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FC – Borussia M’Gladbach: Ejal wat och passeet?

Als es dann zu Ende ging, wurde es ruhig. Früher sind die Fans zum Marathontor gewandert um ihrem Unmut Luft zu machen, es wurde auch mal neben der Spur gepöbelt, es gab Chants gegen den und jenen, es war trotz schlimmer Niederlagen immer noch Leben in diesem Club. Heute nicht mehr. Der Zuschauer ahnt, dass jede Anstrengung und sei es nur der Weg zur rückwärtigen Seite des RES, verschwendete Lebensenergie ist, dass jeder Gesang wirkungslos verpuffen wird und deshalb überflüssig wird, dass kein Voodoo mehr hilft. In Leverkusen reiben sie sich die dreckigen Hände: Der Erste Fußball-Klub Köln ist tot und begraben. Zeit zum nachtreten:

Borussia Mönchengladbach gewinnt in Köln mit 4:0. Eine Demütigung. Nein, eine Hinrichtung. Nach einer kämpferischen ersten Halbzeit mit einer absurden Chance von Jajalo ist es wie häufig: Die Mannschaft kommt unkonzentriert aus der Pause, ein, zwei individuelle tödliche Fehler, das Team gibt auf, sieht keinen Sinn mehr im Aufbäumen und fällt auseinander.

Fangen wir mal hinten an: Lektion Eins: Ohne Torwart kriegst Du Tore.
Der ehemalige Übungsleiter-Darsteller Soldo und die immernoch amtierende Manager-Imitation Meier beschlossen im Sommer, dass der 127jährige Mondragon für mindestens ein weiteres Jahr die unangefochtene Nr. Eins im Kölner Tor bleibt. Was soll da schon groß passieren? Der Mann ist doch topfit und charakterlich tadellos. Wir scheißen einfach auf alles und verleihen unseren Backup-Torwart an einen Abstiegskandidaten. Man hat ja noch Miro Varvodić, einen unerfahrenen Kroaten. Aber, wie das so ist, in Köln unter Meier und Soldo, kommt natürlich alles anders: Mondragon spielt nicht mehr, Varvodić ist der neue “Rückhalt” der Mannschaft. Gestern gab der junge Mann dann mal seinen Einstand in der Lizenzspielermannschaft des 1.FC Köln. Die Kollegen müssen sich bitter beschwert haben, dass er in seinen bisherigen Einsätzen einigermaßen solide gehalten hat. Er musste wohl vor der Mannschaft eine “Ehrenerklärung” abgeben, dass er sich an das Niveau seiner Vorderleute anzupassen hat. Herzlichen Glückwunsch, das ist ihm gelungen. Jede Ecke der Gladbacher brachte Gefahr für das Kölner Tor, Varvodić machte den Eindruck eines nervösen und fahrigen Amateurtorwarts der DFB-Pokal spielen darf. Mit seinem Stellungsfehler beim 0:1 leitete er die Niederlage ein, danach hielt er keinen Ball mehr fest. Eine weitere brillante Fehleinschätzung Soldos und Meiers, die den Effzeh ein Stück näher an den Abgrund bringt.

Natürlich ist es unfair Varvodić die Schuld an der Niederlage zu geben aber er hat diesmal genauso die Verantwortung zu tragen, wie der Rest der Mannschaft. Über unsere “Außenverteidiger” müssen wir hier eigentlich kein Wort mehr verlieren, oder doch? Brečko und Salger mit gewohnt schlechten Leistungen. Schon unter Daum waren die Positionen rechts und links ein Knackpunkt. Seit Jahren warten wir hier auf Alternativen, Verstärkungen, Veränderungen. Im Sommer wurde Pierre Womé abgegeben, der wenigstens auf dem Papier links spielen konnte. Dafür wurde mit Salger ein Mann aus der eigenen Jugend hochgeholt, für den die Bundesliga allerdings ein Jahr zu früh zu kommen scheint, wenn überhaupt. Wieder handelten die Verantwortlichen im Sommer nicht oder, was noch schlimmer wäre: Sie sahen einfach keinen Handlungsbedarf. Diese beiden Positionen dienen alleine schon als Paradebeispiel einer Benkrotterklärung der sportlichen Leitung. Weder für Brečko noch für links wurde sich auf dem Transfermarkt umgeschaut. Man verließ sich auf…ehm…ja, auf was eigentlich? Im gestrigen Spiel waren beide völlig überfordert, kein Zweikampfverhalten, keine Flanke wurde verhindert, kein Tackling gesetzt. Es war erbärmlich. Meier/Soldo: 3, FC: 0.

Kein Handlungsbedarf bestand in der Innenverteidigung, das seh ich ein. Geromel war gestern (in meinen Augen) der beste Kölner, zeigte wenigstens Einsatz und so etwas wie Berufsauffassung. Mohammad spielt eine miese Saison, fälschte (mal wieder) in’s eigene Tor ab, auf ihn passt der alte Andy-Brehme-Spruch: “Haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh”.

Das Mittelfeld ist ein Torso, ein Genickschuss, eine Frechheit für die erste Fußball-Bundesliga. Nachdem im letzten halben Jahr Zoran Tosic für Spielkultur und ungeahnte technische Finessen in Müngersdorf sorgte, dachten sich unsere beiden Witzfiguren in der Verantwortung, dass man mit Martin Lanig, Taner Yalcin und Adam Matuschyk den (verständlichen und nicht zu verhindernden) Abgang Tosics’ kompensieren könnte. But, guess what: Falsch gedacht! Lanig ist langsam und nur mittelkreativ, Yalcin wurde von Soldo rasiert und hat anscheinend mit seinem Selbstbewusstsein zu kämpfen, Matuschyk ist ein Sechser. Und leider kein besonders guter. Er kann höchstens die Position vom alten Petit einnehmen, wenn denn der Vertrag mit dem “junggebliebenen” Portugiesen irgendwann auslaufen sollte. Wie wenig Schaefer von diesem, dem aktuellen Mittelfeld hält, wird deutlich, wenn er Pezzoni (Oh! Mein Gott!) Matuschyk vorzieht und sogar mit Vunguidica lieber einen Spieler aus der U23 einwechselt. Yalcin kam in der 76. in’s Spiel, Matuschyk in der 85. Minute.
Das Aufbauspiel sieht seit Jahren gleich aus: Lange hohe Bälle, keinerlei Kombinationen, keine Anspielstation im offensiven Mittelfeld. Das weiß man aber nicht erst seit gestern. Auch hier wurde im Sommer vollumfänglich versagt und verweigert.

Über Novacovic und Podolski müssen wir nicht reden. Wen willste da holen? Poldi mit einer engagierten, fast übermotivierten Leistung in der ersten Halbzeit, nach der Pause ohne jede weitere Wirkung. Er ging -als sei er ein guter Kapitän- mit der Mannschaft unter. Novacovic war gar nicht erst auf dem Platz. Kann sein dass er Freitag Abend saufen war, keine Ahnung.

Der Sieg der Gladbacher ist, cih denke auch in dieser Höhe, verdient, denn er spiegelt das Leistungsbild und den Klassenunterschied zwischen dem Effzeh und dem Rest der Liga wieder. Klar, wir können auch mal ein gutes Spiel machen und gegen Stellingen oder St.Pauli gewinnen. Dies sind jedoch Ausnahmesituationen, ja fast schon Pokalsensationen. Im Normalfall müssen wir mit dieser Mannschaft  jedes Spiel in der ersten Liga verlieren. Ich will das noch nicht mal vollständig an den fußballerischen Fertigkeiten festmachen sondern an ihrem Auftreten, am vielbeschworenen Charakter. Nochmal: Ich sagte es vor der Saison, ich bleibe dabei: Die Mannschaft ist schlecht, falsch zusammengestellt und ohne jede Perspektive. Ich tippte auf keine 25 Punkte am Ende der Saison. Bisher liege ich damit ganz gut im Rennen.

Jetzt sehen die Befürworter Soldos was man anrichten kann, wenn man sich blind und ohne jede Kritik der Kontinuität verschreibt. Ich habe nie ein “Konzept” bei Soldo entdeckt, die Mannschaft durchlief keine Entwicklung, die Spiele wurden immer passiver geführt, es war in jeden Spiel nur eine Frage der Zeit bis das Team die Arbeit einstellt und sich in sein Schicksal ergab. In den letzten beiden Spielen der Vorsaison war deutlich zu erkennen, dass Soldo keine Zukunft in Köln haben kann. Allein, gehandelt wurde nicht. Die Früchte dieser Untätigkeit ernten wir jetzt: Einen dicken Haufen Scheiße!

Das nächste Spiel ist in Stuttgart. Normalerweise gewinnen wir in Schwaben immer. Diesmal wohl eher nicht auch wenn der VfB gestern einen 3:0 Vorsprung gegen Lautern wegwarf und auch reichlich bescheiden drauf ist, für den FC wird’s noch reichen. Davor ist allerdings JHV in Köln. Wenn wir die Reaktion der Fans gestern als Gradmesser nehmen, wird das eine ruhige Rentnerveranstaltung mit den üblichen Verdächtigen. Wenn man die Gesamtsituation des Klubs betrachtet, sollte sich der Vorstand ein Handtuch einpacken und hoffen dass die Vogonen vorbei kommen.

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