Michael Trippel teilt es den Zuschauern nur Minuten nachdem es über zuerst über inoffizielle (Twitter)-Meldungen und dann über die regulären Kanäle reinkam: Das Bundesligaspiel des effzeh gegen Mainz 05 wird heute nicht stattfinden. Es gab Pfiffe im Stadion, die sogar verständlich erscheinen, denn den Fans wurde das Ausmaß des Dramas des Tages vorenthalten.
Der Zuschauer vor dem TV oder vor dem Internet war schnell informiert: Es gab einen Vorfall um den angesetzten Schiedsrichter Babak Rafati. Er ist wohl heute Morgen von seinen Assistenten im Hotelzimmer mit aufgeschnittenen Pulsadern aufgefunden worden. Daraufhin sah sich die Crew nicht in der Lage das Spiel zu pfeifen, was wohl außerhalb jeder Diskussion stehen sollte. In den Gesprächen mit der DFL und den Schiedsrichter-Vertretern ist dann schnell die Entscheidung getroffen worden, dass das Spiel nicht stattfinden kann.
Es gibt keinen Präzedenzfall für eine derartige Spielabsage in der Bundesliga, die einzige Vergleichsmöglichkeit, die mir einfällt, so fürchterlich das auch ist, ist der Tod der beiden Handball-Schiedsrichter vor ein paar Tagen. Das Spiel in der HBL wurde auch abgesagt und ich denke auch, dass dies die einzig richtige Entscheidung sein sollte, nur bin ich tatsächlich überrascht, dass das im Fußball, in der Bundesliga, ebenfalls so kommt. Ich hätte mir -bei einem konstruierten Fall- vorgestellt, dass die DFL immer eine Ausweich-Crew in der Hinterhand hat. Anscheinend ist das nicht der Fall oder, was natürlich auch sein kann, man hat aufgrund der Tragik der Geschehens gar nicht erst versucht das Spiel durch zu ziehen. Nochmal: Moralisch und menschlich die absolut richtige Entscheidung.
Babak Rafati ist 41 Jahre alt, kommt aus Hannover, ist seit 1997 DFB-Schiedsrichter und pfeifft seit 2005 auch die 1. Liga. Seit Debüt gab er bei einem 1:0 Sieg des FC am 06.08.2005. Gegner war…der FSV Mainz 05. Ich hoffe für Rafati, dass sich hier kein Kreis schliessen sollte, sondern dass es sich wirklich nur um einen unglaublich gruseligen Zufall handelt. Weiterhin hoffe ich, dass der Mann wieder auf die Beine kommt, dass er sich erklären kann und dass er Hilfe erhält. Immer unter der Voraussetzung, dass die Gerüchte stimmen und er wirklich seinem Leben ein Ende setzen wollte.
Ich kenne Rafati nicht, ich kann mir keine Spekulationen über die Gründe seines Handelns anmaßen und werde es dementsprechend seinlassen. Ich wünsche ihm schlicht alles Gute, eine vollständige Genesung und den Weg zurück zum Fußball, wie auch immer.
Während ich den Text schreibe, läuft im Hintergrund die SKY-Konferenz. Ich muss gerade an Nick Hornby denken und wie er die Tragödie von Brüssel in “Fever Pitch” beschreibt. Ich komme mir seltsam vor.
Ich finde das Vorgehen der DFL menschlich und moralisch überhaupt nicht in Ordnung. Richtig wäre es gewesen, einen Ersatzmann zu besorgen (bzw. erstmal grundsätzlich einen in der Hinterhand zu haben), Rafati als “krank” zu entschuldigen und das Spiel stattfinden zu lassen. Nicht wegen der vielen Fans oder dem vielen Geld, sondern um Rafatis Privatsphäre so lange wie möglich zu schützen und die Medien daran zu hindern, sein Leben zu sezieren, wie es jetzt praktiziert werden wird.
Über einen kurzfristig erkrankten Schiedsrichter hätte man sich kurz gewundert, es wäre in allen Presseberichten eine kleine Randnotitz geworden und da Rafati offenbar überlebt hat, hätte man Mittel und Wege finden können, seine längerfritstige Abwesenheit in der BuLi zu erklären.
Vertuschen und Verschleiern – eigentlich große Stärken von DFB und DFL – werden genau dann nicht angewandt, wenn es zum Schutz der Privatsphäre eines schwachen Einzelnen mal notwendig gewesen wäre. Eine Schande ist das.
Vertuschen und Verschleiern – so hab ich das noch gar nicht gesehen. gar nicht so falsch der gedanke
Ich denke nicht, dass in der heutigen Zeit der eigentliche Grund unbekannt geblieben wäre. Irgendwer redet immer. Mit einer Salamitaktik wäre der DFL nicht gedient gewesen, denn die feuert eigentlich immer zurück. Losgelöst vom engen Umfeld und der Person Rafatis finde ich -im Nachgang- dass die “Deeskalation” im Stadion und das offensive Umgehen mit der Nachricht danach richtig war. Unsäglich war nur der 20er, der weder die Pietät noch die Vernuft aufbringt einfach mal demütig zu sein.
rafati hatn die öffentlichkeit gesucht.
das war ein hilfe schrei!!
da kann jeder beteiligte nur schlecht aussehen.
eben auch der dfb.
egal was die gemacht hätten,sie hätten schlecht ausgesehen.