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FC – Erzg. Aue: Fire in the hole

Da liegt er also, der Christian. Küsst den Rasen, hat längst kein Trikot mehr an und man möchte meinen der Arzt sollte schon lange auf dem Weg sein. Helft dem Jungen doch mal, er kommt ja von alleine nicht mehr hoch. Ein paar Meter daneben liegt Toni Ujah auch auf dem Boden, wird aber von unserem neuen österreichischen Stürmer liebevoll umsorgt. Das Publikum, die Mit- und Gegenspieler scheinen wie eine CGI-generierte Animation in das Bild montiert aber es ist kein Bluescreen zu sehen, keine grünen Leinwände, es ist wohl wirklich passiert.
Ich muss nochmal zurückspulen. Ujah stoppt einen hohen Ball mit der Brust, da läuft Clemens, nimmt den Ball auf der rechten Halbseite, in der Mitte läuft Maierhofer Ujah um, der Nigerianer klappt zusammen als hätte der Blitz eingeschlagen, die Augen aller Beteiligten richten sich auf diese bizarre Szenerie auch Clemens Gegenspieler Pezzoni scheint leicht abgelenkt, lässt so einen oder zwei Meter zu viel Platz, die Sekunden werden langsamer, es ist vollkommen ruhig.

Fire in the Hole! Fire in the Hole!

Drei Sekunden später liegt Köln sich wieder in den Armen, vergisst alles, schreit sich die Seele aus dem Leib, dat Trömmelche trommelt durch die, komischerweise immer knarziger werdenden, Müngersdorfer Lautsprecher und -man mögen uns retten- Aue ist besiegt!

Ein Triumph des Willens? Hör mir uff. Ein Statement-Sieg? Ja, aber das Statement ist nicht wirklich positiv. Ein Sieg der Leidenschaft? Herrjeh. Verdient? Nicht wirklich. Wichtig? Ich hoffe nicht. Eine Initialzündung? Kann ich mir nicht vorstellen. Es war ein Trottelsieg, eine Laune des Fußballgotts, eine Mischung aus Louis de Funes und David Lynch. Merkwürdig. Unvorhersehbar und albern.

Der FC geht an diesem Samstag früh in Führung. Maroh köpft nach einem Eckball Richtung lange Eckfahne aber der Auer Kapitän Klingbein hielt seinen Schädel dazwischen, so dass der Ball perfekt im Tor einschlägt. Duselige Führung, die aber in der Folgezeit verdient wurde, weil der effzeh tatsächlich sowas wie Engagement an den Tag legte. Die ersten 20 Minuten waren okayer Fußball. Für die Tristesse der zweiten Liga und dem Personal unserer Mannschaft sogar gut. Wirklich. Ujah schießt Männel an, Royer köpft an die Latte, Clemens drischt aus jeder Position drauf und Hector schafft auf Links einige angständige Flankenläufe, die Eichner wohl hoffentlich für alle Zeiten aus der Startelf genommen haben sollten. Das ist aber nur eine kleine Hoffnung. Eine Pflanze, die sich erstmal nicht zu wässern lohnt.

Mit dem Kölner Spiel ist es spätestens in der zweiten Halbzeit vorbei. Die untauglichen Versuche Matuschyks den Besenstiel, der in seinem verlängerten Rückgrat steckt, mit ins Spiel einzubinden enden regelmäßig in konfusen Abschlüssen, in erbarmungswürdigen Schüssen in den Oberrang. Spielaufbau erwarte ich von dem ja schon seit zwei Jahren nicht mehr aber ich habe das Gefühl, dass er in jedem Spiel immer schlechter wird.
Jajalo läuft auch eher neben der Musik, kann aber wenigstens noch einen Pass über drei Meter spielen.
Die Abwehr schwimmt, Brecko dribbelt sich im eigenen Strafraum in eine wahnhafte, realitätsverneinende Zwischenwelt und der Rest schaut traurig zu. Es ist keine Dynamik mehr vorhanden, es ist einfach nur noch ein trostloser Kick.

Dass Pezzoni das Gegentor macht, ist in der Retrospektive natürlich ein Treppenwitz, der in der 11 Freunde Redaktion wohl mit einer tüchtigen Ladung Aperol Spritz aufgenommen worden ist aber das interessiert auch hier nur am Rande. Mir ist Pezzoni herzlich egal und so unendlich bescheuert wie der Kretin aus O3, der dem Mann nach Abpfiff an den Kragen wollte, kann ich dann doch nicht mehr werden, in diesem Leben. Hoffe ich.

Was bleibt uns von diesem Spiel? Die Erkenntnis, dass der 1.FC Köln – heute – nichts aber auch gar nichts in der ersten Liga zu suchen hat. Ein Aufstieg mag finanziell notwendig sein (ich hab’ nix gesagt) aber für die nächsten Jahre, wäre es nicht zu verantworten. Die Mannschaft ist noch nicht so weit. Feierabend.

Klar können wir uns über den Sieg freuen, man ist ja schließlich Fan des Vereins und möchte eigentlich schon immer, dass ein Sieg rausspringt, ich hoffe nur, dass man das Ergebnis nicht losgelöst vom Spiel sieht. Das ist für Köln schon recht viel verlangt, ich weiß. Ich hoffe aber immer noch auf eine neue Nüchternheit, denn das “Trömmelche” allein bringt keine Punkte. Schlagt nach in den Statistiken der letzten 23 Jahre.

Karnevals-Samstag geht’s nach Cottbus. Da kann ich mir auch Schöneres vorstellen!

3 comments to FC – Erzg. Aue: Fire in the hole

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