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Wortwechsel #3: SC Paderborn – effzeh

Ein neues Ligaspiel, ein neuer Wortwechsel. Zum ersten Mal in dieser schnuckeligen Rubrik kommt ein Mann zu Wort. Frederik heißt der gute. Sehr zu empfehlen (grad`für die Sesselzuschauer unter Euch ist sein Kommentatoren-Blog. Oh weh, “so viel Neues” sagt Ihr? Ich hoffe aber trotzdem, dass auch die Frauen und die Stadiongänger weiterhin mitlesen. Viel Spaß!

fredHallo Frederik! Zwei Sieger aus dem DFB-Pokal treten am Samstag gegeneinander an. Mit dem Sieg “meiner” Kölner in Trier habe ich fest gerechnet aber dass der SCP in Duisburg gewinnt, war – trotz des Zwangsabstiegs des MSV – eine kleine Überraschung, oder?

Ja, das muss man zumindest nach dem Verlauf der 90 wohl genau so sagen, auch wenn ich es nicht so knapp erwartet hätte. Der SCP hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn aus genau diesen 90 Minuten in Duisburg am Ende 120 Minuten geworden wären, oder aber vielleicht sogar das Pokal-Aus gestanden hätte. Allerdings wäre es ja nicht das erste Mal gewesen, dass sich die Paderborner frühzeitig aus dem Pokal verabschieden. So wirklich passt das einfach nicht zusammen. Und wenn’s mal läuft, dann nur, wenn der Schiedsrichter wie 2005 Robert Hoyzer heißt. Aber ernsthaft: Ich hoffe, dass der SCP in dieser Saison vielleicht mal im Pokal überwintern kann. Das wäre auch finanziell für einen solch kleinen Verein eine nicht nur tolle, sondern auch wichtige Sache. Außerdem würde ich den SCP gerne mal hier in Mainz sehen.

In der letzten Saison wart Ihr ja ziemlich lange gut dabei, habt früh den Klassenerhalt fix gemacht. Nach den ersten beiden Spielen der neuen Saison sieht es aber noch nicht so aus, als würde dieses Jahr ebenso entspannt ablaufen. Gegen Lautern kann man 1:0 verlieren, keine Frage aber 0:4 in Cottbus ist dann schon heftig. Was war da los?

Der Rückblick auf die vergangene Saison sieht in der Tat gar nicht mal so schlecht aus. Zwar gab’s gegen Ende der Hinrunde und zu Beginn der Rückrunde in der Tabelle mal einen kleinen Durchhänger, wo man doch mal in Richtung der Abstiegsplätze schielen musste, aber so wirklich in Gefahr war der SCP nie. Trotzdem war es irgendwie ein Auf und Ab. Es wollte sich weder über die gesamte Saison noch in einzelnen Spielen eine Konstanz einstellen.
Und du sagst es: Wäre da nicht der Sieg im Pokal, dann hätten die Paderborner aber mal einen gewaltigen Fehlstart hingelgt. Aber die Leistung in Cottbus war schon erschreckend. André Breitenreiter kritisierte nach dem Spiel, dass sich kein Spieler an seine Vorgaben gehalten hätte, dass zum Beispiel viel zu hoch verteidigt wurde. Warum der SCP aber dermaßen untergeht, konnte sich wirklich niemand erklären – keiner im Team und keiner außerhalb des Teams.

Hat das auch damit zu tun, dass sich die Mannschaft erst finden muss? Es gab ja ein ziemliches Transfer Hin- und Her in der Sommerpause?

Mit Sicherheit. Das Problem sehe ich aber weniger in den Neuzugängen, sondern eher in dem, was in der Vorsaison in Paderborn passiert ist. Es macht für mich den Anschein, als wenn da unter Stephan Schmidt einiges schief gelaufen ist. Da scheint vieles kaputt gegangen zu sein. Das Verhältnis zwischen Schmidt und dem Team muss ziemlich bescheiden gewesen sein. Die Folgen hat man dann auch in Cottbus gesehen: Ein SC Paderborn kann sich bei Energie Cottbus mal ein, mal zwei, vielleicht sogar mal drei schnelle Gegentore fangen. Eine intakte Mannschaft muss sich dann aber – erst recht am zweiten Spieltag – aufbäumen und gegen die drohende Niederlage stemmen. In Cottbus sah man bei den Paderbornern dagegen hängende Köpfe.
Auch wenn so eine Situation die Integration von Neuzugängen natürlich nicht gerade einfacher macht, sollte das eigentlich kein Problem sein. Wenn so etwas nicht klappt, dann sind es ja meistens Einzelfälle. Das dürfte André Breitenreiter locker schaffen. Die größere Aufgabe dürfte es für ihn aber sein, die Moral des Teams wieder auf Vordermann zu bringen.

Wie war denn die Erwartungshaltung vor der Saison? Wie lauten die Ziele? Sturer Klassenerhalt oder soll mehr drin sein?

Die Erwartungshaltung war und ist hoch. Auch wenn die vorherige Saison ja, wie gesagt, in vielerlei Hinsicht eher mäßig verlief, so hast du auch recht, wenn du sagst, der Klassenerhalt wurde entspannt erreicht. In wirkliche Abstiegsnöte ist der SCP in seiner gesamten Zweitliga-Zeit noch nie gekommen. Da ist es ja nur logisch, dass man irgendwann höhere Ziele anpeilt. Offiziell sagen Mannschaft und Trainer, dass sie so zwischen Platz fünf und acht landen wollen. Das halte ich auch für realistisch.
Der Präsident Wilfried Finke spricht immer mal gerne von den ersten drei Plätzen, die für Paderborn das Ziel sein müssten. Davon redet er allerdings schon seit dem ersten Aufstieg in die 2. Liga. Ich bin mir aber sicher, dass er auch weiß, dass das nicht zwangsläufig realistisch ist. Trotzdem gefällt mir diese Einstellung: Wenn du schon in der 2. Liga spielst, muss es ja eigentlich – zumindest irgendwann mal – dein Ziel sein, aufzusteigen. Und diesem langfristigen Ziel war man ja 2011/2012 unter Roger Schmidt mit Platz fünf und theoretischen Aufstiegschancen bis zum Saisonende ganz schön nah.

Dann kommen wir mal auf das Spiel zu sprechen. Der effzeh hat die Vorgabe aufzusteigen, steht aber bisher sieglos da. Spielt Euch das in Karten?

Auch wenn es ja gern mal als Plattitüde benutzt wird: Der SCP konzentriert sich auch vor dem Spiel gegen euch wohl eher auf sich selbst. Man hat in Paderborn trotz des Sieges im Pokal gerade wirklich genug mit sich selbst zu tun. Dazu kommt, dass der effzeh trotz seines auch nicht gerade prickelnden Saisonstarts einfach immer noch eine Hausnummer ist – allein schon wegen seines Namens. Als der Spielplan bekannt wurde, staunte man in Paderborn natürlich nicht schlecht, als die Gegner zum Auftakt Kaiserslautern, Cottbus und Köln heißen. Gegen alle drei kannst du verlieren. Es sieht aber blöd aus, wenn du nach drei Spieltagen ohne Punkt am Tabellenende stehst – erst recht, wenn am vierten Spieltag das Derby bei Arminia Bielefeld ansteht. Gut, dass die Paderborner immerhin im Pokal weitergekommen sind.

Was können wir denn taktisch vom SCP erwarten? Lässt Trainer Breitenreiter in der Benteler-Arena eher zum Sturm blasen oder heisst es auf Fehler des Gegners warten? Bei Eurem Heimspiel gegen Lautern habt Ihr ja sehr massiv die Mitte zugemacht. Vrancic und Demme haben die Vierer- ja fast zu einer Sechserkette gemacht. Was erwartest Du gegen Köln?

Ich gehe davon aus, dass man gegen euch ähnlich spielen wird wie gegen Kaiserslautern. Es würde mich schon arg wundern, wenn der SCP in seiner derzeitigen Situation ausgerechnet gegen Köln zum Sturmlauf blasen würde – auch wenn ich natürlich nichts dagegen hätte.
Trotzdem bin ich gespannt, ob Breitenreiter wieder viel Personal austauschen wird. Gegen Duisburg passte ja immerhin die kämpferische Einstellung. Auch in der Abwehr sah man besser aus. Da habe ich sowieso nicht verstanden, warum Breitenreiter von Beginn an auf Martin Amedick in der Abwehr gesetzt hat. Der bringt zwar viel Erfahrung mit, zeigte aber mit seinen Leistungen in der Vorbereitung schon, dass er – im Gegensatz zu seinen Partner in der Innenverteidigung, Uwe Hünemeier – derzeit einfach noch nicht in Form ist. Daher dürfte auch gegen euch wieder Christian Strohdiek spielen, der sich über die vergangenen Saisons hinweg zum absoluten Stammspieler entwickelt hat. Gut gefallen hat mir auch, dass Jens Wemmer ins rechte Mittelfeld gerückt ist und der junge Michael Heinloth rechts sehr ordentlich verteidigt hat. Im defensiven Mittelfeld steht auch Kapitän Markus Krösche wieder bereit. Da sollte hinten also so langsam alles dicht sein. Vorne hoffe ich einfach mal auf Elias Kachunga und Rick ten Voorde, die irgendwie den Ball im Tor unterbringen.

Okay. Dann sag uns doch bitte noch auf wen wir ganz besonders aufpassen müssen. Wer empfiehlt sich Deiner Meinung nach für höhere Aufgaben und macht den Fans in Paderborn ganz besonders viel Spaß?

Da gibt es eine ganze Menge. Das fängt schon hinten bei Lukas Kruse im Tor an. Der ist eine absolute Bank und ein Paderborner Eigengewächs noch dazu. Was er kann, hat er ja auch am Montag in Duisburg gezeigt. Zur Innenverteidigung habe ich ja schon ein bisschen was gesagt. Aber auch die Außenverteidiger sind absolut beachtenswert. Links zeigt Thomas Bertels seit vielen, vielen Spielen immer gute Leistungen. Rechts war bisher eigentlich immer Jens Wemmer gesetzt. Da er eben auch nach vorne gefährlich ist, würde ich ihn gern mal für einige Zeit im rechten Mittelfeld sehen. Sein Pendant links wäre dann Daniel Brückner. Der steht selten im Mittelpunkt, spielt aber regelmäßig und ist ein echter Publikumsliebling. Wahnsinniges Potenzial bietet eigentlich der Sturm, auch wenn man es in dieser Saison noch nicht so gesehen hat: Elias Kachunga ist jung und sehr gefährlich, besagter Rick ten Voorde kam vor der Saison aus der holländischen Eredivisie. Der bringt unfassbar viel Potenzial mit. Bei ihm bin ich mir ziemlich sicher, dass Paderborn nur eine Zwischenstation ist. Aber das ist ja ok, und das gab es auch lange nicht in Paderborn: Erst Nick Proschwitz war der erste Spieler, dessen Stern in Paderborn so wirklich aufgegangen ist und der für viel Geld weiterverkauft werden konnte. Solche Transfererlöse sind für Paderborn unheimlich wichtig. Vom Proschwitz-Transfer hat man finanziell heute noch was. Und wie es der Zufall so will: Proschwitz war ja ein Stürmertyp wie ten Voorde. Davon abgesehen dürfte aber auch noch der eine oder andere Neuzugang nach Paderborn kommen und der eine oder andere Kicker auch noch den Klub verlassen. Das war schon nach dem Debakel in Cottbus klar und dürfte sich nun mit den Pokal-Einnahmen auch recht gut bewältigen lassen. Manager Michael Born war unter anderem in Norwegen unterwegs. Ich bin mal gespannt, wer da noch so kommt…

Dann schauen wir uns das mal an. Wie in jedem Spiel gehe ich natürlich von einem Sieg des glorreichen 1.FC Köln aus und ich möchte Dich nicht ohne einen Tipp entlassen. Na? Wie geht`s aus?

Tja, André Breitenreiter leistet gute Arbeit und mit dem Sieg und der kämpferischen Leistung aus Duisburg im Rücken wird’s langsam aufwärts gehen. Außerdem muss ja die richtige Basis für das Derby gegen Bielefeld gelegt werden. Und da hinten beim SCP ja mittlerweile alles sicher hält, und Brückner und Wemmer vorne Kachunga und ten Voorde beliefern werden, wird Paderborn wohl mit 2:0 gewinnen. Sorry…

Hmm. Das würde mir ja schon ein wenig den Tag verderben. Ich bedanke mich aber dennoch ganz herzlich für Deine Mühe und wünsche viel Spaß am Samstag!

1 comment to Wortwechsel #3: SC Paderborn – effzeh

Haut rein, schreibt mir was!