Sa. 15.10, München
Liebes Tagebuch:
War das ein Spiel, heute. Die Bayern haben 4:0 gegen die Hertha gewonnen. Ich durfte einen Elfmeter pfeifen und sogar der Kicker schreibt, dass das richtig war. Bin glücklich. Gleich geht’s auf die Autobahn zurück nach Hause. Zum Glück bin ich Polizist, da kann ich mir den Stau sparen und einfach die blaue Lampe auf das Auto stellen. Muss jetzt nur schauen, wie ich Grudzinski nach Hause bekomme. Es wird immer schlimmer mit ihm. Nächstes Mal trinkt er bestimmt schon vor dem Anpfiff.
So. 16.10, Ottenstein
Liebes Tagebuch:
Musste zu Papa. Grudzinski hat mir auf der Rückfahrt wieder den ganzen Kofferraum vollgebrochen und die DFL lehnt weitere Ersatzzahlungen ab. Papa ist ja Bürgermeister in meinem Heimatort, der kann bestimmt mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zum Glück bin ich Polizist, denn wenn Papa auch nicht weiter weiß, werd ich Norbert das nächste Mal, wenn er wieder zu viel getrunken hat einfach in ein Trikot stecken und als besoffenen Fan abgeben. Das kann ich nicht mehr lange mitmachen. Papa sagt, ich soll ihm öfter vertrauen, das würde ihm bestimmt helfen. Ich verspreche das. Zur Belohnung darf ich mit nach Hause und Mama kocht Pansen. Sooooo lecker!
Mo. 17.10, Hasede
Liebes Tagebuch:
Frühdienst. Ich muss mit Meier wieder auf die Bundesstrasse 6, Raser blitzen. Meier ist unfreundlich, bringt mir von der Tanke statt Käse-Schinken, Käse-Salami mit. Meinte Schinken wär nicht mehr da gewesen. Ich glaube ihm nicht. Um halb elf kommt der Anruf von der DFL. Mein nächstes Spiel ist am 05.11. in Bremen. Endlich mal wieder Bremen! Da hab ich es nicht lang nach Hause und Grudzinski hat nicht acht Stunden Zeit sich druckzubetanken. Einziger Wermutstropfen: Werder spielt gegen die Kölner. Ich HASSE die Kölner! Immer diese gute Laune und diese Abneigung gegen Autoritäten. Zum Glück bin ich Polizist und kann mich jetzt erstmal ein wenig abreagieren. Kennzeichen mit K werden jetzt nur noch von mir ausgewertet. Meier lacht. Mir doch egal.
Mo. 24.10., Hasede
Liebes Tagebuch:
Grudzinski ruft mitten in einer Beweisaufnahme an. AUF DEM DIENSTHANDY! Die Nummer muss ich ihm unbedingt aus seinem Handy löschen, wenn ich ihn das nächste Mal in den Kofferraum lege. Er fragt, ob ich ihn am 05. mit nach Bremen nehmen kann. Was soll ich machen? Der Mann hat keinen Führerschein mehr und in der Bahn geht er nur verloren. Hätte ich doch damals nicht gegen Trautmann gewettet, dass ich mehr als drei Zäpfchen auf einmal aufnehmen kann. Verdammt, Michael. Dein Übermut. Ich sage schweren Herzens zu. Ich hoffe Trautmann nimmt bald mal eine Wette von mir an, dann muss er nämlich wieder den Babysitter spielen. Jetzt muss ich aber weitermachen. Hier warten schließlich noch Asservate, die in die Kammer müssen. Jemand hat in der Feldmark Müll abgeladen. Bestimmt Kölner. Mir wird schlecht und ich muss mein Käse-Schinken-Croissant von der Aral weglegen. Zum Glück bin ich Polizist, wenn ich gleich nochmal da vorbeifahre, werde ich gleich mal fragen ob es letzten Montag wirklich keinen Schinken mehr gab. Meier scheint Gedanken lesen zu können und geht nach Hause. Ob er wohl vorher zur Aral fährt?
Fr. 04.11., Ottenstein
Liebes Tagebuch:
Mama hat gestern Abend angerufen und gefragt ob ich die Nacht vor Bremen nicht zu Hause schlafen will. Habe mich gefreut. Dörte nicht so. Sie meint, ich soll mich endlich von meinen Eltern abnabeln. Wenn sie mal lernt anständig Pansen zu kochen, würd’s mir leichter fallen. Habe ihr gesagt, dass Grudzinski Schuld sei. Ich müsste ja früh los und dann noch zu ihm und außerdem brauche ich auch wieder mal die Wärme meines Elternhauses. Dörte ist ja doch eher ein trockener Fisch. Meier behauptet, bevor ich sie kennengelernt habe, hätte ich noch ganz normale Augen gehabt, nicht diese zugekniffenen Stecknadeln, die sich jetzt unter der grünen Mütze verstecken. Ich kann mich nicht erinnern, ich war doch erst sieben. Meier lacht. Zum Glück bin ich Polizist, da kommt es nicht auf’s Aussehen an.
Sa. 05.11., Bremen
Liebes Tagebuch:
Mama hat mir kalten Pansen eingepackt. Grudzinski liegt im Kofferraum. Er hatte gestern Scheunenfest und stinkt fürchterlich. Ich weiß, er ist mein bester Freund aber manchmal wünsche ich mir, dass ich damals in der Schule nicht immer den Lehrern gesagt hätte, wer bei wem abschreibt. Dann hätte ich vielleicht auch jemand Anderes kennengelernt als ihn. Jeden Tag stand er mit seiner gelb-roten Fahne auf dem Schulhof und hat mich zu sich gewunken. Heute denke ich manchmal er war nur scharf auf Mamas Pansen. Trautmann kommt mit Frank recht aufgeräumt in Bremen an. Beide lachen, verraten mir aber nicht um was es geht. Zum Glück bin ich Polizist, denn als die beiden in die Kabine gehen, verwanze ich das Trautmannsche Auto. Das will ich doch wissen, schließlich bin ich hier Chef und die beiden Krümel dürfen froh sein überhaupt Bundesliga-Luft zu schnuppern. Ohne mich wären sie nichts! GAR NICHTS!
Sa. 05.11., Bremen
Liebes Tagebuch:
Halbzeit. WAS WAR DAS DENN? Köln führt 2:0. Ich glaube ich krieg gleich ‘nen Koller (haha super Wortwitz! Ich krieg “nen Koller”. Weil ich mich über Köln(!!!) aufrege. Hahaha. Michael, manchmal bist du echt ein Fuchs). Wenigstens beim 2:0 hätte Grudzinski doch mal die Fahne heben können. Der komische Podolski stand meterweit im Abseits! Was soll das? Muss ich alles alleine machen? Ich will nicht dass dieses verlotterte Kölner Pack weiter feiert. Das ist mir alles zu fröhlich. Letztes Mal hab ich ihnen zwei Elfmeter und eine rote Karte reingewürgt, ich muss schauen, dass ich hier noch irgendwas machen kann, schließlich sitzen zu Hause in Ottenstein auch alle im Werder Trikot in der “toten Kuh”, unserem Landgasthaus. Tolle Leute. Bodenständig, ehrlich, fleißig. Einfach toll. Nicht so ein sodomistischer, wertfreier Haufen wie diese schrecklichen Kölner. Grudzinski wippt im Takt zu einem Fansong, kann nicht sagen welcher aber ich rege mich fürchterlich auf. Er geht in die Dusche. Ich weiß, was das bedeutet. Ich muss Werder fragen, ob die vielleicht eine Plastikplane für meinen Kofferraum haben. Klaus Allofs kommt zur Tür rein und gibt Trautman einen Umschlag. Wir sind anscheinend nach dem Spiel noch zu einer kleinen Siegesfeier im “Chez Monique” eingeladen. Als ob ich Zeit für so einen Quatsch hätte. Zum Glück bin ich Polizist, da werde ich Augen und Ohren offen halten. Das riecht doch meilenweit…
Sa. 05.11., Bremen
Liebes Tagebuch:
Puh, war das knapp. Zum Glück hat mich der Claudio heute mal rausgerissen. In der zweiten Halbzeit fängt alles ganz gut an aber dann wird es brenzlig. Irgendein Kölner (Clemens? – Auch kein Nachname, in meinen Ohren) schießt unbedrängt auf das Tor aber Naldo (was ein schöner Mann) hält den Ball mit der Hand. Im Strafraum. Ich entscheide auf Schutzhand. Das soll mir mal jemand nachmachen. In Sekundenbruchteilen muss ich mich entscheiden. Und: Ich entscheide richtig! Der Ball geht in das Hintertoraus und ich gebe Abstoß. Ein wohliger Schauer kriecht mir über den Rücken, als ich sehe, wie der Kölner Mob hinter dem Bremer Tor ausrastet. Ich lache in mich hinein. Das war schon clever gemacht, lobe ich mich selbst. Im Gegenzug schießt ein Bremer an die Latte und in der Mitte langt der Kölner Sereno mit seiner Hand an Rosenberg. Der hatte zwar mit der Szene nichts zu tun aber wieder entscheide ich goldrichtig: Rot für Sereno und Elfmeter wegen Notbremse! Mein fünfter Elfer in den letzten sechs Spielen gegen Köln. Und keiner für das Pack! Morgen gibt es wieder einen Freßkorb aus der Schneise, ich bin schon ganz heiß! Am Montag wird in den Zeitungen von “kniffligen Entscheidungen” die Rede sein aber auch bei SKY haben sie wohl gesagt, dass das alles schwer zu entscheiden gewesen wäre und da sitzen ja schließlich auch nur Top-Experten. Hihihihi. Trautmann schreit mir ins Ohr, dass ein Kölner im Strafraum zusammen gebrochen sei und ich jetzt unterbrechen muss. Der Kretin. Als hätte ich das Schauspiel nicht direkt gesehen! Oscar-würdig, die Vorstellung! Da geht es doch nur um Zeitspiel. Nicht mit Michael Weiner, sag ich mir. Dass sich der Kölner Spieler danach direkt vom Platz nehmen lässt, obwohl schon drei Mal gewechselt wurde, verstärkt meinen Eindruck nur. Mit allen Tricks kämpft dieser widerliche Haufen gegen das Unvermeidbare an aber schließlich gewinnt doch Werder, denn auch jeder Luftkampf oder Zweikampf wird von mir richtig mit Freistoß Bremen gewertet.
Sa. 05.11., Bremen
Liebes Tagebuch:
Grudzinski quengelt so lange bis ich nachgebe und mit ins “Chez Monique” gehe. Trautmann und Frank sind schon da, lassen sich von Wiese und Rosenberg zu einem sogeannten “Private Dance” einladen. Ich habe auch immer gerne getanzt aber vorwiegend mit Frauen von Kollegen auf Polizeibällen. Zum Glück bin ich nämlich Poilzist, da lerne ich jeden Tag Menschen kennen. Dörte tanzt nicht so gerne. Ihre Haut reißt ja auch so schnell. Ob ich allerdings hier einen anständigen Disco-Fox zu sehen bekommen, bezweifele ich doch sehr, denn der Innenarchitekt hatte offenbar keine Ahnung wie man eine anständige Tanzfläche baut. Überall stehen Stangen im Weg. Ich komme mir vor wie auf dem Feuerwehrball in Ottenstein. An der Theke will man mir keine Apfelschorle geben, doch Arnautovic gelingt es den Barkeeper zu überreden. Er schüttet einfach Apfelsaft (von Berentzen – die Marke kenn’ ich noch gar nicht, ich trinke ja immer Hohes C) mit Wasser in ein großes Glas. Klappt doch.
So. 06.11., Ottenstein
Liebes Tagebuch:
Ich wache in meinem Kofferraum auf. Grudzinski hat mich zu meinen Eltern gefahren. Ich weiß nicht mehr was gestern alles passiert ist. In meiner Jacktasche finde ich die Kreditkartenabrechnung für “Chez Monique”. Fünftausend Euro soll ich zahlen für “Bewirtung”. Ich bin verwirrt. Dann klingelt mein Handy, ich weiß sofort wer dran ist, denn den Klingelton habe ich erst gestern geschenkt bekommen: “Wir sind Werder Bremen, lebenslang grün-weiß”. Trotz meiner Kopfschmerzen hebe ich ab. Arndt meint ich soll mir keine Sorgen wegen der Rechnung machen, die wird übernommen. Ich falte die Plastikplane zusammen und klingele. Im Treppenhaus duftet es herrlich nach Pansen.
Wenn man die offiziellen Berichte liest, ist vom Handspiel Naldos keine Rede, man kann schon froh sein, wenn die ARD schreibt, dass die rote Karte umstritten war, und nicht wie bei bundesliga.de nur lapidar darauf hingewiesen wird, dass es eine rote Karte gab.
Was mir aber positiv auffällt: das ist mal eine Auswärtsniederlage, der man sich als Kölner nicht schämen muss.
Gekämpft haben Sie die Kölner! (nicht wie in Dortmund) Und wenn man kämpft und alles gibt, dann darf man auch verlieren. Nur sowas von schade und xxx, dass der Schiri einen Anteil an der Niederlage hat.
Aber das Tagebuch ist klasse.
Was für ein Schwachsinn. Natürlich ist Weiner die Oberpfeife der BuLi und wahrscheinlich der Bruder von Winkmann. Aber man sollte sich dennoch tunlichst dafür hüten, Regeln so auszulegen, wie sie einem gerade einfallen. Halbwissen allein reicht nicht.
Es gibt kaum ein Spiel, in dem Weiner nicht mindestens einen kapitalen Bock schießt. Na klar ist Weiner effzeh-Hasser, weil er schon einige Werderspiele verpfiffen hat.
Köln führte 2:0 und war nicht in der Lage, das Ergebnis zu verwalten.
Es war kein Abseits von Poldi, es war kein regelwidriges Handspiel von Naldo und schon allein das Zupfen am Trikot im Strafraum schließt einen Strafstoß nach sich, ist also regelkonform.
Da lob ich mir Werdertrainer Schaaf, der nach derartigen Schiriböcken sagt: “Gut, das müssen wir jetzt so akzeptieren. Letztlich war das jedoch nicht entscheidend für unsere Niederlage. Wir hatten mehrere Chancen, die wir nicht genutzt haben!”
Aber macht doch alle den Tuchel oder Weiner oder wen auch immer!
oaha, PillePalle.
Heute schlecht geschlafen?
Das schlimmst an dem Spiel ist eigentlich, dass jetzt Sereno gesperrt und Jemal wieder verletzt ist…gerade als es aussah, dass die Defensivabteilung sich ein wenig stabilisieren könnte.
[…] Oktober führt uns der Spielplan nach Bremen. Wir erinnern uns an den letzten Besuch an der Weser und das schlimme Auftreten der “Unparteiischen”. Dieses Spiel wird vor Anpfiff in der […]