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FC – HSV: Die another Day


Um kurz vor halb sechs stand Milivoje Novacovic vor der Kamera, erklärte, dass er stolz auf sich sein kann aber dass das Lob alleine der Mannschaft gebührt. Das was ein Stürmer halt sagen muss, wenn er drei Tore geschossen hat. Er hielt sich dran. Auf Nachfrage des Interviewers, dass man ja hören würde, dass es nicht klappt, zwischen Poldi und Nova, dass die beiden nicht miteinander können würden, wurde Novacovic kurz redselig, verlor die Contenance und holte zur Breitseite gegen seinen Ex-Trainer aus. Natürlich klappt es zwischen Poldi und ihm, man müsse beide nur richtig aufstellen. Man würde sehen, dass auch Poldi wieder mehr Spaß am Spiel hat, wenn er grätscht, grätscht auch die Mannschaft (so ist das also), Schäfer hätte die Woche gut trainiert, die richtigen Worte gefunden, alle seien hochmotiviert mit ihm weiter zu arbeiten. Da stellten sich dann auch keine Anschlußfragen mehr. Novacovic hält den Finger in alle Wunden, fasst in dreißig Sekunden zusammen, warum der Effzeh bisher auf der Stelle getreten ist und gibt auch der Vereinsleitung zu verstehen, was Ambach ist. Wow.

Das Spiel begann zerfahren, fast American-Football-gleich mit harten Positionskämpfen, Verschiebungen nur im Mittelfeld, mit vielen Fouls und Unterbrechungen. Nach zehn Minuten schlägt Nova zum ersten Mal zu. Langer Ball von Poldi in den Strafraum, Westermann verlängert, Nova steht da, wo er stehen muss. Frühe Führung.

Leider kommt der Ausgleich sehr schnell. Nach einem schönen Pass aus dem Mittelfeld läuft Petric Mohammad davon, die Kölner Abwehr war weit aufgerückt, spielt vergebens auf Abseits aber der junge Vavrodic kann mit einer schönen Parade zum Eckball klären. Trochowski schießt die Ecke auf Mathijsen, der den Kopfball -von Lanig völlig unbedrängt- ins lange Eck plaziert, dort steht Brecko, der den Kopf nicht schnell genug runter kriegt, sondern nur von der Brust abprallen lassen kann, direkt auf den Schädel von Petric. Die Euphorie dauerte genau dreieinhalb Minuten.

Die Führung für die Hamburger fiel nach einer erneut verunglückten Abseitsfalle. Salger lässt Son passieren, macht zu spät einen Schritt nach Vorne, der Pass kommt punktgenau, Vavrodic kommt zu spät raus (oder zu früh, wie man will), Son lupft, Brecko kommt auch zu spät, Führung HSV.

Der FC zeigte jedoch eine ungebrochene Körperhaltung. Im Mittelfeld wurde weiter aggressiv angegriffen und so fiel der Ausgleich fast zwangsläufig. Podolski und Clemens nehmen im Kollektiv den Hamburgern den Ball ab, spielen einen schönen Doppelpass, Poldi mit Anlauf in den Strafraum, Nova löst sich bilderbuchmäßig von seinem Bewacher, steht frei, Podolski im richtigen Moment in die Mitte und Novacovic klug gegen die Laufrichtung von Drobny, hat sogar etwas Glück, weil er den Ball nicht richtig trifft aber, hey, was soll´s. Der FC gleicht aus.

In der Folgezeit hat der HSV große Probleme mit Kölner Standards, zwei, drei Mal kommen die, von Podolski aus allen Lagen geschossenen Freistöße, gefährlich auf das Tor. Der HSV macht insgesamt viel zu wenig, zeigt keine Aggressivität in den Zweikämpfen, sondern versucht alleine durch spielerische Mittel über die Außen zum Erfolg zu kommen. Die einzig nennenswerte Chance verballert Guerrero als er sich auf links im Strafraum durchsetzten kann, Varvodic aber noch einen Fingernagel an den Ball bekommt, dieser an die Unterlatte geht und deutlich vor der Linie wieder in´s Feld zurück springt. Mehr war eigentlich nicht zu sehen.

Der FC zeigte im Gegensatz großen Willen das Ergebnis positiv zu gestalten. Podolski schießt ein reguläres Tor, nach feinem Pass von Matuschyk, jedoch wird wegen Abseits abgepfiffen. Der eingewechselte Chihi noch mit einer Riesenchance aber er gerät zu sehr in Rücklage, der Ball geht über das Tor. Die HSV-Abwehr macht, je länger das Spiel dauerte, einen immer unsortierteren Eindruck. Die Zuständigkeiten schienen nicht klar zu sein, die Laufwege stimmten nicht. Immer wieder kam der FC auf Außen durch. Clemens verlagerte sein Spiel häufig in die Mitte, so bildeten sich Räume für Ehret (Chihi) auf links und Brecko auf rechts.

Das Siegtor war dann ein prototypisches Beispiel für die kopflose Hamburger Abwehr. Clemens schirmt den Ball in der Mitte ab, zieht die gesamte Abwehr in´s Zentrum, auf rechts ist Brecko völlig frei, der kluge Pass kommt, Brecko macht drei, vier schnelle Schritte in den Strafraum, passt in die Mitte wo sowohl Podolski als auch Novakovic völlig frei stehen, Podolski kommt (zum Glück) nicht dran, Nova steht wieder goldrichtig und schiebt komplett ungestört zum 3:2 ein.

Dem HSV fällt in den letzten Minuten rein gar nichts mehr ein, was den Kölner Sieg in ernsthafte Gefahr bringt. Klar, sie gehen alle nach Vorne, klar, es ergibt sich ein Übergewicht aber die ganze Kölner Mannschaft arbeitet gut zurück, gibt kaum Räume frei und hat eigentlich immer einen Fuß dazwischen. Dann pfeift Babak Rafati, der diesmal wohl vor dem Spiel auf sein Lüttje Lage verzichtet hat, das Spiel ab und in ganz Köln kann man die Felsbrocken sehen, hören, fühlen, die von den Menschen abfallen!

Sieg! Zu Hause! Gegen den HSV! Drei Tore Novacovic, ein Podolski, der in Nationalmannschaftsform das Spiel an sich riss, einen unglaublichen Einsatz zeigte, überall zu finden war und sich komplett in den Dienst der Mannschaft stellte. Ein Weltklasseauftritt von ihm. Die Mannschaft insgesamt mit hohem Aufwand, mit frischem Wind und dem absoluten Willen zu gewinnen.

Sollen wir jetzt noch nachtreten und weiter Soldo bashen? Nein, ich glaube nicht. Jeder Zuschauer muss gesehen haben, dass eine andere Mannschaft auf dem Platz stand und daraus dann seine eigenen Schlüsse ziehen. Machen wir eine Deckel auf die Ära Soldo, freuen uns dass Nova wieder spielen darf, dass die Mannschaft anscheinend sehr empfänglich für einen kommunikativen Trainer ist, dass eine andere Stimmung herrschte als zuletzt. Ich hoffe inständig, dass Overath und Meier nun dem “Neuen” eine angemessene Chance geben und ihm vielleicht auch mal den Rücken stärken, denn Schaefer hat bis jetzt alles richtig gemacht. Das gönne ich ihm so sehr, da fehlen mir fast die Worte. Dass der herbeigesehnte und vollkommen überfällige Trainerwechsel halt ein paar Wochen zu spät kommt, ist leider nicht mehr zu ändern.

Nächste Woche geht es gegen den Glubb. Der startete bärenstark in die Saison, hat schon 15 Punkte und siegte am Samstag in Bremen. Das wird ein ganz schweres Auswärtsspiel aber falls man dort etwas holen kann, ist ja schon fast von einer kleinen Serie zu sprechen. Ich wünsche es uns allen!

1 comment to FC – HSV: Die another Day

  • Glück, Zufall und fehlerhafte Schiedsrichter Entscheidungen… waren leider nicht Schuld an unserer Niederlage.

    Drei Tore gegen euch, das ist für uns bitter.

Haut rein, schreibt mir was!