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Wortwechsel #4: effzeh – SV Sandhausen

Nach dem eher…nunja…verhaltenen Start in die neue Saison steht der 1.FC Köln vor seinem ersten wirklichen “must-win”. Das Heimspiel gegen den SV Sandhausen muss aber auch erst gespielt werden und wie mein Gast diese Woche genau richtig anmerkt muss der effzeh seinen ersten Sieg gegen den SV erst noch erreichen. Diese Woche war Stefan vom Fanclub “Carpe Diem Sandhausen” so nett mir ein paar Fragen zu beantworten.

Auf der Homepage seines Fanclubs gibt es regelmäßig Berichte und Fotos von den Spielen des SV Sandhausen und gemeinsam mit einem Freund betreut er die Facebook und Twitter (@CDSandhausen) Seiten seines Fanclubs.

stefanHallo Stefan! Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst ein paar Fragen zum Spiel gegen “Deinen” SV Sandhausen zu beantworten. In der letzten Saison sportlich abgestiegen aber durch das Duisburger Chaos dennoch in der Liga geblieben. Das muss eine Achterbahnfahrt gewesen sein, oder? Alles schon verdaut?

Eigentlich hatten wir uns mit dem Abstieg, der sportlich übrigens voll und ganz verdient war, schon abgefunden und uns auf einen Neuanfang mit einigen personellen Veränderungen (Trainer, Spieler, Teammanager, etc.) in der 3. Liga gefreut. Im Pfingsturlaub bekam ich dann von zu Hause einen Anruf, dass der MSV Duisburg keine Lizenz bekommen hat und wir in der 2. Liga bleiben. Das war natürlich eine Hammer Nachricht und für mich völlig unerwartet. Bis zur endgültigen Entscheidung hat sich das Ganze dann noch ein paar Wochen hingezogen aber letztendlich mit dem glücklicheren Ende für den SVS. In dieser Zeit war es dann wirklich so ein bissel wie eine Achterbahnfahrt. Es gab immer mal wieder positive aber auch negative Nachrichten in Bezug auf den Duisburger Einspruch zum Lizenzentzug. Und wir Sandhäuser mussten uns in dieser Zeit auch einiges Negatives von anderen Fußballfans anhören. Wir sind zwar Nutznießer der Duisburger Situation aber Verursacher waren wir nicht und können da am wenigsten für. Schade letztendlich für den MSV und vor allem die MSV Fans, aber wir nehmen diese Chance, nun noch ein weiteres Jahr 2. Liga zu spielen, natürlich gerne an. Es ist nach wie vor etwas Besonderes für unseren kleinen Verein in der 2. Liga zu spielen. Es sind in der letzten Runde einige Fehler beim SVS passiert und wir hoffen diese Saison aus den gemachten Fehlern zu lernen und einiges besser zu machen.

Sandhausen ist ja in manchen Augen so ein wenig das neue Meppen. Die Gemeinde hat knapp 15.000 Einwohner, es ist alles mindestens eine Nummer kleiner als in Köln oder Düsseldorf oder Kaiserslautern. Dennoch spielen wir eben in einer Klasse. Stell uns doch mal bitte den Verein vor. Muss ich mir das wie einen typischen Sportverein in der Kleinstadt vorstellen oder sind die Strukturen durchaus vergleichbar mit den größeren Vereinen? Wo kommt das Geld für ein “Projekt” SV Sandhausen her und wie sieht es mit der Fanszene aus?

Der SV Sandhausen war über viele Jahrzehnte eine feste Größe im Amateurfußballbereich und war immer auf den vorderen Tabellenplätzen zu finden. Wir führen z.B. nach wie vor die Ewige Tabelle der Oberliga Baden-Württemberg an. In den Neunziger Jahren spielten wir mal eine Saison in der Regionalliga, stiegen aber gleich wieder ab. Seit 2007 ging es mit dem SVS dann aber steil bergauf. Erst der Aufstieg in die damalige Regionalliga Süd, dann die direkte Qualifikation zur 3. Liga und 2012 dann Meister der 3. Liga und Aufstieg in die 2. Bundesliga. Was die Strukturen angeht, kann man den SVS natürlich nicht mit Vereinen wie Köln, Lautern oder Düsseldorf vergleichen. Wir spielen z.B. nach wie vor noch in unserem alten „Oberligastadion“, welches nach und nach erweitert und umgebaut wurde um die Auflagen für die jeweiligen Ligen zu erfüllen. Auch unsere Geschäftsstelle war bis vor kurzem noch mit hauptsächlich ehrenamtlichen Leuten besetzt. Dies hat sich nun geändert und man ist dabei die notwendigen Strukturen nachzuziehen. Trotzdem haben wir hier in Sandhausen noch vieles vom „typischen Sportverein auf dem Dorf“. So arbeiteten beim Stadionumbau z.B. nach wie vor viele Leute ehrenamtlich mit. Das müssen wir uns auch unbedingt bewahren, denn wenn wir den Dorfclubcharakter verlieren, dann geht auch viel besonderes beim SVS flöten.
Was unseren Etat angeht, so spielt hier unser Präsident Jürgen Machmeier eine ganz wichtige Rolle. Er ist Inhaber einer Firmengruppe und ohne ihn würden wir wohl nicht in der 2. Liga spielen. Jürgen lebt und liebt den SV Sandhausen wie kaum ein anderer. Er hat beim SVS selbst Fußball gespielt, wie auch schon sein Vater und mittlerweile spielt sein Sohn für die SVS Jugend. Vor allem durch die Verbindungen über Machmeiers Firmen konnten viele mittelständische Firmen als Sponsoren für den SVS gewonnen werden, was eine wichtige Grundlage für unseren Etat ist. Mittlerweile sind auch einige größere Firmen aus der Region oder überregional mit an Bord. Trotzdem haben wir es als kleiner Verein in der Region nicht leicht und jede Saison ist ein finanzieller Kraftakt, da unter anderem ein anderer, bei uns nicht ganz so beliebter, Verein aus der Umgebung viele Sponsoren und vor allem Zuschauer zieht, die dem SVS letztendlich irgendwo fehlen.
Unsere Fanszene ist noch überschaubar. Sie wächst langsam aber stetig und die Leute bleiben dann auch an Bord und kommen nicht nur zu den Highlights. Mir ist das lieber als kurzfristig viele Eventfans zu gewinnen, die bei ausbleibendem Erfolg dann auch schnell wieder zu Hause bleiben. Wir haben mittlerweile 16 Fanclubs mit über 300 Mitgliedern. Viele vom „harten Kern“ kommen noch direkt aus Sandhausen und der Zusammenhalt ist daher auch sehr gut, weil man sich untereinander kennt.

Das hört sich ja ein wenig wie Old-School-Fußball an. Gefällt mir.  Aber dann lass uns jetzt mal auf das Sportliche zu sprechen kommen. In der Liga habt Ihr zwei Unentschieden gegen Aalen und Cottbus geholt und nur eine knappe Niederlage in Aue. Zudem wurde mit dem Glubb aus Nürnberg ein Erstligist aus dem DFB-Pokal geworfen. Wie fällt Deine Einschätzung des Saisonstarts aus?

Letzte Saison hatten wir nach drei Spielen fünf Punkte und sind am Ende trotzdem abgestiegen ( oder auch nicht…). Von daher ist es noch sehr früh für eine Einschätzung. Die Unentschieden gegen Aalen und Cottbus gehen in Ordnung, aber die Niederlage in Aue tut ein bissel weh, weil da mehr drin gewesen wäre. Der Pokalsieg gegen den Glubb war aber absolut verdient, da unsere Jungs den Sieg einfach mehr wollten als die Nürnberger. Von daher werfe ich fünf Euro ins Phrasenschwein und meine Einschätzung des Saisonstarts lautet: „ Es ist noch Luft nach oben“.

Ich muss ja gestehen, dass mir die meisten Spieler in Eurem Kader eher wenig sagen aber mit Lukas Kübler und Timo Achenbach habt Ihr natürlich zwei – in Kölner Kreisen – bekannte Namen auf der Gehaltsliste. Stell uns mal bitte den Kader ein wenig näher vor. Wer ist Publikumsliebling, wer fällt gerne und auf wen müssen wir beim Spiel gegen den effzeh ganz besonders achten, weil er vor einer großen Karriere steht?

Da darf ich jetzt aber nicht zu viel verraten, nicht das Peter Stöger hier mitliest 😉 (edit: pfft. – Axel). Bekanntester Spieler beim SVS ist unser Stürmer Frank Löning, der nach einer Verletzung aktuell aber noch nicht ganz fit ist und Samstag vermutlich erst mal auf der Bank sitzen wird. Weitere erfahrene Spieler im Kader sind Matthias Zimmermann ( ausgeliehen von M’gladbach), Ranisav Jovanovic und Stefan Kulovits. Letzterer ist ähnlich wie euer Trainer eine „Wiener Legende“ und spielte viele Jahre bei Rapid Wien. Ein Auge könntet ihr in der Offensive auf Marco Thiede und hinten auf Julian Schauerte werfen. Marco kam aus Augsburg und hatte seinen ersten Einsatz beim Pokalspiel gegen Nürnberg. Der Junge hat eine Pferdelunge und rennt 90 Minuten hoch und runter. Und Julian Schauerte, mittlerweile im fünften Jahr beim SVS, ist unser Juwel und wird von Spiel zu Spiel stärker.
Zu den zwei Ex-Kölnern: Lukas Kübler ist aktuell leider noch verletzt und ich habe ihn bisher selbst noch nicht spielen sehen. Bei der Mannschaftsvorstellung kam er aber sehr sympathisch rüber. Und Timo Achenbach spielt bisher eine gute Runde hinten links und wird am Samstag vermutlich 80% unserer Freistöße treten.

Gegen Nürnberg habt Ihr zu Hause mit einem massiven 4-2-3-1 gespielt und habt bis auf das Gegentor durch Ginczek wenig zugelassen. Wie sieht Deine Erwartung für das Auswärtsspiel in Köln aus, denn wir müssen wohl nicht drum rumreden, dass hier jeder einen Heimsieg erwartet. Was denkt sich Alois Schwartz aus um in der Domstadt zu punkten?

Ich vermute wir werden in Köln ähnlich auftreten wie gegen Nürnberg. Wir werden aus einer stabilen Abwehr heraus versuchen die ein oder andere gefährliche Aktion zu starten um den FC zu ärgern. Wir haben in Köln nichts zu verlieren und haben bereits letzte Saison ein gutes Spiel im Rhein-Energie-Stadion abgeliefert. Der Druck liegt eindeutig bei euch und je länger wir hinten die Null halten, desto größer ist die Chance bei euch was Zählbares mitzunehmen .

A propos Alois Schwartz. Der Trainer kam aus Erfurt und ist ganz frisch in Sandhausen, ähnlich wie Peter Stöger in Köln also. Ich bin ja mit unserer Trainerwahl (noch) sehr zufrieden. Wie sieht das bei Dir aus? Wofür steht Schwartz und was erwartest Du?

Geholt wurde Schwartz ja eigentlich für den Neuaufbau mit jungen Spielern in der 3. Liga. Und nun darf er 2. Liga trainieren. So schnell ist wohl noch nie ein Trainer aufgestiegen. Alois Schwartz ist sehr diszipliniert und lebt das der Mannschaft auch vor. Das finde ich erst mal gut, sagt aber noch nichts über die Leistung aus. Momentan kann ich die Handschrift des Trainers bei unseren Spielen noch nicht richtig erkennen, was aber auch daran liegen kann, dass es bei 16 Neuzugängen einfach noch etwas dauern kann bis die Spieler das System des Trainers verinnerlichen. Generell wollen wir aus einer stabilen Abwehr heraus spielen, denn die Abwehr war letzte Runde unser Sorgenkind. Was mir in den ersten Spielen bei Schwartz bisher aufgefallen ist, er wechselt oft erst sehr spät aus. Ich hätte bei dem ein oder anderen Spiel schon früher frischen Wind von außen gebracht.

Wie sind denn überhaupt die Erwartungen in Sandhausen? Klassenerhalt muss das vorrangig Ziel sein, oder?

Von mir aus könnte die Runde heute schon zu Ende sein, denn aktuell stehen wir auf dem 15. Tabellenplatz und das würde mir voll und ganz genügen. Es geht natürlich nur um den Klassenerhalt und den wollen wir diese Saison sportlich erreichen. Das ist unser Ziel und ich denke das werden wir diesmal auch schaffen.

Na gut, dann drücken wir Euch für die restlichen 32 Spiele die Daumen aber gegen den 1.FC Köln möchte ich natürlich schon Niederlagen Deines SV sehen, sei mir nicht böse. Alles andere als einen Heimsieg zu tippen kommt mir auch gar nicht in die Tüte also lege ich mich mal auf ein recht deutliches 3:1 fest. Ich weiß zwar nicht, wer bei uns die Tore schießen soll aber irgendwas muss ich ja tippen. Und ich entlasse Dich auch nicht, ohne einen Tipp. Also?

Gegen Köln sahen wir bisher immer ganz gut aus und sind in der 2. Liga noch ungeschlagen. Das wird auch am Samstag so bleiben, denn wir spielen 1:1. Notfalls wechseln wir in der 89. Minute unseren Teammanger Regis Dorn ein, der erzielt dann schon das Tor für uns 😉

Dann schauen wir uns das am Samstag gespannt an. Vielen Dank, dass Du mitgemacht hast, ich wünsche viel Spaß mit Deinem Verein und wenn Du oder Dein Fanclub in Köln bist, eine gute Zeit!

Haut rein, schreibt mir was!