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FC – Vfl Wolfsburg: Wachkoma

Das muss man erstmal sacken lassen. Null zu Drei gegen Wolfsburg, eine rote Karte für einen Spieler, der ohne Backup gesetzt ist, eine desaströse Mannschaftsleistung, ein Spieler, der beim besten Willen nichts in der ersten Bundesliga zu suchen hat und Baustellen auf allen Ebenen. Der Vorfreude auf die neue Saison folgt -wie jedes Jahr- der Murmeltiertag-Sonntags-Blues. Nüchtern betrachtet, kann der FC mit dem Ergebnis noch zufrieden sein, denn wir hätten uns auch nicht beschweren dürfen, wenn uns die Wölfe mit sechs oder sieben Toren nach Hause geschickt hätten.

Solbakken stellte ohne große Überraschung auf. Der (größtenteils) genesene Rensing stand wieder im Tor, vor ihm die Viererkette bestehend aus Eichner, Pezzoni, Geromel und Brecko, davor die Dreifachsechs mit Jajalo, Riether und Lanig, Chihi spielte irgendwo im Niemandsland zwischen rechter Außenbahn und Zentrale, Podolski nominell im Sturm, auf dem Platz eher wieder die “9” und vor dem Tor sollte Novakovic für Gefahr sorgen.

Felix Magath stellte nach der Pokalniederlage um, verzichtete auf die Raute, ersetzte Lakic durch Helmes (natürlich) und ließ so eine Art 4-2-3-1 spielen. Der FC hatte dieser Formation nichts aber auch gar nichts entgegen zu setzten. Das Spiel gegen den Ball fand nicht statt, die Spieler standen immer zu weit vom Gegner weg und hatte zudem deutliche Zuordnungsprobleme. In der ersten Halbzeit kam ich mir vor wie bei einem Pokalspiel. Wolfsburg hatte im Aufbau einen Haufen Zeit, denn auf den Mann gegangen wurde so gut wie gar nicht.

Nach zehn gespielten Minuten in der neuen Saison überkam mich zum ersten Mal ein ungutes Gefühl. Pezzoni stand 30 Meter vor dem Tor, es folgt ein langer Ball Richtung Mandzukic, doch anstatt Richtung Gegner zu gehen läßt sich Pezzoni zehn Meter zurück fallen und gibt dem gegnerischen Stürmer dadurch alle Zeit der Welt einen Schuß zu plazieren, der jedoch noch nicht zu etwas Zählbaren führte. Da war mir irgendwie klar, dass wir uns heute ein paar Dinger fangen werden.

Das 0:1 ist dann wieder ein klassischer Pezzoni. Schon letzte Woche gegen Wiedenbrück war er der deutlich schlechteste Spieler auf dem Platz, doch aus Mangel an Alternativen für den verletzten Mohammad musste Solbakken wieder auf ihn setzten. Hat nicht geklappt. Echt nicht. Den langen, ideenlosen Ball von Kjaer verlängert er mit dem Kopf aufs eigene Tor, Geromel wird von Mandzukic umgefegt (dafür wurde auch schon gepfiffen),  Pezzoni sprintet völlig ohne Sinn und Verstand dazwischen und legt Helmes den Ball auf den Fuß, der am sichtlich überraschten Rensing einspitzelt. Ich mache Rensing keinen Vorwurf. So eine Aktion seiner Vorderleute kann man nicht auf der Rechnung haben, daher sehe ich nicht, dass er zu spät reagiert hat.

In der Folgezeit leistete sich die Abwehr einen schweren Schnitzer nach dem anderen. Christian Eichner war auf rechts völlig allein gelassen, brachte aber auch nichts Vernüftiges zustande. Geromel versuchte ein wenig Ordnung in Chaos zu bringen, wirkte am sichersten und hatte wenigstens verstanden, dass man vor dem Ball stehen muss, wenn man schon kein gegen-den-Mann annimmt oder spielt. Auf rechts spielte Brecko seinen Stiefel runter, stand auch ein paar Mal falsch aber letztlich wurde die Gefahr über seine Seite nicht größer. Die gefährlichen Dinger kamen über halblinks wo die Wölfe eine kranke Hyäne erspäht hatten. Was Pezzoni gestern gespielt hat ist so unter jeder Würde, dass es mir fast leid tut. Der Mann hatte bei jeder Ballberührung das potentille 0:2 auf dem Fuß. Mein Highlight war der Pass zu Helmes (anders kann ich das nicht ausdrücken) in der zweiten Halbzeit als der gesamte FC in der Vorwärtsbewegung war, Helmes alleine vor dem Tor steht und den Ball pfannenfertig auf den Schlappen serviert bekommt. Ich mein, komm schon, das geht doch nicht. Der Mann ist einfach nicht bundesligatauglich. Da hätte dann auch McKenna nicht mehr viel schlechter ausgesehen (unabhängig davon dass er bald 50 wird).

Mit viel Glück rettet sich der FC also mit einem halbwegs knappen Rückstand in die Pause. Solbakken stellt um, läßt Eichner draußen, bringt Peszko, stellt Brecko auf rechts und zieht Riether weiter zuück.

Leider bringt auch der Pole keine Sicherheit in das Kölner Spiel. Die Räume werden zwar etwas offener, dies ist jedoch der Tatsache geschuldet, dass sich der VfL weitesgehend zurück zieht und auf Konter wartet. So bekommt der FC ein paar Chancen. Chihi mit erbärmlich schlechtem Schuss vom Strafraumeck, Peszko trifft den Pfosten, Novakovic schießt Begnalio an. C’est ça.

Auffällig sind die ausnahmslos schlechten Standards. Ecken, Freistöße, alles Mist. Nicht eine gefährliche Situation ergibt sich daraus. Jajalo, den ich letzte Woche als meinen großen Hoffnungsträger für diese Saison ausgemacht habe, spielet ebenso unterirdisch wie Lanig. Na gut, dass wussten wir ja vorher. Riether war eher mit Lauf- und Denkarbeit beschäftigt als wirklich einen aktiven Part zu spielen, Chihi rannte über den Platz wie Rory McIlroy am Sonntag in Augusta, Novakovic und vor allen Dingen Podolski waren früh in Depressionen gefangen, denn kein Ball, nichts aber auch gar nichts fand den Weg in die Spitze.

Einen raren Moment im Profifußball durften wir dann in der 83. Minute erleben als der -als Kapitän der Wolfsburger geschasste- Marcel Schäfer eine Ecke direkt verwandelte. Vier Beine gehen zum Ball, keins trifft das Ding, Rensing kann nichts machen. Tor. Lächerlich.

Das 0:3 ist dann wieder ein Pokaltor. Mandzukic düpiert Geromel, Helmes muss nur den Fuß hinhalten, Tor. Sah aus wie im Training. Bitter. Dass sich vorher Novakovic völlig ohne Not eine gelb-rote Karte abholte passte nur ins Bild. Ein unglaublicher Scheißtag in Müngersdorf geht zu Ende.

Was bleibt? Nun, zu allererst die Erkenntnis, dass die Mannschaft anscheinend noch nicht wirklich in der Lage ist, die taktischen Vorgaben des Trainers umzusetzten. Man konnte klar erkennen, dass das Abwehrverhalten hin zum Spiel gegen den Ball und dem Zumachen der Räume gehen soll. Hat noch nicht funktioniert. Weiter sehen wir, dass keine (okay, kaum) lange Bälle gespielt wurden, sondern dass versucht werden soll mit zwei, drei kurzen Pässen Räume zu schaffen, die dann zu Überzahlsituationen führen sollen. Hat auch noch nicht fuktioniert. Es ist jedoch wichtig jetzt nicht sofort alles in Frage zu stellen. Jetzt muss weiter gearbeitet werden, jetzt muss der Fokus auf Schalke liegen, die gestern auch mit 0:3 in Stuttgart unter die Räder kamen und sicher im nächsten Spiel auf Wiedergutmachung brennen. Vielleicht ist das die Chance für den FC. Auswärts ohne Erwartungshaltung.

Über die Berichterstattung des EXPRESS, die nach 45 Minuten im ersten Saisonspiel einen “Offenbarungseid” (bei der taktischen Umstellung) sahen, hüllen wir mal besser den Mantel des Schweigens, denn die beiden Pfeifen laufen ja eh schon seit ‘nem Monat mit ‘ner Fackel durch die Stadt. Dieses Spiel ist natürlich genau das, worauf die gewartet haben. Verdammt.

3 comments to FC – Vfl Wolfsburg: Wachkoma

  • Haarspalta

    Ein trauriges Spiel. Was man in der Analyse aber vielleicht auch beachten sollte, sind die Auswirkungen, die Pezzonis Böcke auf das Spiel seiner Kameraden hatte. Sobald die Mannschaft merkt, dass die Abwehrzentrale nicht funktioniert, wird das ganze Spiel davon beeinflusst, denn jeder Ballverlust könnte zum Gegentor führen (was dann meistens auch eine selbsterfüllende Prophezeiung ist). Probleme auf einem Flügel hätten die restlichen Mannschaftsteile eher ausgleichen können.
    Allerdings verstehe ich nicht, wieso Pezzoni immer wieder McKenna vorgezogen wird. Pezzoni ist so beweglich wie ein Baum und kann das auch nicht durch Stellungsspiel, Aggressivität oder Erfahrung ausgleichen. McKenna mag alt sein, aber ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals solche Ausfälle hatte, wie Pezzoni sie (zumindest als IV) immer wieder zeigt.
    Und jetzt doch noch etwas Positives: Brecko hat mir gestern besser gefallen als sonst. Defensiv hatte er seine Gegenspieler meistens im Griff und offensiv war er zumindest in der ersten Halbzeit auch besser als letzte Saison. Falls Eichner nicht an die vergangene Rückrunde anknüpfen kann, könnte sich Riether auf rechts und Brecko auf links zur Alternative entwickeln. Vielleicht kam es mir aber auch nur durch die Schwäche seiner Mitspieler so vor…
    Zweites Positivum: Seit wir wieder in der ersten Liga sind, verlieren wir regelmäßig das Auftaktspiel, steigen aber im Gegenzug nicht ab. Damit kann ich leben.

  • Malzi

    Ohgottohgottohgottohgottohgott.

    Wir sind ja nicht mal drittliga-tauglich! Kein Pass kommt beim eigenen Mann an.

    Wieso steht bei Ecken kein Spieler am langen Pfosten? Nur weil das jeder so macht? Ist das moderner Fußball? Wäre doch außerdem ne super Position für Pezzoni: rumstehen und möglichst viel Platz wegnehmen…

    Und was denkt sich denn der Solbakken dabei, Pezzo bis zur 83. Minute auf dem Platz zu lassen? Den muss ich doch vor sich selber schützen!

    Aber wenigstens hat ja unser neuer Kapitän seine Mannschaft mal richtig zusammengeschissen… ach richtig, der kann ja kaum deutsch.

    Und der Doof von Manuel Gräfe: wenn der nicht vergessen hätte, dass Nova schon eine gelbe Karte hatte, hätte er es wahrscheinlich bei einer Ermahnung gelassen. Oder wieso braucht der dann 2 Minuten, bis die rote Karte hinterherkommt?

    “Jetzt muss weiter gearbeitet werden, jetzt muss der Fokus auf Schalke liegen” – lustig, 7 Spieler befinden sich bei Ihren Nationalmannschaften. Da können wir uns ja mal richtig weiterentwickeln bis Schalke. Die werden uns ganz schön den Arsch verhauen.

    Naja, bleibt die Hoffnung, dass wir in der Rückrunde 35 Punkte holen.

    Und der Vollständigkeit halber schließe ich wie sonst auch: Overath raus!

  • Ich muss zugeben, dass ich die Nationalmannschaften komplett vergessen habe…

Haut rein, schreibt mir was!