Rund um die 70. Minute dämmerte es mir: Das wird ein schweres Stück Arbeit den Artikel zum Spiel so richtig schön unzufrieden klingen zu lassen. Verdammt. Es ist immer einfacher es besser zu wissen und auf offensichtliche Fehler oder Mißstände hinzuweisen als sich zufrieden mit etwas zu zeigen und das dann auch noch irgendwie kommunizieren zu sollen. Fragt mal bei einem Call-Center Eurer Wahl nach wie viele Kunden da wohl tagtäglich anrufen um “nur mal mitzuteilen, dass alles super ist”. Werden nicht sonderlich viele sein. Und ich soll jetzt hier ‘nen Text zu einem Spiel raushauen, das nie gefährdet war, das ein Maierhofer-Tor beinhaltet und uns in unmittelbare Schlagdistanz zum Relegationsplatz bringt? Na gut, probieren wir es mal.
Von Beginn an zeigt sich der effzeh bereit mich dumm aussehen zu lassen. Zu der Bereitschaft (die ja eigentlich über die gesamte Saison vorhanden war) kommt nun der Wille auch spielerisch das Niveau etwas anzuheben. Im Mittelfeld bekommt Sascha Bigalke eine neue Chance und verbockt diese lehrbuchmäßig. Völlig übermotiviert versucht er sich an Hochrisikopässen, wird drei Mal abgefangen und verliert danach völlig das Spiel aus den Augen. Er spielt Fehlpass über Fehlpass und trifft leider auch nicht die besten Entscheidungen bei seinen ballführenden Momenten. Mal geht er zu früh nach Außen, mal zieht er ohne Not nach Innen. Das war leider gar nichts. Aber und jetzt kommt ein großes Aber: Wir hatten wenigstens die Position im zentralen Mittelfeld besetzt, so dass Matuschyk oder Lehmann einen Anspielpartner hatten. Man musste nicht den 30, 40 Meter-Pass spielen und auf Gottes Gnade hoffen. Auch wenn der Junge ein richtig, richtig schlechtes Spiel abgeliefert hat, würde ich an des Trainers Stelle nicht umstellen, sondern ihn wieder ran lassen. Erstens kann er nur so lernen und zweitens hat er alleine durch seine Positionsbesetzung das Spiel des effzeh felxibler gemacht. Vielleicht hätte ich in der Pause Jajalo für Bigalke gebracht anstatt Strobl aber das ist Haarspalterei. Wichtig ist, dass die Zentrale immer besetzt ist und zwar nicht mit Lehmann oder Matuschyk, sondern mit einem Ballverteiler.
Bigalke war aber auch schon so ziemlich der einzige Ausfall in einer ansonsten komplett souveränen Mannschaft. Horn spielte völlig unaufgeregt und sicher, hatte aber letztlich kaum Szenen um sich auszuzeichnen. Die Abwehr nahm ihm viel Arbeit ab. McKenna und Maroh mit ungewöhnlich blitzsauberem Match. Das Stellungsspiel stimmte, die Tacklings saßen (bis auf die gelbe Karte für Maroh, als er zwar recht eindeutig nur der Ball trifft aber eben mit voller Wucht und gestrecktem Fuß angerauscht kommt. Das war unnötig) und auch der Spielaufbau funktionierte meistens. Brecko oder Hector bekommen den Ball, ein Pass in die Mitte, schnelle Weitergabe zurück an die Außen (auffällig oft auf die gleiche Seite von der der Angriff begann), ein Ball an den Strafraum wo entweder Ujah, Clemens oder Maierhofer mit dem Rücken zum Tor standen um weiter zu verteilen. Das sah eintrainiert und gut aus, keine Frage.
Die Tore sind nur die Konsequenz aus der deutlichen Überlegenheit des effzeh. Kopfball Mckenna und seidenweicher Abschluss Maierhofer, da war das Ding dann durch. Union hatte nie die Mittel wirklich gegen den Ball zu spielen. Da blieb manches Stückwerk. Man spürte das grippebedingte Fehlen des Köpenicker Kapitäns Mattuschka an allen Ecken und Enden.
Die einzigen Chancen für die Berliner ergaben sich, weil der effzeh nach dem 2:0 deutlich Tempo rausnahm, versuchte zu verwalten und die Bemühungen mit zwei, drei Pässen über die Zentrale und die Außen nach Vorne zu kommen eigentlich komplett einstellte. Es wurde der Ball gehalten, man spielte nicht mehr so schnell ab, gab dadurch Union Zeit die möglichen Anspielstationen zu zu stellen und verlor so mehr als einmal den Ball. Letztlich war der Sieg aber nie gefährdet, da auch das Spiel zurück ganz gut funktionierte und eben McKenna und Maroh in der Innenverteidigung sehr gut standen und spielten.
Ein Spiel des effzeh wäre aber nicht komplett, wenn nicht doch noch ein kleiner Slapstik-Moment zu bestaunen gewesen wäre. Diesmal sorgte Christian Clemens dafür, der in einem St-Pauli-Gedächtnis-Konter den Weg zum Tor nicht fand und deshalb in letzter Sekunde den Ball vom Fuß gespitzelt bekam. Hoffentlich ist das jetzt nicht sowas wie eine Self-fulfilling prophecy: Wir können eh keine Konter reinmachen, also was soll’s? Zum Glück hatte Clemens ansonsten auch wieder einen guten Tag. Er war stets anspielbar und versuchte als Mittler zwischen Maierhofer und Ujah die Bälle abzulegen. Hat er gut gemacht.
Ujah hatte (wieder mal) einen gebrauchten Tag. Er scheint mit dem Winterwetter nicht wirklich klar zu kommen. Sein Mojo ist irgendwo auf dem Heimatflughafen verloren gegangen. Oder ist das nur eine verdammt geschickte effzeh-interne Schauspielerei um dem Mainzern den Mann zu vergrätzen? Hmmm…
Zu Maierhofer habe ich ja schon vieles gesagt aber ich muss ihm für gestern dann tatsächlich mal ein Kompliment machen: Er hat wirklich geackert wie ein Gaul und gab keinen Ball verloren. Das Tor hatte er sich redlich verdient. Das macht ihn immer noch nicht zu meinem Lieblingsspieler und ich kann den Transfer immer noch nicht nachvollziehen aber ich muss fair sein: Gutes Spiel von ihm (auch wenn er bei machen Kopfbällen weiterhin nicht so aussieht als würde er mit Fußballspielen sein Geld verdienen – geschenkt).
Jetzt sind wir also nur noch drei Punkte von Lautern weg. Sollten die am Montag gegen die Hertha verlieren, kann der 1.FC Köln den Aufstieg Relegationsplatz sogar aus eigener Kraft schaffen. Ein merkwürdiger Zustand. Ihr kennt ja meine Meinung dazu. Die hat sich auch nicht grundlegend geändert aber jetzt ist es natürlich klar, dass sowohl Mannschaft, Trainer, Umfeld und ein Großteil der Fans Blut geleckt haben und nur schwer zu bremsen sein werden. I get it.
Am Sonntag geht es zum FSV Frankfurt. Eine unangenhme Aufgabe. Wollen wir mal schauen, was das gibt.
Leeven Axel,
im Wesentlichen gebe ich Dir Recht, aber (das musste ja kommen – Call Center) einige Punkt sehe ich anders. In Stichpunkten, was ich vom Stadionbesuch behalten habe:
Christian Clemens hat im Spiel immer noch die Seuche am Fuß. Viel zu viele Bälle verspringen ihm bei der Ballannahme. Aber im Vergleich mit dem unbeweglichen, aufgepumpten Sack zu Saisonbeginn hat sich bei ihm vieles verbessert.
Gerade in der 2. Halbzeit gab es einige Situationen, bei denen das Mittelfeld, besonders in Person meines Lieblings Lehmann mich wieder zur Weißglut gebracht hat. Man wusste nicht wo hin mit dem Ball und brauchte viel zu lange, um diesen weiter zu leiten. Zum Glück hatte Union einen gebrauchten Tag erwischt und konnte das nicht ausnutzen.
Ujah stand verglichen zu den anderen Spielen kaum im Abseits und ist bis auf eine Situation nicht andauernd mit Maierhofer auf den gleichen Ball gegangen.
Unsere Abwehr ist für Zweitligaverhältnisse ein Prunkstück. In der ersten Liga gehen wir damit gnadenlos unter.
Zum Relegationsplatz könnte ich viel schreiben. Ich belasse es bei: Der FC muss aufsteigen.
gute einstellung
mfg pedi