momente geschuldet. Jajalo kann einen sieben-Meter-Paß völlig unbedrängt nicht stoppen, nein, er berührt den Ball noch nicht mal, der ihm einfach quer in den Fuß gespielt wird. Er hat den Fuß einfach zu hoch, der Ball läuft drunter her. So was sieht man manchmal, wenn bei einem D-Jugend-Spiel die Mama versucht einen Ball, der ins Aus geschosssen wurde zu stoppen aber in der ersten Fußball Bundesliga sind solche Momente rar gesäht. Früher gab es einen Tomislav Piplica, der ab und zu so ein Ding dring hatte aber seitdem sorgt eigentlich ausnahmslos der 1.FC Köln für solche Highlights. Das ist ja nicht mit fehlender Technik oder Unvermögen zu erklären. Geht ja nicht. Das ist eine Konzentrationsschwäche, mit der die gesamte Mannschaft infiziert scheint. Das ist bedenklich, denn es verrät etwas über die Berufsauffassung der Herren. Man könnte diese immer wieder kehrenden Slapstik-Einlagen auch als “Scheiss-drauf-Moment-des-Tages” bezeichnen.
Nach dem 0:2 war der Drops gelutscht, Bayer spielte lässig, fast aufreizend lustlos das Match zu Ende, der FC hatte keinerlei Möglichkeiten. Das ist die bittere Wahrheit. Dass es dennoch viele Spiele gab, die mich wütender und ratloser hinterlassen haben, ist aber auch wahr. Man kann der Mannschaft spielerisches Unvermögen und ratloses Bemühen vorwerfen aber was man ihr gestern nicht absprechen kann, ist der Versuch mit taktischer Disziplin und großem Einsatz den Leverkusenern das Spiel so schwer als möglich zu gestalten.
Was als erstes auffiel war das geänderte Abwehrverhalten der zweiten Viererkette, die immer wieder absichtlich gesprengt wurde um auf den ballführenden Spieler zu gehen. Es wurde also Druck erzeugt und gegen den Ball gespielt, nicht nur gegen den Raum. Ob das jetzt nur der improvisierten Innenverteidigung geschuldet ist? ich glaube es fast nicht. Man konnte sehen, dass Bayer 04 versuchte über die Außen zu gehen, das aber nicht wirklich gelang, weil die Päße dorthin schnell verhindert wurden. Das war gut und kann gerne immer so gespielt werden. Da dieses Verteidigungsverhalten aufwändig ist und laufintesiv muss jedoch im Mittelfeld das Dreieck gestellt werden, damit das ewige quer-spielen der gegnerischen Mannschaft unterdrückt werden kann. Das wurde nicht umgesetzt, zum einen weil wir niemanden in der Mannschaft haben, der das versteht und zum anderen weil der FC zu tief stand. Auch das Verschieben der Ketten war in Ordnung, nur ging halt bei Balleroberung nichts.
Jetzt muss aber natürlich noch darauf hingewiesen werden, wer alles fehlte: Wir spielen im Moment mit dem letzten Aufgebot: Mit Sereno, Geromel und Jamal fehlt die erste Abwehr verletzungsbedingt, Brecko und Peszko waren gesperrt, weiterhin nicht einsatzbereit sind Pezzoni, Petit, Chihi und Buchtmann. Zum ersten Mal wieder dabei waren Podolski und Andrezinho, nächste Woche fehlt Riether, dafür kommen Brecko und Peszko zurück. Die ganze Situation ist übel, übel, übel. Solbakken brachte mit Mitchell Weiser noch den jüngsten Bundesligaspieler ever beim FC, der auf links (ganz der Papa) versuchte Druck nach Vorne aufzubauen und sicher nicht schlechter war als der Rest der Mannschaft. Ob er eine dauerhafte Lösung sein kann? Vor diesem Hintergrund kann man der Mannschaft keinen allzu großen Vorwurf machen. Letztlich war einfach nix din.
So gab es viel Schatten und ein bißchen Licht. Ob dieses Licht ausreicht um sich am Ende zu retten? Ich habe die Hoffnung, dass mit Freiburg, Lautern, Hertha und Augsburg vier Mannschaften schlechter sind als der 1.FC Köln und wir ja auch mal wieder mit einer kompletten Mannschaft antreten müssen. Nächste Woche wird das zwar wieder nicht der Fall sein, weil Sascha Riether eine völlig unberechtigte gelbe Karte bekam und damit im Kraichgau aussetzen darf. Andy Brehme hat dazu mal einen seiner legendären Sätze rausgehauen: “Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß”. So sieht das aus. Jetzt müssen wir warten bis sie abfällt. Aktionismus hilft dem effzeh nicht weiter!
Schöne Zusammenfassung, der Spruch mit der D-Jugend-Milf gefällt mir am besten.
Was bei den schief gelaufenen Sachen dazu kommt: Clemens springt deshalb beim 0:1 nicht hoch, weil der Pillendreher sich aufstützt. Hätte man auch abpfeifen können…
Ich bin eher positiv. Bayer ist momentan einfach zu stark für uns. Aber wenn der Einsatz so stimmt wie am Samstag, dann erarbeitet man sich gegen andere Teams auch mal Chancen und Tore. Und dann klappt das mit dem Klassenerhalt.
Insgesamt spielt der Effzeh eine hochgradig verkorkste Saison. Mit der besten Leistung der Mannschaft in Leverkusen verletzt sich Geromel, um nicht wieder in die alte Form zurück zu finden, und danach geht eigentlich fast alles schief was schief gehen kann, Verletzungspech so schlimm, wie sonst kein Bundesligist und auch das Spiel gegen Werder geht mir nicht mehr aus dem Kopf…
Es könnte tatsächlich schlimmer sein. Aber ich bin ja auch Berufsoptimist.