Mitte des fünften Innings wird es Peter Stöger zu bunt. Der Skipper nimmt seinen Starting-Pitcher Marcel Risse….oh…Sportartenmix? Das muss an meinem schlimmen Schlafmangel liegen. Es sind ja zur Zeit die World Series zwischen St. Louis und Boston. Egal. Jetzt ist ja Fußball. Okay, fangen wir nochmal an:
In der Pause wird es Peter Stöger zu bunt. Seine Systemumstellung, ohne Yannick Gerhardt, mit Matthias Lehmann als Single-Sechs, sorgte für mehr Verwirrung in den eigenen Reihen, als dass es das Spiel nach vorne ankurbeln konnte. Der Zustand wird korrigiert, der effzeh schafft in der zweiten Halbzeit deutliches Übergewicht und gewinnt ein schweres Auswärtsspiel völlig verdient. Puh. Durchatmen. Das Wochenende mit offenen Armen empfangen. Jetzt.
In der ersten Halbzeit legt der effzeh los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Halfar und Peszko mit zwei guten Chancen in Minute vier und fünf. Aber irgendwie fehlte der Zugriff auf das Spiel, Die Arminia versuchte mehr Zerstörungskräfte freizusetzen als ein mies gelaunter und eben erst aufgewachter Godzilla vor dem ersten Kaffee, spielte nicht wirklich mit, sondern versuchte die Fehler -die durch Schlampigkeit bzw. unpräzises Spiel viel öfter vorkamen als man sich das als effzeh-Fan wünscht- auftraten, auszunutzen. Nach ca. 20 Minuten kam es dann auch zu zwei brenzligen Situationen vor dem Tor von Timo Horn, der aber an diesem Abend in Ostwestfalen nicht überwunden werden sollte.
Nach dem Spiel sprach Patrick Helmes von “schlechter Staffelung”. Das kann man so sagen. Zum Teil standen vier Spieler auf Höhe 30 Meter vor dem gegnerischen Tor auf einer Linie und Tony Ujah schaut mit großen traurigen Augen zu. Das kann nicht Teil des Plans gewesen sein.
In der zweiten Hälfte dann die erwähnte Korrektur. Das Ergebnis war recht eindeutig. Im zentralen Mittelfeld wurde direkt Übergewicht geschaffen, die Außen konnten sich -ohne ständiges Rochieren- auf ihre Kernaufgabe konzentrieren, Lehmann konnte sich ins Spiel nach vorne einschalten, weil Gerhardt zurück bleiben konnte und damit nahm man praktisch den kompletten Druck aus dem Bielefelder Spiel, weil sich die Mannschaft von Stefan Krämer halt permanent in der Rückwärtsbewegung befinden musste, statt stören zu können. Zwischen Minute 45 und 80 tippe ich auf 75% Ballbesitz für den 1.FC Köln.
Natürlich ergeben sich aus dieser Überlegenheit auch Chancen. Fußball ist halt immer noch ein einfaches Spiel, da hat sich nix getan. Helmes muss das Ding machen, vielleicht sogar zwei, Peszko mit Großchance, zwei, drei Schüsse aufs Tor. Irgendwann muss doch die Führung gelingen. Oder?
Ich schrieb einem Freund, der das Spiel leider nicht sehen konnte, gerade eine Nachricht, dass es verdammt knapp werden wird. Zeit läuft und irgendwie habe ich Schiss, dass da nix Zählbares rauskommt. In dem Moment wo ich auf “senden” gedrückt habe, paßt Brecko auf rechts nach Lehmann, der flankt scharf und flach in die Mitte wo Peszko einen schläfrigen Moment der Bielefelder Innenverteidigung ausnutzt und völlig alleine…
Jap. Da war sie, diese eine Szene, die aus einem normalen Fußballspiel ein euphorisierendes Erlebnis machen kann. Und der Pole nutzt seine Chance uns ein schönes Wochenende zu schenken! Das 1:0. Puh.
In der Folgezeit, es waren noch zehn, zwölf Minuten zu spielen, bin ich aber die sprichwörtlichen tausend Tode gestorben. Schaut mal im Lexikon unter “Kontrollverlust” nach, da müsste diese Zeit eigentlich als exemplarisches Muster dienen. Der effzeh vergaß schlicht das Fußballspielen, sondern verwandelte sich in eine rot-weiße Navy Seals Einheit. Nicht schön, immer knapp am Abgrund aber letztlich so gut ausgebildet, dass nix anbrennen konnte. Es wurden viel zu viele Bälle schnell verloren, es wurde zu viel gefoult anstatt mit Ballkontrolle die Uhr runter zu spielen. Bielefeld hatte letztlich gar keine wirklich gefährliche Situation aber ihr kennt das ja: als Fan sieht jeder Ball, der Richtung Strafraum geschlagen wird nochmal viel brenzliger aus, als er sein muss.
Nach 93 Minuten und 17 Sekunden pfeift Peter Sippel das Spiel ab, ein Blick auf die weiteren Spiele des Abends lässt das Grinsen breiter werden und die österreichische Kräuterlimonade schmeckt nochmal einen Ticken besser. Auch wenn wir von einem Arbeitssieg sprechen müssen, zeigt doch auch dieses Spiel eine Entwicklung: Die Mannschaft und der Trainer können auf ein Spiel reagieren! Aktiv eingreifen! Die Richtung ändern. You know what I mean. Da ist kein Aktionismus im Spiel, keine Panik, kein wildes taktisches Umstellen. Da wird justiert. Präzise, zum richtigen Zeitpunkt und mit der nötigen Empathie für das eigene Spiel. Das hatten wir in den letzten paar hundert Spielzeiten ja auch eher selten. Peter Stöger, Mann! Peter Stöger. Wer es noch nicht verstanden hat, ich oute mich mal als Fanboy. Leiwand, der Peter!
Es macht also weiter Spaß diese Saison mit dem 1.FC Köln zu verbringen und ich sehe auch nichts, was das im Moment ändern sollte. Versteht mich nicht falsch, die Mannschaft, die heute in Bielefeld gewonnen hat, hätte wohl gegen Zlatan Ibrahimovics PSG oder gegen die Bayern eher verloren aber bis dahin hat Peter Stöger ja auch noch zwei Jahre Zeit die nötigen Rädchen zu drehen…
Nächste Woche (eigentlich erst Übernächste) spielen wir zu Hause gegen Union Berlin. Als Tabellenführer, Zu Hause gegen den (wohl) Tabellenzweiten. Fast wie ein Spiel in der World Series möchte man meinen.
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Come on effzeh!
Haut rein, schreibt mir was!